Bye Bye Raumfahrt
Es hat etwas länger gedauert als normal. Aber nun ist er da, der zweite und letzte Band über Raumsonden. Ich hatte ja als „Bruchdatum“ 1993 angesetzt, ich hätte aber auch 1991 oder 1992 nehmen können, denn in diesen Jahren starteten keine Raumsonden. Die Überlegung war zum einen, dass beide Bände ungefähr gleich groß sein sollten. Zum anderen suchte ich nach einem guten Datum für den Bruch und das waren diese Jahre. 1988 starteten Phobos 1+2, die letzten Raumsonden der Sowjetunion. Im Band 1 findet man rund 100 russische Sonden, in Band 2 nur zwei. Zudem startete 1992 das Discoveryprogramm was ab 1996 zu vermehrten US-Starts führte.
Trotzdem ist Band 2 mit 428 Seiten etwas umfangreicher als Band 1. Das liegt daran, dass man mehr schreiben kann. Die Missionen dauerten länger, die Raumsonden waren komplexer. Zudem sind es mit zwei Ausnahmen nur zwei Raumsonden pro Mission. In Band 1 sind es bis zu neun auf US-Seite und bis zu 14 auf russischer Seite. Wenn man dagegen nach Kapiteln schaut, so sind es 48 im Band 1 und 55 im Band 2. So ist ein Kapitel im Durchschnitt fast gleich lang.
Ansonsten gilt dasselbe wie für Band 1: Jedes Kapitel behandelt ein Programm, mit zwei Ausnahmen ist das im Band 1 nur eine einzelne Raumsonde. Ein Unterschied zur Website ist, dass ich nun die Raumsonde und Experimente nicht im Detail bespreche, sondern nur was besonders an dieser Sonde ist. Das Hauptaugenmerk liegt daher mehr auf der Projektgeschichte. Alle technischen Daten, vor allem der Experimente findet man in einem einheitlichen Datenblatt. Jeder Eintrag ist so im Durchschnitt 8 Seiten lang, das ist deutlich kürzer als auf der Website, doch die ist ja auch für alle, die alles wissen und vor allem nachschauen wollen. Ich glaube nicht das jemand die gesamte Webseite durchliest, wie man es mit einem Buch tun würde.
Ich glaube beide Bände sind ein guter Kompromiss: Sie sind an eine interessierte Allgemeinheit gerichtet und nicht zu technisch. Trotzdem findet man wichtige Daten, vor allem von den Instrumenten. Sie befinden sich in einem einheitlichen Datenblatt bei jeder Mission, dass man aber auch überspringen kann. Bei vielen Kapiteln viel mir das Kürzen schwer, so bei Viking, Voyager oder Galileo. Woanders muste ich recherchieren, um die Information aus der Website zu erweitern, so bei den indischen und chinesischen Missionen in diesem Band und bei vielen russischen Missionen im Band 1.
Wie im Band 1 gibt es zwar viele Fotos (so rund 130 Stück), aber nur fünf Seiten in Farbe. Der einfache Grund: Die Druckpreise von BOD sind zwar, seit ich angefangen habe, deutlich gesunken und liegen nun in einem Niveau, das man auch woanders für Bücher des gleichen Umfangs bezahlt, aber dass gilt nur für S/W-Druck. Farbdruck verteuert das Buch um 10 ct pro Seite, bei etwa 120 Farbabbildungen also um 12 Euro und die Qualität ist eher mäßig. Richtig gut ist sie nur bei Hochglanzpapier, das habe ich einmal bei der Fotosafari durch Sonnensystem probiert. Doch dann müsste ich 47 Euro für das Buch verlangen. Ich glaube in Zeiten des Internets kann man Fotos der Planeten besser live anschauen. So habe ich Farbseiten nur bei farbkodierten Bildern genommen, wie einer topografischen Karte oder Temperaturkarte.
Insgesamt denke ich ist es ein gutes Buch geworden. Zu dem Thema noch später mehr.
Nun zu der schlechten Nachricht: Es wird mein letztes Buch zu dem Thema Raumfahrt sein, wie auch der Titel des Blogs verrät. Als ich vor ziemlich genau 10 Jahren mit dem Schreiben anfing, wollte ich über die Themen, die mir am Herzen liegen, schreiben. Ausführlicher als auf der Website oder in einem kontextuellen Zusammenhang. Ausführlicher, das ist z.B. bei den Büchern über europäische Trägerraketen der Fall, im kontextuellen Zusammenhang, das ist bei diesen beiden Bänden der Fall. Ich habe zwei große Interessensgebiete: Trägerraketen und Raumsonden und mit diesen beiden Büchern habe ich beide Themenbereiche abgeschlossen. Mir war schon als ich anfing klar, dass ich mit meinem Ansatz kein breites Publikum erreiche. Die Allgemeinheit schätzt kurze Zusammenfassungen oder wenn es ausführlich ist, dann dreht es sich meist um Personen. Bei mir hat die Technik dagegen die oberste Priorität. Und in Zeiten von Google nimmt da das Publikum ab. Das war früher anders. Ich habe Bücher über Viking und Skylab voller technischer Details. Heute wären diese absolut unverkäuflich. Ich merke das auch bei meinen eigenen Büchern. Das Buch über die ISS verkauft sich am besten und ich finde es ist von meinen Büchern das schwächste. Das liegt daran das mich bemannte Raumfahrt nicht interessiert, also habe ich gerade so viel über die ISS geschrieben, wie ich selbst als Grobwissen für mich als ausführlich erachte. Das Skylab Buch mit einer weitaus weniger komplexen Raumstation ist z.B. doppelt so umfangreich. Aber dieses einfache Niveau ist eben das, was sie Leute wollen.
Ich habe jetzt noch zwei Bücher in der Mache, bei beiden ist das Grobmansukript etwa halb fertig. Sprich es ist noch lange bis zur Veröffentlichung (Grobmanuskript fertigstellen, mehrmals durchlesen und redigieren, an Korrekturleser schicken und nach jeder Korrektur nochmals durchlesen – da kommen nach dem Grobmanuskript ohne Problem 4-6 Monate zusammen). Eines über Computergeschichte, anders als das schon veröffentlichte aber auch mehr mit Fokus auf der Technik. Es gibt beim PC eben viele Pioniere, deren Lebensgeschichte man schreiben kann, bei Computerfirmen ist das nicht so. Da brauchte man schon in den Fünfzigern Millionen um eine zu gründen. Die Gründung in der Garage und das Zusammenlöten der Produkte gab es damals nicht. Das zweite ist ein Buch über Ernährungslehre für Laien, ganz ohne chemische Formeln. Ein großer Anspruch, das wäre wie ein Buch über Raketen ohne technische Daten. Mit viel Glück schaffe ich die Manuskripte bis Ende des Jahres. Mario hat sich schon für die Computerthemen als Korrekturlese gemeldet. Derzeit will ich aber erst noch „Rakete“, mein Programm noch durchgehen und benutzerfreundlicher machen.
Bei der Raumfahrt habe ich dagegen alles beackert, was mir wichtig ist. Neues ist also nicht geplant. Allerdings bin ich mein eigener treuester Leser: Ich schlage oft selbst in den Büchern nach, man vergisst so schnell wieder Details. Nur um einige Hundert Exemplare zu verkaufen, würde sich der Aufwand auch nicht lohnen. Daher arbeite ich auch ständig an den Manuskripten weiter. Es wird also Ergänzungen geben.
Mario liest derzeit die US-Trägerraketen durch. Da habe ich auch beim Eintragen der Daten in der Aufstiegssimulation einige kleine Fehler entdeckt und es gibt mindestens eine neue Trägerrakete. Allerdings werden es dann zwei Bände sein. Denn schon Band 1 ist mit 700 Seiten an der Grenze, die möglich ist. Wahrscheinlich gibt es einen Band für Atlas, Delta und Titan und einen für alle anderen Träger, das ist in etwa die Mitte des Buchs.
Bei den internationalen Trägerraketen denke ich an Ergänzungsbroschüren, sprich es gibt nur noch die geänderten Kapitel und neue Kapitel, das ist auch fairer für den Leser, der so das ganze Buch nicht neu kaufen muss, wenn sich nur 20 % des Inhalts ändern, aber dafür eben umständlicher.
Wenn mal die Vega C erscheint, so 2019/20 gibt es auch eine neue Version des Büchleins über die Vega. Ariane 6 wird dagegen ein eigenes Buch bekommen, wenn überhaupt. Anders als bei der Ariane 5 sind die für mich wichtigen technischen Details nämlich sehr spärlich gesät.
Nicht das es nicht genug Themen gäbe, die sich lohnen würden. Das Problem ist es eben das das Publikum zu klein ist. Was vielleicht noch 2019 zum 50-sten Jubiläum kommen könnte, wäre ein kurzer Band über Mercury. Bei bemannten Programmen ist die Problematik, dass sich die Leute für die Missionen und Astronauten interessieren, ich mich dagegen für Technik. Bei Mercury sind die Missionen aber so kurz, das das kein Problem ist. Ich kann mich noch an 2009 erinnern. Damals verkaufte sich das Geminiprogramm im Schatten von 50 Jahre Mondlandung sehr gut. Wenn das immer so wäre, für alle Bände, jedes Jahr, dann würde sich das Schreiben sogar finanziell lohnen.
So nun noch ein Geheimnis: Ich habe eine Menge Bücher über Raumfahrt geschrieben, welche sind wirklich wichtig? Nun das ist einfach. Es sind die vier Sammelbände. Wer die beiden Bücher über Trägerraketen und Raumsonden kauft und auch durchliest, ist denke ich auf dem Gebiet gut informiert, informierter als die meisten Journalisten, wie ich an den Beiträgen erkennen kann und informierter als viele selbst ernannten Experten.
Nun noch die gute Nachricht: Im Blog bleibe ich der Raumfahrt treu, auch auf der Website, derzeit ergänze ich den Aufsatz über Insight. Der nächste Blog ist über die wahrscheinlichen Nutzlasten der Saturn V Upgrades.
Das Buch kostet 27,99 als Printausgabe und 18,99 als E-Book, das ist aber noch nicht erschienen. Ich würde gerne das E-Book billiger anbieten, doch bedankt euch beim Staat, dank 19 % anstatt 7 % Mehrwertsteuer ist das nicht möglich. Immerhin einen Vorteil hat das E-Book (PDF mit DRM-Wasserzeichen): Alle Abbildungen, die im Original in Farbe sind, sind auch im E-Book in Farbe. Das ist ein echter Mehrwert. Zudem denke ich ist es durchsuchbar, das nutze ich fast täglich wenn ich die PDF meiner Bücher nach etwas durchsuche.
An der Stelle noch eine Bitte: Wer ein Buch von mir, egal welches online gekauft hat, möge eine ehrliche Rezension verfassen. Ohne Sterne rutscht man bei Amazon & Co schon bei den Suchergebnissen auf die hinteren Ränge.
Schade! Ich finde deine Bücher klasse, sie sind einfach detailreicher und viel besser und umfangreicher recherchiert als die üblichen 0815-Bücher, die man sonst auf Deutsch zu kaufen bekommt. Genau das, was ich lesen will.
Ich hoffe immer noch, das du es dir noch einmal überlegst und vielleicht noch ein umfangreiches Buch über das Voyager-Programm oder über Tiefraumsonden (z.B. Voyager, Cassini, New Horizons) generell veröffentlichst.