Die Jugend hats gut
Den Aufhänger für meinen heutigen Blog lieferte mir eine neue Dokuserie „der beste Deal“. In der ersten Folge ging es unter anderem auch um das Mindesthaltbarkeitsdatum. Um einen Spannungsbogen aufzubauen, gibt es einen Journalisten der Angst hat, Produkte mit abgelaufenem MHD und einem der sie dauernd nutzt. An und für sich nicht schlecht, doch völlig übertrieben. Klar es gibt Produkte, da sollte man die nach Überschreiten des MHD die Finger davon lassen. Alles, was leicht verderblich ist wie frische Milch, Fleisch, Fisch. Aber so doof, wie die Journalistin sich anstellt, kann man nicht sein. Da muss man wirklich seinen Verstand abschalten. Es sollte doch logisch sein, dass Produkte die absolut wasserfrei sind, praktisch ewig halten so etwa Zucker und Reis. Oder wie ein Geschäftsleiter eines Supermarkts sagte, der nur abgelaufene Produkte verkauft „Das Salz war Millionen Jahre im Berg. Wenn es abgepackt wird, ist es nur noch zwei Jahre haltbar“. Aber es geht noch weiter.
Bei Folge zwei geht es unter anderem um Schlüsseldienste. Da lässt sich die Journalistin trotz Ermahnung des Fachmanns ohne Rechnung oder Quittung die Tür öffnen – da kann dann einige Tage später eine Rechnung mit viel höherem Preis ins Haus flattern, man hat ja selbst nichts in der Hand. Bei einem weiteren Test von „Ferienwohnungen“ (eigentlich Privatwohnungen), die bei airbnb angeboten werden, sind die Journalisten nicht fähig die Bewertungen vorher zu lesen in denen man sich durchaus einen besseren Eindruck als nur beim Anschauen der Fotos machen kann.
Die Journalisten recherchieren nicht mal selbst. Bei einem „Undercover“-Einsatz bei einem Laden der Markenklamotten billiger verkauft engagieren sie einen Kollegen, anstatt es selbst zu machen. Dafür müssen sie zum Test der Wohnungen selbst nach Berlin und London fliegen. Toller Job. Nichts wissen, etwas im Internet surfen und für um die Welt reisen bezahlt werden.
Man könnte das als ein weiteres Indiz für die Verflachung des Informationsgehaltes der Medien sehen. Ich hatte mal zur Jahrtausendwende eine Seite über Wissenschaftssendungen. Die meisten gibt es heute nicht mehr und die, die es noch gibt haben im Niveau stark abgenommen. Man muss sich nur mal ansehen, was aus Quarks geworden ist – seit da der Comoderator Kaspar die Hälfte er Sendungen macht, ist das Niveau deutlich gesunken und mit der neuen Moderatorin befürchte ich wird das noch weiter gehen.
Es ist ja nicht nur im Fernsehen so. Ich sehe, wie es immer mehr Bücher gibt, die eigentlich kaum Information haben oder das zusammenschreiben, was andere schon recherchiert haben. Ein Verlag hat inzwischen schon zwei dieser Plagiatoren im Programm. Einer macht sich nicht mal die Mühe die Titel der Bücher, die er abschreibt zu ändern.
Ich musste mich auch an meine Studentenerfahrungen erinnern. Schon das zweite Studium fiel mir erheblich einfacher als das erste, obwohl ich damals schon 35 war als ich anfing. Normalerweise nimmt ja die geistige Leistungsfähigkeit mit zunehmenden Alter ab. Nochmals ein Jahrzehnt später habe ich Studis selbst unterrichtet. Vergleiche ich das Niveau der Vorlesung mit der, die ich hörte und die Hilfestellung, die es gab – als ich Programmieren lernte, gab es keinerlei Hilfe. Man musste alle Befehle mit den korrekten Parametern auswendig kennen, heute wird die Syntax vervollständigt, Vorschläge gemacht und beim Compilieren sogar auf logische Fehler wie nie benutzte Variablen oder Wertzuweisungen aufmerksam gemacht. Trotzdem taten die Studenten sich sehr schwer.
Klar, da muss man logisch denken. Das ist nicht nur Fakten abfragen, was ja angesichts einer Suchmaschine auch nicht mehr wirklich sinnvoll ist.
Irgendwie ist mein Eindruck es ist leichter geworden, zumindest wenn man es sich leicht macht also eher der Typ „Dünnbrettbohrer“ ist. Denn natürlich braucht man das gleiche Wissen oder dieselbe Übung um etwas genau zu verstehen oder selbst umzusetzen. Doch das wird ja nicht mehr gefordert. Vielmehr soll man einen Grundstock haben um sich dann schnell in ein neues Themengebiet einzuarbeiten auch, weil die Jobs immer spezialisierter werden. Schade das ich heute nicht mehr 20 bin und anfangen könnte zu studieren. Es müsste ein Spaziergang sein. Dann würde ich wahrscheinlich Luft & Raumfahrttechnik studieren. Das erschien mir bisher, nachdem was ich in Lehrbüchern gelesen habe viel zu theoretisch und mit zu viel Mathematik. Praktische Probleme fand ich in diesen kaum diskutiert.
So gesehen hat man es heute leichter. Doch hat man es wirklich? Ich glaube nicht. Mein erstes Studium war anstrengend. Aber davon zehre ich heute noch und es hat sich gelohnt, auch wenn ich heute nicht mehr als Lebensmittelchemiker arbeite und mir den Luxus leiste, nur für einen Kunden zu programmieren. Vor allem ist es mein Naturell, Dinge verstehen zu wollen und mich darin einzuarbeiten. Ich bekomme ja Rückmeldungen über meine Website, und zwar auch von Leuten, die beruflich sich mit dem Thema befassen und ich weiß wie umfangreich und korrekt die Informationen sind. Anders als beim Studium habe ich mir das aber aus Eigenantrieb angeeignet. Auch meine Bücher entstehen primär, weil ich selbst mehr über das Thema wissen wollte. So gesehen bin ich wohl ein Auslaufmodell, denn wie ich einer aktuellen Umfrage entnehme, ist Bücher lesen ja ganz außer der Mode gekommen. Als Ausgleich für das geringe Anspruchsniveau das man allgemein hat, sind dafür heute Multitasking-Aktivitäten en Vogue, also nicht einfach nur laufen oder am Strand liegen, sondern parallel noch auf dem Smartphone surfen oder Musik hören. Wobei ich denke, dass die Beschäftigung mit dem Smartphone eigentlich nur dazu dient, die viele Freizeit zu füllen, die man hat, wenn man nicht mehr liest und sich nichts mehr aneignen muss.
Die Frage ist, wie dies langfristig weitergeht. Deutschland lebt ja davon, dass die Leute produktiv sind, innovativ. Wir haben keine Rohstoffe und sind trotzdem Exportweltmeister. Ob das so bleiben wird?
Da kann ich Dir den Film Idiotcracy empfehlen, der zeigt wohin es geht, wenn es so weiter geht….
Aber sei beruhigt, der Trend geht eindeutig zum Zweitbuch… oder war es doch Zweithandy?
Trotz Wikipedia und Google benutzender, weiter Bücher lesende Grüße
Ralf mit Z
Wasserfreie Produkte (fast) unendlich haltbar.. hmmmm.
Also meine B*rill* Nudeln bekommen auch mal vor Ablauf des MHD erst gelbliche Pickel und dann gelegentlich winzige, schwarze Krabbeltierchen in der Verpackung. Keine Ahnung wo die herkommen, und das hätte ich bei den Pasta aus Hartweizengrieß so nicht erwartet.
Das gilt natürlich für ungeöffnete Packungen. Vorratsschädlinge sind auch nicht ausgestorben. Ich habe als Einzelperson auch das Problem viele angefangene Getreideprodukte zeitnah zu verbrauchen. Dann hilft nur beim ersten Öffnen der Packung in eine verschließbare Dose umzufüllen.
Die Pickel und die Biester fühlen sich auch in ungeöffneten Packungen wohl 🙁 Wobei die Nudelschachteln ja nun nicht hermetisch dicht schließen.
Dann würde ich die Firma wechseln. Wenn die Packung nicht angebrochen ist kann man die auch zur nächsten amtlichen Untersuchungsstelle bringen bzw. die zuständige Stelle anrufen (ist leider von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich). Nicht angebrochen deswegen weil die stellen es meist mit unberechtigten Beschwerden zu tun haben und dann abwinken und sagen „Verbraucher ist selbst schuld, schlechte Lagerungsbedingungen“.