Hacked – Inspector Barnaby – Deutsche Krimis
Den Aufhänger für den heutigen Blog der sich in verschiedenen Aspekten um das Thema Computer und Verbrechen dreht, lieferte der Film „Hacked“ (englisch I.T.) mit Pierce Brosnan. Die Story: Ein Firmeneigentümer hat die Idee für eine App, mit der man Privatflieger mieten und vermieten kann. Bei einer Vorführung stürzt die Präsentation ab und ein neuer It-ler repariert das. Er lädt ihn zu sich nach Hause ein, um das lahme Wlan auf Trab zu bringen und der It-ler will mehr von der Tochter. Als er zuerst uneingeladen zu einer Party aufkreuzt und dann die Tochter nach Hause bringt schmeißt er ihn raus.
Nun beginnt der einen Rachefeldzug, zum einen, indem er seiner Firma schadet und die Börsenzulassung verzögert dann auch persönlich, indem er das Smarthome manipuliert, manipulierte Emails verschickt und schließlich sogar während der Fahrt die Bremsen des Autos auslöst. Brosnan engagiert einen anderen Experten und der rät ihm alle USB-Sticks des Hackers zu beschlagnahmen. Der Erpresser kommt jedoch zu früh zurück und kann nur durch einen fingierten Anruf bei der Polizei aufgehalten werden, da er eine Waffe hat. Die Polizei glaubt Brosnan nicht und sieht den Erpresser als Opfer lässt ihn frei und es kommt zum Showdown in Brosnans Villa bei dem Brosnan ihn fast erschießt.
Der Film war in der ersten Hälfte einigermaßen realistisch. Smart-Home Sicherheitslücken sind allgemein bekannt, wenn Brosnan dem It-ler das Wlan Passwort gibt, muss er sich nicht wundern, wenn der, dann auf seine Elektronik und Kameras zugreifen kann. Ebenso denkbar wäre das Einbauen von Hintertüren in die Firmenserver. Etwas komplexer wird die Manipulation des Autos. Die wird durch ein „Update“ des Navis ermöglicht, was jedoch impliziert, dass er den genauen Typ der Fahrzeugelektronik kennt und diese ebensolche Sicherheitslücken hat, was ich für unwahrscheinlich halte. Doch dann driftet der Film in Action-Szenen ab mit Schusswaffengebrauch. Es wird zunehmend unrealistischer, sodass die Polizei den Erpresser laufen lässt. Gipfelpunkt: Als er seine USB-Sticks haben will, bekommt er sie nicht, sie sind Beweismittel, aber seine Knarre erhält er ohne Probleme zurück. Man hätte mehr draus machen können. Die Vernetzung des Lebens geht ja viel weiter. Ein Rachefeldzug hätte sich mehr darauf konzentrieren könnten die Reputation von Brosnan und seiner Familie stärker zu schädigen mit fingierten Posts bei Facebook oder ähnlichem. Dieser Rachefeldzug ist im Vergleich zu den Action Szenen auch wirklich kurz dargestellt. Außerdem haben alle IT-Experten keine Probleme. Sowohl der Hacker wie auch der Experte brauchen immer nur einige Klicks für eine Aktion. Spannender wäre wohl eine Verschlüsselung gewesen wie man sie erwarten kann und man hätte zum Knacken eine Nebenstory spinnen können in dem man das soziale Umfeld von Hacker und Brosnan ausspioniert, um Passwörter zu erraten.
So wurde es eben zu einem Actionfilm.
Das zweite was mir auffiel, sind Inspector Barnaby und deutsche Krimis. Ich bin erst zu Jahresanfang auf Inspector Barnaby gestoßen. Die englische Krimiserie ist etwas anders. Sie spielt in der fiktiven englischen Grafschaft „Midsomer“ und es gibt viel von dem, was man sich so als typisch britisch vorstellt. In jeder Folge geschehen meist mehrere Morde, meist zwei oder drei, ich habe aber auch schon fünf gezählt. Nur einer ist wirklich selten. Die Motive sind oft skurril und wenig schlüssig. Inzwischen habe ich Übung den Mörder zu erraten – es ist wirklich reproduzierbar immer die unverdächtigste oder freundlichste Person, von denen, die in den ersten Minuten vorgestellt werden.
Im Sinne des ländlichen Charakters spielen Computerverbrechen keine Rolle. Hacken gibt es nicht, wenn es um Computer mal geht dann, wird ein Notebook mit belastenden Fotos gestohlen. Auch die Technik ist völlig veraltet. In einer Folge von 2009 sieht man noch einen Röhrenmonitor (übrigens auch in der ersten Staffel von „Death in Paradise“, ebenfalls von der BBC, die sogar 2012 gedreht wurde. Noch skurriler sind die eingesetzten Programme. Kommt ein Bildschirm mal ins Bild, so konnte ich noch in einer Folge von 2008 die typische Benutzeroberfläche von Windows 95/98/ME sehen – acht Jahre nach Einführung von Windows XP! In deutschen Krimis gibt es immer mehr Verbrechen mit Hilfe des Computers oder die sich um den Computer (Datendiebstahl, Rufschädigung) drehen. In zwei Tatorten töten sogar Computerprogramme. Einmal indem sie wie bei „Hacked“ die Bremsen eines Autos abschalten und einmal indem einer Eingreiftruppe durch ein IR-Bild suggeriert wird, jemand wäre in Lebensgefahr, wodurch diese ohne Vorwarnung auf den vermeintlichen Täter, der nur das Rechenzentrum lahmlegen will erschießen. Das ist das andere Extrem. Während Computer bei Barnaby keine Rolle spielen, scheinen in deutschen Krimis Spezialisten und Computerprogramme alles machen zu können. Eine verschlüsselte Platte? Kein Problem, knackt die IT-Abteilung in einem Tag. Einbruch in andere Systeme? Schafft ein Spezialist mit einigen Zeilen Code. Vor allem werden Klischees gepflegt. IT-Spezialisten arbeiten immer mit der Unix-Shell, nicht mit einer GUI außerdem müssen im Hintergrund in rasender Geschwindigkeit Code als Textlisting laufen, so schnell kann keiner lesen oder noch besser Hexadezimal-Dumps. Ich kenne Dump.com noch von CP/M doch schon damals war es zu nichts mehr zu nutze, als ASCII-Texte in Dateien zu finden. Mandarine fängt mit Hexadezimalzahlen etwas an. Das beste was ich mal sah, war das ein IT-ler Zahlen vertikal nach unten rauschen lies, so wie in Matrix. Hübscher Effekt, aber völlig nutzlos.
Eines hat Barnaby jedoch unseren Ermittlern voraus. Seit 2009 sieht man Barnaby am Tatort in Ganzkörper-Einmal Anzügen, wie sie auch die Spurensicherung trägt, nur als Zugeständnis an die Zuschauer, ohne Kopfkappe. Bei uns stolzieren die Kommissare in Alltagskleidung mitten durch die Spurensicherung mit den Mitarbeitern in ihren Spezialanzügen, maximal haben sie Latexhandschuhe und Plastikfolien um die Schuhe an. Hautschuppen und Haare der Kommissare am Tatort sind dann garantiert. Dafür finden aber deutsche Krimis jeden Täter mittels DNA-Analyse – auch die spielt bei Barnaby keine Rolle.
Ich kann Inspector Barnaby jedem empfehlen. Er ist was für Leute wie mich, die finden das heutige Tatort-Krimis zu schnell sind und viele Sprünge in der Handlung haben, in denen der Zuschauer sich die Handlung denken muss. Anders als bei deutschen Krimis geht es auch vor allem um den Fall, während bei deutschen Krimis, vor allem Serien, der Fall nur eine Rahmenhandlung für das Privatleben der Ermittler ist.
Barnaby hat noch das Tempo der achtziger Jahre, der Mord geschieht nicht sofort, sondern zumeist erst nach 20 bis 30 Minuten, dann sterben die Leute aber schneller als Barnaby alle Verdächtigen vernehmen kann.
Hallo Bernd,
ich muss zugeben, da gehe ich weitgehend mit Dir konform.
Inspektor Barnaby ist wirklich eine wohltuende Ablenkung von all den US-Serien. Man kennt sich ja beld besser in LA und New York aus, als hierzulande…
Wenn Du aber mal was richtig schlechtes sehen willst, dann sieh dir die US-Serie „Scorpion“ an. Deren Darstellung von „Hacking“, etc. ist dermaßen nebender Spur, dass es jedem gruseln muss. Man kann das hier kaum beschreiben, weil es so viel Schlecht gemachtes „Hacking“-Scenen dort in jeder Folge gibt.
Ich schaue meist nur, wenn ich beim ziellosen herumzappen darauf stoße.
Aber dann kann ich vor lauter Fremdschämen nicht wegsehen.
Vor ein paar Tagen ging es in einer Folge passenderweise um bemannte Raketen. Selbstverständlich war das Superhirn der Gruppe gerade zufällig im Raumschiff, als dort ein Blitz einschlug, der dann den Countdown startete und dann den Start auslöste, während seine Kameraden irgendwo wild auf Tastaturen herum hackten.
Und wie in jeder Episode kommt es natürlich nur in allerletzter Sekunde mit einer absolut abstrusen Lösung zu einem Happy End.
Hier ist das Raumschiff aber innen grßer als draussen. Der Kerl schwebt durch einen Raum, groß wie ein Wohnzimmer. Darin 3 Sessel, zwischen denen ein roter „Hot-Button“ installiert ist, den er natürlich unter den wahnsinnigen G-Kräften so gerade eben (nicht?) erreichen kann….
Muss man einfach gesehen haben. So schlecht.
Wer auf schlechte Hacking-Szenen steht, dem möchte ich CSI-Cyber wärmstens ans Herz legen.
Hallo Hans,
Da ich nur DVB-T empfange bin ich von solchem Schund verschont. Die Entscheidung vor drei Jahren fiel leicht, weil ich kommerzielle sender kaum noch anschaute wegen der immer längeren und immer blöden platzierten Werbepausen.
Das Konzept des Raumschiffs das innen größer ist als außenb ist nicht neu. Dr. Who lässt grüßen.
https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2017/10/18/der-doktor-und-die-landshut/
Also aktuell (um genau zu sein: seit Anfang des Jahres) schaue ich sehr gerne „Agatha Christie’s Poirot“ auf ONE.
Viele der Fälle sind zwar sehr leicht zu erraten, aber die Serie ist sehr gut gespielt und David Suchet ist einfach der beste Hercule Poirot überhaupt.
Ich habe mir gestern zwei Folgen von Poirot angeschaut. Ich bin aber nicht so begeistert. Dafür ist die danach folgende Serie „Agatha Cristie – kleine Morde“ toll, humorvoll, spannend, und es gibt wie bei Barnaby etliche Morde während die Ermittler noch im Dunkeln tappen, gestern waren es gleich vier. Ich denke das schaue ich regelmäßig an.
Letzetes Jahr wurde ich von einem Untersuchungsbüro kontaktiert, ob ich an einer Testschau für eine neue Serie teilnehmen könnte. Nach langem Hin und her habe ich dem zugestimmt. Als er fragt, mit was ich arbeite, sagt ich Ingenieur und ganzen Tag am programmieren. Da kam gleich, das die Produzenten auf keinen Fall Programmierer wollten.
Ich glaube, die wissen ganz genau, dass sie Scheisse in den Filmen darstellen und denken das Normalsterbliche eh zu dumm sind, um das zu verstehen.
Also, den besten und gleichzeitig einfachsten „Hack“ hat natürlich nur einer drauf:
Peter Ustinov!
In dem Film „Das Millionending“ hat er versucht einen Supercomputer einer Bank zu knacken, um
mit gefälschten Konten Geld abzugreifen.
Was er auch versucht hat, der Computer hat ihn nicht gelassen. Den Sicherungszustand zeigte ein blinkendes Licht an, das nicht ausgehen durfte, sonst gab es Alarm.
Nichts funkionierte…. bis er eines Tages die Putzfrau sah, die am Computerkasten mit dem Putzeimer eine Stelle traf. Dann ging der Deckel mit dem Licht auf, und der Computer war auf freie Benutzung geschaltet.
Die Putzfrau machte das, weil genau unter dem Deckel es warm war, und damit auch der unvermeitliche Tee in England.
Danach hat er seine Scheinfirmen aufgezogen….
Das ist Hacking von 1968 am schlimmsten und doch am besten….
Meint Ralf mit Z der zuviele alte Filme kuckt 😉
… der Film geht noch weiter. Er klaut das Geld durch Scheinfirmen (Briefkästenfirmen) die er gründet und die Rechnungen stellen für Dinge die es nie gab. Der Computer ermittelt das man so gute Geschäfte mit ihnen macht das man sie aufkaufen sollte. Das macht das Management. Als Ustinov gefasst wird muss er das erklaute Geld zurückgeben und es stellt sich raus, das er trotzdem reich ist – seine Ehefrau hat das gewechselte Geld (damals musste man zum Firmengründen und Post abholen noch durch ganz Europa reisen mit unterschiedlichen Währungen) genommen und in die „Firmen“ von denen Ustinov im Schlaf sprach, investiert. Die wurden nach dem Aufkauf enorm wertvoll und sie damit reich.
Panama-Papers von 1968!