Ich habe es zuerst nur zur Kenntnis genommen, die Ankündigung von Donald Trump eine Space-Force einzurichten, ein eigenständiger Teil der Streitkräfte. Fast alle ersten Reaktionen waren negativ, nicht nur von den Demokraten, sondern auch von Parteikollegen, ja selbst von den Streitkräften selbst. Das änderte sich als Trump sagte, „na gut, wenn die Air Force sich nicht dabei beteiligen will, dann werden sich andere finden…“. Da war dann die USAF dann doch interessiert.
Ich dachte mir, ich warte mal ab was draus wird. Vieles hat ja Trump angekündigt und nicht umgesetzt so die Mauer zu Mexiko. Allerdings stationiert er jetzt 5.200 Soldaten an der Grenze, was angesichts von 3.144 km Grenze rund ein Soldat alle 600 m ist. Da war der Limes in der Antike besser bewacht: ein Turm alle 600 m mit 8 Mann Besatzung und dazu noch in regelmäßigen Abständen Kastelle mit 500 bis 1000 Mann berittener Eingreifstruppe.
Auf der anderen Seite hat er viele seiner blödsinnigen Ankündigungen umgesetzt, wie die Strafzölle gegen China und die EU. Also eine Chance, das die Space Force kommt bestand.
Einige Monate später ist man schlauer: Sie kommt und sie wird 12,9 Mrd. in den ersten fünf Jahren kosten. Die Space Force ist zuerst mal in der ersten Phase vor allem eine Streitkraft, die am Boden arbeitet. Also dazu gehören Dinge, die es schon lange gab wie Weltraumüberwachung, Raketenabwehr. Es gibt allerdings ein Proposal, das weitaus weiter geht und offensichtlich mehr nach Trumps Geschmack ist. Demnach kann man den Begriff Space Force wirklich wörtlich nehmen. Es soll eine im Weltraum stationierte Streitkraft entstehen. Konkretes gibt es noch nicht aber eine Auflistung der Aufgaben:
- Schutz eigener Satelliten vor Beschädigung / Funktionsverlust
- Übernahme feindlicher Satelliten
- Aufbau einer Infrastruktur im Weltraum
- Schnelle Reaktion auf Bedrohungen
- Reparatur eigener Satelliten
- Schutz von US-Bürgern und US-Eigentum im All
Vieles ist noch nicht konkret, aber einige Punkte sind schon relativ sicher. So wird es eine militärische Station im erdnahen Raum geben, wahrscheinlich auf einer sonnensynchronen Umlaufbahn. Später vielleicht eine zweite im geostationären Orbit. Dafür spricht, das Bigelow nun wieder anfängt, Personal einzustellen. Die aufblasbaren Stationen von Bigellow bieten vor allem viel Raum. Den braucht man, wenn man die Experimente in festen Racks hat, wie bei der ISS nicht, aber in dieser Raumstation sollen Satelliten zusammengebaut, repariert und umgerüstet werden. Da ist viel Platz nötig. In der ersten Phase sollen bestehende Satelliten „gehärtet“ werden. Dazu werden sie mit Schutzschilden gegen Laser ausgestattet werden, sofern möglich. Daneben stehen Wartungen und Reparaturen für die Space Force an, wie das Auffüllen des Treibstoffs, Ersetzen von Elektronik und Batterien. So soll die Betriebsdauer verlängert werden, es könnten auch Satelliten „upgraded“ werden z.B. bessere Sender mit höherer Datenrate oder neue Instrumente erhalten.
Langfristig denkt das Militär daran, Satelliten in der Station zu montieren. Verlockend sind vor allem Kostenersparnisse: Derzeit muss ein Satellit so konstruiert werden, dass er die enormen Belastungen beim Start, das ist, nicht nur die Beschleunigung, das ist auch das Durchschütteln beim Start und der Lärm von bis zu 140 db aushalten und das auch bei empfindlichen Strukturen wie Optiken. Eine Montage im Weltraum würde mit einem Raketenstart nur noch den Grundkörper starten und Ausleger und empfindliche Teile mit der Besatzung zur Station bringen und dort montieren. Selbst die Fertigung vor Ort wäre mit 3D-Druckern nicht undenkbar. Das könnte die Entwicklung deutlich preiswerter machen und wenn ein Satellit nicht richtig funktioniert, kann er immer noch repariert werden.
Bei sich verschlechternden Beziehungen könnten die „Astronauten“ dann auch fremde Satelliten kapern. Da sich selbst bei Russland und China etabliert hat, dass man Bussysteme die von der USAF entwickelt wurden, übernimmt wie das MIL-STD 1553 Busprotokoll und Steckersysteme, die kommerziell genutzt werden, wie PCI kann man heute einen chinesischen Satelliten übernehmen, indem man z.B. die Platine mit dem Verschlüsselungsmodul auswechselt. Dann kann die eigene Bodenkontrolle weder die Daten des Satelliten entschlüsseln, noch ihn steuern. In der Praxis wird es nicht so einfach gehen, dazu wird man wohl über Spionage etliche Details noch herausfinden müssen, aber die Space Force behält das Thema im Auge.
Zumindest machen in der Hinsicht etliche Ankündigungen der letzten Monate Sinn. Blue Origin mit der Ankündigung der Entwicklung der „New Armstrong“, obwohl ja schon die „New Glenn“ zu groß für die meisten heutigen Nutzlasten ist. Dann SpaceX mit der Aufgabe der Falcon heavy, die gerade erst geflogen ist zugunsten einer BFR mit 1.000 m³ Raum für Fracht und Passagiere – das ist in etwa der Raum, den ein Jumbo-Jet in der Kabine hat – also viel zu viel für nur einige Passagiere. Wenn man allerdings viele Soldaten ins All transportieren will, sieht es anders aus.
Dann hat die Air Force 2,2 Mrd für die Entwicklung von drei Raketen ausgegeben. Deren Nutzlast weit über dem ist, was heute benötigt wird: 967 Millionen für die Vulcan mit 35 t LEO Nutzlast, 791 Millionen für die Omega mit 10,1 t GTO Nutzlast, was auch auf 30+ t in den LEO rausläuft und 500 Millionen für die New Glenn mit 45 t in den LEO. Die Falcon Heavy wird nur deswegen nicht gefördert, weil es sie schon gibt. Zwei der Träger will man dann auch weiter fördern. Die Dritte wird wohl auch gebaut werden, so haben es die drei Firmen zumindest gesagt. Es muss also den Bedarf für diese Träger geben und der kommt nicht aus dem Bereich Forschung oder kommerzielle Nutzung des Weltraums. Eine militärische Raumstation die sog groß ist das man Satelliten dort reparieren und zusammenbauen kann, aber schon. Wenn SpaceX ihre Falcon Heavy aufgibt, obwohl sie von den vier Trägern der mit der höchsten Nutzlast ist und dafür die BFR mit noch höherer Nutzlast und vor allem Manschaftstransportkapazität entwickelt, dann sieht man, wohin die Reise geht.
Ob sich das China gefallen lässt? Es gibt ja auch dort Pläne für größere Raketen. Eine Lange Marsch 9 auf Basis der Module der Langen Marsch 5 mit kryogener Zentralstufe und 130 t LEO-Nutzlast soll als nächstes entwickelt werden. China hat in den letzten Jahren immer mehr gestartet. Dieses Jahr schon 31, die USA inklusive kommerzieller Starts nur 25 und Russland gar nur 12. Russland hat wohl nicht die Kapazitäten da dagegen zu halten. Zudem lobt Trump ja auch Puttin über den Klee.
Es gibt trotzdem noch etliche offene Fragen. Die offensichtlichste – ob der Vorschlag nach den nächsten Präsidentschaftswahlen 2020 nicht wieder in der Versenkung verschwindet. Schon die Trägerentwicklungskontrakte laufen bis 2024 zum Space Segment wird es erst danach kommen, das setzt voraus das Trump wiedergewählt wird. Selbst dann könnte der nächste Präsident diesen Teil, der erheblich teurer als das terrestrische Segment werden soll, das bis 2020 stehen soll, wieder einkassieren. Die Sinnhaftigkeit ist eine andere Sache. Man wird zwar vielleicht beim Bau von Satelliten Geld sparen, aber dem stehen die kosten für die Station, Starts und deren Betrieb entgegen. Das dürfte sich meiner Meinung nach nur lohnen, wenn es viel mehr militärische Satelliten als heute gibt. Aber vielleicht wird auch da noch aufgerüstet.
Ronald Reagan hat, so seine Berater praktisch nicht gelesen, weshalb man überging im Sachverhalte per Film beizubringen. Ob Trump auch so tickt? Wenn ja dann wette ich hat er die Idee aus James Bond – Moonraker. Dort gibt es ja auch Astronauten im Weltall, die Krieg führen ….