Die NASA-Arithmetik
Heute Abend landet ja Insight und wie immer bei einer Marslandung aber auch dem Einschwenken in den Orbit wird die NASA drauf hinweisen, das die meisten Marsmissionen gescheitert sind. Damit beugt man vor, wenn die Landung nicht gelingt – ein Restrisiko gibt es ja immer. Vor allem, wenn sie gelingt, natürlich auf die eigene tolle Leistung hinzuweisen.
In der Gesamtstatistik sieht es so aus:
Nation | Starts | Erfolge | Fehlschläge |
---|---|---|---|
USA | 21 | 16 | 5 |
Russland / UdSSR | 19 | 0 | 19 |
ESA | 4 | 2 | 2 (Sekundärnutzlasten) |
Japan | 1 | 0 | 1 |
Indien | 1 | 1 | 0 |
China | 1 | 0 | 1 (Sekundärnutzlast) |
Gesamt | 47 | 19 | 28 |
Ich habe die Sekundärnutzlasten Beagle 2, Schiaparelli und Yinghuo als eigene Missionen eingestuft. Man könnte sie natürlich auch weglassen. Wenn man es ganz genau nimmt könnte man natürlich noch die Deep Space Mikroproben, die beiden Marcos und die Lander von Viking und Mars 96 als eigene Nutzlasten ansehen. Je nachdem, ob man sie berücksichtigt, kommt man so auf eine Erfolgsquote von 40 bzw. 43 Prozent. Das ist wenig.
Betrachtet man dagegen nur die US-Starts so sieht es anders aus: 16 von 21 Missionen, also über 76 % waren erfolgreich. Meine eigene Statistik würde nur US-Landungen betrachten, denn darum geht es ja. Das Einschwenken in den Orbit, was die meisten US-Missionen taten, ist eigentlich risikolos. Trotzdem gab es hier drei Ausfälle – davon zwei bei US-Missionen. Größer ist das Risiko eines Fehlstarts, doch das erwischte nur zwei US-Missionen, dagegen gingen zehn russische Missionen schon beim Start verloren.
Nimmt man nur die Landungen so stehen sieben Erfolgen (Viking 1+2, Mars Pathfinder, Spirit, Opportunity, Phoenix, Curiosity) nur ein Fehlschlag, der Mars Polar Lander gegenüber. Daher würde ich die Chance einer erfolgreichen Landung bei 87,5 Prozent ansetzen. Man kann auch die Bayes Abschätzung bemühen. Insight ist die dritte Sonde die auf der Architektur des Mars Polar Landers basiert. Die Bayes Abschätzung, die für Raketenstarts gerne bemüht wird, liefert 80 Prozent nach:
W=E+1/N+2
Wobei W: Wahrscheinlichkeit. E: Erfolge (7), N: Anzahl der Starts (8) ist.
Beide Zahlen sind um den Faktor zwei besser als die NASA-Statistik.
Eine andere Zählweise ist die Phase, in der die Mission fehlschlug, und instruktiv ist hier die Sowjetische Bezeichnung der Missionen:
1. Start: wenn die Sonde nicht einmal einen Erdorbit erreichte, wurde eine sowjetische Mission komplett geheimgehalten
2. Flug zum Mars: Missionen, die im Erdorbit strandeten, erhielten in der UdSSR immerhin Kosmos-Nummern
3. Ankunft: Je nachdem ob ein Vorbeiflug, ein Aufschlag, ein Orbit oder eine weiche Landung vorgesehen war, kann eine Mission den Mars erreichen, aber ihr Ziel verfehlen
4.Sendung von Daten: es gab Fälle, in denen ein Raumschiff wie vorgesehen funktionierte, aber aufgrund von Problemen mit der Kommunikation stumm blieb.
Die Sonde In-Sight hatte den Mars erreicht, und Kommunikation mit der Erde aufrecht erhalten, und die Chancen, dass etwas schief gehen würde, waren gering, solange die Umrechnung von Fuss-Pfunden in normale SI-Einheiten gelang.
Russland/UdSSR mit 19 Starts und 0 Erfolge kann man so nicht stehen lassen.
„Mars 2“ und „Mars 3“ bestanden je aus einen Orbiter und einen Lander. Die Orbitermission kann man als Erfolgreich ansehen.
„Mars 5“ kann man durchaus als Erfolgreich ansehen.
Beide Lander gingen verloren, bei den Orbitern fielen die primären Sender mit den Hochgeschwindigkeitsdatenraten aus. Als folge gab es nur wenige niedrig aufgelöste Aufnahmen. Selbst die Sowjets sehen die Mission als Fehlschlag an.