Die Lösung für ein überflüssiges Problem: Wie teuer war der Pyramidenbau?
Als kleinen kurzweiligen Zwischenblog heute ein Thema auf das ich durch eine Radiosendung kam. Da sagte der Gast über den Berliner Flughafen. „Das ist ein Milliardengrab, früher hat man die Pyramiden gebaut, heute den BER“. Währe noch zu ergänzen, dass die Pyramiden immer noch stehen, aber ob in 5.500 Jahren der BER noch da ist?
Aber er brachte mich auf diesen Blog: Was hat der Bau einer Pyramide, ich nehme mal die größte, die Cheops Pyramide, gekostet?
Nun gibt es von den Ägyptern leider keine Aufzeichnungen wie sie etwas gemacht haben und aus dieser Zeit noch weniger. Paradoxon am Rande: Während man relativ viel von anderen bauwütigen Herrschern in Ägypten weiß, wie Ramses dem II, gibt es außer der Pyramide von Cheops nur eine kleine Statue noch als Zeichen seiner Regentschaft.
Offen ist schon, wie viele Personen an der Pyramide arbeiteten. Die älteste Darstellung stammt von Herodot, der aber auch schon 2000 Jahre nach Fertigstellung schrieb (das wäre als würde man heute über die Regentschaft Augusts schreiben, und zwar nicht auf der Basis von archäologischer Forschung, sondern wie damals aufgrund von Überlieferungen und Hören-Sagen). Er schreibt von zehnmal zehntausend Menschen, die pro Jahr 3 Monate lang arbeiteten. Die Zahl wird heute als zu hoch angesehen, aber in einem sind sich die Ägyptologen einig: Die Angabe „3 Monate im Jahr“ ergibt Sinn. Denn Ägypten war damals abhängig von der Nilüberflutung, der Schlamm auf den Feldern ablagerte, der sie düngte. Sie bauten sogar ein Nilometer anhand dessen sie die Höhe der Überflutung vorhersagen konnten. Während dieser Zeit ruhte aber die Feldarbeit. Da ist es natürlich sinnvoll, die Leute nur während dieser Zeit zur Arbeit zur Arbeit zu verpflichten. Denn so bleibt ihre Feldarbeit während der Vegetationsperiode nicht liegen.
Moderne Ägyptologen schätzen die Zahl der Beschäftigten auf 20.000 bis 25.000. Eine neuere Schätzung sogar nur 6.700 Arbeitern, aber allesamt qualifizierte. Das es Sklaven waren, scheint angesichts der Funde von Grabstätten für die Arbeiter unwahrscheinlich. Man hat auch eine ganze Stadt gefunden, in der sie arbeiteten. Ich nehme für diese Berechnung einen Mittelweg: 6.700 qualifizierte Handwerker, die ganzjährig abreiten und über 3 Monate weitere 15.000 ungelernte Bauern, die vor allem für den Transport der Stein benötigt werden, macht einen Gesamtstamm von 10.500 Arbeitern über ein ganzes Jahr. Die Baudauer ist auch nur abschätzbar. Ich habe mal die 20 Jahre angenommen.
Moderne Berechnung
Nehmen wir mal an, Cheops hätte die Leute in Euros bezahlen müssen. Heute zahlt man locker 44 Euro pro Handwerkerstunde. Bei 8 Stunden pro Tag und 225 Arbeitstagen pro Jahr kostet so jeder Arbeiter 79.200 Euro, die gesamte Mannschaft dann 831,6 Millionen Euro pro Jahr und die ganze Pyraminde 16,63 Milliarden Euro. Okay, da wäre der Flughafen BER mit 7,3 Milliarden Euro billiger.
Aber der Vergleich hinkt. Sozialversicherungen gab es damals nicht. Als Herrscher braucht Cheops auch keine Mehrwertsteuer bezahlen, auch wenn es so was sicher schon in Form von Abgaben gab und andere Steuern auch nicht – beide Steuern würden ja wieder bei ihm ankommen. Real bleibt bei einem Handwerker maximal ein Drittel hängen, sonst würden sie auch nicht lieber schwarz für 20 Euro/Stunde arbeiten, wenn ihr normaler Lohn schon besser wäre. Gehen wir von 14 Euro Nettolohn pro Stunde aus, so reduzieren sich die Baukosten schon auf 5,292 Milliarden Euro. Und Uhrlaub, samstags frei und sonntags frei gab es sicher damals auch nicht. Eher würde ich Zustände wie vor der Industrialisierung annehmen mit 60 Stunden pro Woche. Selbst bei uns war noch vor 60 Jahren die 48 Stunden-Woche üblich. Nimmt man 312 Arbeitstage pro Jahr und 10 Stunden Arbeitszeit pro Tag, so sinken die Stundenlöhne bei gleichem Jahreslohn auf 6,17 Euro und die Kosten sinken auf 2.334 Milliarden Euro.
Bezahlung in Naturalien
Geld als Konzept mit einem festen Wert wurde erst 1.700 Jahre nach dem Bau der Pyramiden erfunden. Sicher gab es damals schon das Konzept, das es wertvolle Dinge gab, die wertvoll waren, weil sie selten waren wie Gegenstände aus Gold, Halb- oder Edelsteine. Nicht umsonst wurden die Pharaonen mit Goldmasken bestattet, verziert mit Lapislazuli, Achat und Bergkristall. Aber in der Praxis herrschte damals die Tauschwirtschaft. Auch die Arbeiter wunden in Naturalien entlohnt. Die Währung in Ägypten war Getreide. Getreide ist bei dem Klima die einzige Pflanze, deren Früchte länger lagerbar sind. Davon schreibt schon die Bibel als Josef dem Pharao den Rat gibt, Getreidespeicher für sieben kommende schlechte Jahre anzulegen. Für Ägypter war Getreide wohl die Währung. Bauern mussten einen Teil ihrer Ernte abliefern und der Pharao entlohnte mit Getreide. Katzen wurden zu Göttern erhoben, weil sie den Verlust durch Mäuse in den Getreidespeichern reduzierten und noch Tausende Jahre später war Ägypten die Kornkammer des römischen Reichs. Wir wissen, das ein einfacher Arbeiter 5 Krug Bier pro Tag bekam. Dazu wird es sicher Getreide für das Backen von Brot oder Brot selbst gegeben haben. Die Entlohnung stieg an. Könnte ein Arbeiter vielleicht noch die 5 Krug Bier am Tag trinken (zumindest wenn es ein alkoholarmes Bier war), so war die Entlohnung eines hohen Beamten mit 57 Krug so hoch, das klar war das man dies nicht nur verbrauchte sondern auch gegen andere Dinge eintauschte. Wikipedia berichtet dagegen von zwei Kruge Bier und drei bis vier Broten. Was dann eher genau der Nährmenge entspricht die jemand braucht um die Arbeit durchzuführen, aber davon kann er sicher nichts für den Tausch entbehren.
Ich nehme mal die 5 Krug Bier an, wenn ein Krug 1 l hat, entspricht das heute rund 15 Euro, soviel kostet zumindest ein 5 l Fass. Nehmen wir an genauso viel, würde auf das Brot entfallen, dann würde jeder Arbeiter 30 Euro pro Tag kosten. Allerdings gibt es auch noch andere Ausgaben. Er braucht eine Behausung, man braucht Werkzeuge und qualifizierte Arbeitskräfte bekommen natürlich auch einen höheren Lohn. Verdoppelt man aber nur die 30 Euro, so ist man schnell bei dem oben berechneten Lohn von 6,17 Euro/Stunde bei 10 Arbeitsstunden pro Tag, wenn man bedenkt, dass die Arbeiter sicher auch an den freien Tagen (immerhin 53 pro Jahr habe ich angesetzt) bezahlt wurden, liegen die Kosten sogar noch höher. Ein Indiz, dass man wohl schon vor 5.500 Jahren nicht von 6 Euro/Stunde leben konnte.
Auf Basis dessen würde ich realen Kosten der Pyramide irgendwo zwischen 3 und 5 Milliarden Euro ansetzen – also wirklich ein Milliardengrab (im wahrsten Sinne des Wortes). Klingt nicht nach so viel, vor allem, wenn die Summe über 20 Jahre verteilt wird. Aber Ägypten hatte damals ja nicht so viele Einwohner wie heute. Man schätzt die Einwohnerzahl im alten Reich auf 2 Millionen. Gemessen an der Einwohnerzahl entsprechen so 3 bis 5 Milliarden einer heutigen Ausgabe von 123 bis 205 Milliarden Euro für die gesamte BRD, für Berlin alleine das in etwa genauso viele Einwohner, wie das alte Ägypter hat, liegt der Pyramidenbau dann wirklich in der Größenordnung der Ausgaben für den Flughafen BER.
Da allerdings heute schon die Landebahnen im sumpfigen Gelände versinken, hätte es den Berlinern wohl auch nichts genutzt statt des Flughafens eine Pyramide zu bauen – die wäre erst recht versunken.
Das Konzept Geld
Was mich bei dem Blog beschäftigt hat, ist, warum das Konzept des Geldes als geprägte Münze so spät aufkam. Die ältesten stammen von König Krösus in Phrygien. Bei einem anderen Beitrag bin ich auf die Lösung gekommen. Natürlich gab es schon Edelmetalle als Tauschobjekt und man konnte sie auch dem Wert der Sache anpassen, indem man sie in kleine Stangen goss und dann Teile abzwackte. (Ein Konzept, das sich lange hielt: unsere „Mark“ kommt von einer Marke, die auf einer Stange angebracht war, sodass man eine definierte Menge abschneiden konnte, ebenso das Konzept den Wert nach dem Gewicht festzulegen. Ein englisches Pfund war mal wirklich ein Pfund Silber, durch Inflation muss man heute aber über 185 englische Pfund für ein Pfund 0,456 kg) zahlen). Das Problem: ohne Waage konnte man nicht den genauen Wert bestimmen. Krösus prägte die Münzen, weil man in einem Fluss jede Menge Gold als Schwemmgold fand und er so unermesslich reich war, eben reich wie Krösus. Dieses Sprichwort leitet sich davon ab, dass die Münzen überall im Mittelmeerraum als Währung genutzt wurden. Viele Händler in anderen Regionen kannten Krösus nicht, aber er musste unermesslich reich sein, wenn seine Münzen überall kursierten.
Das Konzept versank wieder in der Versenkung, als die Perser das Phrygerreich eroberten. Erst Alexander der Große prägte wieder Münzen im großen Stil. Warum? Gold das in Form von Münzen kursiert ist nicht in meiner Schatzkammer, so werden wohl alle Herrscher vor Krösus und noch einige Jahrhundert nach ihm gedacht haben. Und Gold ist leichter hortbar als andre Wertgegenstände, die in Form von Abgaben erhoben wurden. Aber der Vorteil für den Handel ist enorm. Erstmals konnte man einen großen Wert mobil transportieren, Grundstücke kaufen und verkaufen. Warum da nicht ein Herrscher auf den Trichter gekommen ist, zumindest alle seien Angestellten nur mit Münzen zu bezahlen und andere Abgaben gegen die Rohstoffe für Münzen also die Edelmetalle einzutauschen, um die weitere zu prägen, um die Umlaufmenge zu erhöhen, wundert mich.
Das Problem ist wohl eher, ob er in den nächsten 5500 Jahren fertig wird.
Na ja, die Pyramiden wären auch nie fertig geworden, wenn für die damaligen Herrscher alle paar Monate neue Wünsche zu erfüllen gewesen wären – etwa, wie wäre es mit einer Shopping Mall, wo man Andenken kaufen kann?
Btw. versinkt der BER mitsamt seiner Landebahnen nicht (nur) im Berliner Sumpf, sondern (auch) im Märkischen Sand.
Frohe Weihnachten!
Änderungen gab es auch damals schon. vor der Cheopspyramdie wurde die „Knickpyramide“ gebaut – man hat auf der Hälfte der Höhe festgestellt, das der Neigungswinkel wohl zu steil war und ihn dann reduziert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Knickpyramide