Elitär

Kürzlich kam es in einer Radiosendung eine Diskussion zwischen dem Gast der im Vorstand einer Förderschule für Hochbegabte und der Moderatorin. Dabei sprach dieser von einer „Leistungselite“. Das brachte mich auf den heutigen Blog. Das Wort „Elite“ hat ja einen guten Klang, noch besser als „Professionell“, das inzwischen ja dank des breiten Verwendens im Amerikanischen heute schon synonym für „Normal“ verwendet wird, so heißt die kleinste Version vieler Softwarepakete, die man kaufen kann, „Proffesional“ und bei Windows ist es die normale Version, die Home-Version ist dagegen eine beschnittene Version. Dann gibt es natürlich noch das Computerspiel mit dem gleichen Namen – Elite, wo der höchste Rang den man erreichen konnte, auch „Elite“ war.

Was bedeutet Elite?

Für mich bedeutet Elite im Prinzip, das ich ein Kollektiv habe, das sich in zwei Dingen von der Allgemeinheit unterscheidet:

  • In einem oder mehreren Kriterien unterscheidet es sich positiv von der Allgemeinheit
  • Das Kollektiv ist klein

Es gibt ja Einkommenseliten, die meiner Erfahrung nach in Deutschland gar nicht so gerne zu den Eliten gehören wollen. Friedrich Merz mit einem Jahreseinkommen von über 1 Million Euro zählt sich zur gehobenen Mittelschicht. Auch mein Bruder der zwar nicht so viel wie Merz verdient, aber auch Millionär ist, zählt sich zum Mittelstand. Dann eben die Leistungseliten. Eine Elite kann aber auch durch andere Kriterien abgeschlossen werden. Der Adel ist so eine, auch wenn er viel von seinem Elitestatus verloren hat. In England gibt es viele geschlossene Gesellschaften, in die man auch nicht so einfach hereinkommt. So Clubs, bei denen man auch als Millionär nur reinkommt, wenn ein anderes Mitglied einen empfiehlt.

Ich dachte mir „Eigentlich schreibst Du doch auch für Eliten. Die Elite, die sich nicht mit oberflächlichen Informationen von Plagiatsautoren abfindet“. Für die Nicht-Elite ist das ja schon zu viel. In dieser Rezension beschwert sich beispielsweise ein Käufer über zu viel Information, wie die Anzahl der Schrauben mit denen das Triebwerk befestigt ist. Dabei habe ich sogar extra das Drehmoment weggelassen … Für diese Ansicht spricht auch, dass ich so wenige Rezensionen zu meinen Büchern bekomme. Massenweise Rezensionen verfassen oft Leute mit zu viel Zeit oder die sich selbst beweisen müssen, indem sie im globalen Ranking von Amazon aufrücken. Die echte Elite hat so was nicht nötig.

Ich habe mir überlegt, wie ich mein Vertriebskonzept an den Kundenkreis einer Raumfahrt-Bildungselite anpassen könnte und mich zu Folgendem entschlossen:

Anpassung des Preises an den Inhalt und das Renommee

Noch aus meinem Studium weiß ich, das Lehr- und Fachbücher um so teurer sind, je schwieriger zu lesen sie sind. Unter den Studenten wurde übrigens nicht der Titel genannt, sondern das Autorenkollektiv. Da gab es also den Hollemann-Wiberg, Dickerson-Gray, Morrison-Boyd und Bayer-Walter. Für Lebensmittelchemiker natürlich unentbehrlich der Belitz-Grosch. Ist im Nachhinein irgendwie komisch, denn zumindest bei den Grundlagenbüchern erschienen diese in der 20-sten oder noch höheren Auflage und die Autoren, die sie mal begonnen haben sind längst tot. Solche Lehrbücher sind teuer. Der Belitz-Grosch kostete schon, als ich studierte über 100 DM, nun sind es 100 Euro. Selbst die eigentlich für Laien geschriebenen Springer Praxis books space exploration kosten im Durchschnitt 50 bis 70 Euro. Wenn man von den ganz dicken Wälzern von mir absieht, sind meine Bücher mit in etwa der gleichen Seitenzahl (300 bis 400) viel billiger so zwischen 20 bis 25 Euro. Also beginnend mit dem nächsten Buch über die Saturn, das so um 300 Seiten umfassen wird, passe ich den Preis der Erwartungshaltung meiner elitären Leser an. Es sollte ja 20 Euro kosten, aber 50 Euro sind dem Inhalt eher angemessen. Eine Rolex geht ja auch nicht für 20 Euro über die Theke. Ein E-Book wird es natürlich nicht mehr geben, denn das könnte ja jeder kopieren.

Als positiven Nebeneffekt kann die Ausstattung besser werden. Meine Bücher erscheinen ja bisher nur als Paperback und meist ohne farbige Bilder. Bei einem Preis von 50 Euro für das Buch wäre beides möglich.

Exklusivität

Nun ist der Preis aber noch kein einziges Kriterium für eine Elite. Wie ich schon schrieb. Es muss exklusiv sein. Für 50 Euro könnte sich ja sonst jeder Hinz oder Kunz das Buch kaufen, ohne aber den Inhalt würdigen zu können. Ich sehe das an den Plagiaten, die in einem früher renommierten Verlag erscheinen (inzwischen dort schon von zwei Autoren), wo die Autoren nicht nur meine Website und Bücher ausgeschlachtet haben, sondern noch Fehler eingebaut haben, was mich besonders ärgert. Doch wie kann man gewährleisten, dass nur das richtige Publikum das Buch bekommt? Nun es darf nicht in den normalen Buchhandel kommen. Bisher hatten meine Bücher ja eine ISBN-Nummer und waren so von jedermann entweder über den Buchhandel oder direkt vom Verlag beziehbar. Das wird sich nun ändern. Das nächste Buch erscheint nur noch in Eigenauflage, die ich dann persönlich vertreibe. Die Leser müssen dann persönlich vorstellig werden und können sich auf eine Prüfung ihres Raumfahrtwissens gefasst zu machen. Wie schon gesagt, in englische Clubs kommt ja auch jeder nicht rein. Willkommener Nebeneffekt, ich lerne meine Leser mal kennen und man kann sich ein bisschen über Raumfahrt unterhalten oder die eine oder andere Simulation laufen lassen. In einem Forum hat sich ja jemand mal geoutet, dass er 200 m von mir entfernt wohnt. Aufgetaucht ist aber in den inzwischen über 20 Jahren, in denen ich die Website betreibe, noch keiner persönlich.

Um ein Herauslecken der Bücher zu Kreti und Pleti zu verhindern, wird natürlich jedes Buch dann von mir handsigniert und mit dem Namen des Empfängers versehen und der neue Eigentümer muss eine Erklärung unterzeichnen, dass er das Buch nicht weiterverkauft oder eine Vertragsstrafe zahlen muss.

Für entfernte Leser eine exklusive Fragerunde

Langfristig ist das natürlich für Leser, die weiter weg wohnen etwas umständlich, sodass ich mir da noch eine Lösung überlegen muss. Ich glaube am besten ist es, dass ich eine Infoseite auf der Webseite schalte, mit einer festen Zeit, wo sich potenzielle Kunden bei mir telefonisch melden können und ich das Wissen dann direkt abfrage. Per Mail, das ich sonst vorziehe, geht es nicht, denn bei E-Mail hat man als asynchrones Medium die Möglichkeit zu recherchieren und erst dann zu antworten.

Interessenten können schon jetzt mal ihr Faktenwissen checken. Von den folgenden fünf Fragen solltet ihr drei richtig beantworten können, ohne nachzuschlagen:

  • In welchem Jahr startete Voyager 1?
  • Wie viele Saturn V wurden gebaut?
  • Was war die Maximalnutzlast einer Ariane 44L in einen Standard-GTO.
  • Wie hieß der erste geostationäre Satellit?
  • Welche Raumsonde landete am 1. Geburtstag des Autors auf einem anderen Himmelskörper?

Eine „gute“ Beurteilung wäre bei vier richtigen Antworten und eine ausgezeichnete bei fünf Antworten der Fall. Das setzt voraus das man meinen Blog wirklich intensiv und vollständig gelesen hat.

Potenzielle Interessenten des ersten Premium-Elite Buchs von Bernd Leitenberger über die Saturn Trägerraketen (Apollo Programm Band 1) können sich schon jetzt unter bl „at“ Bernd-Leitenberger.de melden. Sie werden dann vorgemerkt und verständigt, wenn das Buch erscheint. Ich denke, wenn das Konzept gut funktioniert werde, ich alle anderen Raumfahrtbücher darauf umstellen. Die sich an die Allgemeinheit wendenden Bücher über Ernährung und Computer bleiben aber so im Handel.

10 thoughts on “Elitär

  1. Ich kann leider nur die 1. Frage beantworten.
    Bei der Ariane 44L-Frage würde mir allerdings die Gegenfrage „In welchen Orbit denn?“ einfallen.

      1. Ich merke mir z.B. lieber Prinzipien und so ungefähre Werte als 100%ig genaue Zahlen. Nicht das es nicht interessant ist, aber wenn es z.B. um die Anzahl der gebauten Saturn V geht, dann schätze ich das so ungefähr ab: Apollo 8, bei 9 bin ich nicht sicher könnte auch eine Ib gewesen sein, da nur im Erdorbit, 10, 11 ,12, 13, 14, 15 ,16, 17 also schonmal mindestens 9, dann zwei oder drei Testflüge, da bin ich mir echt nicht sicher, Skylab und mindestens dieses Exemplar, was da am Cape rumliegt, also ungefähr 13-14, vielleicht noch etwas mehr. Ariane 44L, vermutlich GTO, vieleicht irgendwas um die 5t, und beim Rest muss ich leider passen

  2. Hm, ein guter Beitrag zum 1. April.

    Frage i.O.
    Frage: Eh, zwölf?
    Frage: Huch!
    Frage: Hätte ich nicht gewusst. (Syncom 2)
    Also Bernd, so gut kennen uns dann doch nicht.

  3. Ach verdammt nur zwei von fünf Fragen. Naja, schau ich halt weiter auf der Website vorbei, bis ich alle fünf schaffe. Auch schön 🙂

    1. Dann muss ich mich nicht wundern, wenn ich so wenige Bücher verkaufe, wenn schon die Dauerleser des Blogs so uniformiert sind. Alle Fragen wären wenn man den Blog gelesen hat beantwortbar, sogar die meines Geburtstags (einen Tag nach einer Prinzessin und genau fünf Jahre nach einem Nationaltrainer) wenn auch verknüpft mit historischen Ereignissen.

          1. Wenn ich das jetzt alles richtig zusammen bekomme:
            zu 1. Voyager 1: Start 1977
            zu 2. Anzahl von gebauten Saturn V Raketen. Jetzt wird es schon kritisch. Bis zu 15. Wobei nicht alle, und auch nicht alle verwendeten komplett, benutzt wurden. Bei den beiden letzten Saturn V bin ich mir nicht so sicher, ob man die als voll gebaut mitzählen kann. Trotzdem denke ich, die beste Aussage dazu ist: 15.
            zu 3. maximale Nutzlast der Ariane 44L in den Standard-GTO sind 4.950 kg
            zu 4. erster geostationärer Satellit war 1964 Syncom 3
            zu 5. geforderte Zusatzangabe: 03.02.1965

  4. Na dann herzlichen Glückwunsch!

    Ich hätte Syncom 1 als richtige Antwort, weil er als erster den geostationären Orbit erreicht. Aber wenn man es ganz genau nimmt ist Syncom noch richtiger denn Syncom 1 hatte noch eine Bahnneigung von 33,51 Grad (Syncom 3 auch eine von 1,04 also wenn man es ganz genau nimmt ist Rhyolite 1 von 1970 der erste Satellit der genau 0 Grad Bahnneigung erreichte).

    Nun die schlechte Nachricht: Der Artikel steht in Satire und Fiction, ist also nicht ernst gemeint. Das nächste Buch wird also wie bisher bei etwa 25 Euro für rund 400 Seiten liegen. (Der Umfang steigt dauernd an, inzwischen sind es schon 311 ohne Bilder)

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