Bernd Leitenbergers Blog

Goodday Sunshine

Seit gestern habe ich nun auch den Einspeisezähler für meine Photovoltaik-Anlage, die seit dem 18.4. läuft. Das denke ich ist ein guter Zeitpunkt, um über meine Erfahrungen zu berichten.

Anlagenplanung

Was mich sehr lange abhielt, eine Anlage aufs Dach zu stellen ist meine Dachlage. Ideal wäre es, wenn der Giebel in Ost-Westrichtung läuft, dann liegt eine Dachseite in Richtung Süden und kann voll genutzt werden. Bei mir verläuft der Giebel zwischen Ost und Süd. Wenn man 0 Grad als Osten definiert und 90 Grad als Süd, dann sind es 30 Grad, also Ost-Südost. Ich dachte so, dass ich nur die Hälfte des Tags Sonne bekomme. Nun dafür kann man dann die andere Dachseite nutzen. Allerdings auch nicht richtig. Die Nachbarhäuser auf der Seite sind höher als meines und dann steht noch ein Baum an dieser Stelle im Garten. Sie werfen Schatten auf das Dach wenn es Abend wird.

Hätte ich mich besser damit beschäftigt, dann hätte ich wohl schon lange eine Anlage, denn so ungünstig ist die Lage nicht.

Für die Vorsondierung kann man ein Tool der EU nutzen. Zuerst den Standort entweder über die Karte oder Koordinaten eingeben (wichtig: Mit Punkt als Dezimaltrenner), dann noch Dachneigung und Ausrichtung. Die Verluste kann man auch noch editieren. Nach verschiedenen Seiten sollten die im Durchschnitt bei 8 bis 9 % liegen. Wenn die Anlage auf ein Satteldach kommt, sollte man „Building integrated“ wählen. Bei einem Flachdach und so der Möglichkeit der optimalen Ausrichtung „Free standing“. Ich rate dazu die Voreinstellung von 1 kW zu nutzen. Hochskalieren kann man immer. Für mich kommt dann Folgendes raus:

Dachausrichtung 46° Neigung kWh/Jahr 25 ° Neigung kWh/Jahr
Süd 1010 1020
Süd-Ost (30 Grad) 908 941
West-Nord (210 Grad) 655

Zur Erklärung: Auf der Ostseite habe ich eine Daube, also einen Teil, wo der Dachwinkel durch einen Ausbau niedriger ist.

Wie man sieht, macht bei einer Ausrichtung nach Süden die Dachneigung fast nichts aus, aber bei Ost-West Richtung schon. Hier ist ein flacheres Dach von Vorteil. Als optimale Ausrichtung kommt nach dem Tool etwa ein Dachwinkel von 30 Grad raus. Wie erwartet ist die Westseite aber dann deutlich schlechter als sie Ostseite. Damit fiel schon eine Entscheidung: ich wollte zuerst das Maximum, ab dem die Einspeisevergütung sinkt, installieren, das wären 10 kW Peak (kwP) gewesen, dazu hätte ich aber beide Seiten benötigt. Das fiel nun weg. Die Anlage würde kleiner werden.

Das Tool ist auch dahin gehend interessant, weil man in etwa den Eigenverbrauch und die jährliche Schwankung abschätzen kann. Von den 908 kWh im Jahr bei 1 kwp und 46 Grad Neigung bei 30 Grad Dachausrichtung erhält man im Dezember 25,7 kWh, im Juni und Juli aber 116 kWh. Man kann damit auch die Angaben und Berechnungen von Anbietern quer checken.

Neue Begriffe

Wenn man dann ein konkretes Gespräch für eine Planung führt, bekommt man viele neue Begriffe vermittelt, die man dann einsortieren und im Internet nachchecken sollte. Natürlich wollen einem die Firmen möglichst viel verkaufen. Daher sollte man alles nachprüfen. Einiges konnte ich schon beim Gespräch als Verkaufsreklame identifizieren, so die Idee mit dem Solarstrom zu heizen (über IR-Strahler). Es ist natürlich völliger Unfug, erst Strom aus der Sonnenstrahlung zu gewinnen (Wirkungsgrad < 20 %) und diesen dann zur Heizung zu nutzen. Dazu gibt es als Alternative seit Langem Solarkollektoren, in denen Wasser durch die Sonnenstrahlung direkt erhitzt wird. Als ich darauf hinwies sagte mir der Verkäufer nur „Das installiert man heute gar nicht mehr“.

Was mir am meisten Überlegung verursachte, waren die Leistungsoptimierer. Wahrscheinlich, weil ich von einem völlig anderen Stand der Technik bei Solarmodulen ausging. In Zeiten, in denen man seinen Verbrauch und die erzeugte Energie im Browser checken kann, dachte ich müssten auch die Module intelligent sein. Es geht konkret um Schatten. Schatten haben unterschiedliche Ursachen. So Schatten von der Umgebung oder den Schornstein auf dem Dach. Es können aber auch Blätter auf den Modulen sein. Daneben schwankt wie man sieht die Leistung auch innerhalb eines Tags je nach Dachwinkel. Das wirkt sich vor allem morgens aus, wenn die Sonne flach steht. Naiverweise dachte ich, wird jedes Modul mit der maximalen Leistung betrieben und dann ist die Gesamtsumme die Summe aller Module. Wenn also der Schatten eines Schornsteins auf einem Modul ist, dann liefet das eben weniger Energie.

Pustekuchen. Alle Module werden in Reihe verschaltet, damit begrenzt das Modul, das am wenigsten Energie liefert, die Leistung. Auch werden alle Module bei Auslieferung nicht die gleiche Leistung haben und können unterschiedlich schnell altern. Bei mir lagen sie bei Auslieferung zwischen 311,61 und 314 Watt. Die Lösung bei beiden Firmen, die ins Haus kamen, waren Leistungsoptimierer. Diese sollen für jedes Modul und sogar für bis zu 6 Teilflächen eines Moduls die jeweils höchste Leistung liefern und so diesen „enormen“ Leistungseinbußen durch Verschattung entgegenwirken. Die kosteten im einen Fall aber 60 Euro pro Modul (mithin bei 23 Modulen 1320 Euro) extra. Im anderen Fall waren sie in die Module integriert, die dadurch etwas teurer waren. Ich habe dann einen Anbieter mal gebeten, mir doch eine Vergleichsrechnung zu machen. Das Ergebnis:

Ertrag Leistung Kosten (ohne MWST) Kosten/Kwh
Mit Optimierern 5.580 kWh 6,6 kwp 9322 € 1,67
Ohne Optimierer 5.761 kWh 7,31 kwp 9494 € 1,64

Ohne Optimierer ist es etwas günstiger. Der Unterschied in der Peak-Leistung kommt dadurch zustande das ich ohne Optimierer ein Modul mehr nahm und diese Module 320 anstatt 300 Watt nominell liefern. Ich habe mich mit dem Argument der höheren Leistung gerade bei niedrigem Sonnenstand (höherer Eigenverbrauchsanteil) und eben der unterschiedlichen Alterung dann zu der Variante mit integrierten Optimierern entscheiden.

Inzwischen habe ich auch eine zweite Anlage geplant und dort bei der Beratung die genau gegenteilige Meinung gehört. Während die ersten beiden Berater „fast nur“ noch mit Optimierern montieren, ist das im Allgäu, wo meine zweite Anlage auf mein Feienhaus kommt, nicht der Fall „die nehmen wir nur bei zwei unterschiedlichen Dachneigungen“ hieß es da. Zugegeben ist die Situation dort auch einfacher. Die Dachausrichtung ist die gleiche, aber es gibt keine Daube und der Winkel ist mit 30 Grad kleiner, sodass man auch die Westseite ohne größere Einbußen nutzen kann.

Eigenbedarf und Eigenbedarfszähler, 70 % Kappung

Wer eine PV-Anlage auf dem Dach hat und keinen Speicher (dazu später mehr) wird immer Strom ins öffentliche Netz liefern und auch beziehen. Einfach weil nachts nicht die Sonne scheint und im Winter man nur ein Viertel des Ertrags vom Sommer bekommt, was bei einer normalen Familie nicht mal für den Tagesbedarf ausreicht. Nun bekommt man eine Einspeisevergütung von rund 11 ct. Strom, den ich sonst beziehe, kostet 28 ct/kWh. Es ist also vorteilhaft, möglichst viel des selbst erzeugten Storms zu verbrauchen. Ich rate jedem mal das zu tun, was ich erst nachträglich tat, nämlich mal den Eigenbedarf und seine Verteilung zu ermitteln. Es geht vor allem um das Letztere. Eine Abschätzung des Eigenbedarfs ist ja leicht möglich, wenn man seinen Jahresenergieverbrauch durch die Tage oder Monate teilt. Es geht aber mehr darum: wie viel davon brauche ich am Tag, wenn die Sonne scheint und wie viel nachts. Dazu mal über mehrere Tage jeweils abends, wenn die Sonne tief steht (so 2 Stunden vor Sonnenuntergang) und 2 Stunden nach Sonnenaufgang den Zählerstand notieren und ermitteln, was man tagsüber und nachts braucht. In den ersten zwei Stunden nach bzw. vor Sonnenaufgang/Untergang liefert die Anlage kaum Strom, daher diese Frist. Denn nur den Tagesbedarf kann man selbst decken. Es gibt Erfahrungswerte die liegen bei 30 bis maximal 40 % des Gesamtenergiebedarfs. Bei einem Verbrauch von 4000 kWh im Jahr also 1200 bis 1600 kW. Bei mir wurden mit 35 % also 700 von 2000 kWh gerechnet. Ich habe, seit die Anlage in Betrieb ist, dann wirklich mal den Verbrauch bestimmt. Das Ergebnis: Wenn ich im Urlaub bin, und dann auch NAS vom Netz ist, sind es 1 kWh/Tag die ich beziehe (plus was die Anlage liefert). Das steigt auf rund 2 kWh/Tag, wenn ich da bin. Ich rechne im Winter mit mehr – durch den Strombedarf für Beleuchtung und Umwälzpumpe und kürzere Tage. Natürlich ist es nach weniger als einem Monat schwer, eine Jahresabschätzung zu machen, doch ich denke im Jahresmittel werde ich um 3 kWh/Tag Bezug liegen, mithin wäre das eine Einsparung von 900 kWh oder ein Eigenbedarf von 45 %. Das liegt daran, das ich viel zu Hause bin. Ich programmiere hier, erstelle meine Artikel und schreibe meine Bücher. So habe ich auch tagsüber einen hohen Strombedarf. Neben der Elektronik kommt natürlich noch das Kochen und Waschen / Spülmaschine dazu. Bei Letzterem bin ich dazu übergegangen die Maschinen um 11 bis 12 Uhr anzuscheißen, wenn es am meisten Strom gibt. Es gibt auch Rechner dafür. Dieser mit zahlreichen Detailangaben kommt auf 47 % Autarkie bei mir, aber ich finde bei einem zu geringen Jahresertrag. Der Rechner der Verbraucherzentale NRW ist schneller bedient, kommt auf 39 % Autarkie, aber ohne Leistungsangabe, aber rückrechenbar aus dem Anteil an der Gesamterzeugung – hier kommt man auf 7090 kWh Jahresertrag. Nach Berechnungen des Planers wären es 5833 kWh.

Für den Eigenverbrauch empfahl mir ein Anbieter einen eigenen Zähler mit „dynamischer Einspeiseregelung“. Der hängt mit einer Besonderheit zusammen. Seit 2012 dürfen Solaranlagen nicht mehr ihre volle Kapazität ins Netz einspeisen. Das hat der Gesetzgeber so geregelt, damit die Netzbetreiber stabilere Netze haben. Sie dürfen 70 % der Peakleistung einspeisen. Das klingt zuerst ziemlich unfair. Aber es sind nicht 70 % der Gesamtleistung, sondern der Spitzenleistung gemeint, das heißt diese wird um die Mittagszeit herum gekappt. An einem Tag ohne Wolken fing das bei mir um 9:30 an und hörte um 11:30 auf – und das Mitte April! Die Gesamtverluste sind so überschaubar. In den Wintermonaten gibt es gar keine. Sie liegen zwischen 8 % bei reinen Ost-Westanlagen und 13 % bei Südanlagen. Um den Prozentsatz sollte man also seine Erwartungen an den Ertrag nach dem PC-Tool senken. Der Eigenverbrauchzähler kostet rund 470 Euro extra. Wofür das Geld ausgeben, nur für eine Übersicht, wie viel man selbst verbraucht hat (die Angabe hat man sonst nicht, man bezieht eben nur einfach weniger Strom aus dem Netz)? Nein, er hat eine Funktion. Er erlaubt dem Wechselrichter, also dem Gerät, das den Strom von Gleich- in Wechselstrom umwandelt und ins Netz einspeist, und der bei Montage auf die 70%-Peakleistung eingestellt wird (bei mir 4833 Watt) den Eigenverbrauch zu berücksichtigen. Der wird also zuerst abgezogen und dann erst die 70%-Drosselung aktiv. Ansonsten werden von den 70 % Peakleistung der Eigenverbrauch abgezogen und der Rest wandert ins Netz.

Ob so ein Zähler sinnvoll ist, hängt daher vom Verhalten ab. Wenn man einen Haushalt hat, in dem es keine Kinder gibt und alle berufstätig sind, fällt tagsüber kaum mehr Strom an. Da lohnt er sich nicht. Wenn man dagegen eine Familie mit einer erziehungsberechtigten Person hat, die tagsüber zu Hause ist, dazu noch Kinder. Dann schon eher, dann wird tagsüber gekocht, es fällt viel Wäsche an und die Geräte brauchen auch ziemlich Strom. Bei Rentnern kann man davon ausgehen, dass beide tagsüber zu Hause sind. Für meien zweite Anlage im Ferienhaus habe ich einen Eigenverbrauchzähler geordert, da es ganzjährig vermietet ist und ich sonst den Strom meinen Gästen geschenkt hätte, denn wie schon gesagt wie viel man selbst verbraucht misst der neue Zähler, der als letztes vom Netzbetreiber installiert wird, nicht, sondern nur was man einspeist und bezieht.

Speicher

Gerne will man einem zur PV-Anlage noch einen Speicher verkaufen. Das ist im wesentlichen eine Batterie. Ich habe mich nach kurzer Überlegung dagegen entschieden. Der Grund: Diese Systeme sind noch sehr teuer kosten zwischen 1200 und 2000 € pro gespeicherte Kilowattstunde. Zum Vergleich: Für die reinen Batterien (ohne Elektronik) rechnen Automobilkonzerne mit 200 €/kWh. Bei den Preisen, die man für die Speicher für PV-Anlagen verlangt, wären die Batterien für Elektroautos teurer als die Autos heute komplett kosten. Ein Telal Modell 3 hat in der Basisversion eine 50 kWh Batterie und kostet 30.000 Euro – bei den Kosten für Speicher wäre die Batterie dagegen 60.000 bis 100.000 Euro teuer.

Ob es sich lohnt, kann man leicht berechnen: Ein Speicher bringt pro gespeicherter kWh einen Gewinn, der in der Differenz zwischen Einspeisevergütung und bezogenem Strom liegt. Also bei mir 28 ct – 11 ct = 17 ct.

Nun kann der Speicher nicht beliebig oft aufgeladen werden – zwischen 3.500 und 6.500 Zyklen werden genannt. Bei einem mir empfohlenen Modell sollen es sogar 10.000 Zyklen sein, was ich angesichts einer mir noch unbekannten chinesischen Firma bezweifele, wenn selbst Firmen, die man kennt, wie Tesla oder LG für ihre Speicher gerade mal halb so viele Zyklen angeben. Selbst wenn man die 90%-Nutzgrenze nimmt und dann diese mit der Anzahl der Zyklen multipliziert, kommt man so auf höhere Beträge pro gespeicherter Kwh. Kleines Rechenbeispiel:

Ein 3 kWh Speicher (2,9 kWh nutzbar) mit 5.000 Zyklen speichert im Laufe seines Lebens 2,9 x 5000 = 14.500 kWh. Bei 17 ct/kWh darf er dann maximal 2465 Euro kosten, um Geld einzusparen – ein solches Gerät kostet aber laut Angebot 4.950 €. Wenn man berücksichtigt, da die Kapazität wohl mit der Zeit abnimmt und wahrscheinlich nach 5000 Zyklen eher bei 50 % anstatt 90 % liegt, müsste er sogar noch billiger sein (bei 70 % Ladetiefe als Mittel zwilchen 50 und 90 % z. B. nur 1917 Euro.

Allerdings sinken die Preise für solche Speicher. Nach Auskunft einer Firma im letzten Jahr um 25 %. Und ich rechne mit weiter sinkenden Preisen, denn zum einen sind bei den Anbietern auch Automobilhersteller wie Tesla und Mercedes, für die dieses Geschäftsfeld ein Zusatzverdienst ist und wenn die deutschen Hersteller erst mal in großem Ma0e beginnen Batterien zu produzieren werden deren Preise sinken. Zum anderen läuft in 2 Jahren für die ersten Anlagen die 20 jährige EEG-Umlage aus. Das bedeutet, man bekommt für den eingespeisten Strom nichts oder nur das was der Netzbetreiber zahlen will. (Er muss ihn nun ja nicht mehr abnehmen). Dann ist es für diese Anlagen viel wirtschaftlicher ihn selbst zu nutzen, denn die EEG-Umlage erhalten sie ja nicht und der Bedarf für solche Speicher wächst.

Ein Speicher muss nicht riesig sein. Um die Nacht abzufedern, reicht ein kleiner und 100 % Autarkie erreicht man wegen Wintertagen, an denen an mehreren Tagen es nur diffuses Licht gibt, nur mit einer extrem großen Anlage und einem extrem großen Speicher. Eine Abschätzung liefert der Solarrechner der Verbraucherzentrale NRW. Eine Faustregel ist, dass er in etwa 1/2000 bis 1/1000 des Jahresstromverbrauchs haben sollte und man wirtschaftlich sinnvoll etwa 70 % Autarkie erreicht. Bei einer 9 kWp Anlage für eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh sieht man das recht deutlich.

Speicher kWh nutzbar Eigenstrom Autarkie
0 16 % 37 %
1 20 % 45 %
2 24 % 52 %
3 27 % 58 %
4 30 % 64 %
5 33 % 69 %
6 34 % 73 %
7 36 % 76 %
8 37 % 77 %
9 38 % 79 %
10 38 % 80 %

Zuerst steigt der Anteil an der Autarkie um 8 % dann nur noch um 1%. Oberhalb von 5 kWh beginnt dann der rapide Abfall. Nach der Faustregel würde man hier einen Speicher von 2 bis 4 kWh nehmen.

Wirtschaftlichkeit

Ein Punkt, der für mich sekundär war, aber für andere wichtig ist, ist, ob sich die Anlage lohnt. Bei den Kalkulationen habe ich einiges gesehen. Die beiden beliebtesten Tricks sind eine sehr hohe Ertragsprognose und Gegenrechnung zu hohen Strompreisen.

Für meine erste Anlage lagen die Ertragsprognosen zwischen 776 und 890 kWh/kwp. Ein breiter Streubereich. Bei der Zweiten sind es sogar 1058 kWh/kwp – damit soll die Anlage mehr liefern, als das EU-Tool ohne 70 % Kappung für den Standort berechnet (859 kwh/kwp). Da der Eigenverbrauch wichtig für die Wirtschaftlichkeitsrechnung ist, wird auch hier gerne ein hoher Anteil angenommen und steigende Strompreise – so soll der Strom nach einer Wirtschaftlichkeitsrechnung auf 44 ct/kwh in 2038 steigen. Vergessen werden bei Wirtschaftlichkeitsrechnungen auch Nebenkosten – die Versicherungsprämie für das Haus kann ansteigen und vor allem halten die Wechselrichter nicht ewig. Die Garantiezeit liegt bei 3 bis 5 Jahren. Normal sollen 8 bis 12 Jahre sein. Dann muss so ein Gerät aber mindestens einmal in den 20 Jahren Laufzeit der Anlage ausgewechselt werden und so ein Wechselrichter kostet um die 1.000 Euro je nach Größe, dazu kommen noch Montagekosten. 2 % der Anlagekosten setzen realistische Gemüter daher als Instanthaltungskosten an. Alle Rechnungen laufen über 20 Jahre. So lange gibt es die EEG-Förderung bei mir 11,11 ct/kwh. Für meine erste Anlage sieht die Rechnung so aus:

Gesparter Eigenverbrauch: 700 kWh x 20 Jahre x 0,28 ct/kWh +3.920 €
Einspeisung: 5380 kWh x 20 Jahre x 0,111 ct/kWh +11.954 €
Anlagenkosten -11.305 €
2 % Wartungskosten x 20 Jahre -4.532 €
Summe +47 €

Ich komme also auf ein Nullsummenspiel. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass man das Geld auch gewinnbringend anlagen kann, dann lohnt es sich gar nicht mehr. Dazu kommt, dass die Leistung abnimmt, je nach Typ haben die Zellen nach 20 Jahren nur noch 80 bis 85 % der Anfangsleistung, d.h. die Einspeisung sollte man realistischerweise mit dem Faktor 0,9 multiplizieren.

Man kann noch etwas tricksen. So verriet mir ein Berater einen Trick, die Mehrwertsteuer weitestgehend einzusparen, wobei man nur die ersten 6 Jahre den Ertrag versteuert und dann das Steuermodell wechselt.

Nach 20 Jahren

Alle Rechnungen gehen von 20 Jahren aus. Denn so lange wird die Einspeisung nach EEG mit festen Sätzen verhüttet. Doch was ist dann? Ich denke man wird den Preis pro kWh bekommen, der dann aktuell für den Strommix gezahlt wird. Das muss nicht mal viel weniger sein. Eine kWh kostet in der Herstellung bei Braunkohlekraftwerken zwar nur 3 bis 6 ct/kWh, doch die sind dann vom Netz und Strom aus Gaskraftwerken kostet heute schon 8 ct pro kWh. Es kann gut sein, das er in 20 Jahren auf die 11 ct steigt, die heute vergütet werden. Dann hat man aber immer noch eine Anlage mit 80 bis 85 % der Startleistung, die wahrscheinlich einen neuen Wechselrichter braucht. Bis dahin können auch die Speicher finanzierbar und eine Alternative zur Einspeisung sein. Kurzum: so schlecht ist die Wirtschaftlichkeit dann doch nicht, aber nur sehr langfristig gerechnet.

Den Eigenverbrauch steigern

Da der Eigenverbrauch einem echt Geld spart wird auch oft bei der Anlagenberatung gefragt, ob man ein Elektroauto hat oder sich eines anschafft oder eine Wärmpumpenheizung anschaffen will. Ich komme mal zum Letzteren. Wärmepumpen erzeugen aus Strom Wärme, indem sie eine Flüssigkeit tief ins Erdreich pumpen, wo sie sich erwärmt, verdampft und dann die Wärme beim Kondensieren wieder abgibt. Das ist das gleiche Prinzip wie beim Kühlschrank nur nutzt man hier die Abwärme und nicht das Kühlpotenzial. Neben der allgemeinen Grundproblematik, dass man im Winter heizt, wenn man nur wenig Strom gewinnt, gibt es zwei wesentliche Gegenargumente:

Aus einer kWh Strom gewinnt man im Normalfall mur 2,5 kWh Wärme. Weiß man aber das 1 l Heizöl eine Energiemenge von 9,8 kwh haben so wird klar das man so niemals viel zum Heizen beitragen kann. Bei mir wären es zwischen November und März, also den Monaten, in denen man in jedem Fall heizen muss, 1009 kWh Ertrag, die gewonnen werden, entsprechend ~ 2500 kWh Heizleistung, was nur 250 l Heizöl entspricht – ich habe einen Jahresverbrauch von rund 1500 l. Weiterhin: selbst beim Faktor 2,5 braucht man 4 kWh um 1 l Heizöl zu ersetzen. Das kostet einen dann im Äquivalent 44 ct/l. Der Rest wird aber mit dem normalen Strompreis bezahlt, was auf Äquivalentkosten von 1,12 €/l Heizwert von 1 l Heizöl hinausläuft. Man bräuchte eine große Photovoltaikanlage, um wirksam eine Wärmpumpe mit Strom zu versorgen. Für 50 % meines Wärmebedarfs müsste ich eine 21 kWh Anlage installieren.

Dazu sind Wärmepumpen sehr teuer, etwa doppelt so teuer wie eine Heizungsanlage, ohne die man aber in der Regel nicht auskommt, da die Leistung für sehr kalte Tage oft nicht ausreicht.

Besser sieht es bei einem Elektroauto aus. Idealerweise ist es ein Zweitfahrzeug, das kann man problemlos tagsüber aufladen und benötigt es nur kurz zum Shoppen, Kinder chauffieren oder für Ausflüge. Aber auch wer sein Fahrzeug beruflich nutzt, kann es daheim aufladen – zumindest in den Sommermonaten gibt es abends auch noch Leistung dazu, aber vor allem hat man zwei Tage am Wochenende, wo man es nicht nutzt zum ganztägigen Aufladen. Ich hatte Ende April in der Spitze schon einen Tagesertrag von 39 kWh. Bei teilweise bedecktem Himmel immer noch über 20 kWh. Nur wenn es so kalt wie im Winter und tagsüber nur bedeckt ist, lag er bei nur etwa 10 kWh. Das ist aber bei uns die Ausnahme. Bei zwei durchschnittlichen Tagen am Wochenende mit 20 kWh/Tag kann man immerhin 40 kWh aufladen, was je nach Modell für 140 bis 270 km Fahrstrecke reicht (Angaben nach dieser Website des ADAC). Wenn sie also in der Woche nicht mehr fahren, immerhin 7.000 bis 14.000 km/Jahr so können sie ihr E-Mobil zwischen März und September komplett selbst aufladen und dann kostet sie der Strom nur 11 ct. Wenn man (was sich dann anbietet einen Einspeisezähler mit dynamischer Regulation nutzt, der den Überschuss zur Verfügung stellt, der sonst nicht ins Netz geht, ist der Strom sogar umsonst.

Die 40 kWh in diesen sechs Monaten pro Woche erhöhen den Eigenverbrauch um etwa 1200 kWh. In den anderen Monaten ist es naturgemäß weniger und man wird nicht um externe Ladestellen herumkommen. Noch günstiger sieht wie schon geschrieben die Situation bei einem nur sporadisch genutzten Wagen aus der meist zu Hause in der Garage steht und so praktisch einen guten Teil des Überschussstrom aufnehmen kann. In der Kombination ist also das E-Auto durchaus sinnvoll, zumal bei 15 bis 29 kWh (Autos der ADAC Liste) /100 kWh einen die Energie fürs Fahren nur 1,66 bis 3,22 Euro kostet – entsprechend den Kosten von 1 – 2 l Benzin …

Shine, Baby Shine

Es gibt aber etwas das ist unbezahlbar. Das ist das gute Gefühl, das ich seit knapp drei Wochen habe. Ich schaue mehrmals täglich im Browser, nach wie viel Energie ich erzeuge, jetzt ist es Abend am 8.5. und heute waren es bei dauerbedecktem Himmel 9,5 kWh. Es ist die beste Geldanlage, die ich jemals gemacht habe – nicht im Ertrag nach Euro, aber bei dem Gefühl das sie vermittelt. Ich freue mich, wenn die Sonne scheint und ich weiß, dass ich das Richtige tue. Darauf kommt es an, das Richtige tun und sich aus der Komfortecke heraus zu bewegen und nicht einfach auf die Politik zu schimpfen.

Hier meine momentane CO2-Bilanz nach dem Rechner des Umweltbundesamtes:

Sinnvoll ist natürlich die Angabe mit der Vermeidung bei anderen, denn den Strom nutze ich ja zum größten Teil nicht selbst. Dabei ist schon die inzwischen erfolgte Umstellung meines Reststroms auf Ökostrom enthalten und 1.000 € Anlage in der Bürgerenergie Ostfildern. Mehr ging dort leider nicht. Aber ich plane noch eine Beteiligung bei einer ähnlichen Organisation in Stuttgart. Dazu kommt noch meine zweite Anlage, die hoffentlich auch bald ans Netz geht. Ich hoffe dann noch vor Jahresende, wenn möglich früher klimaneutral zu sein.

Das Nächste ist eine Jahresabschätzung. Da bisher erst 18 Tage rum sind, ist es dazu noch zu früh. Doch nach 30 Tagen will ich auf Basis der Werte, die die PV-Datenbank der EU ermittelt mal eine Jahresprognose machen. Bisher sieht es gut aus, trotz dauernd schlechten Wetters. (Werte vom 7.5.2019).

Die mobile Version verlassen