Bernd Leitenbergers Blog

Ein Monat mit der PV-Anlage

Heute ist der erste Monat vorbei, in dem meine PV-Anlage Strom liefert, wenn auch erst seit dem 7.5.2019 er bezahlt wird. Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Gewonnen habe ich nun im ersten Monat 782,2 kWh. Der Eigenverbrauch sank auf 52 kwh. Natürlich ist das nicht repräsentativ. Vor allem der Eigenverbrauch (er sollte wenn ich  meine 1874 kwh vom letzten Jahr über die Zeit mittele 152 kWh betragen, aber das ist angesichts von 14 bis 15 Sonnenstunden pro Tag natürlich ein geschöntes Ergebnis, das im Winter ganz anders aussieht. Der Großteil gelangte unbezahlt ins Netz. Seit ich am 7.5.2019 den Zähler erhielt waren dies nur 269 kWh bei einem Eigenverbrauch von 23 kWh.

Wer mal eine Anlage plant, wird feststellen, dass es massive Unterschiede in den Prognosedaten gibt. Daher war ich daran interessiert, eine Ertragsprognose für das Jahr zu bekommen. Vor allem „Online Rechner“ die mehr oder weniger kommerziell sind, mit dem Ziel an Vermittlungen zu verdienen sind überoptimistisch. Ich habe mich im Folgenden auf das PV-System der EU (PVGIS: PHOTOVOLTAIC GEOGRAPHICAL INFORMATION SYSTEM) bezogen, das es aber auch in zwei Versionen gibt und es gibt mehrere Datenbanken, die man in den beiden Versionen selektieren kann. Das macht es nicht einfach. Hier mal ein Vergleich der Prognosen für meinen Ort, meine Dachneigung und Ausrichtung bei 7,1 kWP (genau sind es nach den Lieferzertifikat 7.197 Watt Peakleistung, doch da man das nicht eingeben kann, habe ich nach unten abgerundet, gekauft habe ich eine 6,9 kwP Anlage doch die Plus-Zertifizierten Module liefern 4,1 % mehr).

Datenbank Gesamtertrag Davon Mitte April/Mai
PVGIS-Cosmo 8077 kWh 962 kWh
PVGIS-ERA5 7510 kWh 895,5 kWh
PVFGIS-SARAH 7080 kWh 823 kWh
PVGIS-CMSAF 6910 kWh 839 kWh
PVGIS-CMSAF (V4) 6880 kWh 818,5 kWh
PVGIS-CLASSIC 6120 kWh 725 kWh

Die Datenbanken unterscheiden sich in der Herleitung der Daten, der räumlichen Auflösung und des Zeitraums. Die am höchsten aufgelöste Datenbank und mit dem kürzesten Zeitraum ist die Cosmo. Sie liefert auch die „günstigste“ Prognose. Das korrespondiert mit Medienberichten, dass durch den Klimawandel es auch mehr Sonnenstunden gibt, also PV-Anlagen finanziell immer attraktiver werden.

Ein weiterer, aber wichtiger Punkt, den diese Datenbanken nicht berücksichtigen, ist die 70%-Kappung per Gesetz in Deutschland seit 2012.

Die beiden Berechnungen von Anlagenbauern, die ich im Vorfeld hatte, waren 6.060 kWh/Jahr und 6.405 kWh/Jahr. Das liegt also deutlich unter den Prognosen nach Datenbank.

Die Differenzen zwischen den Datenbanken werden aber kleiner, wenn ich die gewonnene Strommenge mit dem Mittel aus April/Mai nach den Datenbanken vergleiche. Mittel, weil eben der erste Tage mit voller Leistung am 19.4.2019 gerade in der Monatsmitte liegt. Bildet man den Quotienten aus Monatsertrag und theoretischem Ertrag nach der Datenbank und multipliziert man das mit dem theoretischen Jahresertrag, so hat man eine erste Schätzung:

Datenbank Gesamtertragsprognose basierend auf 782,2 kWh Mittel April/Mai
PVGIS-Cosmo 6567,39 962 kWh
PVGIS-ERA5 6556,16 895,5 kWh
PVFGIS-SARAH 6729,01 823 kWh
PVGIS-CMSAF 6442,2 839 kWh
PVGIS-CMSAF (V4) 6570,86 818,5 kWh
PVGIS-CLASSIC 6602,85 725 kWh

Diese Schätzungen liegen gar nicht mehr so weit auseinander zwischen 6442 und 6729 kWh. Also sogar eher mehr als die Prognose der Anlagenbauer. Im Mittel sind es 6577 kWh/Jahr, was auch ganz gut zu drei der Prognosen passt.

Ich hoffe im Jahr auf mehr, weil ich die vergangenen 30 Tage als untypisch betrachte. Es war sehr oft der Himmel bedeckt, obwohl nicht mal so viel Regen gefallen ist und es war zu kalt.

Inzwischen macht mein Ziel „kohlendioxidfrei zu werden“ Fortschritte. Ich habe gestern Fotos von der Montage meiner zweiten Anlage, nun auf meinem Ferienhaus mit 9,92 kWP, bekommen. Sie dürfte Anfang Juni ans Netz gehen. Inzwischen bin ich bei zwei Bürgerenergien mit 11.000 € beteiligt und der Strom ist auf Ökostrom umgestellt, was zum 1.8. einritt. Damit dürfte ich zu dem Zeitpunkt „kohlendioxidneutral“ sein. Ein Ziel, wofür die BRD nach Merkels Willen 60-mal länger braucht. Ich plane trotzdem noch den Kauf von Indexzertifikaten auf CO2 Emissionsrechte. Das ist der FDP-Weg für den Kohlendioxidausstieg. Zum einen, weil das Geld bei den Bürgerenergien zuerst mal nur auf dem Bankkonto parkt, zum anderen sehe ich dies als Anlagemöglichkeit, denn ein Zertifikat der Commerzbank (WKN: DR1WBM), das ich mir angesehen habe, ist in 3 Jahren von 5 auf rund 20 Euro gestiegen.

Vor allem auf die Erträge der zweiten Anlage bin ich gespannt. Nach den Erfahrungen mit der Kappung bei meiner Anlage auf dem Haus die Mitte April schon um 9:30 begann und dann bis um 13:30 dauerte, bin ich dort auf die Idee gekommen, doch einige Paneele auf die Westseite zu legen. Das Dach ist dort genauso wie hier in Richtung Süd-Ost orientiert, was auf der Westseite nur 70 % des Ertrags der Ostseite erwarten lässt. Allerdings ist der Winkel günstiger (rund 30 bis 35 Grad). Vor allem erwarte ich dadurch, das es eine Gesamtanlage ist, einen weitestgehenden Wegfall der Kappung, da nur um den Mittag beide Seiten Strom liefern. Die wegfallende Kappung der Ostseite sollte den geringeren Ertrag der Westseite ausgleichen. So sind ¾ der Paneele auf der Ost- und ¼ auf der Westseite montiert. Ich habe auch bei meiner bestehenden Anlage noch mal den Bauer kontaktiert, ob eine Erweiterung um 3 kWh auf der Ostseite zu einem vernünftigen Preis möglich ist. Leider ging dies nur mit zwei Wechselrichtern und damit zwei Kappungen und dann lohnt es sich nicht mehr. Doch da so ein Wechselrichter nicht ewig hält, denke ich, wird wenn er den Geist aufgibt, die zweite Seite auch noch belegt werden.

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