Die Poolnudel und Fahrradwege

Als kleinen Zwischenhappen – ich schreibe gerade an einem Blog über faktenbasierte Klimapolitik einen kurzen Blog heute. Auf mein Thema kam ich durch die Sendung MEX beim HR am Mittwoch. Es ging dort um hessische Fahrradwege und deren Mängel, wobei ich denke das mit den Mängeln gilt nicht nur in Hessen. Es gibt zu wenige und sie sind zu eng. Fachleute sagten in dem Beitrag, dass die üblichen Fahrradstreifen an den Fahrbahnen sogar gefährlicher seien als keine Wege. Begründung: Die durchgezogenen Linien würden Autofahrer dazu verleiten sich an ihnen zu orientieren und diese anzufahren. Zudem würden ohne ausgewiesene Fahrradwege die Fahrradfahrer in der Mitte der Fahrbahn fahren, um sicher zu sein.

Autofahrer müssten nach STVO einen ausreichenden Abstand halten. Die STVO lässt sich nicht darüber aus was „ausreichend“ ist aber unter der Berücksichtigung, dass die Tür eines Autos aufgehen kann, gibt es einige Gerichtsurteile die 1,5 bis 2 m als „ausreichenden“ Abstand ansehen. 1,5 bis 2 m! Noch nie hat mich in meinem ganzen Leben ein Auto auf derselben Spur in dem Abstand passiert. Normal sind 70 bis 100 cm. Bei Lastwägen kann es noch viel weniger werden, weil die Leute offensichtlich nicht wissen, wie weit ihr Auto noch nach rechts geht. (Einschub am Rande: da sowohl das Aus- und Einsteigen beim Parken bei der heutigen Position des Lenkrads immer auf der Straßenseite erfolgt, wie auch Fahrradfahrer immer rechts sind, wäre mal zu überlegen ob man die Fahrerposition nicht auf die rechte Seite verlegt. Die ist ja deswegen links, das man beim Überholen besser den Gegenverkehr sieht, wenn vor einem ein größerer Wagen ist (so zumindest meine Erklärung), aber wie oft kann man bei uns noch gut überholen und wie oft hat man rechts neben sich andere Verkehrsteilnehmer?).

Doch wie bekommt man die Autos dazu den Abstand einzuhalten. Der Beitrag hatte eine Lösung. Eine Poolnudel, also eine rund 2 m lange Schaumstoff-Stange auf den Gepäckträger geklemmt. Die ragt 1,5 m weit vom Fahrrad weg und sorgt für den Abstand. Zumindest in den Drehaufnahmen hat das funktioniert.

Ich habe es mal überdacht, weil mich das vollständig verblüfft hat. Wahrscheinlich wird man in der Realität dann dauernd von Autofahrern angehupt oder beschimpft. Denn viele sehen das als Gängelei mit der sie zum Langsamfahren gezwungen werden. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele trotzdem nahe vorbeifahren und die Nudel streifen. Und ob die dann nicht doch einen Impuls aufs Fahrrad überträgt oder gar einem hinten auf den Rücken haut? Das ist, was für Leute die ihr Recht durchsetzen wollen, so wie eben Mitte in der Fahrbahn fahren. Klar das darf man als Fahrradfahrer, man ist ja Verkehrsteilnehmer wie andere auch. Aber ich persönlich finde das ein wenig rücksichtlos, wenn man mehr Platz beansprucht als man braucht. Auf der anderen Seite klappt mit einer Nudel es natürlich auch nicht, sich an einer Schlange Autos vorbeizumogeln, die bei einer Kreuzung steht und warten muss, bis auf der Hauptverkehrsstraße gerade mal der Verkehr abflaut, dass man abbiegen kann. Ich keine da eine Straße bei der ist das Dauerzustand. Dann müsste man sich als Fahrradfahrer ja auch hier vorbildlich verhalten.

Aber die Idee ist gut. Ich hatte vor fast 40 Jahren mal ein Fahrrad mit einer umklappbaren Kelle an der rechten Seite mit einem Katzenauge drauf. Gleiches Prinzip, klappte um, wenn man von hinten kommend gestreift wurde, wie es die Regel bei Autos ist. Aber die wahr viel kürzer, ich schätze so 30-40 cm. Wenn man so was hinten am Gepäckträger montiert und es dann, wenn es bis zurückschnellt, bis zur Sattelstange gehen soll, hat es immerhin 60 cm Länge. Das wären in der Regel 60 cm mehr Sicherheitsabstand, wenn ich davon ausgehe, das die meisten Autofahrer es nicht Tuschiren wollen. Das Prinzip kann man auch verbessern, indem man eine Feder einbaut, die genug Kraft hat es wieder in die Ausgangsposition zu bringen, sonst müsste man ja jedes Mal anhalten und den Abstandshalter entfalten. Wenn man es nicht braucht, so müsste man wegen der Feder es fixieren. Schön wären auch ein paar Krallen an der hinteren Seite, sodass sie einem Selbst nicht gefährlich werden, aber schöne Kratzer im Lack des überholenden Autos hinterlassen. Ich wage zu prophezeien: wenn alle neuen Fahrräder so was serienmäßig hätten (vor allem mit den Krallen), sehr bald würden die meisten Autofahrer den vorgeschriebenen Abstand einhalten. Bis dahin: wer wagemutig genug ist möge sich eine Poolnudel auf den Gepäckträger spannen. Gibt es bei Amazon ab 2 Euro.

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