Bernd Leitenbergers Blog

Wie man ohne große Kosten den Ertrag von Photovoltaikanlagen um 10 % steigern kann

Ich habe nun ja zwei Photovoltaikanlagen. Eines was ich bald gelernt habe: so einfach wie ich es dachte, ist es nicht, vor allem weil der Staat viel geregelt hat.

Eines was man bei der Inbetriebnahme entscheiden muss beruht auf einer Gesetzesnovelle von 2012: Die Begrenzung der Anlagenleistung. Damit die Netzbetreiber vor großen Schwankungen im Netz geschützt sind, gibt es zwei Möglichkeiten:

Im letzten Fall bekommt man eine Steuerung vom Netzbetreiber, die bei meiner zweiten Anlage 200 Euro gekostet hätte. Ich habe bei beiden Anlagen die 70 % Regulierung gewählt, auch weil ich nicht weiß wie und um wie viel dann heruntergeregelt wird und das sieht bei Diagrammen dann so aus:

etterMan sieht deutlich, dass es ein Plateau gibt das konstant bleibt, bis die Leistung wieder unter 70 % sinkt. (4,8 bzw 7 kw). Ohne Drosselung sollte die Kurve eine Spitze wie bei einer Parabel haben.

Die Drosselung um 30 % klingt erst mal dramatisch, doch betrifft sie nur die Spitzenleistung, die es nicht den ganzen Tag gibt, an bedeckten Tagen schon gar nicht. Im Mittel rechnet man bei optimaler Ausrichtung der Anlage mit 13 % Ertragseinbußen, bei reinen Ost-West Anlagen sind es noch 8 %. Wenn man annimmt, dass im Mittel die Anlagen dazwischen liegen bedeutet das, das wir so auf 11 % des Stroms verzichten, den Solaranlagen produzieren könnten.

Ich finde das antiquiert. Warum? Nun wir haben inzwischen eine wirklich gute Wettervorhersage. Nicht nur für ganz Deutschland, sondern auch regional bis in Skalen von einigen Kilometern und nicht nur für den ganzen Tag, sondern für jede Stunde. Das heißt die Netzbetreiber können planen. Sie wissen wann Solarstrom kommt und ich denke dasselbe gilt (vielleicht nicht in der gleichen Qualität) auch für den Windstrom. Ich denke se nutzen diese Information auch heute schon für ihre Planungen. Da zudem diese „70 Prozent“-Regelung für Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke gedacht ist die man nicht schnell hoch oder runterfahren kann, anders als Gaskraftwerke oder Wasserkraftwerke, und wir von denen ja sowieso wegkommen wollen, wäre es sinnvoll, diese Beschränkung fallen zu lassen. Wer eine Steuerung vom Netzbetreiber hat müsste in diesem Fall gar nichts machen, bei allen anderen müsste der Installateur die Begrenzung im Wechselrichter abschalten, was ein kleiner Besuch zu Hause ist. (Logischerweise darf das der Besitzer der Anlage nicht tun).

Insgesamt habe ich sowieso das Gefühl die Solarbranche fremdelt noch mit moderner Technik. Beide Wechselrichter, die ich habe, haben eingebaute Webserver. Die liefern aber Seiten mit Javascript oder ähnlichem aus. Ich dachte daran wie bei meiner Wetterstation die Seiten periodisch abzufragen und aus dem HTML Quelltext die Keydaten auszulesen und dann selbst aufzubereiten. Das klappt aber nur bei reinem HTML. Die einzige Abfragemöglichkeit auf Low-Level Ebene wäre in beiden Fällen das ziemlich veraltetete Modbus Protokoll, das aber leider bei beiden Wehselrichtern nicht aktiviert wurde und als Benutzer kann ich es nicht aktiveren. Es gibt aber schon seit fast zwei Jahrzehnten Webservices wie DSCO oder WSDL. Auf so was Naheliegendes scheinen die Hersteller nicht zu kommen.

Eine ähnliche Situation gibt es beim Aufladen von Speicherbatterien. Auch das wird durch die 70 % Regelung verkompliziert. Man kann, das ist erlaubt, zuerst die Batterien laden und dann erst die Kappung durchführen. Damit dies geht, muss man natürlich wissen, ob es an dem Tag überhaupt dazu kommt. Wenn der Himmel bedeckt ist dann ist das eher unwahrscheinlich. Auch ohne die Kappung ist der optimale Aufladezeitpunkt ohne Wettervorhersage schwer zu ermitteln. Natürlich kann man aufladen, sobald der Wechselrichter mehr Strom liefert als man selbst verbraucht, doch dann ist die Batterie vielleicht um 10:00 voll und um 11:00 ist die 70 % Kappungsgrenze erreicht. Auch das Aufladen würde davon profitieren, wenn man den Tagesverlauf der zu erwartenden Leistung kennen würde.

Mein Vorschlag: Der deutsche Wetterdienst, der ja die Vorhersagen macht, könnte zusammen mit der Solarbranche eine API wie bei Web Services erarbeiten. Da die Wechselrichter sowieso alle am Internet hängen können sie einmal am Tag einen Server des DWD abfragen der ihnen bei Übermittlung eines Datums z.B. die zu erwartende Sonneneinstrahlung in 1 Stunden Intervallen liefert und danach könnten die Anlagen dann die Batterien laden, aber auch das Auto aufladen oder bestimmte Verbraucheraktivieren wie Wasch- oder Spülmaschine.

Ich denke, das ist machbar. Aber ich glaube es kommt nicht dazu, denn wie ich durch meine beiden Wechselrichter weiß: schon bei den ausgelieferten Webseiten wie auch dem Datenimport als CSV gibt es enorme Unterschiede. Ein Wechselrichter liefert Stundenmittelwerte an Leistung, der andere etwa 20 Spalten im 5 Minuten Intervall mit Unix Zeitformatskodierung. Standards sehen anders aus.

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