Die Zahl für heute: 40

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Die Zahl für heute sind ganz genau 40 Cent. 40 Cent will die Noch-Verbraucherministerin Julia Glöckner das Fleisch teurer machen um zu mehr „Tierwohl“ zu sorgen. Das Geld Soll nach Glöckner in Fonds fließen, für die Landwirte dann Gelder zur Modernisierung ihrer Ställe bekommen.

An der nicht vom Verbraucherministerium, sondern der Industrie stammenden Tierwohlkampagne hat sich nichts geändert, Glöckner wollte ja ein Label dafür einführen, nur gibt es das ja schon, wenn es auch anders heißt. Auf den meisten Verpackungen gibt es eine Kennzeichnung der Haltungsform in Stufen von 1 bis 4 und man findet bei verpacktem Fleisch eigentlich nur die 1 und 4. Ich habe letzte Woche, als ALDI im Prospekt Produkte einer „Fairfarm“ mit wohl ähnlicher Zielsetzung beworben hat, im Laden danach geguckt ob ich diese denn auch kaufen kann – Fehlanzeige. Glöckner schiebt ja gerne die Schuld auf den Verbraucher. Tatsache ist aber, dass es außer der Form 1 noch die 4, die steht für Bioprodukte, im Regal gibt, aber selbst bei Discountern, die sich für ihr umfangreiches Biosortiment rühmen, ist das nur ein Bruchteil des Angebots. Von den Haltungsformen dazwischen fehlt jede Spur und damit auch die Möglichkeit, solches Fleisch zu kaufen.

Mit dem Massenausbruch von Covid-10 bei Tönnies hat die Diskussion um die Arbeitsbedingungen in der Fleischbranche ja wieder an Fahrt aufgenommen. Für viele überraschend: Wer Tiere schlecht behandelt, behandelt auch Menschen schlecht. Wie konnte man nur auf so was kommen?

Wenn es um Menschen geht und um die Sperrung ganzer Landkreise, ist man sehr schnell dabei einzugreifen und nun sollen Werkverträge wie bei Tönnies abgeschafft werden. Mit dem Tierwohl tun sich die Behörden merklich schwerer. Zwar ist inzwischen der Tierschutz auch im Grundgesetz verankert, aber in der Praxis merkt man dann doch nichts davon.

Was mich daran stört, ist der freiwillige Ansatz. Immer soll alles freiwillig ablaufen und immer wird dem Verbraucher der schwarze Peter zugeschoben. Er soll sich bei jedem Kauf informieren. Nur was ist, wenn er gar keine Alternative hat? So ist es nämlich in der Praxis. Wie schon geschrieben, gibt es bei abgepacktem Fleisch nur die Haltungsstufe 1 zu kaufen. Beim Metzger nachfragen nützt oft auch nichts, weil die heute selten selbst schachten sondern auch das zerlegte Fleisch beziehen und wenn welche Alternative hat man, wenn einem die Haltungsform nicht gefällt – den Metzger wechseln? Bei Wurst gibt es überhaupt keine Kennzeichnung.

Mein Vorschlag, weil es bei Bioprodukten so gut funktioniert: legt die Anforderungen für die Tierzucht so fest, dass die Haltung artgerecht ist. Dazu gehört der Platzbedarf, das Futter. Aber das fängt schon früher an nämlich bei der Rasse. Wenn Tiere so gezüchtet werden, das sie gar nicht gesund groß werden können, dann sollten diese Zuchten verboten sein. Ich denke hier z. B. an Hühner, die so schnell an Gewicht zulegen, das ihre Knochen die Masse gar nicht tragen können. Der wesentliche Unterschied zu Bioprodukten wäre, das die normale medikamentöse Versorgung bei Nicht-Bio möglich ist und die Futtermittel nicht aus Bioanbau stammen würden.

Natürlich würde so Fleisch automatisch teurer. Auf der anderen Seite ist es heute schon billiger als in allen Nachbarländern. Von den 8,7 Millionen Tonnen Fleisch, die in Deutschland produziert werden, gehen denn auch 4,1 Millionen in den Export. Das muss nicht sein. Wir müssen nicht auch noch Billigfleisch für andere produzieren. Wie teuer Fleisch wird, hängt nicht nur von den Kosten ab, die die Landwirte haben. Wie bei jedem anderen Produkt schlägt jede Verarbeitungsstufe proportional auf. Da etwa ein Drittel beim Landwirt ankommt, macht das Biofleisch schon so viel teurer als normales. Der einzige positive Aspekt von Glöckners Vorschlag ist, dass diese Kette des automatischen Preisaufschlags umgangen wird und das Geld so direkt bei den Landwirten ankommt – wenn man die unvermeidliche Verwaltung mal ignoriert. Nur deswegen kommt sie auch auf nur 40 ct mehr pro Kilogramm Fleisch. Natürlich wird, wenn man den Tierschutz konsequent umsetzt, auch die Schlachtung teurer werden. Schon alleine durch die höheren Löhne der Arbeiter und Tierschutz auch dort – heute hat ein Schlachter nur wenige Sekunden um den Schnitt zu setzen, der ein Tier verbluten lässt. Oft genug sitzt dieser dann nicht richtig und das Tier verendet qualvoll. Beim Handel wäre Umdenken gefordert. Wenn er, wie er ja in seinen Prospekten betont, er verantwortungsvoll mit Menschen und Natur umgehen will, dann könnte er mal darüber nachdenken vom proportionalen Aufschlag der Gewinnmarge abzuweichen und für Fleisch und Fleischprodukte die dem Tierwohl Genüge tragen nur den gleichen Aufschlag wie bei Ware aus Massentierhaltung zu fordern.

Natürlich würde Fleisch so teurer werden, auf der anderen Seite ist es so billig wie nirgendwo sonst. Ich bin ehrlich bestürzt, wenn ich sehe, das Kirschen oder Erdbeeren pro Kilogramm billiger sind als Schnitzel, ja selbst Käse, der auch vom Tier kommt, aber aus einer nachhaltigeren Ressource, der Milch, teuer als Fleisch. Mehr Platz für die Tiere und höhere Preise würden sicher auch für einen Rückgang der Produktion sorgen, das ist auch so notwendig, denn ein Überangebot vom dem 50 Prozent exportiert wird, sorgt ja gerade für diese niedrigen Preise.

Der einzige Vorteil von Glöckners Vorschlag ist, dass jeder Landwirt natürlich Kosten hat, wenn er seine Produktion umstellen will, bevor er Einnahmen durch höhere Fleischspeise hat. Das Geld soll ja in einem Fond landen, von dem es die Landwirte dann bekommen. Würde man wie ich dies vorschlage nur die Haltungsbedingungen ändern so hätten erst mal die Landwirte Kosten für die Umstellung, die sie erst im Laufe von Jahren über höhere Preise wieder hereinbekommen würden. Doch auch dafür gäbe es eine Lösung, zum Beispiel indem die KFW für diese Vorhaben zinslose Kredite bereitstellt, alle anderen Branchen werden derzeit ja auch mit Subventionen und Krediten eingedeckt. Mein Vorschlag würde eben an der Basis, den Haltungsbedingungen ansetzen. Glöckner setzt auf Freiwilligkeit, dabei sollte ihr klar sein, das schon in ihrer Bezeichnung „Tierwohl“ steckt, dass die Tiere sich derzeit in der Massentierhaltung nicht wohl fühlen und damit wäre die bisherige Regelung ja schon verbesserungswürdig, gibt es doch seit 2002 den Tierschutz als Grundgesetzartikel 20a. Zudem wer nicht umstellen will, muss nicht, ist ja alles freiwillig.

ChatGPT befragt zum Zusammenhang zwischen Preisen und Bio. Bzw. Tierwohlprodukten antwortet so:

Die Einführung von tierischen Produkten, die auf Tierwohl ausgerichtet sind oder als biologisch bezeichnet werden, kann einen Einfluss auf die Verkaufspreise haben.

Zunächst muss berücksichtigt werden, dass die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln, die dem Tierwohl Rechnung tragen, in der Regel aufwendiger ist als die herkömmlicher Methoden. So müssen beispielsweise höhere Anforderungen an den Lebensraum und die Haltungsbedingungen der Tiere erfüllt werden, was zu höheren Kosten führt. Darüber hinaus sind auch die Kosten für Futtermittel, Arbeitskräfte und Tierarztbehandlungen höher.

Als Folge davon kann es vorkommen, dass die Verkaufspreise für tierische Produkte, die unter Berücksichtigung des Tierwohls produziert wurden, höher sind als die für herkömmliche Produkte. Dies liegt daran, dass diese Produkte als hochwertiger angesehen werden und dementsprechend einen höheren Preis erzielen können.

Ein weiterer Faktor, der die Verkaufspreise beeinflussen kann, ist die Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln, die dem Tierwohl Rechnung tragen oder als biologisch bezeichnet werden. Wenn die Nachfrage nach diesen Produkten steigt, kann dies zu einer Erhöhung der Verkaufspreise führen, da die Produzenten in der Lage sind, höhere Preise zu verlangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung von tierischen Produkten, die dem Tierwohl Rechnung tragen oder als biologisch bezeichnet werden, einen Einfluss auf die Verkaufspreise haben kann. Dies ist auf die höheren Kosten für die Produktion dieser Produkte sowie auf die Nachfrage nach diesen Produkten zurückzuführen.

Befragt über die schon existierenden Tierwohl-Sigel antwortet Chat GPT wie folgt:

Schreibe ein Essay über Tierwohl und die Kennzeichnung von Fleisch in Deutschland. Erkläre bestehende Siegel, ihre Herkunft und Bedeutung.,

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Siegeln, die dazu beitragen sollen, dass Verbraucher Informationen über die Haltungsbedingungen von Nutztieren erhalten und dadurch eine Wahl treffen können, die ihren Ansprüchen an Tierwohl entspricht. Diese Siegel stammen sowohl von Regierungsbehörden als auch von unabhängigen Organisationen und können unterschiedliche Bedeutungen haben.

Eines der bekanntesten Siegel ist das „Blaue Ähre“-Siegel, das von der Deutschen Tierwohl-Initiative e.V. vergeben wird. Es wurde ins Leben gerufen, um Verbrauchern eine bessere Übersicht über die verschiedenen Maßstäbe an Tierwohl zu geben und ihnen zu helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen. Das Blaue Ähre-Siegel zeichnet Produkte aus, die aus Tierschutz-konformen Betrieben stammen und den Tieren mindestens eine bessere Haltung als die gesetzlichen Mindestanforderungen bieten.

Ein weiteres bekanntes Siegel ist das „Bio“-Siegel, das von der Europäischen Union verwaltet wird. Dieses Siegel garantiert, dass die Tiere in Bio-Betrieben artgerecht gehalten werden und dass ihnen eine ausreichende Bewegungsfreiheit sowie frisches und ausreichendes Futter geboten wird. Darüber hinaus dürfen in Bio-Betrieben keine Antibiotika oder andere chemische Zusätze verwendet werden.

Des Weiteren gibt es auch das „Freilandhaltung“-Siegel, das von der Deutschen Gesellschaft für Tierschutz e.V. vergeben wird. Dieses Siegel garantiert, dass die Tiere in Freilandhaltung gehalten werden, was bedeutet, dass sie ausreichend Platz und Bewegungsfreiheit haben und dass sie in ihrem natürlichen Verhalten gestört werden.

Schließlich gibt es auch das „Regional“-Siegel, das von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft e.V. vergeben wird. Dieses Siegel garantiert, dass die Tiere in der Nähe des Herstellungsbetriebes gehalten werden und dass sie unter besonders artgerechten Bedingungen gehalten werden.

Offensichtlich kennt ChatGPT also weder die schon existierenden Industriesiegel noch das Neue von Glöckner.

[Edit 21.12.2022]

Mit der neuen Bundesregierung hat sich etwas getan. Der neue Verbraucherminister Cem Özdemir will nun per Gesetz Tierwohl für alle Landwirte einführen. Die kosten sollen durch einen staatlichen Fond gedeckt werden. Widerstände gibt es gleich zu beginn, da der Fond viel zu klein wäre um die Umbaukosten für Ställe zu decken.

Die Supermärkte und Discounter haben das Thema auch entdeckt und versprachen in großen Buchstaben stufenweise immer mehr Produkte der höheren Haltungsformen in den Handel bringen wollen. Ende 2022 ist die Haltungsform 1 bei Frischfleisch weitestgehend verschwunden, es dominiert die Haltungsform 2. Es geht also, wenn auch langsam.

4 thoughts on “Die Zahl für heute: 40

  1. Frau Glöckner zäumt das Pferd vom Schwanz auf. Das ist typisch bei einer neoliberalen Politik, die alles auf einen „Markt“ abschiebt. Statt selber mal klare Vogaben zu machen, wird nur auf der finanziellen Seite mit Subventionen oder mit Abgaben gearbeitet. Das liegt meines Erachtens auch an mangelnder Fachkenntnis, oder dem Unwillen sich mal selber oder über die Mitarbeiter mit der Materie auseinanderzusetzen.

    Wie es anders ginge ist im Artikel gut dargestellt. Vorgaben für die Haltung, Ernährung etc. der Tiere. Ich würde noch eine maximale tägliche Transportstrecke hinzunehmen. Bei den Mitarbeitern sollte grundsätzlich von Scheinselbstständigkeit ausgegangen werden sobald die Mitarbeiter nicht bei der Firma angestellt sind. Damit sind zumindest Sozialabgaben Sache des Schlachthauses. Wichtig wäre es, die Marktmacht der großen Lebensmitteldiscounter und Molkereibetriebe zu brechen. Dann könnten auch wieder fairer Preise ausgehandelt werden. Man kann nicht einerseits den Zulieferern mit Kartellklagen kommen, wenn andererseits die Abnehmer eine überragende Marktmacht haben.

  2. Sorry es gibt immer eine Alternative..
    Sofern man nicht am letzten Ort wohnt

    Selbst wenn er sie nicht im Discounter direkt findet… Es ist nur Bequemlichkeit

    Anbei sehe ich es kritisch wenn der Staat immer mehr eingreift..
    Da gibt es wichtige Probleme.

    Generell eine wohlstandsdebatte

  3. Eine weiter Regulierung sehe ich nicht als nötig an.
    Wer Bio will kann das heute schon kaufen.
    Es gibt einen großen Unterschied was die Leute sagen und was sie tun. Wenn z.B. alle die behaupten sie würden Fleisch nur beim Metzger des Vertrauens holen und nicht im Supermarkt, dann wären in den letzten 30 Jahren nicht 90% der kleinen Metzgereien verschwunden. Fast jeder den ich kenne verurteilt die konventionelle Massentierhaltung. Gekauft wird aber im Discounter.

    Es ist immer das gleiche, wenn man über Verschärfungen oder Verbote redet, dann will jeder seine Situation auf kosten anderer verbessern.

  4. Gewisse Mindeststandards muss die Politik setzen. Es ist Licht unmöglich sich als Verbraucher zu jedem Produkt umfassend zu informieren. „Das ist nur ein Greenwashing Label kein echtes siegel”, hier das Kobalt wird von Kindern abgebaut, die Farbe in den Fabriken vergiftet die Arbeiter, ….

    Die Käfighaltung ist auch erst nach gesetzlichen Verbot verschwunden. Und genug Urlaub haben wir auch nur weil es gesetzlichen Vorgeschrieben ist.

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