Der König der Coverversionen

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Cover sind beliebt. Viele Interpreten, auch durchaus Künstler mit eigenen berühmten Songs haben ihre ersten Platten mit Covern gefüllt, so die Beatles. Andere versuchen sich auf der Spitze ihres Erfolges in Neuauflagen wie Bowie/Jagger an Dancing in the Street und wenn es gut läuft, ist das Cover erfolgreicher als alle anderen Titel wie Madonnas Hang Up (Original: Gimme Gimme von Abba). Bei vielen Titeln habe ich erst durch das Internet erfahren, dass die Lieder, die ich seit Jahren kannte, nicht die Originale waren. Gerechterweise waren die Originale aber auch nicht so gut. Bei neueren Covers gehe ich dagegen gerne in Deckung. Ganz schlimm ist eine CD, die ich ab und an zwangsweise höre, weil ich wochentags immer nach einem Aquajogging-Kurs schwimme und da läuft die Musik des Kurses noch. Eine der CD‘s ist eine Coverversion von mir bekannten Titeln aus den Achtzigern wie „Nothing can break my stride und „Nothing Gonna Stop Me Now“, bei denen man vor allem einen extrem basslastigen Beat heruntergelegt hat.

Auf das heutige Thema bin ich aber durch Frank Farian gekommen. Von einigen Dokus wusste ich schon, das der erste Erfolg von Milli Vanilli und Eruption, beides Künstler die Farian produziert hat, nicht von ihm sind. Nachdem ich mal auf einer Reggae Platte das Original von Rivers of Babylon fand, habe ich mir mal vorgenommen die Titel von Farian auf Coverversionen abzuklopfen und ich bin tatsächlich auf einige Covers gestoßen:

Titel Orginal Frank Farian
Baby Do You Wanna Bump Prince Buster (1960) Boney M.
Sunny Bobby Hebb (1966) Boney M.
Rivers of Babylon The Meloidans (1969) Boney M.
Marys Boy Child The De Paur Chorus (1955) Boney M.
Dancing in the Streets Martha & the Vandellas (1965) Boney M.
Painterman The Creation (1967) Boney M.
Hooray! Hooray! It’s a Holi-Holiday Kinderlied: Polly Wolly Doodle Boney M.
Gotta Go Home „Bimmelbahn“ von Nighttrain (1973) Boney M.
I See a Boat (On the River) Gilla Boney M.
My Friend Jack The Smoke (1967) Boney M.
Gadda-Da-Vida Iron Butterfly (1968) Boney M.
Felicidad (Margherita) Pino Massara Boney M.
Malaika Fadhili William & The Malaika Boys (1960) Boney M.
Kalimba de Luna Tony Esposito (1984) Boney M.
Little Drummer Boy Trapp Familiy Singers (1941) Boney M.
The Carnival Is Over The Seekers (1965) Boney M.
Going Back West Jimmy Cliff (1971) Boney M.
Jambo – Hakuna Matata Gallo (1983) Boney M.
Happy Song Babys Gang (1983) Boney M.
My Chérie Amour Stevie Wonder (1969) Boney M.
I can‘t stand the Rain The Peebles (1973) Eruption
One Way Ticket Neil Sadaka (1959) Eruption
Runaway Del Shannon (1961) Eruption
Girl You Know It’s True Numarx (1987) Milli Vanilli
All or Nothing Blood Sweat and Tears: Spinning Wheel (1968) Milli Vanilli

Das ist eine ganze Menge. Bei Eruption habe ich nur die bekanntesten Singles genommen, bei Milli Vanilli kam ja der Lip-Sync Skandal nach zwei Jahren, sodass es wenige veröffentlichte Singles waren. In allen Fällen habe ich die anderen Lieder einer LP nicht untersucht. Aber bei Boney M. Ist es schon auffällig. Von den großen Erfolgen bleiben nur noch Daddy Cool, Rasputin, Belfast und Ma Baker übrig. Insbesondere in den späten Jahren von Bonay M. (ab 1980) hat Farian viel recycelt. Bei Eruption ist keiner der drei erfolgreichen Singles von ihm und bei Milli Vanilli sind es zwei von fünf Singles.

Was aber Farian auszeichnet, ist, das er bei vielen Liedern das Potenzial erkannt hat, denn nur wenige wie Sunny kannte ich vorher und hört man sich die (weitestgehend unbekannten) Originale an, so sind Farians Kompositionen schon flotter und ich finde auch besser.

Da wir gerade bei Liedern sind, fiel mir etwas auf. Ich habe mir in den letzten Wochen Musikclips für ruhige Stunden zusammengestellt. Ich habe zwar einen Smart-TV aber der hat zum einen seit Jahren kein Softwareupdate bekommen während Youtube und Co dauernd ihre Websites mit neuen Technologien ausstatten, sodass Youtube nicht mehr richtig funktioniert. Vor allem aber ist selbst bei einer angeschlossenen Tastatur und Maus es mühsam nach jedem Lied aufzustehen und ins Menü zu wechseln, davon das ich dauernd Werbung zu sehen bekomme – beim Computer komischerweise nie der Fall, mal ganz zu schweigen.

Da fiel mir eine Aufnahme eines meiner Lieblingssongs auf, „Go your own Way“ von der Dance Tour von Fleetwood Mac 1997. Ich kenne den Song recht gut, fand aber, dass die Stimme des Leadsängers nicht so ganz zu der Stimme auf der Albumversion passte. Ich war immer der Meinung, Stevie Nicks singt das Lied. Also schaute ich mal in der Wikipedia nach. Ich gehöre zu einer seltenen Gattung von Menschen: ich höre Musik, aber ich interessiere mich nicht für die Menschen, die sie machen. Das heißt ich weiß von den meisten Bands nicht, wie die Mitglieder heißen und wie sie aussehen auch nur, wenn ihre Schaffenszeit auf die Zeit fällt, in der ich auch Musikvideos angesehen habe, also den Achtzigern bis Anfang der Neunziger. Fleetwood Mac hatte ihre Blütezeit aber vorher und ich kannte von den Bandmitgliedern namentlich auch nur Stevie Nicks, die in den Achtzigern auch als Solokünstlerin sehr erfolgreich war.

Wie ich dann feststellte, ist der Sänger tatsächlich, der der auch auf dem Album das Lied singt, Lindsay Buckingham. Er ist auch Komponist des Liedes. Ich erfuhr, dass Buckingham schon 2018 aus der Gruppe geworden wurde. Das Lied von 1977 behandelt die Trennung von Nicks, Buckingham und Nicks waren bis dahin ein Liebespaar. Ich habe „Go your own way“ immer als Ansporn gesehen im Sinne von „Gib nicht auf, gehe deinen Weg, egal was die anderen Sagen“, so ein bisschen wie „I did it my Way“ von Frank Sinatra. Wie die meisten höre ich nur auf den Refrain und sehr oft ist es auch so, dass man die Sänger nicht gut versteht und dann den Text nach eigenem Belieben rekonstruiert. Ich habe das ja schon mal in einem Blog aufgegriffen. Mittlerweile kenne ich einige extreme Fälle. „Every Breath you Take“ von den Police soll nach meinem Radiosender ein sehr beliebtes Lied bei Hochzeiten sein. Dabei handelt der Text von einem Stalker. Der einzige Hit von den Boomtown Rats mit Bob Geldolf war „I don’t like Mondays“. Das ist nun kein Lied wie „Manic Monday“, wo es um den schweren Start in eine neue Woche geht, sondern der Text geht zurück auf eine Frau die den ersten Amoklauf an einer Schule verübte und als Begründung angab „I don’t like Mondays“. Etwas harmloser aber auch oft falsch verstanden ist „It never rains in southern California“. Es geht da nicht um das süße Leben in Kalifornien, der Protagonist ist dort gestrandet und hat keinen Job und klar es regnet nicht, „It pours, man, it pours“ (also es regnet nicht, es schüttet).

Aber zurück zu „Go your own way“: Trotzdem wurde das Album, auf dem der Titel ist „Rumors“ zu dem erfolgreichsten der Gruppe und das hielt sie wohl zusammen. Auf ihm ist auch Olaf Scholz Libelingshit „Don’t Stop“ – sodern die Aussage stimmt, bei der Textzeile denke ich eher wurde der Titel wegen der Botschaft gewählt. Nun, lächerliche 41 Jahre später will Stevie Nicks tatsächlich, dass Buckingham die Gruppe verlässt. Er tat das aber auch zwischendurch mal und war von 1988 bis 1996 nicht in der Gruppe. Buckingham verfolgte Soloprojekte, erst mit deren Abschwung und auch dem fehlenden Erfolg neuer Titel von Fleetwood Mac tourt die Band in der Ursprungsbesetzung wieder, zumal seit 2014 auch Christine McVie wieder dabei ist, die von 1998 bis 2014 ausstieg. So war ich über den Schritt erstaunt, es sei wohl um Konflikte bei der Tourplanung gegangen. Na ja, Buckingham ist 1949 geboren, war zu dem Zeitpunkt also fast 70, da ist das vielleicht nicht so schlimm, zudem stammen von ihm etliche Titel von Fleetwood Mac. Nicht nur „Goy our own Way“ sondern auch „Tusk“ und „Big Love“. Er dürfte gut an den Tantiemen verdienen die es gibt, wenn ein Lied im Radio gespielt wird, auf eine CD gepresst wird oder ein Download erfolgt, von Youtube und Co ganz zu schweigen. Vielleicht finden ja alle mal wieder zusammen, denn schon vorher trennte sich ja Buckingham und Christine McVie immer wieder von der Band. Wenn er ganz gemein ist, verbietet er das seine Titel von seinen ehemaligen Bankollegen gespielt werden und „Go Your own Way“ ist nun mal eines der bekanntesten Stücke der Gruppe und wird oft am Schluss des Konzerts gespielt.

Interessant für mich war der Name der Band. Der Name stammt von den zwei ältesten Mitgliedern, dem Schlagzeuger Mick Fleetwoood und dem Gitarristen John McVie, die bei den Songs aber nie mitsingen. Das tut McVies Ehefrau Christine McVie. Nicks und Buckingham die vorher eine eigene Band (sinnigerweise „Buckingham Nicks“) hatten, kamen erst später dazu, sie waren aber die Leadsänger der meisten Songs. Vor allem ohne Nicks, die Buckingham als seien Freundin mitbrachte, wäre die Band wohl sicher nicht so erfolgreich gewesen. Denn eigentlich wollten Fleetwood und McVie nur Buckingham, der als guter Gitarrist gilt und vom Rolling Stones unter die besten 100 Gitarristen (wenn auch nur auf Platz 100) gewählt wurde.

Ich habe inzwischen übrigens, weil mir „Go your own way“ so gut gefällt mehrere Versionen des Lieds von verschiedenen Tourneen von Fleetwood Mac, aber die 97-er Version ist meine liebste. Später übertreibt es Buckingham mit den Gitarrensoli etwas arg und bei den frühen Videos aus den Siebziger und Achtziger Jahren ist die Videoqualität miserabel. Darunter ist auch eine Version der Tribute Band „Fleetwood Mac Rumors“ – es ist übrigens die einzige Version des Liedes, bei der das Lied genauso gespielt wird wie im Album. Die Band ist nicht schlecht, beherrscht zumindest die Instrumente gut, natürlich sind die Stimmen etwas anders. Man gab sich zwar Mühe in Frisur den Vorbildern nahezukommen, aber es gibt Patzer. Stevie Nicks singt bei Fleetwood Mac nur oder benutzt ein Tambourin, lauft seit Jahrzehnten aber in wallenden Kleidern und mit sehr langen Haaren herum, während Christine McVie seit über 20 Jahren nur schulterlanges Haar trägt. In Fleetwood Mac Rumors ist es gerade umgekehrt und der Schlagzeuger hat zwar eine Ähnlichkeit zum heutigen Mick Fleetwood, aber die anderen Bandmitglieder sins zwanzig bis dreißig Jahre jünger.

2 thoughts on “Der König der Coverversionen

  1. Ja Farian war schon sehr fleißig beim Covern aber ob er der Cover König ist da bin ich mir nicht so sicher. Wechselt man mal das Genre von Pop Weg zum Schlager dann fallen einem gerade in den Sechzigern und Siebzigern etliche Interpreten auf deren Karrieren einzig und allein auf deutschen Covern von englischen Popsongs beruhten.
    Na an Farian ranreichen sollte auch Frau Werding, soweit mir bekannt covert sie in jedem ihrer Alben mindestens einen internationalen Hit. Wobei ich fairerweise sagen muss dass ich die ganz frühen Alben von ihr nicht kenne

    1. Ja da hast Du recht. Wie viele Schlagersänger einfach nur gecovert haben wurde mir erst deutlich als ich mal auf zdf Kultur de ganzen Wiederholungen der ZDF Hitparade gesehen habe.

      Juliane Werding gehört wie Jürgen Drews zu denen bei denen der einzige bekannte Hit ein Cover ist.

      Mein Lieblinks-Cover ist übrigens von Cindy und Bert „Der Hund von Baskerville“. Ja die beiden hatten tatsächlich den Mut „Paranoid“ von Black Sabbath zu covern! Der Text der beiden ist besch.. eiden aber die Orgel im Soundtrack finde ich extrem abgefahren.
      https://www.youtube.com/watch?v=VkVpwh7iAhA

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