Auf meinen heutigen Blog, der zwei Themen umfasst, die das Bindeglied „Geld“ haben, kam ich zum einen durch eine Sendung und zum anderen habe ich gerade wieder mal einen neuen Artikel für die Website fertiggestellt. Wer auf die Neues-Seite geht, in der alle neuen Artikel verzeichnet sind, wird feststellen, das es seit längerem mal wieder viele Artikel sind, 18 bis jetzt dieses Jahr. Heute habe ich den letzten Artikel online gestellt, der um den Aufstieg und Abstieg von RISC geht. Das Letzte, was ich mache, ist dann eine VG-Wort-Zählmarke einzubauen.
Für alle die nicht wissen, was das ist: Die VG-Wort kassiert als Vertretungsgesellschaft der Autoren Gebühren von allem was geeignet ist, etwas zu kopieren, also vor Internet waren das Kopierer, Drucker,, Roh-CDs, keine Ahnung was im digitalen Zeitalter noch dazu kam. Diese Gebühren werden dann wieder an die Autoren verteilt, wenn man dort angemeldet ist. Sie sind ein Ausgleich dafür, dass die Autoren durch die Kopien um Einkünfte gebracht werden.
Ich bin bei der VG-Wort seit ich mein erstes Buch geschrieben habe, da in dem Ratgeber des Verlags drin stand, dass man sich dort registrieren sollte und wenn die Verkaufszahl der Bücher ein bestimmtes Maß überschreitet bekommt man einen einmaligen Anteil an der Ausschüttung, wenn es wirklich populär ist und in Bibliotheken ausgeliehen wird, ist es sogar eine regelmäßige Einnahme.
Es gibt auch ein System für Internet-Texte, da die Artikel ja für jeden einsehbar sind und somit jegliche Einnahmen wegfallen (außer man installiert ein Bezahlsystem wie dies Zeitungen und Verlage tun und erlaubt nur das Einsehen der ersten Absätze oder des Abstracts ohne Bezahlung). Das System ist aufwendig, man muss in jede Seite eine indivuelle VG-Wort Zählmarke einbauen, die ein unsichtbares Gif-Bild vom Server der VG-Wort holt. Für diese Seite sieht die Einbindung z. B. so aus:
<img src=“https://vg07.met.vgwort.de/na/51e2d77019224f6e84fc1beaa5613c9e“ width=“1″ height=“1″ alt=““>
Der kryptische 32 Hex-Zeichen (128 Bit) lange Dateiname ist die eigentliche Zählmarke. Der VG-Wort Server merkt sich die Zugriffe auf diese Marke, die einmalig für jede Seite ist. Einmal im Jahr wird dann festgelegt, wie viele Zugriffe man mindestens haben muss, um einen Ausschüttungsbetrag zu bekommen (waren im letzten Jahr 40 Euro) und eine zweite Schwelle für anteilige Beiträge, dann muss der Text aber mindestens 10.000 Zeichen lang sein. Das wird dann gezählt und die Beträge unter den Autoren verteilt.
Das ist kein Geheimnis, kann jeder nachlesen und ich halte es auch für nichts verwerfliches. Es ist ein System, dass die Besucher nichts kostet, aber trotzdem Autoren unterstützt und so auch zu einer Vielfalt im Web beiträgt. Es ist vor allem nichts unmoralisches, sondern ein staatlich vorgesehener Ausgleichsmechanismus. Natürlich gibt es auch andere Lösungen. Ich habe auch Raumfahrtbücher anderer Autoren. Suche ich nach denen im Web, so finde ich ihre Bücher bei Amazon, Libri und Co, aber ich finde nichts von den Autoren selbst, außer vielleicht Werbung für die eigenen Bücher. Das ist dann Wissen, dass es nur gegen Kauf des Buchs gibt, nicht mehr für umsonst.
Ich bin dann immer erstaunt, wenn ich im Blog aber auch woanders lese, das jemand (nicht nur ich) durch VG-Wort Zählmarken etwas verdienen wolle, oft verklausuliert oder ganz offen geschrieben, das eine Publikation nur deswegen erfolgt, um die Marken einzubauen und zu verdienen.
Klar, ich bin deswegen Multimillionär und ich schreibe nur deswegen. Deshalb suche ich mir auch Themen aus, die so viele Personen, interessieren wie Raumfahrt oder Computergeschichte. Nicht so etwas wo fast niemand liest wie Mode, Fitness, Ernährung und Sexthemen.
Mal im Ernst: Ich habe in über 20 Jahren rund 4000 Seiten geschrieben. Davon reichten (wiederum in allen Jahren zusammen) 754 für eine VG-Wort Meldung. Die meisten nur einmal, wenn ein Thema aufpoppte. Der Rosetta Aufsatz ist z.B. seit 18 Jahren online, erreichte aber nur 2015 als die Raumsonde bei dem Kometen Churymasov-Geramisenko ankam, die Grenze, bei der es auch eine Ausschüttung gibt. Jeder kann sich mal ausrechnen, was man bei 754 Meldungen über 20 Jahre verdient und das mal gegenüberstellen für die Zeit, die man braucht, um rund 80 MByte an HTML in 4.000 Seiten zu schreiben und welcher hohe Stundenlohn sich daraus ergibt. Ich weiß, warum die meisten Raumfahrtautoren, die ich kenne, nicht wirklich Wissen online veröffentlichen.
Aber natürlich beeinflusst das System das Schreiben. Da man eine anteilige Ausschüttung nur bekommt, wenn der Text mindestens 10.000 Zeichen umfasst, fängt man bei einem 9.500 Zeichen langen Text an, ihn nochmals durchzulesen ob man noch etwas ausführen kann. Es könnte ja sein, das er die Bedingungen erfüllt – auch das erfährt man erst im Januar des nächsten Jahres.
Das leitet mich zu meinem ersten Hauptthema über – die Deutschen und das Geld. Es ist schon komisch, fast würde ich sagen gestört. Sehr schnell kommt es zu Neid. Die Vorwürfe oben sind ein typischer Ausdruck dafür. Man redet deswegen selten über Geld. Erst recht nicht was man an Vermögen hat oder gut verdient. Das geht so weit das Firmen in ihre Arbeitsverträge hineinschreiben, dass man mit den Kollegen nicht über das Gehalt sprechen darf. Das ist zumindest wenn es nicht nach einem Tarif bezahlt wird verständlich. Wenn man über Geld spricht, dann vor allem, wenn man etwas gespart hat, also günstig gekauft. Mein Bruder reibt mir immer seine Einkäufe unter die Augen. Er achtet auch bei den Prospekten von Aldi und Lidl darauf, was vom normalen Sortiment gerade reduziert ist, während ich nur nach dem schaue, was es als kurzzeitige Aktionsware gibt. Wer etwas teurer kauft, als er muss der gilt als doof oder kann nicht mit Geld umgehen. Vielleicht will er aber auch nur etwas kaufen und hat eine Maximalvorstellung vom Preis und will nicht stundenlang nach dem günstigsten Angebot suchen. Das ist ein deutsches Grundübel, das weiß auch der Handel. Jahrelang machte ein größer Anbieter von Elektronik Werbung mit „Geiz ist geil!“. Ich glaube nicht, dass das woanders so funktioniert hätte. Schlussendlich ist diese Fokussierung auf Sparen auch an Missständen schuld. Wenn bei einem Produkt nur der Preis zählt, dann geht in einem Wettbewerb die Qualität herab oder es werden die schwächsten in der Kette ausgebeutet. Das ist der Grund, warum es mit dem Tierwohl nicht so klappt, aber auch Initiativen seitens des Gesetzgebers scheitern. Das Gleiche gilt bei Menschen. Dann verlagert sich bei gesetzlichen Rahmenbedingungen die Ausbeutung ins Ausland, wo die Rohstoffe oder Zwischenprodukte hergestellt werden. Wie abhängig inzwischen alle von Lieferanten im Ausland sind, hat man ja an der Coronakrise und den dadurch entstehenden Lieferengpässen gesehen. Gut das ist nun nicht eine deutsche Eigenheit, sondern eine grundlegende des Kapitalismus. Doch wir regen uns mehr auf, wenn wir erfahren das Adidas und Puma noch immer in Bangladesch die Näherinnen nicht angemessen bezahlen, während wir bei Kik wohl damit rechnen, dass dem so ist. Der Grund liegt auch im Preis: dasselbe Produkt kostet von den Marken ein Vielfaches dessen, eines Discounters, da erwartet man das bei diesem Preis wenigstens alle in der Kette angemessen bezahlt werden.
Ich denke das hat auch einiges mit der Religion zu tun. Eine Variante des Reformatismus ist der Pietismus, der in der Schweiz und angrenzend hier in Schwaben weit verbreitet ist. In dieser Spielart gilt wirtschaftlicher Erfolg als Beweis, dass Gott es gut mit einem meint, man also ein gottgefälliges Leben führt. Das führt dann zum einen zur Sparsamkeit die leicht in Geiz übergeht, denn wenn man etwas teurer bezahlt hat, als nötig hat man ja gegen Glaubensgrundsätze verstoßen. Zum anderen schämt man sich dann auch nicht über den eigenen Reichtum und bedauert Arme, denn diese haben dies ja verdient. Sie führen kein gottgefälliges Leben. Aber man gibt auf der anderen Seite nicht damit an, denn das wäre ja auch eine Sünde, mit etwas zu protzen.
Bei uns ist diese Einstellung mit dem Sinken der Bedeutung von Religionen allgemein im Rückgang. In den USA ist das dagegen auf dem Vormarsch. Dort gibt es auch evangelikale Kirchen, die das propagieren und zwar offen, in Predigten. Und Kirchen sind dort in den letzten Jahren immer einflussreicher geworden, waren z. B. bei Trumps Wahlkampf eine wichtige Stütze. So muss man sich über die sozialen Gegensätze dort nicht wundern, wenn Armut nicht als gesellschaftliches Problem gesehen wird, das eine Gesellschaft bekämpfen muss, sondern als persönliches Schicksal, das man sich durch Abwendung vom richtigen Glauben selbst zuzuschieben hat. So werden dort die Reichen immer Reicher und die Armen immer ärmer, und niemand macht etwas dagegen, obwohl die Regierung ja vom Volk gewählt wird und das in der Mehrheit nicht reich ist. Ich empfehle mal den Beitrag über ZDF Info anzuschauen der Bestandteil einer Reihe ist. Beängstigend ist, wie die Meinung der Wähler beeinflusst werden kann. Das Paradebeispiel ist Trump. Den würde bei uns nach seinen vier Jahren niemand wählen. Er machte eigentlich nur Politik für Reiche, senkte den Spitzensteuersatz auf 27 Prozent, den niedrigsten seit 1932, wollte die allgemeine Krankenversicherung kippen, die vor allem den Ärmeren half und hob Naturschutzgesetze auf wodurch Konzerne noch reicher wurden. Trotzdem siegte Biden nur knapp – nimmt man die absolute Zahl an Stimmen, so hat er erheblich mehr Wähler mobilisiert als bei der Wahl 2016.
Gibt es bei Geld ein entspanntes Verhältnis? Ich denke ja. Ich erwähnte ja schon Schweden, aber prinzipiell haben auch die anderen skandinavischen Staaten ein anderes Verhältnis zum Einkommen. Die hohen Steuersätze werden dort nicht so kritisiert wie bei uns. Es gilt als gesellschaftlicher Konsens das eine Gesellschaft für alle sorgen muss und Einkommensunterschiede ausgleichen muss. Die Reichen müssen dann eben mehr leisten. Aber diese Staaten sind in allen Statistiken uns voraus. Dort ist das Schulsystem besser, die Meinungsfreiheit höher geratet (da ist ja Deutschland auch gerade wieder um drei Plätze abgerutscht), Im UN Human Development Index führt auch Norwegen (auch hier ist Deutschland um drei Plätze abgerutscht aber immer noch auf Platz 6). Vor allem aber sind die Leute dort, obwohl sie mehr Geld an den Staat zahlen müssen glücklicher. Wen wundert es – Geld macht nicht glücklich, nur Dinge die man dafür bekommt oder eben das Ausgeben. So, damit schließe ich den Artikel – er ist nun ja auch über 11.000 Zeichen lang ;-).