Bernd Leitenbergers Blog

Ich bin für die staatliche Stromcloud

Nun muss es ja beim Ausbau der erneuerbaren Energien vorangehen und ich erwarte von einer Bundesregierung in der die Grünen mitregieren da neue Impulse. Es hat sich auch einiges bewegt, ab 1.1.2023 fällt die Mehrwertsteuer auf PV-Anlagen weg, die konnte man sich schon bisher zurückholen, aber nur wenn man kein Kleinunternehmer war, wie das bei mir z.B. der Fall ist. Zudem sind die Vergütungssätze wieder angestiegen.

Das ist ein richtiger Schritt, aber er trägt nur dem Rechnung, dass inzwischen die EEG Förderung niedriger ist als der Preis den man beim Verkauf des Stroms erzielen würde und die Preise für Solaranlagen sind in den letzten drei Jahren gestiegen.

Ich denke bei Eigenheimbesitzern wird der Trend zur Solaranlage auf dem Dach weitergehen, aber sie machen nur einen Teil der nutzbaren Dachfläche aus. Die meisten wohnen in Mietshäusern. Da eine Solaranlage zu installieren ist an und für sich nicht schwieriger als bei einem Einfamilienhaus, aber die Abrechnung des Stroms ist es. Bei einer normalen Anlage gibt es einen Strang der vom Wechselrichter in den Einspeisepunkt des Hausnetzes, meist da wo auch der Zähler ist, geht. Bei einem Mehrfamilienhaus egal ob vermietet oder nicht müsste man den von jeder Partei genutzten Strom abrechnen, also einen Strang zu jedem Wohnanschlusspunkt ziehen und einen Zähler installieren, das verteuert das ganze deutlich. Alternativ speist man die gesamte Leistung ins Netz ein, wofür die Vergütungen auch deutlich angehoben wurden, was aber nicht der Sinn der Sache ist.

Das zweite, was ja auch politisch gewünscht ist, ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Da gibt es wenige Alternativen. Alle alten Häuser abreisen und dafür Passivhäuser bauen, wäre unfinanzierbar. Dämmen und Renovieren ist häufig auch nicht von den Besitzern zu finanzieren, Holz als Rohstoff für Pellets oder Biogas gibt es nicht genug um, die heutigen Heizungen, die mit Gas oder Öl arbeiten, zu versorgen und die Nutzung von Abwärme der Industrie ist begrenzt und nur regional verfügbar.

Mein Vorschlag einer Lösung ist nicht neu, es gibt diese schon: es ist die Strom-Cloud. Vereinfacht gesagt: speist man seine gesamte Leistung aus der PV-Anlage ins Netz ein und der eigene Stromvierbauch (auch im Winter) muss dann nicht bezahlt werden. Der Überschuss wird aber nicht vergütet. Das lohnt sich heute schon für kleine Anlagen, die nicht mehr liefern als der Jahresverbrauch beträgt, also bei den typischen Haushaltsgrößen eine 3 bis 5 kwp Anlage. Mein Vorschlag: macht verpflichtend das Netzbetreiber dieses Modell anbieten und erlaubt einen Wechsel, auch wenn bisher schon die Anlage nach EEG gefördert wurde. Dann nämlich würden sich Elektrofahrzeuge und vor allem Wärmepumpen wirklich lohnen. Da die Problematik wegfällt, das im Winter, wenn es kaum Strom von der PV-Anlage gibt, die Wärmepumpe den höchsten Strombedarf hat und man ein Elektroauto auch nicht gerade dann aufladen kann, wenn gerade die Sonne scheint, die meisten sind ja damit beruflich unterwegs.

Vor allem gibt es auch in den Mehrfamilienhäusern eine Heizung und wenn man die auf Wärmepumpen umstellt, dann gewinnt das Klima etwas und man hat einen zentralen Abnehmer der Energie, muss also nicht mit den Mietern/Miteigentümern den Stromverbrauch abrechnen. Das würde die Verbreitung von Wärmepumpen fördern und das ist ja gewünscht, weil es eigentlich keine andere bezahlbare Option gibt, mit Strom zu heizen.

Das erfordert natürlich das vor allem die Windenergie massiv ausgebaut wird. Windenergie ist nicht nur in der Erzeugung günstiger als Photovoltaik, sie hat den Vorteil das es am meisten Wind bei uns im Winter gibt. Beim derzeitigen Strommix hat man eine (im Monatsmittel) gleichmäßige Deckung bei etwa 70 Prozent Windenergie und 30 Prozent Solarenergie. Wenn dann noch der Strombedarf von Wärmepumpen hinzukommt, der leicht höher sein kann als der „normale“ Ganzjahresverbrauch eines Haushalts, dann benötigt man noch viel mehr Windenergie oder man muss im großen Maßstab im Sommer Wasserstoff aus überschüssigem Solarstrom erzeugen und diesen dann im Winter mit Brennstoffzellen wieder in Strom umwandeln. PV-Strom ist zwar per Se teuer als Strom aus Windenergie, doch wir haben angesichts der Mindestabstände zu Bebauung und des Widerstands von vielen Anwohnern viel mehr Fläche für Photovoltaik verfügbar.

Nach Bundesumweltamt sind 6,3 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands versiegelt, das sind 22.600 km², die bei nur 800 kWh/m²/Jahr Leistung im Mittel (Spitzenleistung in Deutschland bei optimaler Ausrichtung etwa 1050 bis 1100 kWh/m²/Jahr) etwa 18 x 1016 Wh im Jahr liefern würden, – das sind 18.000 TWh oder die 36.000-fache Strommenge die 2021 erzeugt wurde.

Zuerst dachte ich mir dieses Konzept der Stromcloud geht so finanziell nicht. Es gibt zwar Anbieter, die das heute schon anbieten, und wenn es möglich ist würde, aber das ist nach meinen Recherchen sehr intransparent und jeder Anbieter hat sein Modell, oft muss man nicht nur den Stromliefervertrag mit ihm abschließen, sondern auch Solaranlage und Batteriespeicher von ihm laufen. Wer wie ich also schon eine Solaranlage hat, schaut in die Röhre. Zudem sind die Modelle nicht vergleichbar. Beim einen Anbieter verfällt der eingespeiste Strom, der nicht genutzt wird, beim anderen wird er vergütet … Besser wäre es wenn man die Netzanbieter staatlich verdonnern würde, so ein Modell mit standardisierten Konditionen damit man auch leicht wechseln kann anzubieten. Sie verkaufen ja den Überschussstrom an der Strombörse und da ist es eben jetzt schon so, das die erneuerbaren Energien der billigste Strom sind. Wenn wie letztes Jahr der Strompreis mal kurzzeitig auf bis zu 70 ct pro kWh hochschnellt, verdienen die Netzbetreiber, bzw. der Staat bei EEG-Förderung, während der Einspeiser aktuell gerade mal 8,2 ct/kWh bekommt – um den selben Betrag steigt seit Januar mein Strompreis, das soll ja nur an höheren Bezugspreisen liegen. Wo bleibt dann die höhere Vergütung meines eingespeisten Stroms?

Ich denke es ist auch machbar, weil die Strompreisbremse die jetzt gilt, ja für die Industrie keinen Deckel von 40 ct/kWh sondern 12 ct/kWh hat, da kann man annehmen das sie schon vorher den Strom noch viel günstiger bezogen haben. Es ist sowieso eine Unverschämtheit das die gesamte Energiewende vorwiegend vom Endverbraucher bezahlt wird, über enorm hohe Stromkosten, während die Industrie von einem Großteil der Steuern und Umlagen befreit ist. Angeblich kostet ein höherer Strompreis Arbeitsplätze. Mit diesem Argument, das meiner Ansicht nach nie überprüft wird, kann man praktisch beliebig hohe Summen vom Staat losreihern oder eben enorme Privilegien. Als wir aus der Kohleverstromung 2019 ausstiegen, gab es für diese Industrie eine Subvention von 40 Mrd. Euro weil dann ja 20.000 Abrissplätze wegfallen – verteilt über 20 Jahre. Im selben Jahr verlor die Windenergieindustrie in Deutschland 38.000 Arbeitsplätze und die bräuchte um diese zu halten keine Subventionen, nur schnellere Verfahren und weniger Einschränkungen in der Standortwahl. Schlussendlich kann man keine Industrie auch durch noch so große Subventionen daran ändern abzuwandern wenn die Randbedingungen nicht stimmen. Wir hatten mal eine große Textilindustrie, davon ist nicht viel übrig geblieben. Aber wir haben dafür heute eine große IT-Industrie die die wegfallenden Arbeitsplätze in anderen Branchen ausgleicht. Was die Bundesregierung tun sollte wäre die Randbedingungen generell zu verbessern. Die Bürokratie ist laufend schlimmer geworden. Es gibt immer mehr Gesetze, Verordnungen, Vorschriften. Was Windkraft behindert sind z.B. sehr lang dauernde Genehmigungen und Verfahren. Wenn es möglich ist ein Flüssiggasterminal in neun Monaten von der Planung bis zur Inbetriebnahme zu führen oder eine Autofabrik von Tesla in einem Jahr entstehen kann, warum geht das nicht allgemein so? Es sollte mal damit anfangen das auf jeder ebene – egal ob Kommune, Land oder Bundes bei ejder neuen Vorschrift erst mal die Verantwortlichen anfangen zwei alte abzuschaffen, das kann man dann in einigen Jahren auf eine abändern. Es gäbe genügend: In den Nachrichten kam das Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir das Containern straffrei haben will. Ein völlig unsinniges Gesetz. Wie kann man das Entnehmen von Lebensmitteln die Supermärkte als Müll nicht mehr haben wollen unter Strafe stellen? Um auf die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien zu kommen: hier müsste es neben einer schlankeren Bürokratie vor allem den Anreiz geben über eine echte Besteuerung der Emissionen die Wende voranzubringen. Es gibt Forderungen von Ökonomen jede Tonne mit 100 Dollar oder 100 Euro zu besteuern. Diese summe die beim Staat ankommt kann dieser dann wieder nutzen um Unternehmen und Privatpersonen beim Umstieg zu unterstützen. Das es nicht unbedingt per se von Vorteil ist, immer ins Ausland abzuwandern weil dort die Lohnkosten geringer sind, zeigt sich ja gerade bei den unterbrochenen Lieferketten aus China und den Folgen der bis vor wenigen geltenden „Null Covid-Politik“ auf die Wirtschaft ganzer Regionen.

Zurück zur Stromclound und Wärmepumpen. Diese werden sich ohne das der Strom bedeutend billiger wird nicht durchsetzen. Eine Wärmepumpe benötigt zwar nur ein Drittel der Energie einer Öl- oder Gasheizung, aber Strom ist auch teuer: 1 l Heizöl entsprechen rund 10 kWh Heizwert. Selbst wenn eine Wärmepumpe aus 1 kWh Strom 3 kWh Wärmeenergie erzeugt entspricht das bei 40 ct/kwh einem Preis von 1,33 Euro/l Heizöl. Bei Gas das sowieso in Kilowattstunden abgerechnet wird kann jeder das Preisäquivalent selbst ausrechnen. Dazu kommt, dass eine Wärmepumpe auch noch erheblich teurer ist als eine konventionelle Heizung. Wenn man aber mit einer Solaranlage den Strom selbst gewinnen kann und den im Sommer gewonnenen Strom dann im Winter für umsonst oder eine geringe Gebühr, weil die Netze ja auch finanziert werden müssen bekommen kann, dann wird die Wärmepumpe für viel mehr Hausbesitzer die eben nicht in einem Niedrigenergiehaus oder Nullenergiehaus wohnen finanziell attraktiv.

Dazu gehört meiner Ansicht nach auch, das die Netze in Staatsbesitz kommen, aber das ist ein eigenes Thema. Aber das Wasserleitungsnetz ist ja auch nicht privatisiert und in England wo man dies mal gemacht hat, sind die Erfahrungen mit der Privatisierung nicht besonders gut. Aber das ist Thema eines der nächsten Blogs.

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