Hitlers Tagebücher: Teil 5 – Bände, Prüfungen und Rechte

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Dies ist ein Artikel aus einer kleinen Serie zu dem Skandal um die gefälschten Hitler Tagebücher:

Die Teile behandeln den Skandal relativ umfassend und weitestgehend chronologisch.

Während man relativ viel über die Vorgeschichte wie auch Nachgeschichte der Fälschungen schreiben kann, bleiben die entscheidenden Jahre zwischen Januar 1981 und April 1983 weitestgehend im Dunklen. Das liegt auch daran das Heidemann/Kujau kein Interesse haben öffentlich auszutreten, wie viel sie für die Fälschungen bekamen oder in die eigene Tasche steckten.

Im Wesentlichen lief es aber so ab: Heidemann kann es nie erwarten neue Bände zu bekommen, die aber Kujau erst mal schreiben muss, was ihn zunehmend schlaucht. (siehe unten).

Und es wird immer mehr. Anfangs meint Heidemann es handelt sich um 25 Bände, die das dritte Reich von 1933 bis 1945 abdecken, doch dann erfährt er von Kujau beim ersten Gespräch es seien 27 Bände weil Hitler schon 1932 Tagebuch führte (exakter gesagt: Kujaus beiden Hauptquellen beginnen 1932). Als die Bände so gut ankommen wird Hitler immer fleißiger, schreibt eine Kladde schon mal in einem Monat voll. Kujau begründet dies das man nun weitere Bände bei weiteren verwandten entdeckt haben. Schließlich sind es 60 Bände und zwei Sonderbände. Doch das ist nicht alles. Der Stern macht den Regen der Berichterstattung auf mit einem Sonderband von Hitler über den Flug von Heß nach England. Hitler ist ein echter Literat, neben dem Führen von Vernichtungskriegen hat er die Muße jede Menge zu schreiben. Diese Liste präsentierte Heidemann um die Veröffentlichung herauszuzögern, weil dieses Material noch beschafft werden müsste:

1.) 6 tagebuchartige Bände, die Hitler neben seinen uns bekannten Tagebüchern geführt hat.

2.) Adolf Hitlers handgeschriebene Memoiren „Mein Leben und mein Kampf für Deutschland“, verfaßt in den Jahren 1942—1944.

3.) Hitlers Buch über die Frau, in der er auch seine Erlebnisse mit Frauen schildern soll.

4.) Hitlers Plan der Endlösung der Judenfrage, verfaßt nach der Wannsee-Konferenz am 28. Jan.

1942, in dem er Himmler genaue Befehle gibt, was mit den Juden geschehen soll. (18 handgeschriebene Seiten)

5.) Hitlers handgeschriebene Akten und Himmler, Ley u.a., in denen Vermerke über die jüdische

Abstammungen der Betreffenden enthalten sind.

6.) Hitlers Aufzeichnungen vom 18. April bis zu seinem Tode am 30. April 1945.

7.) Goebbels-Aufzeichnungen nach Hitlers Selbstmord.

8.) Hitlers handgeschriebenes Vermächtnis (21 Seiten), seine Testamente und seine Heiratsurkunde.

9.) Hitlers Akte über seinen angebl. Sohn in Frankreich.

10.) Hitlers Akte über seine Verwandtschaft und seine Abstammung.

11.) Geheime Denkschriften zu verschiedenen militärischen und politischen Problemen.

12.) Hitlers Buch über Friedrich den Großen.

13.) Hitlers Buch über König Ludwig 11. von Bayern.

  1. Hitlers Oper „Wieland, der Schmied“.

Dazu kommen dann noch 300 von Hitler gemalte Aquarell- und Ölbilder. Also Führer und Reichskanzler muss ein Job mit jede Menge Freizeit sein! Der Stern wird nicht mal stutzig, als am Schluss auch der allererste Band beschafft werden kann. Wir erinnern uns – genau den hatte Heidemann bei dem Sammler Hartung gesehen. Warum man da stutzig werden sollte? Nun Kujau hat für das erste Halbjahr 1935 schon zwei Tagesbuchbände geschrieben und nun gibt es für das erste Halbjahr 1935 sogar zwei Tagebücher! Kujau ergänzt den Band vor der Übergabe mit einem Blatt das ihn als Sonderband für die Jahreschronik der Partei kennzeichnet. (Einer der sechs Sonderbände die oben erwähnt werden). Niemand macht stutzig das Hitler zweimal Tagebuch führt, teilweise mit denselben Formulierungen und in diesem „offiziellen“ Band sehr viel mehr privates steht, als im eigentlichen Tagebuch.
Im Mai 1981 weitet sich der Kreis der Eingeweihten aus. Auf Papst Johannes Paul II wird ein Attentat verübt und Heidemann soll nach dem Willen der Chefredaktion die Hintergründe des Attentäters recherchieren. Doch der ist vertraglich von jeglicher redaktioneller Arbeit freigestellt. Dem Rat, sich einfach krank zu melden, folgt er nicht, so müssen die drei Chefredakteure eingeweiht werden. Die drei Redakteure sind nicht begeistert. Zum einen weil sie übergangen wurden, zum anderen weil dies ein Eingriff in den redaktionellen Teil des Stern durch die Verlagsleitung ist. Es gibt aber auch keine Kritik, der Verlag hat bisher schon über 1 Million DM ausgegeben, Chefredakteure haben eine Obergrenze von 150.000 DM bis zu der sie frei entscheiden können, da ist so viel Geld im Spiel, das die Bücher echt sein müssen. Und auch Chefredakteur Peter Koch kann sich dem „sinnlichen Erlebnis“ in den Büchern des Führers zu blättern nicht entziehen.

Vollständig lesen tut aber die Tagebücher nur Heidemann. Heidemann macht vor der Übergabe jedes Bandes an den Stern Fotokopien und tippt dann den Inhalt seitenweise auf einer Schreibmaschine ab. Am Schluss hat er 200 Ordner mit Material von Kujau und Transkripten. Die anderen Eingeweihten blättern meist nur kurz darin. Henri Nannen lässt sich die Einträge um die Zeit des Röhn-Putsches zeigen und findet sich nichtssagend und platt. Hätte er und die Stern-Redakteure nur mal das vorher gelesen.

Die Gutachten

Weil ihnen fundamentale Bedeutung im Skandal zukommt, hier ein Wort zu den Gutachten, und warum diese anfangs so positiv aussahen. Während der Film „Schtonk!“ im Allgemeinen sogar etwas hinter der Wirklichkeit hinterher blieb macht er es in diesem Fall dann doch zu einfach. Der Stern versucht anfangs in der Tat hieb- und stichfeste Gutachten zu bekommen. Diese Aufgabe bekommt Walde im Mai 1982, also mehr als ein Jahr nach dem ersten Band (Januar 1981) auferlegt. Damals will der Stern die Veröffentlichung mit dem Flug Heß nach England eröffnen, einem „Sonderband“ den Hitler geschrieben hat. Dass dieser Sonderband im Wesentlichen genauso aufgebaut ist wie die Tagebücher und im Nachhinein von Hitler geschrieben würde – wäre es ein von ihm autorisierter Flug, so wäre wohl eher wichtig die Vorgeschichte zeitnah chronologisch zu erfassen – machte niemand stutzig. Man wählt als Probe aus den Tagebüchern eine Seite einer Proklamation aus diesem Heß-Band, die so offiziell als Verlautbarung erschien und die Kujau wörtlich in seinem Tagebuch übernahm. Der Stern hat eine gewisse Paranoia, er befürchtet das andere Texte Nachfragen auslösen, woher denn diese kommen oder noch schlimmer durch die Gutachter „heraus sickert“, dass es die Tagebücher gibt.

Waldes erste Wahl ist das Bundeskriminalamt. Er wendet sich an das BKA und bekommt eine Abfuhr. Das BKA könne als Bundesbehörde keine Gutachten für Privatwirtschaftliche Unternehmen anfertigen. Er wird weiter an das Zollkriminalamt Köln verwiesen. Dort das Gleiche. Auch hier kann eine Landesbehörde nicht Gutachten für die Wirtschaft anfertigen, aber ihre Gutachter wären dazu befugt, dies in ihrer Freizeit zu tun. Das kommt für Walde nicht in Frage, denn dann sind die Gutachten nicht auf dem Papier der Behörde, es fehlt also deren Autorität.

Walde wendet sich an Schulte-Hillen und dem fallen gleich zwei Gutachter ein. Max Frei-Schulzer, Leiter des wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich und Ordway Hilton, Schriftexperte aus den USA. Schulte Hillen kennt nicht Graphologen. Er wählte die Experten, weil sie prominent in der Presse vertreten waren. Frei-Schulzer bewies durch Pollenanalyse das das Turiner Grabtuch nicht so alt ist wie angenommen, Hilton bewies das das angebliche Testament von Howard Hughes gefälscht war. Beides kam groß in der Presse. Walde ist einverstanden, denn das gibt dem ganzen auch einen internationalen und unabhängigen Anstrich. Nun ist die Graphologie keine so exakte Wissenschaft wie Chemie oder Physik. Viel hängt von dem Vergleichsmaterial und der Erfahrung der Experten ab. Frei-Schulzer ist eigentlich von Beruf Biologie, Schriftgutachten macht er eher selten. Er ist als er zum ersten Mal angerufen wird sehr eingespannt und beschäftigt mit Kakteen. Die Erfahrung als Schriftexperte hat Hilton, aber er hat ein anderes Handicap. In der Graphologie gilt als feststehende Tatsache, dass man bei Schriftproben deren Sprache man nicht spricht und die sogar von der Schrift, die man sonst begutachtet, stark abweicht sehr vorsichtig mit Aussagen sein soll. Hilton spricht kein Deutsch und hat nie vorher Sütterlin-Handschriften begutachtet. Für ihn müssen die Texte erst in lateinischen Buchstaben abgetippt und übersetzt werden.

Der wesentlichere Knackpunkt ist aber das Vergleichsmaterial. Heidemann löchert Kujau schon seit einem Jahr mit Fragen nach Vergleichsmaterial das er ihm auch liefert. Walde ist das zu wenig, und er wendet sich an das Bundesarchiv nach Vergleichsproben. Das Resultat ist ernüchternd. Das Bundesarchiv hat nur sehr wenige handschriftliche Dokumente von Hitler. Allesamt kurz, maximal 4 Zeilen lang. Kein Dokument aus der Zeit des Heßbandes (1940) liegt im Bundesarchiv und es sind nur Fotokopien. Immerhin ist nun das Bundesarchiv an dem Material interessiert. Und es offeriert eine Möglichkeit die es vorher nicht gab: Als Behörde kann das Bundesarchiv das BKA mit der kriminaltechnischen Begutachtung beauftragen. Ein Schriftgutachten kann das LKA Rheinland-Pfalz anfertigen. Walde freut sich darüber. So kommt er doch noch zu seinem BKA Gutachten und hat ein drittes Schriftgutachten, auch wenn für das LKA RP gilt, dass auch dort Schriftgutachten nicht so häufig sind und man viel Erfahrung mit Sütterlinschrift hat.

Die Gutachter bekommen schließlich einige kurze Dokumente aus dem Bundesarchiv als Kopie, sowie Originale, die Kujau liefert. Ein Telegrammentwurf an Mussolini, eine Ernennungsurkunde für Feldmarschall Keitel, zwei Glückwunschtelegramme an verbündete Diplomaten/Franco, drei Fotos auf der Rückseite von Hitler beschriftet. Dazu kam ein von Heidemann zusammengestellter Band, das „Heidemann-Dossier“ der die Entwicklung von Hitlers Handschrift von der Jahrhundertwende bis in die Vierziger Jahre aufzeigt, in der sich Hitlers Handschrift deutlich veränderte. Wegen der Veränderung der Handschrift sind zeitnahe Dokumente auch so wichtig. Das Dumme nur: fast das gesamte Material in diesem Dossier ist auch von Kujau und zumindest von dem Gedicht „Der Kamerad“ weiß Heidemann das auch, belässt es aber trotzdem in dem Band.

Hätten die Gutachter die Dokumente nicht nur auf ihre Schrift sondern auch historische Aussage überprüft, so hätten sie stutzig werden müssen. Die beiden Glückwunschtelegramme – in Schönschrift – haben fast denselben Wortlaut sind aber in keiner weise persönlich. Warum sich dann die Mühe machen das in Schönschrift aufzuschreiben? Keitels Ernennungsurkunde ist datiert auf ein halbes Jahr nach formaler Ernennung. Lässt man sich so lange Zeit dafür? Auf einem der Fotos posiert Hitler vor dem Eiffelturm: er flog am 6.6.1940 nach Paris um den Triumpf auszukosten. Aus Angst vor Anschlägen landete er aber schon nach Sonnenaufgang, besichtigte kurz die Stadt und flog um 13:00 wieder ab. Das Foto ist mit dem 7.6.1940 beschriftet, da war Hitler längst wieder in Berlin und hatte zwei Besprechungen und einen Besuchstermin eines Diplomaten. An diesem Tag kann das Foto also gar nicht gemacht worden sein.

Insgesamt erschlägt das Vergleichsmaterial von Kujau die wenigen Zeilen, die das Bundesarchiv von Hitler hat (auch eine Tatsache die den Stern hätte stutzig machen können) und es ist zeitlich nahe an dem Vergleichsdokument.

Alle drei Gutachten kommen zu dem Schluss, dass die Handschriften von demselben Urheber sind. Am kritischsten ist das LKA, das davon spricht das nichts dagegen spricht das das Heßmaterial nicht von Hitler sei. Zwei Gutachter notieren aber Abweichungen in den Schriftproben des Bundesarchivs und Kujaus Proben, doch weil sich eben Hitlers Schrift veränderte und diese Proben älter sind, kamen sie trotzdem zu dem Schluss das die Schriften von Hitler sind.

Aber wie schon gesagt, Graphologie ist keine exakte Wissenschaft und sie stellt auch nicht fest ob die Schriften von Hitler sind oder nicht, sondern nur ob sie vom selben Verfasser – Kujau – sind. Den Ausschlag hätte das kriminaltechnische Gutachten des BKA geben können, diese kennen sich mit Fälschungen aus. Allerdings wiegelt der Leiter des Bundesarchivs ab. Er erwartet sich keine großen Erkenntnisse, denn Fälscher würden Papier aus dieser Zeit nehmen und so junges Papier und Tinte wären leicht zu fälschen. Das BKA hat aber keine Zeit, es ist vollauf mit Untersuchungen im Bereich der RAF beschäftigt und kommt erst nach Weihnachten 1982 zur Begutachtung, als Walde schon die beiden Gutachten von Hilton und Frei-Schulzer als „kleine Erinnerung“ nach Wiesbaden schickt. Zudem hat das Bundesarchiv nicht weitergegeben, das das BKA auch Verfahren einsetzen darf, bei dem das Papier zerstört wird. Die Untersuchung ist daher im wahrsten Sinne des Wortes nur oberflächlich.

Vor allem wird so Zeit verloren. Daran ist auch der Stern schuld, denn niemand erkennt anhand des Materials zu diesem Zeitpunkt das es um Tagebücher geht und die Einbände sind ja gar nicht Bestandteil der Untersuchung, Erst am 7. März 1983 meldet sich das BKA beim Bundesarchiv, die meisten vorliegenden Dokumente (es wurden nur die vom Stern gestellten Dokumente weitergegeben) wären wahrscheinlich Fälschungen. Genaueres würde nur eine die Substanz schädigende Analyse ergeben – das es diese machen dürfte, hatte das BKA ja nicht erfahren. Am 22.3.1983 telefoniert das BKA mit Walde und macht einen Termin mit Walde am 28.3.1983 aus – weniger als einen Monat vor der geplanten Veröffentlichung.

Werner vom BKA erklärt Walde, das er in fast allen Vergleichsdokumenten mehr oder weniger große Mengen an optischen Aufhellern (Blankophor von Bayer) gefunden hat. Diese wurden in der BRD erst 1949 in Papier eingesetzt. Ausgerechnet im Heßblatt finden sich aber keine Aufheller, wahrscheinlich weil sie durch die Behandlung zum Altmachen des Papiers zerstört wurden. Die Fotos zeigen unter der Lupe die Rasterung eines Drucks, stammen also aus einer Zeitung oder Zeitschrift. Es wäre unwahrscheinlich das Hitler keine Originalfotos nehmen würde. Die Ernennungsurkunde von Keitel wurde im Flachdruckverfahren hergestellt, was für ein so hochrangiges Dokument doch sehr ungewöhnlich wäre, das Verfahren wird sonst für billige Drucke verwendet. Tödlich war die Beurteilung der Begleitschreiben und -streifen als „Echtheitszertifikat“ vom „Reichsarchiv“. Die Typen stammen aus einer Schreibmaschine die 1956 auf den Markt kam. Diese Begleitschreiben bzw. -streifen haben aber alle Hitler Tagebände!

Auf die Frage von Walde, ob angesichts dessen das fast alles gefälscht sein soll, das den sein könne antwortet Werner, ein Fälscher der sein Handwerk verstehe, schaffe auch das.

Da sollten nun alle Alarmglocken schrillen. Denn damit sind auch alle Schriftgutachten wertlos, denn diese stützen sich ja vorwiegend auf die Fälschungen. Genaueres wäre erst möglich wenn man eine gründliche chemische Analyse anfertigen dürfe. Walde sagt diese zu, braucht die Dokumente aber für Verhandlungen mit Lizenznehmern, die auch Gutachter im Schlepptau haben. So kann das BKA diese erst am 7.April bekommen. Weitere wertvolle Zeit verstreicht.

Walde informiert Sorge, spielt aber die Bedeutung der Erkenntnis entweder bewusst herunter oder erkennt sie nicht. Dabei weiß er, anders als Sorge, das alle Vergleichsdokumente und Begleitdokumente aus der gleichen Quelle wie die Tagebücher stammen, also wenn diese falsch sind, dann auch die Tagebücher. Sorge und Walde klammern sich aber an die Tatsache, das ausgerechnet die Seite aus dem Heßband keine optischen Aufheller hatte.

Die Rechte

Ein zweites Ereignis prägt noch die Zwischenzeit. Es ist die Frage nach den Rechten an den Tagebüchern. Die hat natürlich der Urheber. Urheberrechte werden erst 70 Jahre nach dem Tod gemeinfrei, Hitler war aber noch keine 40 Jahre tot. Wer hat nun die Rechte? In den Tagebüchern steht, das sie nach seinem Tod seiner Schwester Paula übergeben werden sollen, wenn diese nicht mehr lebt, der Partei. Der Stern beauftragt Heidemann mit einem Anwalt der (angeblich) als Testamentsverwalter der Hitlererben fungiert, einen Vertrag über die Rechte abzuschließen das tut Heidemann wobei er nur von Schriften Hitlers spricht, verschweigt das es Tagebücher sind. Für eine relativ geringe Summe von 55.000 DM bekommt er bzw. der Stern die Rechte. Später erfährt der Stern, dass dieser Anwalt gar nicht alle Hitler-Erben vertritt.

Als die Veröffentlichung näher rückt wird endlich auch der Rechtsapparat des G & J Verlags eingeschaltet. Die klopfen die Rechtslage ab und kommen zu dem Schluss, das die Rechte entweder bei der Bundesrepublik Deutschland oder dem Freistaat Bayern liegen. Ohne die Rechte an der Publikation sind die Tagebücher aber wertlos. Erneut wird ein Vertrag abgeschlossen, diesmal zwischen Heidemann und dem Bundesarchiv. Heidemann tritt dann seine Rechte wieder an den Stern ab. In dem Vertrag steht das Heidemann unter großem finanziellen Aufwand für die BRD wichtige Dokumente aus dem Nachlass Hitlers beschafft und im Gegenzug dazu die Verwertungsrechte in den Medien erhält und die Dokumente selbst nach Auswertung an das Bundesarchiv gehen. Der Vertrag hatte zwei Vorteile: zum einen war das Bundesarchiv juristisch für den Nachlass der NSDAP und aller ihrer Angehörigen zuständig, zum anderen war es eine Regierungsbehörde und somit wurde der Vertrag mit der BRD als rechtmäßigem Erben geschlossen. Der Freistaat Bayern würde keine Rechte anmelden, dafür würde der CSU-Innenminister Zimmermann sorgen so signalisierte das Bundesarchiv.

So war nun alles bereitet für das große Finale – die Veröffentlichung und die große Bombe dir kurz danach platzen sollte. Das ist Thema das nächsten – sechsten Teils.

Ich hoffe ihr schätzt diese Serie. So viele, so lange Blogeinträge in so kurzer Zeit zu schreiben und dafür auch viel zu lesen und den Podcast „Faking Hitler“ des Sterns zu lesen sind fast übermenschliche Anstrengungen und verursachen mir Gesundheitsbeschwerden. Schlafe unregelmäßig und Debbie und Kim meinen ich vernachlässige sie 😉

Am nächsten Tag gibt es in der Redaltion standing Ovations für Koch, weil er sich so wacker geschlagen hat. Es wird über die Runde diskutiert und das konzentriet sich auf die eigenen Fehler der Kritiker. Das inspriert Koch zu einem Kommentar der im nächsten Heft erscheinen wird und für ihn das Karriere-Aus bedeutet. Er beschreibt das der stern gerade sorgfä#ltig wäre, im Gegensatz zu seinen Kritikern. Wirft Jäckel vor selbst auf Fäsckungen hereingefallen zu sein und sie publizieert zu haben, während der stern alles sorgfältig prüft. Irving hätte Materiaö erhalten das gefälscht sei und das auch der Stern angeboten bekommen habe, aber abgeweisen habe. Auch Tevor-Roper bekommt sein Fett weg. Schließlich war die Heßsschrift die einzige die nicht als falsch erkannt wurde. Die Echtheit der Tagebücher sei üebr jeden Zweifel erhaben.

Das Bundesarchiv bekommt vier weitere Bände zum begutachten, ein unabhängiger Gutachter soll bei 12 Seiten aus dem Heßand das Alter des Papiers bestimmen.

Währenddessen räumt Heidemann am 18 April seinen Safe bei der deustchen Bank aus, ab dem 23 April beginnt er Teile seines Archivs auszulagern, wohin weiß man bis heute nicht. Am 28. Apirl bekommt er die letzten 300.000 DM für die letzten Bände vom Verlag, am selben Tag trifft er Kujua in seienr wohnung, doch der reist ohne Geld nach Stuttgart zurück.

Dann beruhigt es sich zeurst etwas. Der Spiegel erscheint am folgenden Monatg, dem 2. Mai, berichtet aber neutral über die Vorstellung der Tagebücher und die Kontroverse mit der schlagzeile „Fund oder Fälschung“. Der Stern ist beunruhigt weil nun Teile der Fundgeschichte offensichtlich von Hartung erzählt drin stehen und eine Fotokopie aus dem Band den Hartung hatte erscheint. Der Spiegel war selbst in der Ausgabe 6/1983 auf einen Kunstband mit gefälschten Hitler-Zeichnungen (darunetr viele Kujaus) teingefallen, aber das war nicht eine gro0e Schlagzeile, das war eine Buchbesprechung.

Am selben Tag gibt es erste Neuigkeiten aus Koblenz. Das Papier enthält den Aufheller Blankophor und die Polyesterfäden im Einband wurden nicht vor 1953 eingesetzt. Dazu findetauch das Bundesaarchiv Ungreeimheiten. Die Einträge für die Veröffentlichung zweier Gestze stimmen nicht. Beim Stern schaut man in einer Chronik nach, einem der beiden Bände die auch Kujau verwendet und entdeckt keine Abweichung. Nur ist die Chronik hier falsch, im Bundesarchiv schaute man natürlich in den Reichsanzeiger, das Gesetzesblatt des dritten Reichs. Beim Stern vermutet man aber einen fehelr des Bundearchivs. Als letzte Klammer fragt man Dr. Henke ob denn nicht die optischen Aufheller durch Textilien die man zur Papierherstellung nahm hineinkommen könnte. Henke hält das angsichts der gefudnen Menge für unwahrscheinlich. Heidemann fragt Kujau ob er wisse wann Blankophor verwendet wird, der ist nicht da aber seine Mitarbeiterin liest ihm einen Zettel vor die Kujau angeblich von einmem Polizeibeamnten eingeholt hat und nachd er die #susbatnz im Ausland schon ab 1917 eingesetzt wurde. Ein zweietr Anrufer erfkundigt sich beim Hersteller Bayer der nicht ausschließen kann, das Blankophor schon in den Kriegsjahren eingesetzt wurde (es kam 1940 auf den Markt).

Erst an dem Tag fällt einem der Mitarbeietr des Stern auf, das auf den Bänden nur auf zweien Initalien sind, die nach Plastik aussehen und es ein „FH“ ist (obwohl man in Millionenauflage die Initalien auch auf der titelseite des Sterns sah. Auch heir hat Heidemann eine Erklärung. Hitler hätte das selbst bemerkt und deswegen gäbe es die flaschen Initailaien auch nur auf zwei Kladden.

Die Bombe platzt

Am 4. Mai liegen die Ergebnisse vor. Das Papier besteht aus Nadelholzfasern, Gras und Laub und enthält iptische Aufheller die erst 1955 in Papier verwendet wurden. Die roten schnüre mit Hakenkreuzen enthalten Viskose und Polyester und stammen aus der Nachrkriegszeit. Es wurden vier verschiedene Tinten benutzt. Die Tinte aus den Tagebüchern ist maximal zwei Jahre alt, die vom Heßband maximal ein Jahr älter. Weitere Funde betreffen den Inhlat wie ein Telegramm das in den Tagebüchern auftuacht aber nie verschickt wurde, stattdesen Telefonierte Hitler. Nun muss das ganze noch in druckreife Gutachten gepresst werden.

Die offiziellen Ergebnisse werden dem Stern zeitgleich mit einer Pressekonferenz des Bundesarchivs am 6.Mai präsentiert. Um 11:00 erfährt sie der Stern um 12:00 beginnt die Pressekonferenz.

Es beginnt eine Krisenredkationskonferenz. Henir Nannen stoppt sofort die Rotationsmaschinen in Itzehoe, 70.000 schon geedruckte Exemplare müssen zurückgerufen und eingestamoft werden, er schiickt auch eine Prrssemeldung zu den Nachrichtenagenturen das die Tagebücher gefälscht sind, aber Zimemrmann war schnelelr. Der Bundesinnenminsietr bekam auch die Ergebnisse und nutzte die Gelegenheit dem „linken Kampfblatt“ eins auszuwischen. Um 13:27 ging die erste Meldung über die Agenturen.

Gleichzeitig hält das Bundesarchiv eine Presskonferenz in der es die Ergebnisse erläutert. Er endet mit dem Satz „Es ist eine recht simple Fälschung, Abschriften die ein phantasieloser, ja ich würde sagen, lustloser Fälscher in die Ich.Form umgebogen hat“. Tja was haben „Mein Kampf“ und „Die Hitlertagebücher“ gemien? Keiner hat sie jemals richtig glesen ….

Im Stern löst die Nachricht eine Krise aus. Heidemann muss her. Der ist gerade in Bayern unterwegs will bei einer alten Druckerei die für die SS geabrietet hat rausbekommen ob schon damals Blankophor verwendet wurde. Heidemann wird erreicht soll zum Münchner flughagen fahren, für ihn wird eien Chartermaschine geordert, damit er der Presse entkommt. Heidemann trifft um 20:00 im Verlagshaus ein. Inzwischen hat Henri Nannen einige Redeakteure beauftragt die Sache zu untersuchen. Einer, Michael Seifert scheibt jahre später darüber ein sehr empfehlenswertes Buch. Heidemann wird verhört, der kapiert zuerst gar nicht warum es geht und spielt zwei Telefonmitschnitte vor, die belegen sollen, das er Martin Bormann auf der spur ist. Das „Verhör“ zieht sich über stunden hin. Immer wieder wird Heidemann ermahnt das er alles vegessen soll was er von Fischer gehört hat, die ganze DDR Story wäre wohl erstunken und erlogen und er soll doch endlich dessen Identität preisgeben. Es gibt von der Vesprechung eine Abschrift weil ein Tonbdnad mitläuft. Auf Seite 39 von 42 ist Gheidemann so mürbe und üebrmüdet das er die Telefonnummer von Fischer nennt. Er hat zwar Kujau einmal in Ditzingen besucht, doch der ist mittlerweile umgezogen und seitdem trafen sie siich nie bei ihm zu Hause. Nun geht alles sehr schnell. Es ist 5 Uhr morgens. Über die Telefonauskunft wird ermittelt, das der Anschluss in Bietigheim-Bissingen verortet ist, eienr Kreisstadt nahe Stuttgart mit damals etwa 35.000 Einwohnern. Um 7.00 wird der Stern-Reporter in Frankfurt der am nächsten ist beauftragt dorthin zu dahen und Fischer zu suchen. Der findet das in drei Stunden heraus und meldet das der Mann Kujau jheiße es sei nieamnd da, Nachbarn meinen Kuja und seine Lebesngefährtin wären in Urlaub gefahren. Mit der Information wird der Reporter in west—Berlin gefüttert der in die DDR fahren soll und dort die Geschichte von einem Bruder im Generalsrang abklopfen soll. Der hat in einem Tag die Verwandten von Kujau ausfindig gemacht und es gibt keinen General doer sonstwie in einer DDR-Behörde angestellten unter Kujaus Verwandten. Innerhalb eines ages hat der Stern die wahre Natur von Kujau herausgefunden und die Story die Kujau Heidemann erzählt als eine Lüge entlarfvt, etwas was Hediemann nicht in zwei Jahren fertigegebrahct hat. Am 7. Mai, einem Samstag ist offenkundig, das die gesamte Fundgeschichte erfunden und erlogen ist und Kujua die Bücher geäflscht hat oder den kennt der sie gefälscht hat.

Am Montag, Sonntags haben ja auch Gerichte zu erstattet Henrie Nannen Strafanzeige gegen Gerd Heidemann, der bekommt am nächsten tag, dem 10. Mai 1983 mit Hinweis auf die Straganzeige die schriftliche Kündigung. Die Nachricht geht natürlich über die Medien und so ost auch Konkrad Kujau informiert als er sich am 14.5.1983 beim Grenzübertritt von Österreich nach dEutschland stellt. Der Prozess beginnt am 21.6.1984 und endet am 8.5.1985. Konrad Kujua ist voll geständig. Gerd Heidemann sieht sich auch im Prozess noch als Opfer. Noch jahrzehnte später lamentiert er darüber das er seine Unschuld durch die Mitschnitte von Gesprächen und Telefonaten beweisen könne, aber man diese beim gericht nicht als Beweis anerkannt habe, da ohne wissen von Kuja angefertigt. Kujau wird zu 4 Jahren 6 monaten verurteilt, kommt wegen einer Erkrankung an Kehlkopfkrebs aber schon nach drei Jahren frei. Heidemann bekommt 4 Jahre 8 Monate. 2 Monate mehr, denn es geht ja nicht um die Fälschung von Tagebüchern, sondern Unterschlagung und Betrug und Heidemann hat nach dem Gericht mehr Geld unterschlagen und das Vertrauensverhältnis ders Verlags ausgenutzt um Geld abzuzweiegn was der Richter in der urteilsbegündung als starfverschärfend ansieht.

Zum Thema:

Links / Referenzen zur Serie

Auf die Beschäftigung mit dem Thema kam ich durch die ZDF Dokumentation „Die Jahrhundertfälschung Hitlers Tagebücher“ von ZDFZeit 2013. Daraufhin kaufte ich mir drei Bücher, eines von Erich Kuby schmiss ich nach dem Lesen weniger Seiten mit grundlegender Imperialismuskritik im DDR Jargon wieder weg. Es fand sich dann auch nur ein DDR-Verlag für die Publikation. Dabei galt der Autor als kompetent und arbeitete für Spiegel und Stern. Die beiden anderen Bücher kann ich empfehlen. Zeitnah, etwas kürzer ist von Manfred Bissinger: Hitlers Sternstunde. Kujau, Heidemann und die Millionen. Es ist etwas detailverliebter, geht weiter in der Biographie von Kujau und man findet mehr Zahlen und Daten in dem Buch. Seine Schwäche ist die Gliederung nach Themenschwerpunkten, nicht der Chronologie. Zudem ist es ein typischer Schnellschuss, will den Hype um den Skandal ausnutzen. Es endet noch vor dem Urteil. Das zweite Buch Der Skandal um die Hitler-Tagebücher stammt von Michael Seufert, Ressortleiter beim Stern und von Henri Nannen beauftragt mit der internen Aufklärung des Skandals. Es ist umfangreicher, chronologisch gegliedert und mehr auf den Stern zentriert. Beide enden aber ziemlich genau nach dem Skandal und behandeln den Prozess eher stiefmütterlich. Ich kann beide empfehlen und würde auch heute wieder beide kaufen und sie erneut lesen. Warum? Ingrid Kolb, damals Stern Redeakteurin, gibt in der obigen ZDF Doku die Antwort. Sie wird von Bekannten nach dem Spielfilm „Schtonk!“ angesprochen und sagt dann immer „Es war noch irrealer“ und die Bücher sind wirklich Infotainment. Die Details sind so bizarr das das Lesen wirklich amüsant ist, sofern man nicht gerade Heidemann heißt. Über den Prozess informiert dieses PDF. Genaueres über die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung liefert das Bundesarchiv.

Es gibt zwei neuere Aufarbeitungen des Stern-Skandals. Der Stern selbst hat den 10-teilligen Audio Podcast „Faking Hitler“ herausgebracht, mit vielen Tonbandmitschnitten von Heidemann/Kujau sowie Interviews mit Heidemann, Walde und Sorge. Man erfährt aber sehr wenig über die Details, die Fehler in den Büchern und Kujau kommt in dem Podcast erheblich schlechter weg als Heidemann. Er gilt als der wahre Schuldige, von der Unterschlagung von Heidemann ist fast nicht im Podcast die Rede. Der Stern hält wohl noch immer zu ihm.

Reschke Fernsehen (ich kann auch die Sendung von Anja Reschke über die CSU empfehlen) hat sich nun erstmals mit dem Inhalt der Bücher befasst. Den kennt man, weil ja nach zwei Ausgaben die Stern-Reportage eingestellt wurde, bis heute nicht. Hinzugezogene Historiker beurteilen die Bücher heute als eine groß angelegte Holocaust Leugnung. Nun ist auch klar, warum die Tagebücher bis heute nicht öffentlich gemacht wurden, obwohl der Stern dies für 1993 ankündigte und seitdem mehrmals, aber nie ans Bundesarchiv abgaben. Das ist ein Skandal von Heute: Der Stern als Helfer von Holocaustleugner und Nazis, weil eben die Bücher niemals Historikern zugänglich gemacht wurden, weil man befürchtete der Inhalt wurde sonst publik werden. Die Bücher kann heute jeder einsehen und über Volltext-Recherche durchsuchen.

One thought on “Hitlers Tagebücher: Teil 5 – Bände, Prüfungen und Rechte

  1. Den Podcast habe ich mir nun ebenfalls runtergeladen und werde ihn mir beizeiten anhören.

    Ansonsten, gute Arbeit das Ganze zusammenzufassen.

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