Der Jungfernflug des Starships ist gescheitert

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Ja, anders kann man es nicht bezeichnen. Weitere Informationen zur Diskussion darüber folgen weiter unten. Aus dem aktuellen Grund folgt der für heute angekündigte Beitrag über Wiederverwendung Teil 2 dann morgen.

Ich habe mir die Videoaufnahmen angeschaut und es war sofort beim Abheben klar, dass etwas nicht stimmte. Die Rakete hob viel zu langsam ab und neigte sich sofort, was nicht normal ist, um eine Kollision mit dem Startturm zu vermeiden. Es war auch schon in dieser frühen Phase ein Flammenschweif jenseits des Hauptschweifs zu sehen, was das verursachte. Anhand der im Video eingeblendeten Grafik konnte man erkennen, dass bereits vor dem Abheben drei Triebwerke ausgefallen waren. Nach 41 Sekunden folgte das nächste Triebwerk, nach 61 Sekunden das fünfte und nach 71 Sekunden das sechste Triebwerk. Danach begann die Rakete erst flacher aufzusteigen und sich dann nach unten zu neigen. Währenddessen wurde im Kommentar von SpaceX jedoch angegeben, dass die „Propulsion nominal“ sei. Nach 2 Minuten und 25 Sekunden, bei einer Geschwindigkeit von 3,455 km/h oder lediglich 960 m/s in 31 km Höhe, erfolgte der Brennschluss des Superboosters. Danach sank die Geschwindigkeit kontinuierlich ab. Zu diesem Zeitpunkt drehte sich die Kombination bereits. Man konnte dies noch etwa eine Minute lang beobachten, bis das Fahrzeug nach etwa 4 Minuten explodierte.

Auffälligkeiten

Als Beobachter unzähliger Raketenstarts fallen mir einige Dinge auf. Zum Beispiel frage ich mich, warum bei SpaceX, wenn schon bei der Zündung drei Triebwerke ausfallen und die Kombination fast mit dem Startturm kollidiert, die restlichen Triebwerke nicht wie bei anderen Raketen wieder abgeschaltet werden. Ist das bei SpaceX nicht möglich? Oder darf man das nicht tun, weil Elon Musk neben einem sitzt und Druck macht, weil der Start schon vier Jahre nach der Ankündigung stattfindet?

Es bleibt offen, ob dieser Triebwerksausfall allein schon ausreicht, um die Mission als Ganzes zum Scheitern zu bringen, weil durch die gestiegenen Aufstiegsverluste der Treibstoff nicht ausreicht. Dazu bräuchte man genaue Daten von der Rakete, die jedoch von SpaceX nicht verfügbar sind.

Spätestens nachdem drei weitere Triebwerke ausfielen, wird jedoch klar, dass die Rakete es nicht schaffen wird. Schon vor dem Drehen wird ein langer Flammenschweif sichtbar und die Rakete neigt sich kurz danach, ihre Flugbahn wird flacher. Gemäß den FAA-Dokumenten sollte der Brennschluss der ersten Stufe nach 2 Minuten und 49 Sekunden erfolgen, gefolgt von der Stufentrennung drei Sekunden später. Wenn nun die Stufe schon nach 2 Minuten und 25 Sekunden Brennschluss hat, ist das auch kein regulärer Brennschluss, da er zu früh ist. Berücksichtigt man zudem, dass durch die ausgefallenen Triebwerke auch Treibstoff nicht verbrannt wurde, hätte die Rakete eigentlich noch 25 Sekunden länger brennen müssen (also bis 3 Minuten und 14 Sekunden).

Warum ein Flugterminierungssystem, wenn schon alle Triebwerke aus sind und nichts die Fluglage mehr kontrolliert, dann nicht sofort die Rakete sprengt, ist mir ein Rätsel, denn je höher die Sprengung erfolgt, desto geringer sind die Schäden am Boden durch Trümmer. Aber – so meine Vermutung – es gab gar kein Flugterminierungssystem. Elon Musk muss ja sparen, deswegen baut er auch ein wiederverwendbares Gefährt, also eines, bei dem sich die Herstellungskosten auf viele Flüge umlegen und das man so aus dem Material bauen sollte, das die höchste Nutzlast verspricht, auch wenn es teurer ist, aus dem billigsten, aber dafür maximal die Nutzlast reduzierenden Material, das es gibt: Stahl. Er wird sonst in der Raumfahrt seit den frühen sechziger Jahren aufgrund seiner hohen Dichte nicht mehr eingesetzt. Ich vermute, dass irgendwann durch die Rotation und die beim Sinken in niedrigere Höhe zusätzlich einwirkenden aerodynamischen Kräfte ein Tank platzte und durch die Restflammen sich der Treibstoff entzündete. Es sieht im NSF-Video auf jeden Fall sehr ähnlich aus wie damals die Challenger-Explosion. Die Aufnahmen vom NSF zeigen auch, dass dies keine abrupte Explosion ist, wie sie eine Sprengung auslösen könnte. Aufnahmen der Starbase nach dem Abheben zeigen Beschädigungen. Herumliegende Trümmerstücke und einen Krater unterhalb der Startplattform.

Auftauchende Fragen

Es ist offensichtlich, dass der Ausfall von drei Triebwerken vor dem Abheben schon zu einem kurzzeitigen Kontrollverlust führt, wahrscheinlich einem dauerhaften Abweichen von der Bahn, aber beim Startturm als Referenz eben erkennbar, am freien Himmel nicht. Warum stellt man dann die Triebwerke nicht alle ab, sucht den Fehler und wiederholt den Flug? Spätestens nach etwa zwei Minuten, als deutliche Abweichungen der Bahn erkennbar sind, wäre es an der Zeit gewesen, dass jemand – woanders nennt sich der Range Safety Officer oder ähnlich – der verantwortlich ist, dass die Rakete nicht irgendwo niedergeht, wo sie Schaden anrichten kann, auf den Knopf zur Selbstzerstörung drückt. Nach dem vorzeitigen Brennschluss aller Triebwerke wäre selbst für jemanden, der keine Bahndaten hat, dieser Zeitpunkt gekommen, denn nun dreht sich die Rakete nur noch um sich selbst, ist unkontrollierbar, steigt zuerst höher und fällt dann.

Warum sie nach dem sechsten Ausfall – in der Grafik taucht ein Triebwerk das ausgefallen ist übrigens wieder auf – dann so vom Kurs abweicht ist mir ein Rätsel. Zu dem Zeitpunkt ist das weit weniger kritisch als der Ausfall von dreien in der frühen Phase, denn nach mehr als einem Drittel der Brennzeit der ersten Stufe ist diese um 1.100 t Treibstoff leichter. Die Beschleunigung schon bei etwa 16 m/s, also eine stabile Beschleunigung die es erlaubt weiter an Höhe und Geschwindigkeit zu gewinnen. Vielleicht fiel zu dem Zeitpunkt zusätzlich noch die Elektronik für die Steuerung der Lage aus oder der asymmetrische schub ist durch Drehen der Triebwerke nicht kompensierbar was mich wundert, weil sie nicht alle an einer Seite sind sondern an zwei Seiten und in der Mitte.

Schlüsse

Starship/Super Booster mit Nutzlast in Startkonfiguration sollten zusammen rund 5.000 t wiegen. Nach der SpaceX-Website beträgt der Startschub 74.312 kN (7.590 tf, 16,7 Mlbf). Ohne Nutzlast wiegt es mindestens 100 t weniger. Bei 30 Triebwerken und so reduziertem Schub auf 67.557 kN sollte es mit 13,8 m/s beschleunigen, was deutlich über den Mindestanforderungen für eine Rakete liegt. Der Startturm hat nach Wikipedia eine Höhe von 146 m. Die Kombination braucht 10 Sekunden, um ihn zu passieren. In dieser Phase mit fast vollen Tanks ist die Beschleunigung noch annähernd linear, daraus kann man eine Beschleunigung von 2,92 m/s ableiten, deutlich unter dem Wert von 13,8 m/s nach Abzug von g (9,81 m/s). Berücksichtigt man, dass die Rakete durch den Treibstoffverbrauch schneller wird, so ist der echte Wert sogar noch geringer. Daraus lässt sich ableiten, dass die verbauten Triebwerke nur einen Schub von etwa 2079 kN anstatt 2.251 kN haben, wie von SpaceX angegeben. Schon allein deswegen sollte man mit 30 Triebwerken nicht starten.

SpaceX hat mit Sicherheit kein Flugterminierungssystem, weder in der Rakete eines, das automatisch anspringt, noch jemanden am Boden, der dafür verantwortlich ist. Das ist selbst bei unbemannten Trägern Standard.

SpaceX will mal Menschen mit diesem Gefährt transportieren – auch die wären in einem solchen Fall tot. Natürlich kann man bei der Konstruktion keinen Fluchtturm integrieren, aber beim Space Shuttle wo die Rettung durch einen Fluchtturm auch nicht möglich war, gab es wenigstens Vorkehrungen wie das Abtrennen von SRB und Tank, das Rückfliegen zum Startort oder eine Notlandung. Hier hätte bei einem bemannten Start bei Problemen sich das Starship sofort vom Superbooster abtrennen müssen und mit seinem Treibstoffvorrat eine Notlandung einleiten müssen. Doch es versagt ja schon die reguläre Stufentrennung.

Kleinreden

Es ist nicht neu. Ich kenne das schon von dem ersten Flug der Falcon 9. Elon Musk und damit verdonnert, seine Kommentatoren senken die Erwartungen schon vor dem Flug. Wörtlicher Kommentar nach der Explosion: „Everything after leaving the Tower is icing on the cake.“ Also ehrlich? Wie dumm muss man als SpaceX-Fan sein, um das zu glauben? Wenn alles, was nicht die Starbase zerstört, ein Erfolg ist, dann würde ich keinen Flug ansetzen. Wenn ich ernsthaft damit rechne, dass dabei meine Startbasis zerstört wird, in der ja auch einiges an Investitionen steckt, wie kann ich dann starten? SpaceX hat einen Flugplan bei der FAA vorgelegt, was diese Mission erfüllen muss. Das sind die Ziele. Das ist ein Flug des Starships bis in den Orbit, dann vor Hawaii ein Deorbitburn. Der Superbooster sollte nach Abtrennung nochmals die Triebwerke zünden, um zur Küste zurückzukehren und vor dieser niederzugehen. Keines der beiden Gefährte sollte landen. Das ist schon ein Flug, der für ein wiederverwendbares Gefährt recht geringe Anforderungen hat. Es ist der einer normalen Rakete. Es ist das, was SpaceX erreichen wollte und plante, und wenn man das nicht erreicht, was man verspricht, dann ist alles darunter kein voller Erfolg. Wenn aber schon beim Start nichts normal läuft, dann kann man auch nicht von einem Teilerfolg oder erst recht nicht von der „Sahne auf dem Kuchen“ reden.

SpaceX-Fans bitte meldet euch bei der Firma und sucht dort Arbeit. Wenn das deren Vorstellung von Erreichen des Solls ist, reicht es, wenn ihr bis zur Frühstückspause arbeitet und danach könnt ihr Videospiele spielen. Allerdings nur in der Firma, denn Elon Musk hat etwas gegen Home-Office, selbst wenn eine Corona Pandemie wütet. Wer da von daheim aus arbeiten will, fliegt raus.

Ich empfehle neben dem offiziellen SpaceX Webcast auch den des NSF (länger Beitrag hier) zu schauen, die unabhängige Beobachter dort haben und weitere Blicke vom Abheben mit dem Abweichen zeigen und Detailaufnahmen der Explosion zeigen. Deren Wagen haben Trümmerstücke übrigens ziemlich erwischt wie man auf einem anderen Video sieht. Das zeigt wie ernst man bei SpaceX es mit der Sicherheit nimmt, wenn Dritte ihren Wagen und Kameras bis in den unmittelbaren Gefahrenbereich abstellen dürfen.

37 thoughts on “Der Jungfernflug des Starships ist gescheitert

  1. Ich hatte mir vorher eine Liste gemacht, wie viel % ich bei was erreicht dem Startversuch geben würde.
    Ich bin bei etwa 60% erfolgreich rausgekommen.
    Das heißt: Kein Grund zum Jubel, aber auch nicht zur Trübsal.
    Natürlich ist der Wert nur deswegen so hoch, weil es ein ganz klarer Testflug mit vielen Unsicherheiten war.
    Im Detail: Der Booster flog angesichts der gleich fünf ausgefallenen Triebwerke erstaunlich gut. Mit den Ausfällen konnte man einigermaßen rechnen angesichts dessen, dass es keinen Graben gab und es nie einen vollen Test gab. Er hat lang genug gehalten, um sehr viel Telemetrie zu bekommen. Vielleicht waren die Ausfälle aus Testsicht sogar von Vorteil.
    Dass ich den Start nicht allgemein als Erfolg werten kann liegt vor allem daran, dass die Stufentrennung nicht geklappt hat. Dadurch keinerlei Daten für den oberen Teil, aber sie fangen da ja nicht von 0 an.
    Beeindruckt hat mich, wie lang die Rakete noch weiter gefolgen ist nachdem sie außer Kontrolle war. Viele andere (und kleinere) Raketen hätten sich da schon längst zerlegt.
    Als Fazit kann ich sagen, dass es für mich der unterhaltsamste Start war, den ich je gesehen habe. Sowohl in positiver als auch in negativer Sicht. Mir hat der erste Kommentar bein NASA Spaceflight so gut gefallen, nachdem alles vorbei war: „This was the most Kerbal launch ever!“

    1. Wenn man als Ziele Test der 1. Stufe, Stufentrennung und Test der 2. Stufe annimmt haben sie nur das erste Ziel erreicht also 33% aller Ziele.

      1. Ich habe dem Test der Erststufe eine weit höhere Priorität zugestanden, weil für das Starship schon einiges mehr Daten zur Verfügung stehen, für die den Booster aber noch sehr wenig.
        Trotzdem muss ich inzwischen meine Einschätzung nach unten korrigieren.
        Ich hab ja mit Beschädigungen am Starttisch gerechnet. Aber jetzt hab ich die Bilder von der Verwüstung gesehen und wow, das ist ein wirkliches Desaster!
        Und dann noch die Dellen bei der Tankfarm!
        So etwas fixt man nicht einfach in ein paar Wochen, da muss eine grundsätzliche Lösung her und die wird in so fortgeschrittenem Stand des Projekts richtig schwierig!

  2. Bezüglich der Startanlage: Musk hat ja auch immer nur von wiederverwendbaren Raketen gesprochen, nicht von einer wiederverwendbarer Startanlage 🙂

  3. Grundsätzlich halte ich den Flug nicht für einen Fehlschlag aber auch nur für einen minimalen Erfolg. Neben den technischen Themen brauchte SpaceX (und vor allem Elon Musk) mal wieder spektakuläre Bilder. Ich hänge ja immer zwischen den SpaceX Fanboys und Gegner. Ich mag die Idee eines komplett wiederverwendbaren Trägersystems mit vielen großen Visionen. Vom Konzept des Starships bin ich aber nur teilweise überzeugt. Wenn ich auf Beiträge von dir Reagiere bin ich dann gefühlt immer der SpaceX Fanboy da du so extrem dagegen bist.

    Zum Abkippen direkt nach dem Start. Ein leichtes Wegdriften vom Startturm direkt nach dem Start war meine ich geplant. Wirklich Quelle dafür habe ich da aber auf Anhieb nicht.

    Ob die 3 Triebwerke schon vor dem Start ausgefallen ist kann ich den Videos nicht entnehmen, definitiv sind sie aber sehr früh ausgefallen. Ich vermute das man schon vor erreichen des vollen Schubs „aller“ Triebwerke einen Punkt erreicht an dem man nicht mehr abbrechen kann. Einfach weil die Halteklammern nicht mehr halten.

    Zum sehr späten abheben nach der Zündung gibt es auch zwei denkbare Varianten. Variante 1, 3 Treibwerke schon ausgefallen, Schub reicht erst nach verbrauch von ein paar Tonnen Kraftstoff. Variante zwei das hochfahren der Triebwerke erfolgt nicht komplett gleichzeitig dazu dauert das hochfahren ja sowieso einige Zeit. Habe gerade mal Videos angeschaut, Bei der Ariane 5 dauert es nach dem Zünden des Haupttriebwerkes ca. 6 Sekunden bis Start, beim Starship ca. 9 Sekunden.

    Auffällig ist das bei den meisten der Triebwerksausfällen immer zwei direkt nebeneinander betroffen sind. Das ist für den Ausgleich des Schubs definitiv ungünstig. Kann mit ein Grund sein für die sehr geringe Beschleunigung.

    Definitiv ist es aber so das SpaceX an der Zuverlässigkeit des Raptors arbeiten muß. Das man einzelne Ausfälle ausgleichen kann ist bei 33 Triebwerken ja glaubhaft, aber wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit der Verbauten Treibwerke stärker steigt als die Anzahl der Triebwerke bringt das nix.

    Das MaxQ was die jetzt erreicht haben wird nix mit dem geplanten MaxQ zu tun haben. 9km höhe bei 895km/h (laut Live Kommentar) ist ja nix.

    Ich sehe in den Videos bis zu der Explosion keinen Brennschluß der Treibwerke. Die haben bis zum Ende Schub gemacht. Die Rakete hat dabei Mannöver vollbracht die ich ihr Strukturell nicht zugetraut hätte. Jetzt müste man mal rechenen wie sehr da Treibwerke runtergeregelt wurden das der Treibstoff über eine Minute länger reicht als geplant. Da es keinen Brennschluß gab, gab es auch keinen Versuch einer Stufentrennung.

    Flugterminierungssystem gab es natürlich, aber warum hätte man es früher auslösen sollen? Solange die Rakete sich innerhalb des Sicherheitsbereiches bewegt, und dann auch noch sehr hoch fliegt ist das doch alles kein Problem. Man sieht übrigens auch schön das es zwei aufeinanderfolgende Explosionen sind. Ich vermute eine vom Booster und eine kurz darauf vom Starshi da die beiden FTS Systeme nicht exakt zum gleichen Zeitpunkt gezündet haben.

    Die Schäden auf der Starbase kommen klar vom Abheben, nicht von der Explosion.

    Zu dem Beschädigten Auto. Das steht im Sperrbereich, der Besitzer wurde garantiert klar darauf hingeweisen das es da weg muß, bzw. andersherum der Besitzer wird darum gebeten haben das es dort als Kammerastandort stehen darf.

    Aber der Starttisch ist neben den Raptoren meiner Meinung nach die zweite große offensichtliche Baustelle die SpaceX zu lösen hat. Das da so viele Trümmer in 400m Entfernung einschlagen darf nicht sein wenn die Tanks nur 70m entfernt sind… Der Starttisch sieht auch nicht mehr wirklich gut aus. Leider habe ich noch keine Bilder vom Turm gesehen, ob der auch in Mitleidenschaft gezogen wurde,

    1. Zitat:
      „Ich sehe in den Videos bis zu der Explosion keinen Brennschluß der Treibwerke. Die haben bis zum Ende Schub gemacht. … Da es keinen Brennschluß gab, gab es auch keinen Versuch einer Stufentrennung.“
      Das ist auch meine Wahrnehmung. Auch wenn bei der Einblendung von SpaceX bei Erreichen von ca. 2100 km/h die Geschwindigkeit nicht mehr (wesentlich) wuchs, würde ich da eher auf eine Fehlfunktion der Sensoren tippen, der Stack ist ja zu dem Zeitpunkt schon mächtig am trudeln.
      Btw. in der SpaceX-Übertragung bei/ab t=2:13 wird das Innere bzw. der Stufenadapter gezeigt und man sieht sowas wie Rauch. Ich würde vermuten, das war der Versuch der Trennung, nur das dabei immer noch beschleunigt wurde. Das wäre jedoch schon merkwürdig, wenn man die Triebwerke nicht mehr abschalten kann, wenn sie erst mal laufen 😮

    2. Ein paar Bemerkungen:
      Klar mit dem Ausfall der Triebwerke ist Spekulation, aber das langsame Abheben suggeriert das sie schon beim Start ausfielen.

      Hinsichtlich Hochlaufen-Zeit: im offiziellen SpaceX Webcast war Ignition bei -3 Sekunden. Also 3 Sekunden zum hochlaufen. Wenn Du mit anderen Triebwerken vergleichst, dann mit derselben Technologie, also russischen Oxygen-.Rich Staged Combustion Triebwerk. Das RD-180 in der Atlas braucht 2,7 s zum Hochlaufen. Wenn Du neun sekunden auf dem Video siehst hats Du deine frage ob sie schon beim Start ausfallen ja schon beantwortet.

      Sobald die Rakete anfängt zu rotieren kannst Du nicht mehr visuell erkennen ob die Triebwerke laufen. Klar haben sie noch einen Restschwife, einfach mal die Stufentrennung einer S-IC / S-II sehen da sieht man den auch. Relevant ist die Geschwindigkeitsanzeige. Die fängt bei 2:25 im SpaceX Video an zu stoppen und geht danach runter. Das ist das was man erwartet wenn die triebwerke aus sind.

      Man terminiert einen Flug sobald es möglich ist, das bemerkte sogar der sonst so Spacex freundliche Walter in Doc Lo Nygens verlinktem Video: https://www.youtube.com/watch?v=DoBFOszw5cQ

      Einfacher grund, je näher man am Erdboden sprengt desto größer der Schaden.

      Zum NSF-Wagen: Woanders gibt es Sicherheitsvorschriften die es gar nicht erst erlauben den Wagen und Kameras so nahe zu parken. Einer Saturn V durfte man sich beim ersten Start auf 5 km nähern, dabei barsten fast die Fenster der Gebäude für die Berichterstatter, danach wurde die Sicherheitsentfernung auf 12 km erhöht und die hatte nur die Hälfte des Schubs eines starships.

      1. Ich bleibe dabei die Triebwerke sind bis zum ende gelaufen. Die Geschwindigkeit nimmt ab weil man Manöver mit extremen Anstellwinkeln fliegt.

        Man schaue z.B. bei ungefährt T+3:15. Die Rakete verliert an zwei Stellen Treibstoff, dadurch kann man die Flug/Fallrichtung erkennen. Im Bereich der Düsen sieht man helles Leuchten (ja das könnte auch ein Brand sein den es definitiv ja auch gegeben hat) aber in rund einer Strshiplänge entfernung sieht man weitere Flammen. Nur leicht von der Achse der Rakete abweichend. Das kann ich mir Aerodynamisch nicht erklären. Dazu wird man solche Manöver kaum nur mit Aerodynamischen Ruder (wenn die beim Start überhaupt aktiv sind) fliegen, erst recht nicht in 39km höhe.

        1. Ich glaube ich weiß jetzt warum Du auf das kommst. Dazu solltest Dur dir das offizielle SpaceX Webcast Video anschauen. Der untere Balken ist nämlich voller infos über die Rakete.
          https://www.youtube.com/watch?v=-1wcilQ58hI
          Du wirst feststellen das ab dem Zeitpunkt den ich nenne die Rakete kaum noch Methan mehr verliert. Das wäre bei allen arbeitenden Triebwerken unmöglich. Der Vorrat wird bis zur Explosion (übrigens genau dann wenn der Sauerstoff aufgebraucht ist) aber kleiner. In jedem Falle muss Sauerstoff verloren werden. Die Abnahme des Methans kann daran liegen, das vielleicht einige Triebwerke noch arbeiten und Restschub erzeugen, der aber asymmetrisch ist weshalb sie sich dreht. Die Triebwerksanzeige ganz links stimmt nicht, aber das tat sie auch schon früher im Flug nicht als sie ein Triebwerk mehr aktiv zeigte als man auf dem Heck erkennen konnte. Vielleicht ist es der letzte Status. In jedem falle reicht der Treibstoff nicht bis zum Zeitpunkt der Sprengung.

          1. Die Tankanzeigen verhalten sich meiner Meinung nach schon kurz nach Start merkwürdig. Ich gehe davon aus das das Prozentangaben sind. Dann müssten die beiden Anzeigen aber grob das gleiche anzeigen. Bis ungefähr T+0:55 machen die das auch. Danach nimmt Lox eine Zeit lang deutlich schneller ab. Danach bleibt der Abstand wieder Konstant. Entweder fehlerhafte Anzeige, oder man hat durch eine Fehlfunktion deutlich Sauerstoff verloren.

            Ich bin bis jetzt noch zu faul zu Rechnen wie Brennzeit man durch das Ausfallen von Triebwerken, die Reduzierung des Schubs bei gegenüberliegenden Triebwerken, den verzicht auf den Landing burn, sowie herunter regeln praktisch aller Triebwerke als die Steuerung es nicht mehr geschafft hat die Rakete auf kurz zu halten heraushohlen konnte.

            Sauerstoff leer wäre übrigens auch ein Signal was man als Trigger zum auslösen des FTS genutzt haben könnte.

  4. Als ich mich in der Vergangenheit über das fehlen von Flammschächten und eines Bewässerungssystems bei der Startanlage gewundert habe wurde ich von den ganzen SpaceX-Fanboys verbal heftig angegangen….

    SpaceX wüsste das doch auf jeden Fall besser, Elon Musk ist der Meinung sowas braucht niemand, das seien alles nur unnötige Kosten.

    Anscheinend richtet sich die technische Realität nicht nach solchen Wunschvorstellungen. Jetzt schreit jeder nach der Nachrüstung dieser Systeme und hat es natürlich schon vorher gewusst.

    Manchmal ist es ganz schön teuer an der falschen Stelle zu sparen.

      1. Russland tat das bei Sojus nicht, und wartete bis das Loch so tief war, das die Flammen am Boden soweit abgekühlt waren und kein Material mehr aushoben. Ich vermute das ist SpaceX Plan für den bau von Hyperloop.

        1. Lustigerweise ist das ja, in einigen Kommentaren, die ich lesen konnte, die Verteidigung der Fanboys, NASA Hasser und Konsorten.

          „SpaceX testet halt Bruteforce, Soviet Style“. Ein echt seltsamer Vergleich.

    1. Zum Thema Flammenschacht und Bewässerung:

      Das ist ein guter Beweis, das es SpaceX (bzw EM) eben nicht immer besser weiß. EM hat Glück, das er für SpaceX gleich zu Beginn ein paar gute Ingenieure bekommen hat. Ansonsten hätte er das genau so versemmelt wie Twitter. Dort hat er sehr gut unter Beweis gestellt, das er kein Visionär, sondern nur ein durchgeknallter Typ mit zu viel Geld und zu wenig Intelligenz ist!

      1. Ich glaube die wirklich guten Leute haben inzwischen SpaceX verlassen, fast alle die bei der Entwicklung der Falcon 1 und 9 beteiligt waren sind jetzt woanders. Das erklärt dann auch recht einfach, warum es beim Starship so viel schlechter lief als selbst bei der Falcon 9.

        1. Musk hat immer gute Leute gefunden und sie dazu gebracht für ihn zu arbeiten. Er ist einfach gut darin. Könnte aber auch daran liegen das Musk den Ruf hat die Dinge schnell in Gang zu bringen.
          Die Probleme bei Twitter könnten meiner Meinung daran liegen das Musk Twitter heftig für den Umgang mit freedom of speech und Trump kritisiert hat. Wenn die Angestellten hinter dieser Firmenpolitik standen kann es sein das er es sich dabei mit ihnen verscherzt hatte.

        2. „Ich glaube die wirklich guten Leute haben inzwischen SpaceX verlassen“

          Hi Bernd, Du meinst also inzwischen ernsthaft, es gab eine Zeit, wenn es wirklich gute Leute bei SpaceX gab? Das ist echt ein Vorschritt! Aber damals ist Dir diese Tatsache (wirklich gute Leute bei SpaceX) absolut verborgen geblieben? Ich lese Deinen Blog seit über 10 Jahren und ich kann mir absolut an keinen Beitrag erinnern aus dem man schließen könnte, dass Du gegenwärtig an gute Leute bei SpaceX glaubst. OK, Du hattest glaube ich durchaus Respekt von Hans Königsmann, aber das ist eine einzige Person. Wer ist die zweite Person, damit Plural angemessen ist (Leute)? Oder habe ich noch was übersehen?

          Vielleicht wirst Du in 10 Jahren auch von „damals“ schreiben, als es bei der Entwicklung von Starship noch gute Leute bei SpaceX gab… Zur Erinnerung: Falcon 9 ist zwei Mal mit Nutzlast verloren gegangen, einmal kurz nach dem Start, einmal beim Test auf der Startrampe. Damals war es auch nicht einfach an „wirklich gute Leute bei SpaceX“ zu glauben. Die Zeiten ändern sich…

  5. Meine Meinung nach fielen die Triebwerke nicht beim Starten, sondern gleich nach dem abheben, so dass es besser war die Rakete einfach fliegen zu lassen. Abschalten konnte man da nicht mehr, sonst wäre die Rakete wie bei der N1 zurück gefallen, und hätte alles zerstört.

  6. ich sehe es mal positiv: SpaceX hat Daten und Erfahrungen sammeln können und die Rakete scheint ziemlich stabil zu sein. Ein 120m Turm der bei 1700km/h Loopings machen kann… sieht man nicht oft. Dazu ist es schon krass 5000t starten zu sehen.

    Desweiteren: an dem Ding ist so viel neu und anders als sonst. Ich bin gespannt und beobachte mit Interesse, ob das Konzept aufgehen wird. Bei der F9 ging es auf, aber die war dagegen fast klassisch. Das hier ist schon anders.

    Aber manche Dinge hatte ich aber von Anfang an nicht ganz verstanden: also ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, was da für eine Kraft wirkt, aber ich hätte schon einen Startplatz wie am KSC oder so erwartet. Nun jut, EM selbst hat das damals als kritische Entscheidung gesehen.

    1. Auf die Art und Weise hat man bei den Anfängen der Raketentechnik Daten und Erfahrungen gesammelt: Versuch und Irrtum.
      Heutzutage existieren ja schon Erfahrungen und Wissen auf denen Man aufbauen kann auch bei einer neuen Rakete.
      Außer natürlich man glaubt es besser zu wissen und will noch einmal alle Fehler selber machen.

  7. Zur Vermutung von Bernd das es kein FTS flight termination system gab: Es gibt Filmaufnahmen von Dritten wie die 2. Stufe Starship heruntergelassen wurde und das FTS installiert wird als die Genehmigung der FAA erfolgt ist.
    Warum sollte die Rakete gesprengt werden wenn sie den Sicherheitsbereich -Korridor nicht verlässt. Soweit ich weiß fallen die Stufen bei regulären Starts komplett ins Meer ohne Versuch die Trümmer zu verkleinern.
    Die Startplattform wurde durch den Start beschädigt. Ich bin gespannt ob die FAA noch mal einen Start genehmigt ohne das SpaceX die Schutzmaßnahmen erheblich verbessert. Man sieht Teile in etwa 100m Höhe herumfliegen. Es gibt Spekulationen das die Rakete von den Teilen beschädigt worden sein könnte.
    Die Rakete ist meiner Meinung nach vor dem main engine cutoff außer Kontrolle geraden weswegen die Stufentrennung nicht erfolgt ist.
    Es wird über Schubasymmetrie und Ausfall der hydraulischen Schwenkeinrichtung der inneren Triebwerke als mögliche Gründe für den Kontrollverlust spekuliert.

    Zum Kleinreden: SpaceX hat Triebwerksdaten der funktionierenden und defekten Raptoren unter Einsatzbedingungen sammeln können. Die 2. Stufe konnte nicht getestet werden weil sie vorher explodiert ist. Die Filmaufnahmen des Fluges wurden von Millionen Menschen vermutlich weltweit gesehen. Man kann spekulieren ob dies das Image von SpaceX verschlechtert oder nicht. Ich vermute nicht.

  8. Was wollt Ihr denn? Die versagenden Triebwerke werden einfach „fired!“ und dürfen das nächste Mal nicht mitfliegen.
    Fans die Kritik üben werden auch fired und verlieren ihren Fan Status.
    Die von Angstschweiß gebadeten Insassen des Narrenkäfigs (Kontrollzentrum) natürlich auch, wenn sie widersprechen.
    Es geht auch ohne die, also fired!
    Und so wird der alte DDR Witz wahr:
    Elon, machs Licht aus, du bist der Letzte!
    ….und vergiss nicht, fire yourself, Elon the last.

  9. 90 Sekunden nach Liftoff fliegt die Rakete mit lächerlichen 1050km/h.

    Das sind ca. 291m/s
    Da war schon längst klar dass es fehlgeschlagen ist.
    Oder anders ausgedrückt: Die Rakete hat grade mal geschafft innerhalb dieser Zeit mit ca 3m/s zu beschleunigen.

    Im Vergleich:
    Ariane 5. 950m/s
    Falcon heavy: 660m/s

  10. War mir nach den ganzen Ankündigungen und dem Hype eigentlich schon klar das der Start nichts wird.
    Mich erinnert die Rakete an die N1.
    Eine Riesige Anzahl Triebwerke und damit ein erhöhtes Ausfallpotential. Kann essen das nach dem Ausfall der ersten Triebwerke die gegenüberliegenden abgeschaltet wurden das die Schubsymethry erhalten bleibt?
    Und das diese Abschaltung die weiteren Triebwerksausfälle waren?
    War bei der N1 ja auch so geplant.

  11. N1 Syndrom hat Starship erwischt

    Bis zum Start von Starship war die Raskat-Trägerrakete (N1) der 60er Jahre die stärkste die je gebaut wurde. Besonders in der ersten Anfangsphase gab es erhebliche Probleme mit den thermodynamischen und akustischen Überbelastung auf die Konstruktion der Rakete, die könnten sie auch zerstören. Später bei der Entwicklung der Energija-Trägerrakete wurden die Probleme an unterschiedlichen Modellen, was Musk nicht gemacht hat, simuliert, da eine Computersimulation nicht immer die erforderlichen Daten liefert. Darüber habe ich hier berichtet.

    Nun sehe ich die gravierenden Zerstörungen der Starship-Startrampe, die mich aber nicht verwundert hat. Die Betonplattform unter der Startrampe und teilweise daneben wurde zerstört, und ein Teil der Strukturen der Plattform wurde beschädigt. Unter der Startrampe erschien ein Krater mit einem Durchmesser von etwa 20 Metern und einer Tiefe von mehreren Metern. Die Stützen der Startrampe und alles darunter wurden durch das Feuer schwer beschädigt, und auch der Betankungsarm des Serviceturms wurde beschädigt. Selbst die sekundären Verbindungen unter dem Startrampenring wurden von schienendicken Beton- und Metallstruktursplittern durchbohrt. SpaceX hat eine Betonsorte verwendet, der eigentlich den Start überleben sollte. Hier hat die NASA die entsprechende Erfahrung mit ihren Trägern, ist also im Vorteil.

    Obwohl der Starttisch etwa 15-18 Meter hoch ist, dadurch werden die akustischen Belastungen deutlich auf die Struktur der Rakete reduziert, hat insgesamt nicht ausgereicht, die Schäden zu begrenzen. Der gravierender Nachteil beim ersten Start: SpaceX hat nicht rechtzeitig geschafft, ein massives Wassersystem für die Kühlung der Starrampe fertigzustellen. Das System soll in etwa 2 Monaten fertig sein.

    Auf einigen Twitter-Videos ist deutlich zu sehen, wie sich Fragmenten von der Startrampe bewegen. Solche Trümmer könnten Schäden an Triebwerken während des Starts verursachen.

    Ja, mit dem Start von Starship wurde der alte Rekord der stärksten Trägerrakete der Welt von 1967 gebrochen. Die bestehenden Probleme sind für mich, anders als hier im Blog beschrieben, auch Lösbar, erfordern aber seine Zeit.

    1. Das Trümmerstücke die Triebwerke beschädigt haben kann ich nicht so richtig glauben. Der Schub der Treibwerke drückt ja alles weg. Die Trümmer fliegen also erst mal zur Seite weg. Nur wenn Sie da von irgend etwas (z.B. die Beine des Starttisches) abgelenkt werden können die Trümmerstücke in Richtung der Rakete fliegen. Aber wenn die in den Abgasstrahl gelangen geht es wieder weg von der Rakete.

      Der etwas späteres Ausfall eines Hydrauliksystems könnte aber davon ausgelöst sein.

  12. Noch eine Anmerkung zu Starship

    Mit dem Start von Starship, kommt zum ersten mal ein Vollstromvorverbrennungstriebwerk, das die Testphase verlässt und den Weltraum erreichen sollte.

    Historischer Fakt: Seit bestehen der Raumfahrt wurden nur drei Flüssigtreibstoff-Raketentriebwerke mit geschlossenem Kreislauf und voller Treibstoffvergasung entwickelt. In den 60er Jahren entwickelte die Sowjetunion ein Triebwerk namens RD-270, das nie flog, und in den frühen 2000er Jahren arbeiteten Aerojet und Rocketdyne an einem IPD (Integrated Powerhead Demonstrator), der die Tests nicht bestanden hat. Das Raptor-Triebwerk von SpaceX ist der dritte der mit solchen Zyklus entwickelt wurde.

    Das die Sowjetunion den RD-270 entwickeln und testen konnte, liegt auch daran, das russische Ingenieure damals die nötige Metallurgie beherrschten, um die Vorbrennkammer und die abgehenden Leitungen vor sauerstoffreichem und damit sehr reaktivem heißem Gas zu schützen. SpaceX löste dieses Problem durch die Entwicklung der neuen Superlegierungen SX300 und SX500.

    SpaceX hat alle technische Probleme gelöst, wo früher die Sowjetunion und USA nicht in der Lage waren, sie zu lösen. Sie mussten nicht nur Probleme im Zyklus des oxidativen Gasgenerators lösen, sondern auch den Kraftstofffluss genau steuern, um den höchsten Druck in der Brennkammer in der Geschichte des Raketentriebwerksdesigns zu erreichen – 300 bar, der schließlich den Rekord des RD-180 mit 265 bar brach.

    Bei der Entwicklung des RD-270 wurde sichtbar, dass der weitere Weg mit vielen Problemen behaftet sein wird. Aufgrund des Vorhandenseins von zwei Gasgeneratoren (Vorkammern) und 2 TNA die in eine Kammer gehen und parallel arbeiteten, wurden niederfrequente Pulsationen im Gasgenerator und in der Kammer beobachtet. Diese technische Finesse konnten die sowjetischen Triebwerksbauer nicht lösen. Dieses Problem mit der niederfrequente Druckpulsationen bei der Zweiwellenschaltung, ließ die Implementierung bei dem RD-270 nicht zu und machte es notwendig, die fortschrittlichere und zuverlässigere (mit dem richtigen Grad an Steuerungsautomatisierung) Zweiwellenschaltung in der Entwicklung der Energia Triebwerks RD-0120 aufzugeben, einfach weil die UdSSR keine Hochgeschwindigkeitselektronik auf dem entsprechenden Niveau haben konnte, die in Echtzeit die Synchronisierung der Betriebsparameter von zwei Gasgeneratoren gewährleistet. Dieses Problem mit zwei Turbinen konnte erst nach 10 Jahren im RS-25-Motor mit Space Shuttle Main Engine Controller gelöst werden.

    1. Bis das Raptor im All ist wird vermutlich wohl mindestens ein weiteres Haupstromtriebwerk das All erreicht haben und dann auch noch als erstes mit Methan. Das BE4 von Jeff Bezos. Da wird sich Elon vermutlich ziemlich drüber ärgern.

      Ob sich der Afwand beim Raptor mit den zwei komplett getrennten Turbinen/Pumpen lohnt bin ich mir nicht so sicher. Als einzigen Vorteil habe ich bis jetzt gehört das die Abdichtung einfacher sein soll. Aber das kann es doch nicht sein.

  13. Ich vermute, das die Konzeption des Raptor ein Hauptgrund für die Probleme sind. 300 Bar stellen eine enorme Belastung dar. Trotz zahlreicher Tests hat es SpaceX bis heute nicht geschafft, dass das Raptor stabil läuft. Dabei liegt der Spezifischen Impuls des Raptor nur 150 m/s höher als beim RD-180. (Raptor: 3210 m/s || RD-180: 3050 m/s || Quelle: Wikipedia). Außerdem müssen 33 Triebwerke in der ersten Stufe parallel betrieben werden. Ich hab das Gefühl, damit hat sich SpaceX übernommen.

    Zumal ich keinen Markt für das Starship sehe. EM braucht das System zwar für den Aufbau von Starlink, aber einen kommerziellen Sinn macht das System nicht. Es stellt sich auch die Frage nach dem Sinn von Starlink. In einem Kriegsgebiet wie der Ukraine mag das System sehr nützlich sein. Aber gibt es wirklich genug Kunden, um das System wirtschaftlich zu betreiben? Es gibt zwar genug Gebiete weltweit, die nur unzureichend versorgt werden. Aber wer sich in Afrika aktuell keinen Internetvertrag leisten kann, dürfte auch das Geld für Starlink nicht haben. Auch in Deutschland sinken die Marktchancen praktisch wöchentlich. Mit dem aktuellen Ausbau von Glasfaser und 5G sieht es für Starlink düster aus…

    1. Aus sicht des spezifischen Impulses bringt die Steigerung des Brennkammerdrucks nicht viel, aber die Zahl der Triebwerke sinkt. Da der Schub sich ergibt aus Brennkammerkopffläche x Brennkammerdruck braucht man bei 250 Bar anstatt 300 bar 20 % Triebwerke mehr also wenn man bei 250 Bar 33 braucht sind es bei 300 bar nur 25.

      Die 300 Bar werden übrigens nur mit unterkühlten Treibstoffen erreicht. Sie ergeben sich daraus das die Förderleistung der Pumpen konstant ist, aber sie bei höherer Dichte mehr Treibstoff bei gleichem Volumendurchsatz fördern.

    1. Das sollte aber keine Auswirkungen haben. Bis zum nächsten Start dauert es so oder so. Elon selbst gibt doch wenn ich mich nicht irren 2-3 Monate für die Reparatur des Starttisches an. Das heißt also mindestens 6 Monate bis zum nächsten Start. Und das am Starttisch etwas gemacht werden muß hat SpaceX ja schon vor dem Start erkannt.

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