Die SpaceX Wetten

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Da immer wieder behauptet wird ich hätte alle meine Wetten verloren, habe ich mir mal die Mühe gemacht alle zusammenzusuchen (nun ja alle die ich finden konnte, wer noch weitere findet bitte hier einen Kommentar mit Link bloggen:

4.10.2008: Wette das ich die Falcon 9 Nutzlast genauer berechnen kann als SpaceX

Ich kann es kaum glauben, die erste Wette ist fast 15 Jahre her. Und lese ich den Blog von damals, so hat sich eigentlich nichts geändert. Der Blog handelt von vollmundigen Ankündigungen die technisch oder gar physikalisch nicht möglich sind. Es ging um die Nutzlast der Falcon 9 die damals ja nur projektiert war, sie flog ja erst 2011 zum ersten Mal. Auch etwas was ich noch lernen musste, denn nach SpaceX sollte der Jungfernflug ja in einigen Monaten und nicht erst in drei Jahren stattfinden. Die Rakete um die es in diesem Blog von 2008 geht, ist das was man heute als „Falcon 9 V1.0“ bezeichnet. Also nicht die Rakete, die heute fliegt, sondern eine Rakete die maximal 333 t beim Start wog, nicht wie die heutige Falcon 9 550 t. Diese Version wurde nur fünfmal gestartet immer mit Dragon Kapseln als Nutzlast. Aufgrund deren Angaben ist die Maximalnutzlast rekonstruierbar. Die Fracht-Dragons wogen je nach Quelle 4,0 bis 4,9 t ohne Nutzlast und transportierten maximal 1.049 kg Fracht, zusammen also 5,95 t, dazu kamen noch maximal 1,2 t Treibstoff, die man aber bei dieser Teilbeladung kaum ganz benötigt (etwa ein Zehntel der Startmasse ist als Treibstoff bei den anderen Transportern nötig), aber selbst diese 1,2 t zu der höheren Angabe von 4,9 Trockenmasse dazu-addiert ist man bei 7,1 t Masse in den LEO, näher bei meiner Schätzung von 8,2 t als SpaceX offizielle Angabe von 12,5 t, die übrigens danach wieder sank auf 10,45 t – auch ein Deja Vu denn um sinkenden Nutzlastangaben bei der Falcon 1 ging es ja im ersten Teil des Blogs.

Wette gewonnen!

27.2.2013: Wette das SpaceX nicht mehr Starts durchführt als Arianespace mit der Ariane 5

Ich habe sogar die Falcon 9 Heavy ausgenommen, die ja nach Musk noch 2013 starten sollte (ja hat er mal behauptet…). SpaceX hatte im Launch Manifest neun Starts für das Jahr angekündigt, aber nur drei durchgeführt. Die Ariane 5 flog 2013 auch nur viermal, weniger als in den vorherigen und nachfolgenden Jahren aber immerhin öfters als SpaceX. Immerhin Ein erittel der ankündigten Starts wurden ja durchgeführt.

Wette gewonnen!

29.1.2015: Wette das SpaceX es nicht schafft bis Ende alle drei Booster einer Falcon Heavy an Land niedergehen zu lassen

Aufhänger der Wette war ein Video von SpaceX, das genau das zeigt. Damals war der Jungfernflug der Falcon Heavy für Mitte 2015 geplant. Er fand dann am 6.2.2018 statt, sodass ich die Wette auf zweierlei Weise gewonnen habe – es wurden nur zwei der Booster an Land gelandet, weil SpaceX das Flugregime bis zum Jungfernflug geändert hat und den zentralen Booster auf einem Droneschiff landen lies. Genau darum ging es in der Wette, es ist wegen der hohen Abtrenngeschwindigkeit unökonomisch, den zentralen Booster zurück an Land zu bringen, weil dies enorm viel Treibstoff verbraucht. Ich habe aber die Wette doppelt gewonnen, denn bis Ende 2017 fand gar kein Falcon Heavy Start statt. Dabei habe ich wenn SpaceX ankündigt das der Start in einigen Monaten stattfindet nach meinen bisherigen Erfahrungen noch großzügig zweieinhalb Jahre drauf gelegt.

Wette gewonnen!

1.4.2017: Wette das SpaceX bis Ende 2017 nicht mehr als 20 Starts durchführt

Eigentlich, der Blog erschien ja am 1. April, war die Wette war anders als die „Orange Dragon“ kein Aprilscherz. Eigentlich wettete ich ja, das es nicht 20 weitere Starts bis Jahresende waren, bis zu dem Zeitpunkt waren schon vier der Falcon 9 erfolgt. Aber es waren eben insgesamt 24 bis Jahresende angekündigt. Immerhin, sie haben sich gesteigert, zu den vier Starts in den ersten drei Monaten (also 1,33 pro Monat) kamen noch 14 in 9 Monaten (1,55 pro Monat), aber zusammen waren es eben auch nur 18 Starts im Jahre 2017 und nicht 20 oder gar 24.

Wette gewonnen!

30.12.2017: Wette dass SpaceX bis zum 28.4.2018 keine Starlink-Prototypen startet

Das war eine Wette von der ich wusste das ich sie verliere, denn sonst wäre für SpaceX einiges schief gelaufen. Starlink war ja schon in der Planung, und es gab Auseinandersetzungen mit der FCC. Während SpaceX im Vorfeld ankündigte, man werde wöchentlich neue Starlink-Satelliten starten und Starlink im Nu aufbauen, ruderte man enorm schnell zurück, als die FCC verlangte das SpaceX innerhalb von 5 Jahren die Hälfte der Satelliten startet, dann hieße es das dies nicht gehen würde, man würde maximal ein Drittel schaffen, was nicht zu der wöchentlichen Starlink-Startrate passte. Die FCC weichte das Kriterium auf blieb aber bei ihrer Frist bis zum 28.4.2018. Bis zu dem Zeitpunkt musste SpaceX Prototypen von Starlink starten, sonst hätte die Firma die ihr von der FCC zugeteilten Frequenzen zurückgeben müssen, was das Aus für Starlink gewesen wäre. Am 22.2.2018 wurden Tintin A und B als Sekundärnutzlast des PAZ Satelliten gestartet.

Wette verloren!

17.2.2019: Wette das SpaceX 2019 nicht mehr Starts durchführt als 2018

Tja warum ich die Wette gewonnen habe, vor allem so deutlich, wundert mich dann schon im Nachhinein, obwohl ich im Artikel die Argumente dafür erläutert habe und damit recht behielt. SpaceX musste erst mal ihren Rückstand an Aufträgen abarbeiten, sie bekamen am Anfang jede Menge Aufträge, aber konnten diese gar nicht alle abwickeln. Das Launchmanifest schrumpfte und so nahm ich an, es würden 2019 weniger Starts sein. Prophetisch postulierte ich schon das die große Unbekannte die Starlink Starts sind, weil man leicht errechnen kann, das dies viel mehr sind als alle kommerziellen Starts zusammen. Es waren 2019 denn auch nur 13 Starts, deutlich weniger als 2018.

Die Wette wäre heute nicht mehr möglich, weil natürlich SpaceX hinzugelernt hat und kein Startmanifest mehr ins Netz stellt, sonst könnte man die Aussagen ja nachprüfen oder feststellen das es gerade mal einen Kunden für das Starship gibt das doch so wahnsinnig toll ist – nur mal zum Vergleich, bevor die Falcon 1 flog und die hatte ja auch drei Fehlstarts in Folge hatten sie jede Menge gebuchter Aufträge. Da sollte man nach über 220 Falcon 9 Starts, die meisten davon erfolgreich doch annehmen das das Starship ein volles Startmanifest hat.

Wette gewonnen!

1.12.2019: Wette, dass SpaceX das Starship 2021 nicht startet. Wie ich beim Nachlesen gesehen habe, habe ich mich sogar beim Starship verschrieben, denn Elon Musk hat den Start des Starships ja für das Frühjahr 2020 angekündigt und wenn ich zum Frühjahr 2020 maximal neun Monate drauflege lande ich bei Ende 2020 und nicht bei Ende 2021. Aber es flog ja nicht 2021 und auch nicht 2022. Nun ja, so hält eben das Starship den absoluten SpaceX Rekord von 6 Musk (was bei SpaceX Jüngern die Musk-Time ist ist bei mir die Recheneinheit „Musk“, wer weiß, vielleicht ist es sogar dasselbe), also es brauchte sechsmal länger als angekündigt zur Umsetzung.

Wette gewonnen!

1.1.2020: Wette das SpaceX bis Ende 2020 nicht mehr als 17 Starlink Starts durchführt.

Die zweite Idee, die in dem obigen Blog schon anklang habe ich dann auch zu einer Wette umgesetzt, wie immer im Beitrag auch genau begründet, mit einer Abschätzung wie viele Starts denn möglich wären. Ich habe 17 Starts prognostiziert und damit gewettet das SpaceX nicht mehr als 17 Starts durchführt, also nicht mal Shotwells Aussage von 24 Starts als Obergrenze genommen.

Es waren 14 Starts, also nicht ein bisschen weniger als die angekündigten 24 Starts sondern wirklich deutlich weniger (genau 58,3 Prozent der Ankündigung). Offensichtlich kann ich als Außenstehender ohne irgendwelche interne Zahlen und Pläne von SpaceX zu kennen die Startzahl der Firma besser vorhersagen als ihr Chief Operative Officier Gwen Shotwell.

Wette gewonnen!

1.1.2021: Wette das das Starship bei 120 t Trockenmasse keine 21 t GTO Nutzlast hat

Die Wette ist noch offen, das Starship hat weder einen Orbit erreicht, noch weiß man wie viel es dann wiegt, denn es dürften ja sicher noch Nachbesserungen erfolgen. Aber weil es die physikalischen Gesetze (sprich Raketengrundgleichung und vis-viva Gleichung) gibt, ist eigentlich klar, dass diese Wette für mich aufgeht, dafür ist einfach die Trockenmasse zu hoch, selbst wenn die Raptors die hohen spezifischen Impulse erreichen, die Musk ankündigt (und die nicht nur meiner Meinung nach auch nicht physikalisch möglich sind). Gut, inzwischen redet SpaceX auch von einem Nicht-Wiederverwendbaren Starship, also einem kompletten Bruch des Mantras von Musk nachdem es so konkurrenzlos billig wird, weil es vollständig wiederverwendbar ist. Das kann natürlich, weil die LEO Nutzlast so viel größer ist, die 21 t in den GTO schaffen. Aber es gelten immer die Randbedingungen als die Wette präsentiert wurde und damals war von einem 120 t schweren wiederverwendbaren Starship die Rede.

Edit 9.4.2024

Inzwischen hat Elon Musk zugeben das das Starship das als ich die Wette abgab, der Stand der Entwicklung war keine 100 t Nutzlast in den LEO erreicht, sondern erst ein zukünftiges Starship V2:

„The engine improvements would support a “Starship 2” that also features a slightly longer booster and ship. That will be able to place more than 100 metric tons into orbit in a fully reusable configuration, Musk said“

Wette gewonnen!

1.5.2023: Wette, dass SpaceX im Jahre 2023 mit der SpassX N-1 keinen Orbit erreicht

Auch die Wette ist offen, ist ja erst einige Tage alt. Ich denke beim nächsten Start werden wir sehen wie ernsthaft SpaceX die gefundenen Probleme angeht und wie wahrscheinlich es ist das sie diese Ziel von Musk erreichen.

Edit 1.1.2024:

Am 18.11.2023 fand der zweite Teststart (ITF 2) statt. Diesmal fielen keine Triebwerke in der SuperHeavy aus, sie trennte sich ordnungsgemäß von dem Starship, explodierte dann aber beim darauffolgenden Drehmanöver um zum Startplatz zurückzukehren.

Das Starship flog zuerst problemlos, bis 30 Sekunden vor nominellem Brennschluss bei einer Geschwindigkeit von rund 6,7 km/s zuerst die Triebwerke ausgingen und dann das Starship explodierte.

Wette gewonnen!

9.9.2023: Die Spacex Herbstwette 2023

Nachdem SpaceX Anfang September das Vehikel für den nächsten Start startbereit erklärt hatte wartete die firma noch auf die Genehmigung der FAA, die wiederum auf eine Stellungnahme der Behörde für Naturschutz (wegen der Trümmer, die beim ersten Start verteilt wurden) wartete. Ich meinte, das dies in den letzten drei Monaten nicht zu schaffen ist und wettete, dass es dieses Jahr keinen weiteren Start mehr geben würde. Da irrte ich mich. Wenige Tage nach der FAA-Freigabe fand am 18.11.2023 der zweite Teststart statt, aber erfolgreich war er trotzdem nicht.

Wette verloren!

20.1.2023: Die SpaceX 2024 Wette

Elon Musk kündigt für 2024 insgesamt 150 Starts der Falcon 9 und Falcon Heavy zusammen an, Bill Gerstenmeyer wenige Tage zuvor 144 Starts. Ich wette das diese Zahl 2024 nicht erreicht wird. „We’ve done a 19th re-flight,“ Musk said. „We’re now qualifying Falcon 9 to be able to do 40 flights, and we’re aiming for maybe as much as 150 flights this year.“

Wette offen!

Fazit

Es gibt (Stand 11.4.2024) neun gewonnene, zwei verlorene Wetten. Damit ist meine Einschätzung das SpaceX ihre eigenen Aussagen einhält um einiges realistischer als die von SpaceX selbst.

Beim Durchlesen hatte ich einige Deja vu-Erlebnisse. Es ist wirklich in zwei Jahrzehnten immer das gleiche. Ankündigungen von Startraten, Produktionsziffern oder ähnlichem die nicht erreicht werden und zwar nicht nur knapp, sondern deutlich nicht erreicht werden. Nur mal aus Wikipedia zitiert:

By September 2013, SpaceX’s total manufacturing space had increased to nearly 93,000 m2 (1,000,000 sq ft), in order to achieve a production rate of 40 rocket cores annually.[53] The factory was producing one Falcon 9 per month as of November 2013.[54]

By February 2016 the production rate for Falcon 9 cores had increased to 18 per year, and the number of first stage cores that could be assembled at one time reached six.[55]

Es heißt ja, das Internet vergisst nichts, aber leider sind die Orginalfundstellen inzwischen weg. Daher referiere ich auf die Wikipedia. Also 40 Cores (definieren wir dies als Stufen) pro Jahr, oder 20 komplette Falcon 9, Falcon Heavy gab es noch nicht, aber im November desselben Jahr nur eine Falcon 9 pro Monat, also 12 pro Jahr, was ja weniger ist. Die Zahl von 12 Falcon 9 Starts pro Jahr wurde erst 2017 erreicht bzw. übertroffen, es ist doch unwahrscheinlich das man die Stufen so lange einlagerte wenn man doch Aufträge en Masse hatte. Auch 2016 erfolgten nicht 18 Starts, sondern 8, wo bleiben denn die vielen produzierten Cores?

Heute wird eben versprochen das ein Starship sechs Monate nach Ankündigung 2019 fliegen wird. Oder mal kostet das Starship 10 Millionen pro Flug (2022), mal 2 Millionen (2019), nun plötzlich sind es 1 Milliarde. Ist nicht neu. Auch für die Falcon 9 hat Elon Musk mal versprochen, dass sie durch Wiederverwendung noch billiger wird. Ohne Wiederverwendung kostete sie 54 bis 59 Millionen Dollar, mit Wiederverwendung nach SpaceX Website 67 Millionen Dollar, real veröffentlichte Abschlüsse sind aber höher.

Das schöne aber ist, es gibt wirklich Leute die glauben das, obwohl seit Jahrzehnten sich Aussagen als falsch erwiesen haben. Aber seit Donald Trump und Corona-Leugnern und Wutbürger weiß ich. Es gibt Leute die glauben alles, selbst wenn es Beweise gibt die die Aussage als falsch identifizieren. Neu ist allerdings, dass nun die, die die Falschaussagen oder Lügen wenn man es fortwährend macht schon kennen weniger Ahnung von SpaceX haben als sie, weil sie ja schon so lange dran sind. Immerhin, ich muss an der Stelle mal Gwen Shotwell loben. Denn Sie hat hinzugelernt. Sie macht seit einigen Jahren keine Prognosen mehr, die sich als völlig falsch erweisen. Anders als Elon Musk. Angeblich scheint er ja einen hohen IQ zu haben und hochbegabt zu sein, zumindest behauptet er das selbst. Aber intelligente Menschen lernen aus ihren Fehlern, Elon Musk?

22 thoughts on “Die SpaceX Wetten

  1. „Angeblich scheint er ja einen hohen IQ zu haben und hochbegabt zu sein, zumindest behauptet er das selbst.“

    Seit seinen Corona Schwurbeleien und speziell seit dem Twitter Desaster wird es vermehrt angezweifelt.
    (Ganz zu schweigen sein immer unverblümteres Flirten mit der amerikanischen extremen Rechten.)

    Apropos Falschaussagen:

    Ich finde es ja irgendwie witzig, dass ein bestimmter Blogkommentator die Frechheit besitzt, dir Unkenntnis in deinem Hauptfach Lebensmittelchemie vorzuwerfen. (Ich glaube du weißt welchen Post ich meine.)

    1. Ich wollte ja Jewgeni-7 mal vorschlagen was über russische raumfahrt zu scheiben, wenn er schon so lange Kommentare verfasst, das ist jemanden wie mir der kein russisch kann praktisch nicht zugänglich (online übersetzer bringen wegen der Fachausdrücke nicht wirklich was) aber nach Lesen des Kommentars zu Vitamin C habe ich davon abstand genommen, dann kommt da sicher auch noch russische raumfahrt propaganda.

      1. Ich kenne ja noch einige seiner uralten Kommentare, die er in Raumcon verfasst hat. Da hat er mehrere Pläne gepostet, unter anderem auch von diversen russischen 100T Raketen mit Methantriebwerken ( eine hieß Jenissei, bei der anderen finde ich den Namen nicht mehr.) , dem Wundertriebstoff Acetam etc etc.

        Allerdings finde ich nur noch einen Bruchteil dieser Postings, weil er sich dort mind 2-3x mal beleidigt rausgelöscht hat.

  2. Stimmt es, dass die Startpreise durch Wiederverwendung drastisch sinken?

    Im Prinzip ja, nur nicht für zahlende Kunden.

    1. Drastische Senkung der Startpreise würde auch wenig Sinn ergeben. Sinnvoll ist es die Preise so stark zu senken, dass die Konkurrenz nicht mithalten kann und SpaceX möglichst große Teile des Geschäfts übernimmt. Genau das ist passiert, der frühere Marktführer Arianespace wurde abgehängt.

      1. Jep, sie haben mit den aktuellen Startpreisen rund 50% des Westlichen Satelittenstartmarktes (ohne Starlink) übernommen. Mit den Starts finanzieren Sie dann einen großteils des Aufbaus von Startlink. Spannend wird es wenn in 1-3 Jahren ein paar Mitbewerber mit vergleichbaren Kostenstrukturen auch auf den Mark drängen. Da kommen erst mal mit der Vulvan von ULA und der New Glenn von Blue Origin zwei Raketen die von der Nutzlast etwas oberhalb der Falcon 9 Heavy liegen und vermutlich noch keinen großen Kostendruck auf SpaceX ausrichten werden. Die Rocket Lab Neutron steht aber auch schon in den Startlöchern und wird wohl deutlich bei den Nutzlasten der Falcon 9 wildern. Das was Rocket Lab da bis jetzt zeigt sieht sehr gut aus für das Konzept teilweise Wiederverwendung. Breiter Rumpf um Atmosphäre besser zum Bremsen nutzen zu können, Triebwerke die nicht voll ausgereizt sind für besserer Wiederverwendung. Fairing fest an Unterstufe für einfachere Bergung. einziges Problem bei dem Konzept, man kann den Nutzlastraum nicht mehr vergrößern (bzw. nur mit sehr viel Aufwand).

        Wenn Space X bei den Falcon 9 Preise unter Druck gerät und das Starship nicht fertig und gut wird wird es kritisch für die Firma.

        1. Hi Dirk,
          ja, es wird hoffentlich spannend auf dem Markt. Was Rocket Lab betrifft, die sind sehr erfolgreich auf dem Markt der relativ kleinen Launcher, was durchaus nicht trivial ist, siehe Vega. Die Schwierigkeitsstufe wächst allerdings überproportional mit der Größe der Rakete, das Rennen ist also völlig offen.

          Was mich ein wenig bei der Neutron wundert, ist das fest an der Unterstufe eingebaute Fairing. Das Fairing wird normalerweise bis ca. 110 Km Höhe benötigt. Wird also die Stufentrennung erst oberhalb von 110 Km. erfolgen, und das obwohl die Neutron-Rakete keine Feststoff-Booster verwendet? Das wäre glaube ich relativ hoch, aber die Spezialisten wissen sicherlich was die tun.
          Wie dem auch sei, ich finde die sich aufbauende Konkurrenz noch aus einem anderen Grund positiv. Ich hoffe, dass man endlich die Errungenschaften von SpaceX eher mit dem Wettbewerb vergleichen wird, und nicht nur mit dem, was Elon mal bei einer Rede so erzählt hat.

          1. Ja Rocketlab ist immer gerne unter dem Radar, ich verstehe gar nicht so richtig warum. Hatte ja eigentlich einen kleinen Hype erwartet als die das erste mal aus den USA gestartet sind…

            Zur Größe der größe/schwierigkeit der Rakete. Ich habe das Gefühl das ein kleiner Launcher schwieriger ist als ein großer (innerhalb gewisser Grenzen). Anders kann ich mir nicht erklären warum so viele Firmen die Entwicklung kleiner Launcher nach den ersten Anfangserfolgen abbrechen und zu den großen wechseln. Auf Anhieb fallen mir da ein SpaceX, Astra und Relativity Space. Vermutlich sind sind die Toleranzen bei großen Raketen einfach größer und damit unproblematischer.

            Die „James Bond Lösung“ bei der Fairing ist wirklich interessant. Man will damit drei Themen besser haben als bei einer konventionellen Auslegung.

            1. Leichtere Bergung/Wiederverwendung
            Das wird definitiv gegeben sein.

            2. Die Oberstufe (und die Nutzlast) hängend montieren. Das soll von der Kräfteverteilung her günstiger sein. Zugbelastung vs. Druckbelastung.

            3. Die Oberstufe soll möglichst billig (bei trotzdem hoher Leistung sein) da sie nicht wiederverwendet wird. Daher möglichst wenig in/an ihr anbauen.

            Das Thema wo die Stufentrennung erfolgt frage ich mich aber auch schon. Einerseits wollen die am Startplatz wieder landen, dürfen also nicht zu viel horizontale Geschwindigkeit aufbauen was für eine frühe Stufentrennung sprechen würde, andererseits das Thema mit der Fairing, was du angesprochen hast, was für einen späte Stufentrennung spricht.

          2. (Antwort auf den Beitrag Dirks vom 8.Mai.2023 15:33 – Antwort direkt im Diskussionsbaum wegen der Tiefe nicht möglich)
            Hi Dirk,
            Du schreibst „Ich habe das Gefühl das ein kleiner Launcher schwieriger ist als ein großer (innerhalb gewisser Grenzen). Anders kann ich mir nicht erklären warum so viele Firmen die Entwicklung kleiner Launcher nach den ersten Anfangserfolgen abbrechen und zu den großen wechseln.“

            Hier ist er hilfreich sich nur die Firmen/Organisationen anzuschauen, die es wirklich hingekriegt haben große Raketen zu bauen. Entwicklung der Ariane 5 hat den Steuerzahler z.B. 5,8 Milliarden EUR gekostet, und das in den Neunzigern, inflationsbereinigt also wesentlich mehr. Atlas 5 fliegt aus Kostengründen mit russischen Triebwerken, aus dem gleichen Grund fliegt SLS mit längst entwickelten Shuttle-Triebwerken. Es ist verdammt schwierig große Raketen zu entwickeln, wenn das Geld knapp ist. Natürlich wenn das Geld im Überfluss vorhanden ist (Steuerzahler zahlt die Entwicklung, ohne dass man diese Entwicklungskosten im Produktpreis berücksichtigen muss) dann scheint es einfacher zu sein, wie z.B. bei der Ariane 6, hier wird die Entwicklung wohl den Steuerzahler mindestens 4 Milliarden EUR kosten. Trotzdem ist Ariane 6 verspätet, der Erstflug war für Ende 2020 geplant. Ich frage mich, ob es vielleicht einen ernsthaften Blogger gab, der damals „gewettet“ hat, dass der Erstflug der Ariane 6 sich um mindestens 3 Jahre verzögert wird, und das trotz dem Geldregen von 4 Milliarden EUR? Ich vermute nicht, eine solche Wette wäre auch ziemlich kindisch, Verzögerungen sind in der Raumfahrt nicht ungewöhnlich.

          3. @Simon VR deine Aussagen sind ja nicht falsch.
            Aber warum hat SpaceX die Falcon 1 aufgegeben als man die ersten zwei erfolgreichen Flüge gemacht hat und sich auf die Falcon 9 Konzentriert. In Geld ist man damals nicht geschwommen. Bei Astra mit der Rocket 3 ähnlich. 9 Starts, bei den letzten drei zwei erfolgreich. Rakete eingestellt, Rocket 4 wird stattdessen entwicklet (ok, immer noch klein). Terran 1, (ok mit 1,2t in den LEO über meiner Grenze), ein Testflug. Für einen ersten Flug einer Firma gar nicht schlecht. Abbruch des Projektes und wechsel zur Terran R mit 33,5t Nutzlast. Mir ist hingegen keine Firma bekannt die erst eine große Rakete gebaut hat und damit halbwegs erfolgreich war. Diese dann eingestampft hat und eine kleinere gebaut hat.

            Es gibt nur 7 Systeme die mehr als 10 Starts/Startversuche hatte im Bereich 150 bis 1000kg in den LEO

            125 Scout
            44 Pegasus
            36 Electron
            21 Kuaizhou 1/1A
            16 Long March 11
            12 Shavit 2
            12 Minotaur I

            28 Systeme haben weniger als 10 Startes in dem Gewichtsbereich.

            Warum brechen denn Firmen, nachdem sie einen leuch

          4. @ Dirk (Antwort auf B.9. Mai 2023 um 13:34 Uhr)

            Die Antwort auf die erste Frage ist relativ einfach: Wenn man einen Riesenvertrag beim Kunden wie NASA hat ist es sinnvoll, sich auf diesen einen Kunden zu fokussieren und alles andere aufzugeben, vor allem wenn es schwierig wird zwei unterschiedliche Ziele gleichzeitig zu verfolgen. Die Entwicklungskapazitäten waren ja eingeschränkt. Darüber hinaus alles was man mit der Falcon 1 starten kann geht auch mit Falcon 9, ggf. als Zusatznutzlast.

            Was Rocket 3,4 und Terran 1,R betrifft: Hier befürchte ich versucht jemand die Flucht nach vorne. Es gibt grob gesagt 3 Geldquellen für Raketenentwicklung: Steuermittel, aktuelle Einnahmen aus dem laufenden Geschäft, Investorengelder. Die ersten beiden Quellen stehen ja einem Neuling meistens kaum zur Verfügung. Es bleiben also die Investoren. Dann wirkt die Story: „Wir brauchen jetzt mehr Geld für die Entwicklung einer größeren Rakete mit der man viel mehr Geld verdienen kann“ viel besser als „Wir brauchen jetzt mehr Geld für die Weiterentwicklung, weil unsere kleine Rakete aktuell doch nicht so toll ist wie damals versprochen“.

            Wie so oft im Leben: Wenn man nicht weiß woran es liegt, liegt es vermutlich am Geld.

      1. Matthäus 7 Vers 3 :“Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? “

        Was meinst du? Jetzt spielt Herr Leitenberger auch noch den großen Theologen……

  3. Ich poste es mal hier, weil ich keine alten Artikel hochpushen will.

    https://youtu.be/Om90htezXLk

    Ein kleiner, aber recht guter YT Kanal, der von einem Raketeningenieur betrieben wird. Seine Konklusio am Schluss ist interessanterweise deiner ähnlich, Bernd. (SpassX spart beim Starship an zu vielen Ecken und dass die erfahreneren Mitarbeiter wahrscheinlich schon längst weitergezogen sind….)

    1. Habe jetzt einige Video von dem Quergesehen. Soll das Satiere sein oder glaubt der wirklich das Druckvörderung wirklich jedes Problem löst?

  4. Hallo Bernd,

    ich finde es lustig, dass Du die ganzen Wetten hier zusammenfasst. Dadurch ist es erkennbar, wie „sinnvoll“ diese Wetten waren. Während Du eine Wette nach der anderen gewonnen hast, hat SpaceX sich von einem kleinen Startup zu dem Marktführer auf dem Markt der kommerziellen Satellitenstarts entwickelt. Dabei wurde der frühere Marktführer Arianespace nicht nur überholt, sondern die Ariane 5 wurde quasi vom Markt gedrängt.
    Also gewinne ruhig weitere „Wetten“, währen sich SpaceX zu einer immer größeren Macht im Raumfahrtgeschäft entwickelt.

  5. Hi Bernd, Du hast geschrieben:

    „Auch für die Falcon 9 hat Elon Musk mal versprochen, dass sie durch Wiederverwendung noch billiger wird. Ohne Wiederverwendung kostete sie 54 bis 59 Millionen Dollar, mit Wiederverwendung nach SpaceX Website 67 Millionen Dollar, real veröffentlichte Abschlüsse sind aber höher.“

    Du sprichst hier de facto von zwei verschiedenen Raketen. Die Falcon 9 in den Versionen ohne Wiederverwendung war kleiner bzw. hatte weniger Schub und war vor allem auch nicht 100% zuverlässig. Ja, auch Zuverlässigkeit hat ihren Preis. Bitte korrigiere mich, falls ich mir ihre, nach meinem aktuellen Kenntnisstand ist Falcon 9 Block 5 die zuverlässigste Raketenserie diese Größe in der Geschichte (Mit „dieser Größe“ meine ich Raketen, die Minimum 5 Tonnen in GTO bringen können). Es waren ja bisher weit über 150 Starts der Falcon 9 Block 5 in den Orbit, mit 100% Erfolgsquote (bzgl. der erfolgreichen Lieferung der Nutzlast in Orbit).
    Als Elon damals sagte „Don’t call it used, it’s ’space proven’“ hast Du noch darüber gespottet. Am Ende behielt er Recht, auch wenn dies wie so oft erst Jahre später offensichtlich wurde.

  6. Was sagen Sie denn zu den 33 Triebwerken im Starship?
    Das erinnert doch sehr an die sowjetische N1 mit 30 Triebwerken.?!
    Ingenieure wie Jesco von Puttkamer nannten das eine „Klempnerlösung“.
    Das Nutzlastverhältnis wird doch aufgrund dieses relativ hohen Leergewichtes recht ungünstig? Die N1 ist nie richtig geflogen, lauter Fehlschläge.!
    Damals lag es wohl daran, dass die damaligen Sowjets keine großen Flüssigtriebwerke bauen konnten. Und heute?

    1. Die Triebwerkszahl hat auf die Nutzlast keinen Einfluss, weil das Schub/Gewichtsverhältnis ab etwa 1.000 kN nicht weiter steigerbar ist.

      Es hat einen Einfluss auf die Steuerbarkeit weil viele kleine Triebwerke mehr Fläche brauchen als ein großes und so nur 13 der 33 Triebwerke für die Steuerung verwendet werden können, was wie man sieht nicht ausreichte.

      Und es hat einen Einfluss auf die Gesamtzuverlässigkeit weil jedes Triebwerk Quelle eines Ausfalls sein kann.
      Mehr bei:
      https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2023/05/01/teststartnachlese-die-spassx-n-1-und-die-spacex-wette-fuer-2023/
      https://www.bernd-leitenberger.de/Starship-1-testflug.shtml
      https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2023/04/21/der-jungfernflug-des-starships-ist-gescheitert/

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