Steuern statt Verbote

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Auf meinen heutigen Blog kam ich durch ein Special der Heute Show. Jeweils in den viel zu langen Sommer- und Winterpausen gibt es Specials in denen Lutz Van der Horst und Fabian Köster einem Thema nachgehen und dabei auch prominente Politiker fragen. Diesmal ging es um Zucker, seine gesundheitlichen Auswirkungen und das Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel für Kinder und eine Zuckersteuer, die es in England auf Getränke gibt. Zeit das mal aufzudröseln.

Nach einer Studie die Minister Karl Lauterbach als fundiert bezeichnet, entstehen durch Adipositas wirtschaftliche Schäden von 63 Milliarden Euro pro Jahr. Nun ist Adipositas, also krankhafte Fettsucht, eine Krankheit mit vielen Ursachen. Ebenso ist unbestritten, dass der Anteil von Adipösen sowohl bei den Kindern wie auch bei den Erwachsenen ansteigt. Was der Beitrag nun aber total unterschlägt ist, das es dafür einige Ursachen gibt. Dazu komme ich später noch. Aber zuerst gehe ich mal aufs Kernthema ein: den Zucker.

Also Zucker ist ein Kohlenhydrat wie andere auch, wie z.B. die Stärke. Zucker ist im allgemeinen Sprachgebrauch und definiert als Saccharose, also Rohr- und Rübenzucker, das ist der Zucker den man im Laden kaufen kann. Etwas diffiziler ist die Bezeichnung “Zucker“ in den Nährwertangaben, dort ist Zucker die Summe aller Mono- und Disaccharide. Das sind – wenn man exotische Moleküle mal außen vor lässt, die es in kleinen Mengen auch gibt:

  • Lactose (Milchzucker) – ein Disaccharid mit geringer Süßkraft
  • Saccharose („normaler Zucker“) – der meist eingesetzte Zucker, kommt natürlich aber auch in Bananen in größerer Menge vor
  • Glucose (Traubenzucker) – ein Zucker der oft in Früchten vorkommt
  • Fructose (Fruchtzucker) – der zweite wichtige Zucker in Früchten

Die meisten Früchte, die ja neben Honig die einzige „natürliche“ Zuckerquelle sind, enthalten Glucose und Fructose. Honig enthält aufgespaltene Saccharose also ein 50:50 Gemisch aus Glucose und Fructose. Technisch hergestellt heißt dieses Gemisch Invertzuckersirup.

Sehr oft setzt man aber durch Säure oder enzymatisch aufgespaltene Stärke als Zucker ein. Je nach Methode entsteht eine reine Glucoselösung, eine Glucoselösung mit etwas Fructose oder eine Glucoselösung mit größerem Fructoseanteil, die dann im Zutatenverzeichnis als Glucosesirup, Glucose-Fructosesirup oder Fructosesirup auftaucht. Auch das sind nach gesetzlicher Definition Zucker. Was aus dieser Definition rausfällt sind noch süße Oligosaccharide wie Maltotriose, ein Bestandteil von Malz. Das ist aber ein kleiner Anteil am Gesamtzucker.

Zucker an und für sich ist nicht energiereicher als Stärke. Also ein Kilogramm Reis oder Stärke haben genau denselben Energiegehalt wie Zucker. Anders als Stärke muss der Zucker aber nicht aufgespalten werden und gelangt so schneller ins Blut, lässt den Blutzuckerspiegel also schneller ansteigen was zur Ausschüttung von Insulin führt. Für gesunde Menschen ist das kein Problem. Natürlich macht Zucker so nicht so satt wie Stärke, aber es gibt anders als dies Medien behaupten, keinen Heißhunger wenn der Blutglucosewert nachdem der Zucker in die Zellen gelangt, wieder absinkt.

Weshalb nun gerade Zucker so unter Beschuss ist, ist weil die Vorliebe für bestimmtes Essen schon in der Kindheit geprägt wird. Man sieht das bei so nationalen Eigenheiten. Also das englische Essen – im Extrembeispiel zum Frühstück Spiegeleier, Speck, Bratwüste und Bohnen in Tomatensoße mögen wohl nur die Engländer. Von der Wissenschaft her ist es egal ob man deftig morgens oder mittags isst. Der springende Punkt ist, dass wenn man das schon als Kind vorgesetzt bekommt, mag man es, während man bei einem Erstkontakt als Erwachsener eine solche Kombination gewöhnungsbedürftig findet. So kann man leicht viele nationale oder nur regionale Eigenheiten (Saumagen) erklären. Wenn nun Kinder relativ süße Speisen und Getränke konsumieren, dann so, der derzeitige Stand der Erkenntnis prägt dies ihre Vorlieben und sie essen auch als Erwachsener eher Lebensmittel mit mehr Süßkraft.

Die Zuckersteuer in England greift deswegen genau da an. Limonaden werden zwar auch von Erwachsenen getrunken, aber in großer Menge auch von Kindern. Da gibt es nun eine Steuer von 18 Pence/l ab 50 g Zucker pro Liter und 24 Pence/l ab 80 g Zucker pro Liter. Nur zur Einordnung: Coca Cola classic hat 106 g Zucker/l, Fanta Orange 76 l Zucker pro Liter. Sie ist aber auf Getränke begrenzt, also Zucker in Frühstückscerealien, auch etwas was kritisiert wird, ist zum Beispiel nicht betroffen.

Das Werbeverbot für zuckerreiche Lebensmittel für Kinder geht davon aus, das Kinder durch comicartige Spots oder ähnliches verleitet werden Süßigkeiten zu kaufen. Gerade bei Kindern ist der Anteil der fettleibigen Kinder ja beträchtlich angestiegen.

Meine Meinung

Bisher mal eine Wiedergabe dessen was der Beitrag und Verbraucherschützer fordern. Ich habe eine naturwissenschaftliche akademische Ausbildung und als Chemiker gehe ich von den Gesetzen der Chemie und Physik aus, nach denen gibt es einen Ursache – Wirkungsmechanismus. Damit stößt man bei vielen Ernährungsrichtlinien aber schnell an Grenzen. In der Medizin werden Erkenntnisse durch Studien gewonnen. Man versucht vereinfacht gesagt eine Erkenntnis durch Versuche bei Menschengruppen zu gewinnen. Also z.B. nimmt man besser ab wenn man kohlen-hydrat oder fettreduziert sich ernährt? Das Problem ist das der Mensch ein komplexes System ist, bei dem es nicht nur einen Faktor gibt der den Stoffwechsel beeinflusst und noch schlimmer die Stoffwechselvorgänge verzahnt sind. So beeinflusst Alkohol den Kohlenhydratabbau und Kohlenhydrate den Fettabbau. Für mich als Chemiker ist dass, wie wenn ich 10 Substanzen zusammenschütte und erhitze und dann versuche eine dieser Substanzen für das Haupteinprodukt verantwortlich zu machen. Das wird nur selten gehen.

Fakt ist, und ich zitiere hier den wissenschaftlichen Dienst für den Bundestag, der die offiziellen Zahlen hat, das der Zuckerkonsum in den letzten Jahren schwankte, aber nicht angestiegen ist:

Jahr Zucker in kg/Person/Jahr

1950/1951

28,1

1980/1981

35,6

2000/2001

35,3

2013/2014

31,6

2021/2022

34,8

Das heißt seit 1980 schwankt der Zuckerkonsum zwischen 31,6 und 35,3 kg pro Person und Jahr, er ist heute immer noch geringer als 1980, kann also alleine nicht den Anstieg von Fettleibigkeit in der Bevölkerung erklären. Zur Einordnung: Die DGE empfiehlt 10 Prozent der Nahrungsenergie in Form von freiem Zucker aufzunehmen, das wären bei der Normfrau (60 kg, leichte Tätigkeit) die die Referenz in den Nährwertangaben ist, 49 g Zucker pro Tag, der Durchschnitt liegt heute bei 95 g und die DGE Empfehlung schließt natürlichen Zucker, wie er in Früchten vorkommt, mit ein.

Schaut man beim Fettkonsum nach, so findet man ein ähnliches Bild, allerdings mit leicht steigender Tendenz, also würde man wenn man dem Ursache -> Wirkungsprinzip geht eher das Fett als problematisch ansehen.

Zuckervermeidung

Warum Zucker so im Fokus geraten ist, ist das man hier viel einfacher als bei Fett die Menge reduzieren kann. Oft wird Zucker nur zugesetzt, damit es süß schmeckt, selbst in Produkten wo traditionell kein Zucker verwendet wird. Im Beitrag wurde als Vergleich mal eine Pizza mit und ohne Zucker gemacht und wen wundert es – die mit Zucker schmeckt besser. In dieser Funktion ist Zucker relativ einfach durch Süßstoff zu ersetzen. Das taten denn auch die Getränkehersteller in England. Im Allgemeinen kann Zucker in Flüssigkeiten (Getränken, Dressings aber auch Wasser bei Gemüsekonserven wie roter Beete oder Krautsalat) praktisch problemlos durch Süßstoff ersetzt werden und es gibt ja auch bei Limonaden schon lange „Zero“ Getränke, man muss sie nur kaufen und das Problem ist gelöst. Wenn ich mal rote Beete im Glas kaufe weiche ich die erst einige Zeit in Wasser ein, damit der Zucker raus geht und setze dann dem Dressing Süßstoff zu. Fruchtsäfte sind übrigens keine Lösung, denn sie enthalten viel natürlichen Zucker.

Bedingt ersetzen kann man Zucker in pastösen Lebensmitteln wo man auch seine wasserbindende Wirkung nutzt, das sind Desserts wie Pudding, Eiscreme, Fruchtjogurt etc. Hier kann man Süßstoff einsetzen, benötigt aber noch ein Dickungsmittel. Und die haben als Zusatzstoff eben einen schlechten Ruf einfach, weil sie Zusatzstoffe sind und Namen keiner kennt, dabei handelt es sich meist um Pflanzeninhaltsstoffe aus dem Bereich der Ballaststoffe, sie sind also natürlich und gesund. Daher findet man solche Lebensmittel eher selten im Regal.

Schwer zu ersetzen ist Süßstoff wo er Masse bildet. Also in Gebäck oder in Schokoriegeln. Nuss-Nougat-Creme. Hier muss man die Rezeptur verändern und das geht nicht ohne Geschmacksveränderungen. Dass ist meist das aus für die Industrie weil der Verbraucher auf einen bestimmten Geschmack geprägt ist und das neue Produkt so wie Blei im Regal liegen bleibt. Trotzdem hat die Industrie in den letzten Jahren die Zuckermenge ihrer Produkte gesenkt. Zufrieden sind Verbraucherschützer aber trotzdem nicht: anstatt die Produkte teurer zu machen wurden die Portionen verkleinert. Schauen sie mal auf ihre Schokoladentafel. In vielen Sorten ist inzwischen anstatt 100 nur noch 85 g drin. Aber so nimmt man auch weniger Zucker auf, könnte man natürlich auch durch Selbstdisziplin selbst steuern.

Die wahre Ursache von mehr Fettleibigkeit

Schaut man sich Statistiken für Nahrungsmittelgruppen an, so wird man nirgends einen drastischen Anstieg am Verbrauch feststellen, es gibt Veränderungen so sank der Fleischkonsum ständig. Warum gibt es dann einen Anstieg an Fettleibigkeit? Tja auch hier helfen die Naturgesetze weiter. Der Mensch lagert Energie in Form von Fett ein wenn er mehr Energie in Form von Nahrung aufnimmt, als er an Energie für Bewegung und Aufrechterhaltung der Körpertemperatur benötigt. Und hier hat sich eben viel geändert. Die Zahl der Personen, die schwer arbeiten, hat drastisch abgenommen, aber auch bei den anderen Tätigkeiten gibt es Verschiebungen. Es gibt immer mehr Maschinen und Werkzeuge die Arbeit abnehmen. Die Zahl der Personen, die aktiv arbeiten hat abgenommen, die der die nur im Büro sitzen zugenommen und selbst beim Weg zum Arbeit benutzen immer mehr das Auto anstatt mit öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren bei denen es zumindest den Fußweg bis zur Haltestelle gibt. Bei Kindern ist es noch extremer. Als ich jung war haben wir auf der Straße oder im Garten gespielt. Fernsehen gab es erst ab 17:00. Heute sitzen die Kinder vor der Spielkonsole oder chatten mit Videoübertagung. Sie bewegen sich viel weniger und so muss es nicht wundern wenn dann die Fettleibigkeit ansteigt. Daneben hat der Konsum von Fertiggerichten zugenommen. Das diese zucker- und fettreich sind ist kein Wunder. Die Zutaten sind billig und bringen Geschmack, mageres Fleisch oder Gemüse ist dagegen teuer und so wenig enthalten. Man kann die Politik aber nicht für die Folgen der eigenen Verzehrgewohnheiten und das man bei der Kindererziehung den einfachen konfliktarmen Weg geht verantwortlich machen oder wie die Eagles sagen: „Get over it!

Meine Meinung

Ich halte eine Zuckersteuer, weil sie sich in England bewährt hat für durchaus sinnvoll. Aber man sollte weite gehen und Zucker allgemein besteuern. 100 Prozent auf den Preis drauf geschlagen und die Einnahmen sollten genutzt werden um die Krankenkassen zu entlasten und nicht im allgemeinen Haushalt landen. Heute kostete 1 kg Zucker im Laden 1,49 Euro, bei 34,8 kg/Person und 83 Millionen Einwohner wären das 4,3 Mrd. Euro reinkommen, bei 63 Mrd. Euro volkswirtschaftlichen Schäden durch Fettleibigkeit nur eine kleine Minderung der Kosten. Ich denke aber die Verteuerung bewirkt das Ersetzen von Zucker durch Süßstoff und das senkt dann den Zuckerkonsum insgesamt.

Von dem Werbeverbot halte ich nichts. Kinder werden wohl nicht in den Laden stürmen und etwas kaufen weil sie eine Werbung sehen. Problematischer ist die Aufmachung der Verpackungen mit Comicfiguren oder ähnlichem die Kinder beim Einkauf sehen. Der Beitrag zeigte das ja auch auf. Ein Junge sagte, er nehme viermal pro Einkauf was aus dem Regal und seine Mutter legt es immer wieder zurück. Das macht sie vielleicht viermal und beim fünften Mal nicht mehr. Mein Tipp an ALDI, Lidl & Co: Ihr wollte doch das vor allem Erwachsene bei euch einkaufen denn die machen viel mehr Umsatz als Kinder. Wo meint ihr kaufen die lieber ein – in einem Laden wo Süßigkeiten und Frühstückzerealien in Kinderhöhe in den Regalen eingeräumt sind und die Kindern dauernd was rausnehmen sodass die Eltern genervt es zurücklegen müssen, oder in einem Laden in dem das nur in den oberen Regalen ist und in der unteren Ebene nur gesundes Zeugs? Klar man muss dann die Sortierung aufbrechen also in einem Regel gibt es eben oben und unten verschiedene Warengruppen, aber daran kann man sich gewöhnen. Ich wage zu prognostizieren: ihr habt dann mehr Kundschaft wenn die entspannender einkaufen kann.

Steuern auf echte Drogen

Wo man aber eine die volkswirtschaftlichen Kosten deckende Steuer einführen könnte, wären Alkohol und Tabak. Das sind ja Drogen und man findet sie eben nicht wie Zucker als natürlicher Bestandteil der Nahrung und es gibt bei beiden Drogen keine Dosis die unschädlich ist. Tabak verursacht wirtschaftliche Schäden in Höhe von 26,7 Milliarden Euro pro Jahr, bei Tabak sind es 25,4 Milliarden Euro. In der letzten Zahl sind die Schäden durch Arbeitsausfall etc. nicht mal berücksichtigt sondern nur die zusätzlichen Kosten für das Gesundheitssystem.

Jeder Deutsche trinkt im Schnitt 9,6 l reinen Alkohol pro Tag, und raucht 791 Zigaretten, also eben die Gesamtmenge des Verbrauchs in der BRD durch 83 Millionen Einwohner getrennt. Legt man die 26,7 Milliarden Euro Schäden durch Alkohol auf alle Einwohner um so müsste man jeden Liter reinen Alkohol um 33,5 Euro verteuern. Bei den Kosten die Tabak für das Gesundheitssystem verursachen wären es 38,7 ct pro Zigarette. Das ist erst mal abstrakt, ich habe das auf einige Konsumeinheiten umgerechnet:

  • Bier, 0,5 l Flache, 5 Prozent Alkohol: 84 ct pro Flasche

  • Wein, 0,75 l Flasche, 11 Prozent Alkohol: 2,77 Euro pro Flasche

  • Schnaps: 0,7 l Flasche, 45 Prozent Alkohol: 10,55 Euro pro Flasche

  • Zigarettenpackung, 18 Stück: 6,97 Euro

Bei Alkoholika würde sich der Preis bei einfachen Qualitäten also verdoppeln, während der Aufpreis für einen Qualitätswein oder einen lange gelagerten Whisky überschaubar bleibt weil diese schon per se teurer sind. Zigaretten würden deutlich teurer als heute – heute entfallen auf eine Zigarette nur 17,8 ct Tabaksteuern. Diese Tabaksteuer, wie auch Steuern auf Alkohol (Wein- und Brandweinsteuer etc.) würden natürlich entfallen was den Aufpreis etwas mindert.

Diese Steuereinnahmen würden dann natürlich ins Gesundheitssystem fließen um die Kosten durch die entstandenen Schäden zu kompensieren. Als Folge würde der Beitrag für alle sinken. Bei den gesetzlichen Krankenkassen gab es Einnahmen 2022 in Höhe von 265 Millairden Euro, da sind diese rund 55 Milliarden Euro schon ein guter Teil davon, auch wenn das nur eine Säule ist, es gibt ja noch die privaten Krankenkassen. Also ich finde das ist ein guter Vorschlag: so zahlen die die das Gesundheitssystem belasten über Steuern das was sie an Kosten verursachen. Was meint ihr?

11 thoughts on “Steuern statt Verbote

  1. Die Tabaksteuer führt ja schon jetzt dazu, dass Raucher ihre Zigaretten im Ausland kaufen. Je höher die Tabaksteuer ist, für desto weiter von der Grenze entfernt Wohnende lohnt sich das. Ob das soviel mehr Einnahmen bringt ist fraglich. Dafür werden eigentlich unnötige Reisen angekurbelt, also eine nicht gerade umweltfreundliche Wirkung.
    Ein anderes Problem ist, dass die Raucherei eine Sucht ist, die man nur schwer wieder los wird. Mein Bruder hat immer wieder versucht sich das Rauchen abzugewöhnen, und ist daran gestorben dass er es nicht geschafft hat.
    Eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer führt dann dazu, dass es für viele Leute einfach nicht mehr bezahlbar wird. Abgewöhnen geht aber auch nicht, also muss man sich das Geld irgendwie auf illegale Weise besorgen. Das führt zu einer stark steigende Beschaffungskriminalität. Das dürfte am Ende mehr Kosten verursachen, als durch die höheren Preise wieder reinkommt. Den dadurch verursachten Schaden dürfte ich dann auch als Nichtraucher mittragen.

  2. So kann man den Markt auch austrocknen.
    Gerade Bei Zigaretten sollten die Preise extrem erhöht werden, da hier der Schaden am größten ist.
    Im Gegensatz zu Wein und Bier die ja noch einen Genussfaktor haben geht es bei Zigaretten nur um die Suchtbefriedigung.
    Ich würde eine Regelung wie in Australien gut finden, dass es ab einem bestimmten Jahrgang ganz verboten ist zu rauchen.
    Die Schmuggler könnte man mit einer Reduzierung der Zollfreigrenze auf 0 und Kontrollen durch Polizei dran bekommen.
    Wo keine Zollbandarole drauf ist gibt es dann hohe Strafen.

  3. Genau genommen, ist die Aussage zu dass sinkender Zucker nicht zu Hunger führt medizinisch nicht falsch. Trotzdem wirft es ein schlechtes Licht auf die Qualität der Ausbildungen in der Lebensmittelindustrie.

    Die Aufnahme von Zucker in der Nahrung führt zur Ausschüttung von Insulin. Dieses dient dazu, dem Zucker die „Türen“ zu den Zellen zu öffnen. Damit sinkt der Blutzuckerspiegel und das schneller als der Spiegel des Insulins. Und dieses führt dann erst zu dem Hungergefühl.

    Das sollte ein Lebensmittelchemiker eigentlich wissen.

    Und natürlich sind meine Ausführung hier jetzt nur sehr oberflächlich, gehen nicht auf die Folgen von Zucker im Körper, Leber und Blut ein, unterscheidet nicht zwischen diversen Zuckerarten und es steht auch nichts darin über die Probleme mit dem Insulin bei zunehmendem Bauchfett oder wieso Zucker zu einer Fettleber führen kann…

    Wir alle wissen, dass Sie es besser können.

    Das Steuern zur Verhaltenssteuerung meistens geschickter sind als direkte Verbote, findet dagegen meine volle Zustimmung.

    1. Ernährungsirrtümer werden auch nicht wahrer wenn sie wiederholt werden. Insulin regelt nicht alleine den Blutzuckerspiegel, sinkt der ab tritt Glucagon in Aktion das ihn wieder normalisiert. das sind nur zwei von einigen Regulationen. Nur wer Diabetes hat bei dem löst das Abfallen Heßhunger aus. kann man auch in der Wikipedia nachlesen muss man mir nicht einfach so glauben.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker#Diabetes_mellitus_und_Zuckerkonsum
      Auch bei Fructise wird Lustigs Theorie durch wiedergebn nicht wahrer. Ich zitiere aus der Wikipedia:
      „Das Risiko für Übergewicht und Fettstoffwechselstörung wird als moderat eingestuft. Das Risiko für nicht-alkoholische Fettleber, Typ-2-Diabetes, und Bluthochdruck als niedrig.“
      Wer die EFA Kriterien kennt weiß das moderat und niedrig relativ geringe Zusammenhänge zwischen Theorie und Ergebnissen von Studien sind. Medizinisch relevant wird es bei hoch und sehr hoch.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fructose#Pathobiochemie
      Und Fettleber und viszerales Fett haben ebenfalls verschiedene Ursachen. Beim viszeralen fett ist die Genetik die Hauptursache und nicht die Ernährung und eine Fettleber nur durch zu viel Zucker bekommt man nicht, wenn ansonsten die Gesamtenergiezufuhr stimmt. Wenn die aber zu hoch ist, es keinen Spitzenverbrauch gibt (wenig körperliche Betätigung) dann kann der Überschuss nicht verstoffwechselt werden und das passiert auch bei Fett und anderen Kohlenhydraten.

  4. Vorneweg, ich bin Nichtraucher

    Durch das vorzeitige Ableben der Rauchen sparen die Krankenkasse und vorallem die Rentenkasse deutlich mehr ein
    als die von dir angegebenen wirtschaftlichen Schäden.

  5. Bernd eine zu gesunde Bevölkerung wird doch garnicht gewünscht. Wie ist es sonnst zu erklären das Medikamente zur Raucherentwöhnung in Deutschland vom Markt genommen oder erst garnicht zugelassen worden obwohl sie von der WHO in einer Liste wichtiger Medikament gelistet wurden und in Osteuropa teilweise seit 50 Jahren bekannt sind.

  6. Hallo allerseits, als einfacher Landarzt mit einer Unmenge von Patienten mit Diabetes muß ich jetzt doch mal meinen Senf dazu geben.
    Der vielzitierte Heißhunger, wenn der Zuckerspiegel im Blut absinke, tritt nur in einer einzigen Situation tatsächlich ein : Wenn ein Mensch komplett fastet, sind nach ungefähr 3 Tagen die Glykogenvorräte in der Leber erschöpft. Jetzt kann der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr im erwünschten Bereich halten. Die Muskulatur und das Gehirn müssen von Glucose- auf Fettverbrennung umschalten, und davon hält unser Gehirn rein gar nichts! Wer weiß schon, wie lange man von den eigenen Fettreserven noch wird zehren müssen? Also lieber Alarm schlagen, Heißhunger anwerfen und abwarten, ob der Mensch nicht doch noch was Eßbares findet, wenn die Motivation hoch genug ist.
    Am schlechtesten trifft es übrigens die sowieso schon Übergewichtigen: Wir messen in unserer Praxis ganz gerne mal die vom Körper des Patienten selbst bereitgestellten Insulinmengen in Relation zum augenblicklichen Blutzucker, der HOMA IR genannte Index. Und siehe da: Die richtig adipösen Menschen leben teilweise mit einem Mehrfachen des eigentlich nötigen Insulins. In dieser Situation geben die Fettspeicher des Körpers freiwillig kein bisschen Vorrat her, dieses Heißhunger-Alarmsignal taucht einfach so schon ein paar Stunden nach der letzten Mahlzeit auf.
    Die Verteufelung des Zuckers an sich beruht auf Unkenntnis und dem typischen Wunsch des Menschen nach einer einfachen Erklärung seiner Probleme. Der Grund für die Bestrebungen, süße Getränke von Kindern fernzuhalten, ist einfach der Wunsch, die am leichtesten vermeidbare überschüssige Energiezufuhr zu reduzieren. Da stimme ich Bernd zu.
    PS: Die erste Lektion für unsere Typ2- Diabetiker in der Schulung ist immer, diese zuckerhaltigen Getränke zu vermeiden. Wer massives Übergewicht hat und nur 100 kcal Zucker pro Tag einspart, verliert im Laufe eines Jahres 6kg Gewicht (und braucht 1 Dosis Blutdruckmedikament weniger, aber das ist wieder eine andere Geschichte zum metabolischen Syndrom)

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