Ein Plädoyer für den Cannabisanbau auf dem Balkon

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Eigentlich sollte der Beitrag am 24.2. erscheinen, doch seit dem 23.2. war ich bis heute Mittag ohne Internet. Zuerst weil Vodaphone eine Netzstörung hatte, doch auch danach ging nichts mehr. Heute war ein Techniker da und wahrscheinlich bekomme ich einen neuen Verstärker.

Gestern – dem 23. Februar 2023 – wurde endlich das Cannabiskontrollgesetz beschlossen. Es war an der Zeit und ist wie ich meine eine der besten Nachrichten von der Ampelkoalition seit Regierungsbeginn. Ich will in dem Artikel nicht auf das Gesetz eingehen, sondern die wie ich beste Form des Heimanbaus von Hanf oder Cannabis oder Gras oder wie immer man es nennen will vorstellen.

Der eine oder andere wird es bei den Artikeln zu dem Thema schon geahnt haben, aber solange der Cannabisanbau verbeten war und zwar nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat war, hielt ich mich mit dem Thema bedeckt. Ich habe, als meine Mutter über immer mehr Schmerzen klagte und immer mehr Schmerztabletten schluckte angefangen Cannabis für Sie anzubauen. Die erste für mich erstaunliche Erkenntnis: Cannabissamen kann man einfach im Internet kaufen, im normalen Internet, nicht im Darknet. Es wetteifern sogar mehrere Shops um die Gunst des Konsumenten. Die meisten sind in Ländern ansässig, in denen der Verkauf der Samen legal ist wie Österreich. Da die Samen praktisch nichts wiegen, kann man sie einfach per gefüttertem Umschlag verschicken, einmal bekam ich einen dünnen Plastik-Regenponcho als „Ware“ in dem dann das Säckchen mit den Samen versteckt war.

Sucht man sich die Infos im Internet zusammen, so scheint der Anbau eine Geheimwissenschaft sein in denen man ziemlich viel Equipment braucht – Growboxen, Natriumdampflampen, spezieller Dünger. Mein Nachbar glaubt auch daran und hat sich für 50 Euro ein Packen Flüssigdünger und spezielle Pflanzlampen bestellt und seine Dusche zur Growbox umgebaut. Aber ich gehe pragmatisch an die Dinge und schalte meinen Verstand vorher ein. Hanf wird auch auf dem Feld für die Fasergewinnung angebaut und gilt dort als eine der anspruchslosesten Pflanzen, also man ihn wie bei jeder anderen Pflanze, die man Garten oder Zimmer anbauen.

Dieser Artikel ist für alle. die bisher ihr Cannabis auf dem Schwarzmarkt gekauft haben und nun selbst anbauen wollen. Er gilt auch für die Eigengewinnung von CBD. Entsprechende auf maximalen CBD-Gehalt gezüchtete Sorten gibt es auch. Die Legalisierung soll nun ja halb kommerzielle „Cannabis-Clubs“ hervorbringen, die so nicht mit dem EU-Gesetz in Konflikt kommen, aber ich befürchte, dort wird das Gras nicht billiger werden, zumindest wurde es das nicht in den USA und Kanada, als dort legalisiert wurde. Der Selbstanbau hat einen enormen Vorteil: man spart enorm viel Geld. Im ersten Jahr liegen die Kosten bei meiner Methode unter 1 Euro pro Gramm, wenn man dann die Pflanzgefäße hat und erneut verwendet, wird es im zweiten Jahr noch deutlich billiger.

Wie kann man Cannabis anbauen?

Eigentlich wie andere Pflanzen auch, ich verweise auf meine Einführung zu dem Thema. Prinzipiell gibt es drei Methoden wie man Cannabis anbauen kann:

  • Unter Kunstlicht
  • Im Freiland
  • In Kübeln

Also betrachten wir erst mal die drei Methoden im Vergleich:

Der Anbau unter Kunstlicht

Beim illegalen Anbau, aber auch beim kommerziellen Anbau dominiert der Anbau unter kontrollierten Bedingungen, das heißt Kunstlicht. Wer dies bisher getan hat, der hat eine Growbox benutzt, ein Kasten, innen verspiegelt damit das Licht möglichst vollständig reflektiert wird, mit Kunstlicht als Lichtquelle. Früher benutzte man zwei Lampentypen: eine normale La,pe für die Wachstumsphase und Natriumdampflampen für die Blütephase. Natriumdampflampen kennt der eine oder andere noch von der Straßenbeleuchtung. Sie senden Licht mit nur einer Wellenlänge (590 nm) aus, das liegt im orangenen Bereich. Der Hintergrund für die beiden Lampentypen ist, das Hanf als Kurztagespflanze dann blüht, wenn die Tageslänge 13 Stunden unterschreitet, das ist bei uns Anfang September im Freien der Fall. Bei Kunstlicht kann man natürlich die Tageslänge selbst festlegen und so im Extremfall während der Wachstumsphase 24 Stunden lang Licht geben und dann auf Blütephase mit 12 Stunden oder weniger umstellen. Das rötliche Licht regt zusätzlich die Blütenbildung an, da die Sonne nun flacher steht und der rötliche Lichtanteil höher ist.

Heute verwendet man LED-Lampen, die nicht nur Strom einsparen, sondern auch da die Helligkeit meist aus roten, grünen und blauen LED zusammengesetzt wird, die Lichtfarbe stufenlos dem benötigen Spektrum anpassen indem man einfach die blauen und grünen Leds dimmt.

Da die Pflanzen keine Ahnung von Jahreszeiten haben, kann man so die Pflanzen viel schneller in die Blüte treiben. Das ist auch nötig, denn unter Kunstlicht lässt man die Pflanzen nicht auswachsen, sie würden sonst leicht die Growbox sprengen, sondern erntet, wenn sie einen kräftigen Haupttrieb haben.

Der wesentliche Vorteil ist, dass man so jahreszeitenunabhängig ist, zudem kann man mehrere Ernten pro Jahr einfahren, während es bei den beiden anderen Methoden nur eine pro Jahr ist. Solange Cannabisanbau illegal war, war dies auch die einzige Anbaumethode die einigermaßen sicher war, weil niemand die Pflanzen zu sehen bekam. Aber es ist kostenintensiv. Neben den Kosten für die Growbox und Lampen kommt meist noch die für eine Filteranlage hinzu, denn Cannabis reicht während der Blütephase sehr streng, eine populäre Cannabissorte heißt nicht umsonst „Skunk“. Sonst fällt man leicht durch den Geruch auf. Vor allem sind aber die Kosten für den Strom hoch. Man sollte sich vergegenwärtigen, das die Sonne im Hochsommer über Stunden über 100.000 Lumen/m² zur Erde schickt, das kann man mit einer Lampe nicht simulieren, schon alleine wegen der Hitzewirkung. Aber man kann durch 24 Stunden Bescheinung dies ausgleichen.

Die Erträge und der THC-Gehaltsangaben die man in Shops findet, sind in der Regel unter solchem Kunstlichtanbau gewonnen, wobei dann auch noch das Wasser kontrolliert und der Dünger dem Bedarf angepasst wird. Man sollte nicht damit rechnen mit den anderen beiden Anbaumethoden auf dieselben Erränge und den hohen THC Gehalt zu kommen und selbst unter Kunstlicht dürfte man als Anfänger sie nur selten erreichen.

Im Garten

Früher fast unmöglich, au0er man hatte einen Schrebergarten weitab von der Zivilisation, war der Anbau im Garten. Hanf wird wie schon geschrieben auch zur Fasergewinnung (dann THC-arme Sorten) auf dem Feld angebaut. Man kann ihn daher auch im Garten anpflanzen, das sollte nun ja legal sein. Der Hauptvorteil ist – man hat am wenigsten Arbeit. Hanf hat sehr tiefe Wurzeln, er nimmt es so im Garten einem nicht übel, wenn man ihn mal zu gießen vergisst. Daneben kann er nur hier seine volle Wuchshöhe erreichen: Hanf wächst sehr schnell, wuchsfreudige Sorten können in wenigen Monaten 3 bis 4 m hoch werden. Daneben ist der finanzielle Aufwand am geringsten – man braucht keine Kübel, keine Blumenerde, nur etwas Dünger, die Samen und Wasser.

Es gibt aber meiner Ansicht nach mehr Nachteile. Der Hauptnachteil ist das die Pflanzen unbeweglich sind. Meiner Erfahrung nach blühen die meisten heutigen Cannabissorten bei uns noch, wenn das Wetter bei uns schon schlecht wird, Ende Oktober November. Eine Kübelpflanze kann ich dann ins Zimmer holen, eine Hanfpflanze im Garten nicht. Ebenso ist so sommerlichen Gewittern und Hagel ausgesetzt, kann nicht isoliert werden, wenn sie Schädlinge hat und das Selbstziehen von Samen scheidet auch aus, weil man nicht verhindern kann, das andere weibliche Pflanzen die nicht bestäubt werden sollen, auch Samen ausbilden. Daneben gibt es natürlich noch eine gewisse Diebstahlsgefahr – man wird wohl kaum die Pflanze stehlen, aber man kann sie die Blüten abschneiden.

Als Kübelfpanze

Meine Methode der Wahl und so mehrfach praktiziert, ist das Halten als Kübelpfanze, ähnlich wie man auch Stauden oder mediterrane Gewächse (Oleander, Zitronenbäumchen) in Kübeln hält. Diese sind anders als Pflanzen im Garten mobil. Man kann eine Pflanze die Schädlinge hat (ich habe schon Spinnmilben und Schimmel erlebt) von den anderen isolieren. Isolieren kann man auch ein Männchen und ein Weibchen, um damit sie selbst zu vermehren: Hanfsamen sind ziemlich teuer :selbst die billigsten kosten rund 5 Euro pro Stück, es kann aber auch deutlich teurer sein. Bei Gewittern kann man sie kurzzeitig ins Zoome holen und spätestens wenn die Blüte da ist, es draußen aber schon zu kalt ist kann man sie noch einige Wochen im Zimmer weiter halten bis die Blüte zu Ende ist und so den Ertrag erhöhen.

Es ist etwas teurer: man braucht Blumenerde, mehrere Gefäße, die wenn sie groß sind relativ teuer sind und auch arbeitsintensiver, bei einem heißen Sommertag muss man mehrmals am Tag gießen. Aber dies ist kein Vergleich zu den Kosten, die bei Kunstlicht anfallen und die Pflanzen können auch fast ihre Maximalhöhe erreichen, die größten, die ich hatte waren mit Kübel 2,40 m hoch und reichten bis zur Zimmerdecke. Dabei kann man die Bedingungen viel besser kontrollieren als im Freilandanbau. Das einzige was man braucht ist ein Platz der sonnig ist und vor Diebstahl geschützt. Ich habe sie auf dem Balkon angebaut.

Wie komme ich an Samen?

Bevor ich im nächsten Artikel über den Kabelanbau eingehe erst mal, da ihr ja einen Vorlauf habt, bis die Pflanzen erst mal gekeimt sind – ihr müsste Samen beschaffen, die zum Keimen bringen und dann dauert es noch meist zwei Wochen bis der Keimling erscheint – was ihr für den Anbau braucht. Zuallererst braucht ihr Samen. Eine Suchanfrage bei Google „Samen Cannabis“ dürfte genügend Firmen liefern, die Samen vertreiben. Für den Anfänger mal einige Tipps: Hochertragssorten sind ziemlich teuer und sie bringen nur den hohen – dort beworbenen – Ertrag unter optimalen Bedingungen, das gilt auch für den THC Gehalt. Ich achte mehr darauf, dass die Sorten zu meiner Anbauart passen. Das wichtigste ist das eine Sorte für den Anbau im Garten geeignet ist. Je nach Anbieter wird das in Stichworten wie „Indoor“ oder „Outdoor“ oder in Klimaangaben wie „Mediterranes“ oder „Kontinentales“ Klima verklausuliert. Man sollte hier eine Sorte für Outdoor oder „Kontinentales“ Klima wählen.

Die maximale Wuchshöhe kann wichtig sein, wenn man wenig Platz hat, ansonsten nimmt man wuchsfreudige Pflanzen, dann hat man mehr Ertrag. Alleine dadurch, dass der Kübel die Wurzelmenge begrenzt, werden die Pflanzen nicht ihre Maximalhöhe erreichen.

Will man nur Cannabis gewinnen, kauft man feminisierte Samen. Aus diesen werden nur Weibchen wachsen. Alternativ kann man auch Stecklinge kaufen, die sind dann garantiert weiblich. Das habe ich wegen des Risikos das sie auf dem Postweg leiden bisher nicht probiert. Sie sparen aber einige Wochen ein. Will man im nächsten Jahr nicht wieder Geld für neue Samen ausgeben, so kauft man normale oder „Reguläre“ Samen, dann muss man damit rechnen, dass es auch Männchen gibt die man später wider entsorgen muss. Experten erkennen sie frühzeitig, ich habe immer bis zur Blüte gewartet. Wie die Verteilung von Männchen und Weibchen ist habe ich obwohl das ja durch die Züchtungen inzwischen bekannt sein sollte, leider nicht ermitteln können. Eine einzige Quelle spricht von 40 Prozent. Bei den selbst gezogenen Pflanzen liegt die Quote so bei 30 bis 50 Prozent, aber die Stichprobe auf der das basiert, ist klein.

Im nächsten Artikel geht es dann darum wie man Hanf in Kübeln selbst kultiviert und vermehrt.

One thought on “Ein Plädoyer für den Cannabisanbau auf dem Balkon

  1. Dein Blogpost über den Cannabisanbau auf dem Balkon ist wie eine unerwartete und faszinierende Debatte über die Legalisierung und Nutzung von Pflanzen in unserer urbanen Umgebung! Deine Gedanken regen zum Nachdenken über die vielfältigen Aspekte dieses kontroversen Themas an und bieten eine erfrischend offene Perspektive. Es ist interessant zu sehen, wie du die Vor- und Nachteile des Cannabisanbaus auf dem Balkon beleuchtest und dabei ethische, rechtliche und praktische Überlegungen berücksichtigst. Dein Beitrag eröffnet einen Dialog über ein Thema, das oft tabuisiert oder vernachlässigt wird, und ermutigt zu einem offenen und reflektierten Umgang mit diesem Thema. Danke für dieses mutige Plädoyer und die Anregung, über neue Wege nachzudenken, wie wir unsere städtischen Lebensräume sinnvoll nutzen können.

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