Nachlese dritter Teststart des Starships (ITF-3)

Loading

Wie üblich bei SpaceX wurde der Start von jubelnden SpaceX-Angestellten begleitet. Diesmal durch eine Wand getrennt etwas leiser. Ich finde das sehr störend, zumal diese im Dauerjubelzustand sind, das beginnt schon 30 Sekunden vor dem Start, sie hinken aber wie man bei den letzten Sekunden des Countdowns sieht, einige Sekunden zurück. Erinnert mich an die Falcon 1, damals wurden nach dem ersten Start alle Videos zeitverzögert übertragen umd rechtzeitig abzuschalten, hat man beim dritten Flug dann auch gemacht.

Schon äußerlich sieht man, dass sich einiges zwischen den beiden Starts getan hat. Das Starship hat nun Hitzeschutzkacheln bekommen und ist ganz schwarz, an der Superheavy sind schon nach dem Start die Grid-Fins zum kontrollierten Eintritt angebracht. Ich habe das Video durchsehen und stütze mich auf die eingeblendeten Daten. Nach wie vor gibt es bei SpaceX keine Grafik die wie bei anderen Launch Service Providers die Soll- und reale Bahn zeigt, sodass man sehen kann, ob es auf Kurs ist.

Sie Superheavy arbeitete is zum Brennschluss wie vorgesehen. Hier die Daten des Brennschlusspunktes im Vergleich zum letzten Start:

Parameter ITF 2 ITF3
Zeitpunkt: 139 s 142 s
Geschwindigkeit: 5.662 km/h 5.731 km/h
Höhe 67 km 67 km

Die Höhe ist identisch, die Geschwindigkeit etwas höher, aber nicht signifikant, das kann alleine an der Bahn bzw., der Reaktionszeit beim Stoppen des Videos liegen. Der Brennschluss hat sich aber um 3 Sekunden verlagert und das ist auch nach Flugplan so. In 3 Sekunden hätte die Superheavy eigentlich deutlich schneller werden müssen. Bei 159 s, also dem Zeitpunkt des Brennschluss des letzten Teststarts war sie noch 5.528 km/h schnell und in 64 km Höhe.

Dafür gibt es zwei mögliche Erklärung: Die Brennschlussmasse ist höher, sodass zu Erreichen derselben Geschwindigkeit und Höhe die Triebwerke länger brennen müssen. Alternativ hat man die Triebwerke im Schub gedrosselt, 2 Prozent würden schon reichen den Effekt zu erklären.

Diesmal klappte das Abbremsen der Superheavy. Dabei werden die 12 Triebwerke erneut gezündet und sie dreht sich gegen die Flugrichtung. 3 Minuten 48 Sekunden nach dem Start war dies in 103 km Höhe beendet bei einer Minimalgeschwindigkeit von 934 km/h. Die SuperHeavy wurde also deutlich stärker als eine Falcon 9 Erststufe abgebremst. Das liegt daran, dass sie zum Startplatz zurückkehrt, anstatt auf einem Dronenschiff zu landen. Sie stieg dann bis auf 106 km und verlangsamte sich bis auf 306 km/h.

Beim Wiedereintritt in die dichtere Atmosphäre geriet die Superheavy in eine Rollbewegung. Diese ist mit Sicherheit nicht erwünscht, weil man so nicht landen kann. 6 Minuten 57 Sekunden nach dem Start zündeten die Triebwerke bei 1.209 km/h in 1 km Höhe erneut. Das war viel zu spät. Drei Triebwerke zündeten, wenige Sekunden später waren 0 km Höhe erreicht und die Stufe schlug mit 1100 km/h auf. Bei einer Falcon 9 dauert das Abbremsen über 20 Sekunden und findet bei niedriger Geschwindigkeit von rund 800 km/h statt. Später wurde verlautbart, dass die Superheavy in 462 m Höhe explodierte.

Das Starship zündete um 2:48 seine Triebwerke in 71 km Höhe bei 5.710 km/h. Das war deutlich später als beim letzten Mal, wo das Herunterfahren der Superheavy bis auf drei Triebwerke erfolgte. Die ganze Stufentrennung dauere denn auch mehrere Sekunden, was eigentlich kein normales Hot-staging ist, wahrscheinlich wollte man Vibrationen abklingen lassen.

Meco des Starships erfolgte nach 8 Minuten 21 Sekunden, es zog sich aber sehr lange bis 8:36 hin, weil zuerst nur die drei Vakuumtriebwerke abgeschaltet wurden. Danach war das Starship 26.530 km/h schnell und in 150 km Höhe. Diese Geschwindigkeit entspricht 7.369 m/s. Selbst wenn man die Erdrotation vom Startplatz (26 Grad Nord) addiert kommt man nicht auf die benötigte Ohrbitgeschwindigkeit von 7814 m/s in dieser Höhe. Bei den Falcon 9 Raketenstarts sind die Geschwindigkeitsangaben aber mit Erdrotation, sodass über 400 m/s fehlen. So wurde kein Orbit erreicht. Bei ITF 2 war das Starship vor der Explosion bei 8:04 noch 24.104 km/h schnell und in 148 km Höhe, zu dem Zeitpunkt waren es diesmal 23.601 km/h und 146 km Höhe. Diese Differenz spricht dafür, dass das Starship diesmal schwerer war als bei ITF 2. MECO war nach den Planungen daher auch 2 Sekunden später als beim letzten Start. Offensichtlich hat man erkannt das es keine gute Idee ist Treibstoff während der Antriebsphase abzulassen.

Dann drehte sich das Starship und der Blick auf das Heck zeigt, dass dort etwas ausgast. Das ist nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Ich dachte daher zuerst an RCS-Triebwerke, aber zum einen ändert sich die räumliche Lage nicht, und zum anderen machen RCS-Triebwerke im Bereich der Haupttriebwerke wenig Sinn, die bringt man eher oben an. Eine Möglichkeit könnte sein, dass man nun begann Treibstoff abzulassen, das hat man ja während des letzten Starts im Flug getan. Allerdings sieht man keine Veränderung in den Balken, wobei diese sowieso nur noch wenige Pixel breit sind, also der Fehler groß ist. Bei ITF-2 war aber eine deutliche Abnahme beim LOX zu sehen und diesmal nicht. Später ist im Video ein deutliches Rollen des Starships zu erkennen. Gas tritt auch noch lange nachdem der Orbit erreicht wurde aus. So gehe ich von einem unerwünschten Ausgasen aus. Das ist meiner Ansicht nach auch ein Grund warum das Wiederzünden des Raptor ausblieb, das sollte man nicht machen, wenn die Rakete unkontrolliert rotiert.

Alte SpaceX Hasen fühlen sich an den ersten Start der Falcon 9 erinnert, die auch rollend in einer stark elliptischen, von den Vorgaben abweichenden Bahn landete. SpaceX sprach damals von einem perfekten Start und die Stufe wäre auf einer perfekten Kreisbahn. Als ein Journalist meinte, nach den NORAD Daten wäre das nicht der Fall, meinte Shotwell, „Wir rechnen vom Erdmittelpunkt aus“. Ja, dass war 10 Jahre bevor der Ausdruck „alternative Fakten“ populär wurde.

Das Starship stieg dann auf eine Spitzenhöhe von 234 km und eine Geschwindigkeit von 26.114 km/h, das war also eine ballistische Bahn. Über die Tests (Treibstofftransfer, Nutzlastbucht öffnen und schließen) erfuhr man wenig, stattdessen wurde Fahrstuhlmusik gespielt. Anscheinend scheinen das Öffnen der Nutzlasttür und der Treibstofftransfer stattgefunden haben, so vermelden zumindest US-Raumfahrtportale.

Am Schluss dreht sich dann das Starship – mit Sicherheit nicht geplant, genauso wie das Rollen, denn es gelangt am Ende des Drehens wieder in die Position, die es hatte vor dem Start. Ab etwa 46 Minuten in rund 100 km Höhe beginnt das Starship zu glühen durch die Reibung. Das Rollen ist immer noch nicht beendet, das Heck schaut in Flugrichtung, was mit Sicherheit nicht gewollt ist, es sollte der aerodynamisch geformte Teil in Flugrichtung schauen, so ist vorhersehbar, was passiert: es heizt sich noch schneller auf, weil der Widerstand am Heck größer ist. Dort sind keine Hitzeschutzkacheln, sondern die Triebwerke und das Rollen gehts ins Trudeln über, was dann auch die Oberseite ohne Hitzeschutzkacheln exponiert. Etwa um 48:40 in 75 km Höhe reist die Verbindung ab, das Starship ist verglüht. Das sieht eigentlich jeder im Video, die Moderatoren reden aber noch 10 Minuten später über die bevorstehende Landung. Der Blackout den die Moderatoren erwähnen kann nicht der Grund dafür sein, denn der schirmt vornehmlich zum Boden ab, schon die NASA hatte dauernde Funkverbindung zu den Space Shuttles bei der Landung, nachdem sie die TDRS-Datenübertragungssatelliten im Orbit hatten und SpaceX verfügt ja über Starlink, das wurde oft im Video erwähnt. Späterz wurde bekannt das 49 Minuten nach dem Start in 65 km Höhe die Verbindung sowohl zu Starlink wie TDRS ab.

Treibstoffmanagement

Ich habe aus den Balken einige Werte für den Treibstoff jeweils zu bestimmten Balken über die Microsoft Powertoys ermittelt:

Ereignis ITG 3 LOX ITF 3 CH4 ITF 2 LOX ITF 2 CH4
MECO Superheavy 8,1 % 8,6 % 11 % 11 %
Ende erster Landungsburn 1,4 % 2,8 % 7,2 % 5,4 %
Starship MECO 3,3 % 3,8 % 5,3 % 7 %

Bei ITF 2 wurden die beiden letzten Ereignisse nicht erweicht, die Daten sind daher vor der Explosion der entsprechenden Stufen. Die 3,3 Prozent Resttreibstoff (LOX, der Methanüberschuss kann ja nicht genutzt werden, wenn der Sauerstoff verbrannt ist) entspricht übrigens nur rund 40 t, in der Größenordnung wäre die Nutzlast bei diesem Flug gewesen. So ist für mich klar, warum sie erneut ohne Nutzlast und sei es auch nur Ballast geflogen ist, denn da hätte jeder gefragt „40 t? Ich dachte sie hat eine Nutzlast von 150 t) und dabei hat sie nicht mal Orbitalgeschwindigkeit erreicht.

Zeitvergleiche

Hier einige Zeitangaben nach Ankündigung und in der Realität:

Ereignis Plaung Real
Meco Superheavy 2:42 2:42 – 2:44
Hot Staging 2:44 2:48
Superheavy Boostback2 2:55 2:52 – 2:54
Ende Boostback 3:50 3;40 – 3:48
Dauer Boostback 55 s 48 / 54 s
Landungsburn 6:36 6:54
Landung 7:04 7:00
MECO Starship 8:35 8:21 – 8:36

Bei den vielen Triebwerken zünden und schalten nicht alle gleichzeitig ab, daher habe ich immer den Bereich (erstes – letztes Triebwerk) angegebenem.

Beim Landungsburn ist auffällig, dass dieser zu spät erfolgte – beim Planungszeitpunkt 6:36 war die Rakete noch in 13 km Höhe und über 3.500 km/h schnell. Ins Trudeln geriet sie erst etwa 10 Sekunden später in 8 km Höhe, sodass das Trudeln nicht die Ursache für die ausbleibende Zündung sein kann. Meine sinnigste Erklärung ist das die Modellierung des Flugverhaltens der Superheavy fehlerhaft war. Sie hinkte zum einen beim Landungsburn dem Zeitplan deutlich hinterher und das Trudeln war so auch nicht geplant. Der Computer hat wohl die Triebwerke bei instabilem Flug gar nicht erst gestartet. Der geringe Resttreibstoff ist nicht schuld – nach meinen Berechnungen sollte, alleine wenn man den LOX nimmt, die Brennzeit für 93 Sekunden bei drei Triebwerken reichen, wenn man die 20 t Resttreibstoffe berücksichtigt, die nach SpaceX nicht nutzbar sind, sind es immer noch 62 Sekunden, der Landungsburn sollte aber nur 28 Sekunden dauern.

Ausblick

Nach Elon Musk sind weitere sechs Teststarts dieses Jahr geplant, eine Zahl die ich für realistisch halte. Zwischen erstem und zweiten Start lagen sieben Monate, nun nur noch vier. Verkürzt man über drei, zwei auf einen Monat sollte das gehen. Man darf nicht vergessen, dass das Starship unverzichtbar für Starlink ist. Nur mit ihm bekommt man die vielen und schwereren Satelliten in den Orbit, vor allem aber soll es preiswertere Starts geben. Starlink hat inzwischen damit zu kämpfen das die Nutzerzahlen langsamer steigen, die meisten Abonnenten sitzen in den USA und dort ist sinkt die Datenrate dauernd, inzwischen werden im Mittel nur noch 50 Mbit/s erreicht und das bei einem Dienst der auch in den USA im Vergleich zu der Konkurrenz teuer ist.

Mein Urteil

Sie haben Fortschritte gemacht. Die Superheavy hat den Landungsburn überlebt, ich vermute das war der Grund warum das Hot-staging nun auch zu einem Warm-Staging wurde, denn nach der Trennung begannen letztes Mal die Probleme der Superheavy.

Das Starship hat nun einen Orbit erreicht weil man nicht Treibstoff während die Triebwerke brennen abgelassen hat (auf solche Ideen kommt man auch nur bei SpaceX).

Zu den Tests über Treibstofftransfer und Nutzlasttür öffnen sage ich nichts, weil es hier keine Videos gibt und ich erst mal allen Angaben von SpaceX misstraue (bei ITF 2 hieß es auch das FTS hätte das Starship gesprengt und dann war es eben doch ein Feuer, das durch den ausgelassenen Treibstoff entstand).

Aber es gibt noch viel zu tun. Essenziell für die Wirtschaftlichkeit dürfte die Wiederverwendung der SuperHeavy sein. Das deren Landung nicht klappte, ist nachdem SpaceX ja Erfahrungen von über 200 Falcon 9 Landungen hat, schwer verständlich, außer man schließt sich meiner Meinung an, dass alle Leute die damals das Konzept ausgearbeitet und alle Fehler beseitigt haben inzwischen die Firma verlassen haben und nun Neulinge erst mal ihre eigenen Erfahrungen machen müssen.

Das Starship erreichte eine ballistische Bahn, keinen Orbit, aber ich das ist mehr ein akademischer Punkt. Wenn das Tür-Öffnen klappt und das scheint nach dem Video der Fall zu sein, dann haben sie zumindest ein Gefährt das Starlink Satelliten starten kann, gut ein teures Vehikel weil die Wiederverwendung noch nicht klappt, aber das war bei der Falcon 9 ja auch so. Das Rollen kann man durch RCS-Triebwerke relativ einfach in Griff bekommen, das Ausgasen sollte aber nicht erfolgen. Die Daten vom Wiedereintritt sind meiner Ansicht nach unbrauchbar, weil das Starship ja schon bei hoher Geschwindigkeit und großer Höhe explodierte, die Kacheln also gar nicht richtig getestet wurden.

Links:

Rollen des Starships aus einer anderen Perspektive

Vergleich der drei Starts in einem Video

25 thoughts on “Nachlese dritter Teststart des Starships (ITF-3)

  1. Also Scoot Manley hat Video gezeigt von der Türöffnung. Musste viel interpretiert werden. Vor dem Öffnen aber im Nutzraum aber Nebel sichtbar, als sich die Tür öffnet, fliegt vieles raus. Er meinte, dass im Nutzraum vermutlich noch zu viel Restatmosphäre war. Anscheinend war dies auch ein Problem bei den ersten Shuttleflüge.

    Ich habe das ganze mit einem Bürokollegen angeschaut, und schon 3-4 Minuten vor dem Eintritt gemeint, das ganze Dinge wird verbrennen, weil es zu viel rotiert.

    1. Der Türöffnemechanissmuß sah auf jeden fall etwas wacklig aus.

      Mich hat gewundert das der Nutzlastbereich überhaupt so weit druckdicht war. Ist doch im endeffekt nur eine weitere Belastung der Zelle. (Überdruck beim Aufstieg, unterdruck beim Abstieg). Ich gehe mal davon aus das man da vor dem nächsten Flug ein paar Löcher rein Bohrt damit der Innendruck immer weitestgehend dem Außendruck entspricht.

        1. Das muß die Innenausstattung sowiso komplett anders aussehen. Das wirst Du und auch die SpaceX Ingenieure wissen. Ob Elon das weiß ist dann maximal die Frage. Aber bei einem großteils der Missionen die das Starship fliegen wird stört der fehlenden Druckausgleich doch nur.

          1. Klar, aber genauso dämlich wie Löcher in Tanks mit entzündlichem Methan und Brände förderden Sauerstoff zu bohren um Schrauben zu setzen ist es bei einem Vehikel das von mehrere Tausend Grad heißem Plasma beim Wiedereintritt umgeben ist Löcher für einen Druckausgleich vorzusehen. Also einfach mal jemand mit einem Plasmaschneidbrenner zusehen und man versteht was ich meine. Ein Loch führte 2003 zu Verlust der Columbia.

            Was ich dagegen nicht verstehe ist, das ihr es vollkommen normal findet das beim Öffnen der Verkleidung Dinge herumschweben.

          2. Ich rede nicht von den Tanks sondern vom Nutzlastraum. Dazu könnten die Lüftungs/entflüfungslöcher an der Oberseite des Starships (wo die hitze deutlich geringer ist) sein.

            Ich habe nichts (ausser Gase) in der Ladebucht herumschweben gesehen. Habe ich das übersehen?

  2. Hallo Herr Leitenberger, warum haben Sie Screenshot von ZDF und Ard eingefügt. In den Text wurde es nicht erwähnt.

    Grüße,
    Duc Lo Nguyen

    1. Muss nicht alles erwähnen. Ich habe es eingefügt weil zwei unabhängige Sendeanstalten der Meinung sind, der Flug ist gescheitert, und ich denke auf Grundlage dessen das es eine timeline und ein Flugprofil gibt. Da fehlen eben einige Punkte. Nach SpaceX ist es aber ein voller Erfolg und das ist übrigens schon der dritte volle erfolg in Folge – nach Elon Musk.

      1. Wie unabhängig die Nachrichten von ZDF und ARD voneinander sind ist fraglich (das meine ich völlig wertungsfrei), besonders bei so speziellen Themen wie Raumfahrt.
        Da merkt man doch stark, dass die Meldungen einfach irgendwo aufgeschnappt werden und sich nicht eingehender damit beschäftigt wurde, geschweige denn, dass es ein Fachkundiger konsultiert wurde. Sie sind entsprechend sehr oberflächlich und häufig nicht ganz korrekt.

        Besonders diesmal viel mir auf, dass der Start einfach mit „Fehlschlag“ abgekanzelt wurde, was unterm Strich vielleicht korrekt ist, aber nicht die ganze Geschichte wiedergibt. Immerhin hat man es diesmal bis zum Brennschluss geschafft und damit wenigstens einen Schritt hin zu einem einsatzfähigen System gemacht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Redaktion der beiden Sender sich dafür interessiert, dass es nur ein Teststart war, bei dem die Rakete eh nicht intakt bleiben sollte. Und das sage ich als SpaceX-Kritiker, der sich wundern würde, wenn das Ding in diesem Jahrzehnt bemannt auf dem Mond aufsetzt.

  3. Zu dem Zeitverzögerten Jubel bzw. abheben. Ja das versetzte Senden eines Livestreams kann absicht sein. Wesentlich warscheinlicher sind aber hier die verschiedenen laufzeiten der Signalverarbeitungen. Der ganze Digitalkrams ist eben nicht mehr so schön instant wie damals Analge Videoübermittlung. Als es noch die möglichkeit gab haben Fußballfans oft geziehlt Analoges TV geschaut da sie die Tore da bis zu 30 Sekunden früher mitbekommen haben. (Wobei auch bei Analgen Signalen unterschieded waren, vor Jahren hatten wir zwei Anlage Astra Receiver in benachbarten Räume, es war deutlich hörbarer Versatz zwischen den beiden).

    Bei ITF-2 gab es auch schon Hitzeschutzkacheln und Gridfins. (Wobei das mit dem Gridfins schreibst du komisch, könnte auch ein Formulierungsfehler in deinem Text sein)

    Ich würde sagen bei diesem Flug hatte man ziemlich Probleme mit der Steuerung. Beim Booster sah es eigentlich ganz gut aus, bis dann der Bereich begann wo die Gridfins wirklich wirken. Für mich sah das nach einem Übersteuern/Aufschaukeln aus. OB die Triebwerke deswegen zu spät gezündet haben oder wegen etwas anderem keine Ahnung. Beim Starship hatte man schon im All das Problem das es gerollt ist. Beim Eintritt in die Atmospähre wird es dann dann erst besser (Rollen wird beendet). Dafür kann man den Eintrittswinkel nicht halten. Wenn die Winkelgrafik stimmt überschlägt man sich ja sogar.

    Problem ist natürlich auch das nach dem Start und dann vor allem beim Wiedereintritt die ganze Zeit „Sachen“ vom Starship wegfliegen. Sah mir ziemlich nach Teilen von Hitzeschutzkacheln aus. Wobei ich bei denen eigentlich erwarten würde das die nur komplett wegfliegen. Genant wurde auch das das Eis ist, das kann ich aber nicht wirklich glauben (für nach dem Start ja, aber nicht beim Wiedereintritt).

    Ich könnte mir vorstellen das man ab dem nächsten Flug schon einige Starlink Satelliten mitnimmt. Die sind relativ billig falls die Aussetzung nicht klappt und wenn es klappt hat man damit den Start Teilweise finanziert. Da wird es dann aber interessant wie hoch die Nutzlast eben wirklich ist.

    Auf jedem fall war der Start für SpaceX sehr wichtig. Man hat in den letzten Monaten viel Gegenwind bekommen. Unter anderem den Auftrag an Blue Origin für einen zweiten Mondlander.

    1. „Genant wurde auch das das Eis ist, das kann ich aber nicht wirklich glauben“

      In dieser Höhe (Stichwort Umgebungsdruck) und nach dieser Zeit ist da kein Eis mehr auf der Außenseite.

          1. Natürlich kann sich im Weltraum Eis bilden – nur eben nicht durch Reifbildung wie auf der Erde. Helle Bereiche der Hülle? Für mich sieht das so aus, als wäre da die ganze Zeit Eis dran. Trotzdem kann noch genug Eis zwischen den Kacheln und an den Treibstoffleitungen sitzen. Gerade auch nach dem langen Venting.

          2. Auch bei -150°C? Da sagt das Phasendiagramm aber was anderes. Und selbst wenn Sublimation unter diesen Bedingungen (Temperaturen an den Cryo-Komponenten) statt findet, dann nur äußerst langsam.

            Das war ja auch eigentlich gar nicht das Thema dieses Fadens. Es ging darum, was sich am Starship kurz vor dem Wiedereintritt abgelöst hat. Aus meiner Perspektive sieht es aus wie Eisflocken, Isoliermaterial, Kleber und sicher auch einige zerbrochene Kacheln. Wobei es mich wundert, warum diese nicht schon in größerer Anzahl beim Start und der Stufentrennung abgefallen sind. Die Antwort kennt aber wohl wenn überhaupt nur SX.

          3. Wenn man die einheiten auf der Achse auf dem Phasendiagramm lesen kann dann ist die Aussage klar.

            -150 Grad wirst Du im Weltraum in Erdnähe nie haben, da die Erde IR Strahlung aussendet, zudem war das Starship in den Szenen in denen es zu sehen war imm er im Sonnenlicht und da liegt die Temperatur der Oberfläche je nach Reflektionsgrad über 40 Grad, es kommt ja ein Drittel mehr Sonneneinstrahlung an als auf der Erde.

            Zu dem abgelösten Material, ja das kann irgendetwas unter und zwischen den Kacheln sein. Die Kacheln die im Video gezeigt wurden waren ganz schwarz, die des Space Shuttles nur an der Oberseite Schwarz sonst weiß, verwenden sie diesen Typ und haben die fürs Video nur etwas aufgehübscht könnten es auch Kacheln sein. Beim Space shuttle war auch die oberseite mit Kacheln überzogen und die waren ganz weiß.

  4. Bernd hat sich in einem seiner Blogposts mal gewundert das SpaceX nicht schon beim ersten Start versucht hat einen Orbit zu erreichen. Ich spekuliere mal das die FAA nicht riskieren will das Starship unkontrolliert in die Atmosphäre eintritt und deshalb keinen Flugplan genehmigt der eine Erreichung eines Orbits vorsieht.
    Da SpaceX keine funktionierende Lageregelung nachweisen konnte und deshalb keine Deorbit Zündung der Triebwerke simuliert werden konnte gehe ich davon aus das auch ITF-4 ein Sub Orbit Flug werden wird weil die FAA erst Erreichung eines Orbits genehmigt wenn SpaceX genug Kontrolle über Starship nachweist und das Risiko eines unkontrollierten Wiedereintritts minimal ist.

    1. Das hab ich mich auch gefragt.
      Auf der anderen Seite kann das ja kein Raumschiff, dass beim ersten Mal starten gleich in den Orbit geht. Und das kommt ja häufig vor.
      Das einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass man zumindest viele Simulationen und anderweitiger Zertifizierungen vorlegen muss um die FAA zu überzeugen, dass sie es können. Aber das hat sich SpaceX gespart.
      Oder sie wollten wirklich noch nicht in den Orbit.

    2. Du denkst zu kompliziert,

      Was will SpaceX erreichen, wenn der Flug gelingen sollte?

      Sie wollen den Aufstieg in den Orbit simulieren und den Wiedereintritt. Das das Starship weich landet, steht diesmal noch nicht auf dem Programm, genauso wie das von der superheavy noch nicht gefordert ist.

      Was ist die einfachste Lösung das zu erreichen? Eine suborbitale Bahn, da fehlen weniger als 100 m/s zum Obit, ohne Deorbitieren tritt man wieder in die Erdatmosphäre ein. Wichtig wenn zum Beispiel wie jetzt ein RCS nicht funktioniert.

      Die FAA ist nur insoweit zuständig dass Menschen nicht zu Schade kommen, dabei ist völlig egal ob es ein kontrollierter Eintritt nach einem Deorbit ist oder wie hier sich aus der Bahn ergibt. Zudem ist das im indischen Ozean, wo die FAA (das erste A steht für American) kaum zuständig ist. Sie hat auch nur einen satz darüber geschrieben:

      The FONSI concluded that pivoting to a splashdown in the Indian Ocean as opposed to off the coast of Hawaii in the Pacific Ocean (as was the aim for the first two Starship launches) “would not significantly impact the quality of the human environment within the meaning of NEPA (National Environmental Policy Act of 1969).”

      1. Die FAA setzt sich für Mindeststandards für die Raumfahrt weltweit ein und hat die Chinesen dafür kritisiert das diese große Raketenstufen unkontrolliert abstürzen lassen. Es wäre daher ein Unding das ein von amerikanischen Boden startende Rakete und ein von ihr lizensierter Start außerhalb des Zielgebietes eine Stufe fallen lässt.

        1. Das ist ja alleine durch die Bahn schon gewährleistet. Der Plan stammt von SpaceX und nicht der FAA, die kann nur ablehnen oder befürworten. Sie hat damit gar nichts mit der Planung zu tun, anders als Du im ersten Post vermutest.

          1. Es ist bekannt das SpaceX und FAA eng bei den Unfall Untersuchungen für Starship zusammenarbeiten. Der Unfallbericht von SpaceX und die erneute Starterlaubnis der FAA sind nur Formalitäten. Es ist nicht im Interesse von SpaceX einen Flugplan vorzulegen den die Aufsichtsbehörde nicht genehmigt. Es ist nicht im Interesse der FAA als Bremse und Bürokratiemonster zu erscheinen. Andererseits kann jede Entscheidung der FAA vor Gericht angefochten werden. Also haben die beiden Seiten eng bei der Lizenzierung von Starship zusammen gearbeitet damit diese den Regularien entspricht und die Genehmigung überprüfbar erfolgen kann. Deine Aussage das die FAA nichts mit der Planung zu tun hatte ist meiner Meinung nach falsch.

            Diese ganze Sub Orbit Flug Vorgehensweise ist relativ zahm für SpaceX.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.