Was machen Sie, damit ihr Hanf so groß wird?
Das wurde ich nun schon mehrmals gefragt, nachdem man seit der Legalisierung dieses Jahr die Pflanzen nicht mehr verstecken muss und sich Konsumenten bzw. Selbstanbauer auch nicht bei dieser Frage fürchten mussten.
Tja, wenn ich das so genau wüsste, aber man könnte es vielleicht auf einen Nenner bringen: ich behandele den Hanf wie jede andere Pflanze auch. Wenn das nun eine Tomatenstaude oder ein Heidelbeerstrauch wäre, dann würde man sicher keine Wissenschaft aus dem Anbau machen, spezielle „Tipps“ aus dem Internet umsetzen und Spezialequipment wie pH-Wert Messgerät, Spezialdünger etc. anschaffen.
Ich kann es aber ehrlich gesagt nicht so genau beantworten, weil ich seit ich Hanf anbaue – seit 2013 – die Pflanzen schon immer so groß wurden. Also für mich ist eine Höhe von 2 m bis 2,50 m normal. Das haben die Büsche (siehe Foto) jetzt schon erreicht und meiner Erfahrung nach werden sie noch etwas höher, wenn erst die Blüte anfängt, ich denke, dieses Jahr gibt es einen neuen Höhenrekord.
Ich mache auch nichts Besonderes. Die Samen keime ich im Wasserglas aus, das hat bei mir bewährt, gegenüber der Taschentuchmethode, weil da die Gefahr, dass das Taschentuch austrocknet wegfällt. Danach kommen sie in einen kleinen Blumentopf, sind sie ausreichend groß, in einen mittleren Topf von etwa 2-3 l Größe und dann – manchmal auch nach einer weiteren Zwischenstufe – in den endgültigen Kübel. Das ist dann meist im Juli der Fall. Die Erde ist normale Blumenerde von Aldi, ich kaufe immer die günstigste, dieses Jahr den 20 Liter Sack für 1,99 und 1,49 Euro. Gedüngt wird mit Volldünger (Blaukorn), auch hier der 5 kg Sack von Aldi (5,99 Euro). Bei großen Töpfen kann man ihn auf die Erde geben und dann von oben gießen, bei kleinen streue ich ihn in den Untersetzer, da löst er sich auch schneller auf. Und ich gieße viel. So große Pflanzen wie diese auf dem ersten Foto brauche bei der Hitze 10 Liter Wasser pro Pflanze und Tag. Das Wasser kann ruhig im Untersetzer stehen, das ist weitaus besser als wenn die Pflanzen zu wenig Wasser haben.
Ich denke, für die Größe ist neben der Freilandkultur – die Sonne liefert eben im Sommer eine Lichtleistung von 1000 Watt/m², das schafft man mit künstlichem Licht kaum – das ich recht große Töpfe habe. Die letzten Jahre fassten die meisten Töpfe maximal 35 Liter, aber die meisten nur 25 Liter. Dieses Jahr habe ich erstmals 45 Liter Kübel im Einsatz, und wie man sieht werden die Pflanzen dann auch nochmals etwas größer. Ich denke aber das ist zu viel des Guten. Denn ich kann sie wegen des Gewichtes kaum bewegen und sie sind nun auch zu groß um sie im Spätherbst (die Blüte geht bis in den November hinein) ins Zimmer zu bringen, damit sie nicht bei einem Nachtfrost erfrieren und wenn ich das probiere, würden wohl viele Zweige abknicken. Nächstes Jahr werde ich mit 35 Liter Kübeln arbeiten, vier günstige Kübel habe ich mir schon angeschafft.
Die Kübelgröße ist jedenfalls meiner Ansicht nach der wichtigste Faktor für das Größenwachstum. Bei jeder Pflanze gibt es ein Verhältnis zwischen Wurzelmasse und oberirdischer Masse. Das ist je nach Art verschieden, so haben Hortensien riesige Wurzelballen und werden nicht mal so hoch, bei Rosen ist dagegen der Wurzelstock relativ klein. Ich orientiere mich an zwei Dingen. Zum einen einer Faustregel: Ist die Pflanze (ab Topoberkante) etwa dreimal so hoch wie der Topf so kann man umtopfen, ist sie viermal so groß, so sollte man umtopfen. Davor sollte man es vermeiden, weil sie dann den Topf noch nicht durchwurzelt hat und beim Umtopfen leicht der Wurzelballen beschädigt wird. Hat man Töpfe mit großen unten sichtbaren Abflusslöchern, so kann man auch schauen, ob dort weiße Hypen erscheinen. Sind die ersten Hyphen da, kann man umtopfen, sind es viele und wachsen sie aus den Löchern raus, so sollte man umtopfen.
Ein anderer Faktor ist der Zeitpunkt. Also anders als bei „indoor“ Anbau bin ich ja von den Jahreszeiten abhängig. Meiner Erfahrung nach beginnt die Blüte der Weibchen in der zweiten Septemberhälfte. Männchen, die ich ich ab und an für die Samengewinnung ziehe, sind etwas früher dran. Dieser Zeitpunkt ist fix. Früher habe ich Anfang Mai ausgesät, weil ich im April eine Woche weg bin und ich nicht riskieren wollte, das mein Bruder, der dann Katzen und Pflanzen versorgt, sie killt. Dieses Jahr betreut eine Nachbarin die Pflanzen und die Katzen und ich konnte schon Anfang März aussäen. Sie sind dann bis man sie im mai auf den Balkon stellen kann (vorher ist es nachts zu kalt) noch kleine Pflänzchen, aber man hat eben zwei Monate Startvorteil in denen sie weiter wachsen können. Vorher aussähen, bringt nichts, ich habe mal experimentell das probiert und ab Mitte Dezember im zwei Wochenabstand gesät, aber dann kam es dazu, dass die Pflanzen zum einen nicht größer wurden und die ganz früh gesäten dann schon im Juli blühten, als sie gerade mal einen Mter groß waren.
Ich nehme an, ich habe keinen enorm hohen THC-Gehalt, ohne Analytik kann ich das nicht bestimmen, aber ich kann die Ernte abwiegen und die betrug bis zu 200 g pro Pflanze. Diese Rekordpflanze ist die auf dem unteren Foto.
Autoflower-Hybriden
Ich konnte nun auch eine „Autoflower“ Hybriden meines Nachbars betreuen, der leider keinen Balkon oder Garten hat. In diese wurde Cannbis ruderalis eingekreuzt, eine Cannabis-Art für kühles Klima. Diese bilden deutlich weniger Wurzeln aus, sodass ich bei zwei Pflanzen, die eigentlich groß genug fürs Umtopfen waren, mir fast der Wurzelballen zerfiel.
Mein Rat bei diesen Hybriden – nach dem Keimen in einem kleinen Topf, gleich in den endgültigen Topf umtopfen, auch wenn der zu dem Zeitpunkt zu groß erscheint. Dabei darauf achten, das unten durch die Löcher Wurzelspitzen kommen, sonst ist der Topf noch nicht richtig durchwurzelt. Je nach Größe der Pflanze reichen hier Töpfe in der Größe von 7 bis 11 l. Diese Gefäße gibt übrigens umsonst bei Aldi: die Gefäße, in denen es von Donnerstag bis Samstag Blumen gibt, haben genau eine Größe von 7 bzw. 8 Litern und werden bei meiner Filiale zum Mitnehmen hinter die Kasse aufgestellt. Nicht Vergessen dann einige Löcher hineinzuschneiden!
pH-Wert
Noch etwas zu den Spezialtipps aus dem Internet: Man kann aus dem Pflanzenanbau eine Wissenschaft machen. Es ist auch eine Wissenschaft. In Universitäten wird geforscht wie man Erträge erhöhen kann, die Pflanzengesundheit verbessern kann etc. Und wenn man man indoor anbaut, vielleicht sogar ohne Erde – das gibt es ja nicht nur bei Hanf, sondern auch vielen Anderen Pflanzen wie Tomaten – kann man auch alles optimieren. Das Abwasser analysieren und feststellen welche Nährstoffe aufgenommen werden, den pH-Wert überwachen etc. Aber die meisten dieser Tipps wurden eben nicht durch Forschung, Experimente, gewonnen, sondern einer hat etwas probiert und zufällig einen hohen Ertrag gehabt und postet das und jeder macht das nach. Da habe ich von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe schon einiges gehört. Einer hat Flüssigdünger für 50 Euro gekauft, der weniger der Düngeelemente enthält als mein Sack Blaukorn für ein Zehntel der Summe. Der andere setzte, der Erde Eierschalen zu, weil das so irgendwo im Internet stand. Ich vermute das Calciumcarbonat der Schale soll den pH-wert der erde erhöhen, klappt aber nur wenn sich die Schalen vollständig auflösen und da ich meine Eierschalen in den Kompost gebe und den alle paar Jahre ernte weiß ich: das dauert Jahre. Daneben hebt das den pH-Wert des Bodens an, ist also nur zu empfehlen wenn dieser zu niedrig ist.
Ich nehme mal ein Beispiel, das ich mittlerweile mit Daten unterfüttern kann, weil ich ein Meßgerät habe (nicht gekauft, aber als Vine-Test bestellt). Der pH-Wert. Hanf liebt einen pH-Wert von 6,5 bis 7,5 also im wesentlichen neutral. Das Wasser aus meiner Leitung hat den pH-Wert von 8,1 sollte also nicht geeignet sein. Aber ich habe jahrelang damit gegossen, und zwar wirklich viel. Wie kommt es zu diesem Widerspruch? Nun der pH-Wert des Gießwassers ist wichtig, wenn man ohne Erde züchtet, also bei einer Variante des Indoorsanbaus. Aber wenn man Blumenerde einsetzt, ist er ohne Bedeutung. Auf jeder Packung Blumenerde steht der pH-Wert drauf, bei meiner Erde beträgt er 6,1. Der Unterschied zu pH-Wert 8,1 beträgt also 2,0 und das entspricht, weil die Skala für den PH-Wert logaritmisch ist, einem Unterschied um den Faktor 100. Sprich: Die Blumenerde enthält pro Gewichtseinheit bei der Ermittlung des pH-Werts 100-mal so viele Säureionen. Wird die Pflanze lebenslang mit Wasser mit pH-Wert 8,1 gegossen, so wird niemals der optimale pH-Wert Bereich ins Alkalische übergehen.
Mehr noch, Blumenerde enthält zahlreiche organische Substanzen, die als Puffer wirken, also Alkalien abpuffern und den pH-Wert konstant halten. Viele organische Säuren sind auch wasserlöslich und senken erst den pH-Wert ab, wenn man Wasser zuführt. Sie haben eine Dissoziationskonstante. Als ich in etwa 60 l des Wassers mit einem pH-Wert von 8,1 meine kleineren Blumenkübel einigte und dann etwas Blumenerde (vielleicht 50 g) ins Wasser gelangten, sank der pH-Wert auf 5,9 ab, also noch weniger als die der Erde bei der feuchten Bestimmung. Der Grund ist das nun bei sehr viel Wasser die Säuren weiter dissoziieren können.
Wer trotzdem etwas machen möchte: Ich habe etwas experimentiert und zwar für meine Heidelbeeren, die wirklich sauren pH mögen: 1 Schnapsglas reiner Essig (20 ml) auf 70 l Wasser senkt den pH-Wert von 8,1 auf 7,4, ein zweites von 7,4 auf 7,1. Damit liegt man in beiden Fällen in dem Bereich, den der Hanf mag. Das es nicht linear ist liegt an der logarithmischen Skala in beiden Fällen werden etwa 3,8×10-8 Mole H+ Ionen zugefügt.
Zur Bestimmung reicht Indikatorpapier. Wer es genauer haben will – Indikatorpapier reicht aus, wenn man sich auf den pH-Wertbereich beschränkt, den man braucht also pH 6 bis 8. Universalindikatorpapier von pH 1 bis 14 ist zu grob auflösend. Nur wenig teurer ist ein pH-Wert Messgerät das es z.B. für Pools gibt. In beiden Fällen: es dauert etwas bis sich der pH-Wert in diesem Bereich stabilisiert hat, weil die Leitfähigkeit gemessen wird und die ist bei wenigen Ionen im Wasser eben gering. Es kann durchaus eine Minute dauern bis die Färbung konstant bzw. der Messwert sich nicht mehr ändert. Diese Zeit muss man abwarten.
Als Säuren zum Absenken des pH-Werts eignen sich auch Limonaden, Colagetränke (fast genauso sauer wie Essig also in etwa um pH 3,50) und der Tipp aus dem Internet stimmt wirklich: Kaffee. Schwarzer Kaffee habe ich mit pH 5,30 bestimmt, wobei ich eher schwachen Kaffee trinke, der Kaffeesatz hat einen pH-Wert von 6,1. Dass der Kaffee saurer als der Kaffeesatz ist, liegt an den wasserlöslichen organischen Säuren wie der Chlorogensäure, die dann nur im Filtrat sind. Kaffeesatz enthält aber weitere Spurenelemente und düngt auch und er verbessert die Erde. Man kann ihn also unter die Pflanzerde mischen oder so mache ich das, obendrauf geben, wenn die Erde etwas zusammengesackt ist. Der einzige Nachteil, das Gießwasser im Untersetzer wird dann braun. Kaffeesatz ist übrigens ein universelles Mittel für fast alle Pflanzen zur Verbesserung der Bodeneigenschaften. Man braucht nur ziemlich lange bis man genügend zusammen hat. Ich habe einen kleinen 5 Liter Eimer dafür. Zuerst schüttele ich den Filter in dem Eimer aus und dann kommt der Papierfilter zum Biomüll.
Soviel zu meiner einfachen, aber funktionierenden, Anbaumethode für Hanf.
Ich kenne das mit den Eierschalen noch von meiner Urgroßmutter, auch sie hatte sie zur Düngung verwendet. Allerdings würden die Schalen in einem Mörser zu feinem Pulver zerstampft bzw. zerrieben. Das war ein ziemlich großes und schweres Teil aus Gusseisen, der Stößel ebenso.
Na ja irgendwie düngt alles was organisch ist. Aber Eierschalen bestehen aus Calciumcarbonat und Eiweiß. Das Eiweiß liefert etas Stickstoff, aber wenig verglichen mit anorganischen Düngern und Calcium gehört gar nicht zu den Elementen die Pflanzen in größerer Menge brauchen.
Das Hauptproblem ist aber das sie viel zu lange zum Zersetzen brauchen als die Vegetationszeit von hanf beträgt. Sie sind ein Langzeitdünger, der sich für den Garten eignet, aber nicht für einen Kübel der nach einigen Monaten abgeerntet wird und die Blumenerde dann im Biomüll landet.