Cannabis – die Ernte und Ausblick auf 2025

Loading

Ich habe den Erntezeitpunkt für einen Blog verpasst, aber vielleicht kann der eine oder andere noch mit dem Blog etwas anfangen, die Ausführungen gelten ja auch für den Indoor-Anbau der ganzjährig erfolgen kann. Zumindest findet ihr die Tipps fürs nächste Jahr.

Irgendwann steht die Ernte an, wann man ernten soll, das ist Gegenstand von Diskussionen. Ich ernte nie, bevor mindestens die Hälfte der Trichome, das sind die weißen Fäden in den Blüten, braun sind. Man kann auch warten bis alle braun sind. Das THC verdirbt nicht. Wer wie ich im Freien anpflanzt, also Sorten die lichtabhängig blühen, hat noch ein zweites Kennzeichen für den Erntezeitpunkt: die äußeren Blätter färben sich gelb und später rötlich. Wenn man sehr viele Pflanzen hat oder welche mit vielen Trieben, die man gar nicht auf einmal abernten kann – keine Sorge Hanf verträgt auch Temperaturen bis Null Grad, die hatten wir noch nicht, er wächst bei niedrigen Temperaturen wie in diesem November natürlich nicht mehr und bildet auch kein neues THC.

Daher mein Tipp: dafür sorgen, dass die Pflanzen mobil sind, ich komme noch darauf zurück. Wenn man eine Pflanze stufenweise abernten muss, fängt man da an wo die Trichome schon weitestgehend braun sind, das heißt von Oben nach Unten und von Außen nach Innen. Ob man die nach Unten und Innen immer kleiner werdenden Blüten alle aberntet, ist dann Geschmackssache. Ich habe dieses Jahr weil es so große Pflanzen waren ab einer bestimmten Blütengröße nicht mehr geerntet. Profis würden das und die abgeschnittenen Blätter noch zu Haschisch aufarbeiten.

Die übliche Methode, die empfohlen wird, ist es die großen Blätter, welche die Pflanze schon vor der Blüte hatte heraus zu zupfen und dann mit einer Schere die kleinen Blätter die sich erst mit der Blüte gebildet haben direkt an den Blüten abzuschneiden. Die Blüten sollte man natürlich nicht mit abschneiden und bei ganz potenten Sorten sind auch die Blätter mit Harz (weißer Belag) belegt, dann schneidet man die natürlich nicht ab.

Die Scherenmethode habe ich auch die ersten Jahre so gemacht. Das Problem: wenn man mit einer kleinen Bastelschere so ein paar Stunden schneidet, tut einem die Hand weh und im schlimmsten Fall hat man eine Sehnenscheidenentzündung. Ich zupfe seitdem mit Daumen und Zeigefinger die Blättchen ab. Das dauert länger und hat auch das Risiko, das man beim Zupfen die Blüte auseinander reißt und verliert, aber es ist besser für die Hände. Ich zerkleinere dann auch die Blüte und schneide die Stiele der großen Blätter, die noch da sind und den Stengel knapp ab, sodass man so was wie auf der Abbildung herausbekommt. (Links 1 Tag alt, rechts einige Tage lang getrocknet).

Ich trocknete in Kartons auf dem Heizkörper, mindestens eine Woche. Wenn man eine auf 1 Gramm genaue Kuchenwaage hat, kann man den Fortschritt kontrollieren und sehen ob die Ernte noch an Gewicht verliert. Meine Erfahrung ist es eher länger zu trocknen – nach einer Woche fülle ich um in offene Behälter, die bei Raumtemperatur weiter trockenen, weil selbst schon trockene Pflanzen noch weiter an Gewicht verlieren und je weniger Feuchtigkeit, sie haben um so potenter sind sie und um so unempfindlicher.

Man kann dann noch die Stängel aus den trockenen Pflanzen herausknipsen. Raucht man so ist dem anzuraten, wenn man wie ich als Nichtraucher Plätzchen backt, dann ist es egal.

Ein Problem des Cannabiskonsumgesetzes ist, das eine große Pflanze leicht mehr als die 50 g Cannabis liefert, welche man im Haus aufbewahren darf. Meine Lösung war es, dass ich bei den Nicht-Konsumenten in meiner Verwandtschaft herumgefragt habe, ob sie nicht bei sich 50 g Cannabis, die erlaubte Menge – aufbewahren können. So wanderte ein Großteil meiner Ernte zu der Verwandtschaft, ich hoffe mal, sie kommt auch wieder zurück. Denn 50 g entsprechen immer noch einem Schwarzmarktwert von 400 bis 500 Euro. Aber es ist in meinen Augen der einzige legale Weg, zumal es die „Anbauvereinigungen“ zumindest in Baden-Württemberg noch nicht gibt. Ich bewahre das Grass in alten Eiscremedosen auf, die dunkel sind – der Hauptfeind des THC ist nicht der Luftsauerstoff sondern die UV-Strahlung. Dort hält es sich meiner Erfahrung nach über Jahre. Das ich erst mal dafür sorgen musste, das ich nicht mehr als 50 g im Haus habe, war auch der Grund für den für die Ernte zu spät erscheinenden Blog.

Checkliste für 2025

Nun aber ein Ausblick aufs nächste Jahr, ich vermute mal, das Gesetz kam dieses Jahr für viele zu spät um mit dem Anbau zu starten oder sie wartenden auf Anbauvereinigungen, die es noch immer in nur kleiner Zahl gibt. Die Grundlagen des Outdoor-Anbaus für bisher reine Konsumenten habe ich schon mal erläutert. Hier die grundlegenden Vorteile:

  • Die Kosten für das Cannabis sinken drastisch. Rechnet man noch Töpfe, Untersetzer etc. mit, die man einmal kauft und dann viele Jahre lang benutzt, so sind es etwa 1 €/g, im nächsten Jahr sinkt das auf unter 50 ct/g. Das teuerste sind dann die Samen selbst.
  • Der Ertrag pro Pflanze ist viel höher als beim Indooranbau – die Pflanzen werden größer und vor allem die Sonne ist umsonst: Sie liefert im Jahr in Deutschland 1.171 kWh Energie pro Quadratmeter, davon rund ¾ im Sommer also etwa 800 kWh. Will man dies durch Leuchten ersetzen (die ein weiterer Kostenfaktor sind) hätte man Stromkosten von mindestens 250 Euro pro Quadratmeter.

Es gibt aber auch zwei Nachteile:

  • Es gibt nur eine Ernte pro Jahr: Anbausaison eben von Frühjahr bis Herbst. Erntezeit Oktober und November.
  • Man ist witterungsabhängig

Ich konnte dieses Jahr weitere Erfahrungen sammeln, weil ich – da man die Pflanzen ja nicht mehr verstecken muss – sie in besonders großen Kübeln (45 Liter) pflanzte und in den Garten stellte. Mein Resümee ist zwiegespalten. Also das Gute: Es gibt nicht mehr Bedrohungen durch Ungeziefer. Bisher hatte ich nur Befälle durch Spinnmilben, dadurch, dass sie nun nicht mehr auf einem Balkon im ersten Stock, sondern direkt auf dem Gartenboden stehen, rechnete ich mit mehr, doch dem war nicht so. Schnecken fand ich einige, aber nicht viele und sie scheinen den Hanf nur als Unterschlupf zu nutzen.

Klar ist das die Pflanzen nun noch größer werden – die größte erreichte fast 3 m. Damit sind sie kaum noch transportabel und man kann sie auch nicht bei schlechtem Wetter schnell ins Zimmer holen. Entsprechend brachen bei einem Herbststurm im September auch einige Äste ab, die ich dann „notgeerntet“ habe. Nur angebrochene Äste habe ich mit Schnüren an einen Pflock gebunden und erst jetzt geerntet. Das klappte. Dummerweise war ich gerade zu dem Zeitpunkt im Urlaub, sonst hätte ich den Hanf noch an die Wand stellen können, sodass sie noch etwas Schutz haben. Trotz dieses Verlustes war die Ernte aber größer als bei den Pflanzen die ich bisher in kleineren Kübeln gezogen habe. Der größte Feind sind Windböhen, die es auch im Sommer bei einem Gewitter gibt.

Kleinere Kübel im Bereich 25 bis 35 Litern haben den Vorteil, das die Pflanzen so maximal 2 m hoch werden. Das war die Methode der Wahl bisher. Der Vorteil: man kann die Pflanzen bei Starkwind und Gewitter ins Zimmer holen, ich habe das auch im Herbst getan, dann blühten sie im Zimmer bei wärmeren Temperaturen etwas länger. Dafür braucht man dann allerdings Platz und eine Front mit viel Licht. Bei mir sind das zwei Balkontüren aus Glas.

Eine weitere Neuerung, nachdem ich beim letzten Mal systematisch den Aussaatzeitpunkt variiert habe, war die frühe Aussaat schon im Februar (nachdem das Gesetz angekündigt wurde). Es hat sich gelohnt. Die Blüte setzte schon einen Monat vorher, Mitte August anstatt Mitte September, ein und anstatt Ende November war ich mit der letzten Pflanze Anfang November fertig. Die Pflanzen bleiben dann eben bis Mai auf der Fensterbank, was kein Problem ist, denn dann sind sie sowieso noch klein.

Neu war auch, das ich mich an Ablegern versucht habe, um um den Samenkauf herumzukommen – selbst preiswerte Sorten kosten leicht 10 Euro pro Samen. Während des Sommers wuchsen die kaum, jetzt im Herbst im Zimmer bei Zimmertemperaturen geht es. Inzwischen habe ich auch Ableger von den Ablegern gemacht – das geht nur bevor sie blühen. Man nimmt einfach einen der unteren Triebe die sowieso wenig Marihuana liefern, schneidet einen etwa 10 bis 15 cm langen Trieb ab, entfernt die meisten größeren Blätter und setzt ihn in einen Blumentopf mit Erde. Fertig. Regelmäßig gießen und zuschauen. Der Hauptfehler ist es zu wenig Blätter zu entfernen, wenn diese schlaff, sind sollte man noch eines entfernen. Eine nennenswerte Ernte bekomme ich von den Ablegern die derzeit blühen, aber nicht, sie werden auch viel kleiner, maximal 1 m hoch. Es fehlt eben einfach die Sonne.

Tipps für 2025

Einige Punkte für mich als Erinnerung – für alle anderen als Tipp für 2025

  • Achtet beim Kauf auf die Sorte: 2013/204 habe ich die billigsten Samen gekauft und danach immer selbst Samen gezogen. Dieses Mal habe ich eine bekannte Sorte gewählt: White Widow. Ich hätte mal auf die Klimabedingungen schauen sollen – die war für mediterranes Klima gedacht und hörte überhaupt nicht auf zu blühen. Erst das schlechte Wetter im November beendete das. Wer Outdoor züchtet, sollte auch eine Outdoor-sorte wählen und sie sollte für kontinentales Klima geeignet sein. Autoflowering Sorten kann man Outdoor züchten, aber da sie klein bleiben, bleibt auch der Ertrag klein. Meine Nachbarn haben das gemacht und bei zehn Pflanzen so viel geerntet wie ich bei einer. Der einzige Vorteil ist, dass man zwei Ernten im Sommerhalbjahr einfahren kann. Ansonsten würde ich normale feminisierte Sorten wählen. Autofloweringsorten sind aber eine Alternative, wenn man nur das Fensterbrett nutzen kann, weil für diese ein 7 Liter Topf ausreicht (Tipp: die leeren Blumenkübel, die es bei Aldi gibt, haben genau 7 Liter Volumen und die gibt es von Donnerstag bis Samstag umsonst zum Mitnehmen – Loch in den Boden machen nicht vergessen)
  • Sät früh aus. Ich habe wie schon gesagt im Februar angefangen. Es gibt noch nicht viel Licht, aber in einer Wohnung ist es immer schon 20 Grad warm. Die Pflanzen sind größer, wenn sie auf den Balkon kommen und erreichen auch schneller ihre Maximalgröße.
  • Wenn man einen Balkon hat, sind 25 bis 35 Liter Kübel als Maximalgröße die richtige Größenordnung. Die Pflanzen stoßen dann noch nicht an die Decke und sind noch bei schlechtem Wetter transportabel. Natürlich braucht man noch einige kleinere Kübel, ich fange mit einem 9 bis 10 cm großen Topf an und dann gibt es noch zwei Zwischengrößen bis ich beim letzten Topf angelangt bin.
  • Topft nicht zu früh um: wartet, bis unten durch die Löcher für den Wasserabzug wirklich viele Wurzelhypen herausschauen. Der Ballen sollte bis an die Topfwand durchwurzelt sein. Sonst ist die Gefahr groß, das der Wurzelballen beim Umtopfen auseinanderbricht und die Pflanze eingeht. Gießt vor dem Umtopfen mal nicht, wenn der Ballen trocken ist geht er leichter aus dem Topf heraus.
  • Lieber nass als trocken: Hanf, vor allem eine große Pflanze kann im Sommer viel Wasser verbrauchen, ich gieße dann oft zweimal am Tag und nutze Pflanzenuntersetzer, die eigentlich zu groß sind und fülle diese auch gut auf. Er verträgt aber kurzfristige Trockenheit über einige Stunden – die Blätter hängen dann herab.
  • Normaler Dünger reicht: ich verwende ganz normales Blaukorn, also Universaldünger. Bei der Blüte habe ich auch PK (Phosphor-Kali) Dünger probiert, aber der löst sich in Wasser schlecht auf. Da man sowieso im Outdoor bei nicht so kontrollierten Bedingungen wie einer Growbox niemals den angegebenen THC-Gehalt erreicht, denke ich macht es wenig Sinn in Spezialdünger zu investieren.
  • Der wichtigste Tipp: bleibt gelassen, hört nicht auf „Geheimtipps“. Hanf ist eine wirklich robuste Pflanze. Also ich habe mit dem Anbau von Erdbeeren und Tomaten schon mehr Ärger gehabt. Sie sind erheblich anfälliger für Schädlinge. Wenn mal Schadinsekten auftreten helfen gegen Insekten oft Hausmittel wie Seifenlösung. Haben die Pflanzen allerdings Schimmel, so sollte man von einer Ernte absehen und sie zumindest isolieren besser vernichten. Die meisten Schimmelpilze bilden Giftstoffe, von denen auch einige krebserregend sind.

Vor der Bundestagswahl

Nun wählen wir ja am 23. Februar 2024 erneut und da habe ich mal nach den Stellungnahmen der Parteien gesucht. FDP, SPD und Grüne sind für die Legalisierung, was nicht verwundert, sie haben die Legalisierung ja vorangetrieben. Die AfD ist dagegen, hat dies vor einem Jahr wiederholt. Die Linke ist ebenfalls dafür. Das BSW hat sich bisher nicht dazu geäußert – was aber kein Wunder ist, im Forum wurden bisher nur 98 von 447 Fragen beantwortet.

Die CDU hat sich eindeutig positioniert: Sie will das Gesetz rückgängig machen: „„Nach einer Regierungsübernahme würde die Union das Gesetz umgehend rückgängig machen.“ Friedrich Merz zur Funke Mediengruppe. Das geht sogar der AfD bei der Debatte zu weit „Man könne das Cannabis-Gesetz kritisch sehen, „die Kiffer“ seien aber nicht das drängendste Problem der inneren Sicherheit, so AFd Abgeordneter Sichert.

Der politische Instinkt von Merz scheint nicht sehr ausgeprägt zu sein: 4 Millionen erwachsene, wahlberechtigte, Deutsche dürfen jetzt legal Cannabis konsumieren, also wie ich selbst anbauen oder kaufen – den Schwarzmarkt gibt es ja immer noch. Gut der Konsum war schon immer legal, aber man dürfte vorher weder Cannabis selbst anbauen, noch kaufen oder verschenken. Alles mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht. Diese 4 Millionen Wähler will Merz also offensichtlich zu Kriminellen machen, während man CDU und vor allem CSU Parteimitglieder mit randvollen Maßkrügen bei Parteitagen herumsitzen sieht. Ist nicht nur ein bisschen bigott. Immerhin es scheint so als könnte die CDU das allerhöchstens in einer Koalition mit der AfD umsetzen.

Also überlegt euch zweimal, welche Partei ihr am 23. Februar wählt. Ich hoffe mal die Abschaffung braucht genauso lange wie die Legalisierung, sodass ich noch mindestens eine Ernte einfahren kann und dann einen Vortat für die nächsten Jahre habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.