Bernd Leitenbergers Blog

Trumps SDI

Der eine oder andere hat sich ja schon gefragt was denn Elon Musk in dem neuen Ministerium für Effizienzsteigerung denn so macht. Die meisten Befürchtungen, die ich gelesen habe, sind die das er dies ausnutzt, um seine privaten Visionen nun mit Regierungsgeldern umzusetzen.

In diesem Beitrag wird spekuliert, das unter Musk die NASA das Artemis Programm einstellt und die NASA nun sein Marsprogramm – mit alleinigem Auftragnehmer SpaceX – finanziert. Es scheint aber eine viel größere Geldquelle zu geben, die Musk anzapfen will: das Militär. Schon heute sind DoD und NRO gute Kunden von SpaceX die für Starts gerne das doppelte zahlen, was auf der Website als Preis gelistet ist. Umgebaute Starlink-Satelliten wurden unter der Bezeichnung als „Starshield“ gestartet. 98 sind im Orbit weitere sollen folgen. Was genau sie leisten sollen ist unbekannt. Der Beschreibung nach sollen es Tausendsassas sein. Aus der englischsprachigen Wikipedia: „ Starshield was adapted from the global communications network Starlink but brings additional capabilities such as target tracking, optical and radio reconnaissance, and early missile warning“.

Schon befürchten die Betreiber von Erderkungssatelliten mit hoher Auflösung zu dessen besten Kunden auch die NRO gehört, das sich dies auf ihr Geschäftsmodell auswirkt. Dei Satelliten mögen zwar nicht dieselbe Auflösung liefern, aber es sind sehr viele und sie können so einen wesentlich zeitnahen Überblick liefern und daneben nicht nur einzelne Krisengebiete sondern den ganzen Globus überwachen.

Doch Straflink und Starshield sind die Gegenwart. Musks Augen und auch die von Trump sind auf die Zukunft gerichtet und die liegt in der enormen Nutzlast von Starship verbunden mit einer hohen Startrate. Musk hat nicht umsonst Donald Trump zum letzten Start eingeladen. Er will das US-Militär als Kunde gewinnen. Dort glaubt man an seine Versprechungen. So war der Chef der vor wenigen Jahren neu gegründeten Space Force als neuer Waffengattung auch bei diesem Start dabei. Musk verspricht dem Militär, das das Starship 100 t Material und Personen in einer stunde an jeden Ort auf der Erde bringen kann. Dafür hat er schon einen 102 Millionen Dollar Auftrag nur für Studien bekommen. Das zeigt schon wie locker dort das Geld sitzt.

Dabei liegt das in einer fernen zukunft. Die Stunde gilt ja nur für ein Starship, das sofort starten kann. Beim letzten Teststart dauerten die Startvorbereitungen weitere 75 Minuten. Es muss dauernd einsatzbereit sein und an dem Ort wo das Militär seine Güter hat muss es eine Startplattform und 5000 t flüssige Gase geben. Wird die Fracht erst nach Texas transportiert ist der Zeitvorteil weg. Zudem muss es dann auch bemannt fliegen können. Davon ist man noch weit weg. Selbst für das Militär dürfte aber so ein Start nur interessant sein, wenn er nicht zu teuer ist. Derzeit ist für Schwerlasttransporte die C17 der Standard – langsam, aber sie braucht nur rund 120 t Treibstoff für den Transport von maximal 77 t über 4500 km. Das Starship braucht rund 5000 t Treibstoff und selbst Musk rechnet mit Startkosten im Bereich einiger Millionen Dollar.

Musk hat eine andere Vision, die er auch Trump vermittelt hat: eine Neuauflage von SDI. SDI, die Abkürzung für „Strategic Defense Iniative“ war auch eine Vision, und zwar die von Ronald Reagan. Dem hatten Berater mit Animationsfilmen (anscheinend die bevorzugte Methode Reagans Fakten zu vermitteln) davon überzeugt, dass man mit einem Verbund aus Weltraumwaffen und einem bodengestützten Abwehrssystem die USA von einem strategischen Angriff mit Atomwaffen schützen könnte. SDI wurde am 22.3.1983 von Ronald Reagan in einer TV-Ansprache angekündigt. Während seiner Regierungszeit wurde das Programm intensiv erforscht, es gab auch einige Raketenstarts mit Tests von Sensoren, das Zerstören von Satelliten mit Raketen (abgefeuert von einer F-15) und Bodentestes von Lasern die eine Titan Zweitstufe zum Explodieren brachten. Unter seinem Nachfolger George W. Bush wurde das Programm deutlich beschnitten und unter Clinton 1993 weitestgehend eingestellt. Seitdem wurde – vor allem unter George W. Bush II – das bodengestützte Abwehrsystem aufgebaut, das auch die USA von dem Angriff weniger Atomsprengköpfe, wie sie Nordkorea haben soll, schützen kann (zumindest nach offiziellen Angaben).

In den Achtzigern erschien SDI nicht umsetzbar. Die UdSSR hatten rund 1.000 einsatzbereite landgestützte Atomraketen, dazu kamen weitere Raketen auf U-Booten. Zusammen hatte die UdSSR 1983 über 35.000 einsatzbereite Atomsprenglköpfe. Davon dürfte nicht einer durchkommen, denn sonst wäre es wohl unumgänglich einen Gegenschlag auszulösen. Das mit der Technik der Achtziger Jahre durchzuführen, war unmöglich. Das Problem waren weniger die Waffen – es war die Sensortechnik und die Computertechnik. Vor allem aber war die große Zahl der Atomsprengköpfe ein echtes Problem. Man hätte unzählige Weltraumwaffen stationieren müssen, damit das Bodensegment – jede Station deckt ja nur einen kleinen Bereich ab – nicht zu viele Sprengköpfe abfangen muss. Sehr bald erkannte man das die UdSSR durch relativ einfache Maßnahmen ihre Erfolgsaussichten erhöhen konnte. Gegen Laser half eine weiße Beschichtung der Raketen und Sprengköpfe. Sie reflektiert einen Großteil der einfallenden Strahlung. Eine Rakete konnte neben den Sprengköpfen auch Täuschkörper mitführen, die wenig wogen, aber die Zahl der Ziele vergrößerten. Das taten die Sowjets auch, denn sie nahmen das Projekt zwei Jahre lang ernst, bis auch ihre Wissenschaftler Entwarnung gaben.

In den USA war man schon vorher darauf gekommen, dass das Programm vorsichtig formuliert, sehr überambitioniert war. Es bekam den Spitznamen „Star wars“ als ein Senator nach einer Senatsanhörung zu dem Programm sagte. „SDI ist so utopisch wir Star wars“.

Doch das ist vierzig Jahre her. Inzwischen hat die Technik Fortschritte gemacht. Ein Smartphone hat heute mehr Rechenkapazität und Speicher als alle militärischen Rechner der damaligen Zeit zusammen. Sensoren können heute einen Täuschkörper von einem Sprengkopf unterscheiden. Was sich nicht geändert hat, sind die Waffen. Mat hat inzwischen sogar Partikelwaffen und Railguns ausgesondert – sie sind zu unpräzise und haben eine zu geringe Schussfolge. Übrig bleiben die Laser, genauer gesagt chemische Laser. Die hohe Energie (im Bereich von 100 kW) in kurzer Zeit liefert nur eine chemische Reaktion. IR-Laser ergänzen die im sichtbaren Licht arbeitenden Hauptlaser – sie können Farbe durchdringen und die Oberfläche erhitzen, sodass die helle Farbe abplatzt. Ihre Energie reicht aber nicht aus um die Rakete zur Explosion zu bringen. Mike Griffin – ehemaliger NASA Administrator, fasste es wie folgt zusammen: „Since Reagan’s day, technology has advanced enough that putting both sensors and shooters in space is not only possible but “relatively easy,”. Er berechnete die Kosten für ein Abwehrsystem stationiert in dem Weltraum auf 67 bis 109 Milliarden Dollar. Das ist bei einem Budget von 6100 Mrd Dollar (2023) wirklich keine große Summe und das neue Effizienz-Ministerium von Elon Musk soll ja 2000 Mrd. Dollar pro Jahr einsparen da kann man sich das leisten.

Was sich nicht geändert hat, ist die Masse, die man für die Weltraumwaffen in den Weltraum befördern muss. Schon die „Forschungsvehikel“ die man designte ,wogen 20 t und füllten die komplette Space Shuttle Bucht aus. Einsatzbereite Waffen wären noch schwerer gewesen und man untersuchte damals, wie man sie in den Orbit bringen konnte – gedacht war ein aufgerüstete unbemannte Space Shuttles (Shuttle Carrier), modifizierte Titan 4 Raketen mit vier Boostern und neu entwickelte „Heavy Lift Vehicles“.

Ein Starship hat genug Platz und Nutzlast um vier Space Shuttles oder zwei der Heavy Lift Vehicles zu ersetzen. Um die Zahl der Stationen zu reduzieren, sollen alle Raketen während der Antriebsphase abgefangen werden – sie sind dann nicht nur ein größere Ziele, sondern sie haben noch keine Sprengköpfe freigesetzt, welche die Zahl der Ziele dann deutlich ansteigen lässt. So muss man maximal 500 bis 1000 Raketen anstatt 5.000 Sprengköpfen abfangen. Das Problem ist, das dies nur während der ersten zwei bis drei Minuten – der Antriebsphase möglich ist und nur etwa 90 bis 120 Sekunden davon ist die Rakete über der Troposphäre, die durch Wolken ein Abfangen unmöglich machen könnte. Die Stationen müssen daher weitestgehend autonom arbeiten und automatisch ein Ziel bekämpfen, auch weil sie in der Zeit pro Station mehrere Raketen bekämpfen müssen und sich für jeden Schuss neu positionieren müssen. Das soll durch die heutige Computertechnik möglich sein. Künstliche Intelligenz soll später zum Einsatz kommen

Trotzdem wird man sehr viele Stationen benötigen. Zum einen wegen der maximalen Kampfentfernung – ein Laserstrahl mag eng gebündelt sein, fächert sich aber immer noch auf. Als maximale Entfernung gelten Distanzen von 1.000 bis 2.000 km. Das heißt man benötigt 200 bis 800 Satelliten, um ein flächendeckendes Netz aufzubauen. Da eine Station aber nicht ausreicht, um alle Raketen, die von einer Region abgefeuert werden können, abzufangen, werden es in der Praxis deutlich mehr sein. Das sichert dem Starship das nach dem Wunsch von Trump alles in den Orbit bringen soll wohl Tausende von Starts und sein neuer Freund Elon hat auch zugesagt innerhalb eines Jahres alles in den Orbit zu transportieren. Die New Glenn ist wohl schon deswegen außen vor, weil Jeff Bezos offen Kamela Harris Kandidatur unterstützt hat.

Vielleicht steckt auch diese Überlegung hinter Trumps Ankündigung, er würde den Ukrainekonflikt in einem Tag beenden. Denn seit dem ersten Kriegstag droht Putin ja andauernd mit Atomwaffen. Da viele westliche Politiker ihn inzwischen mindestens für unberechenbar, manche auch für verrückt halten hat das bisher auch gut funktioniert und die Lieferung von Waffen verhindert oder zumindest verzögert, die der Ukaine im Krieg nutzen würden. Wäre diese Drohung mit der Atomkarte nicht mehr möglich und die USA fähig einen Erstschlag ohne Befürchtung einer Vergeltung auszuführen, dann würde dies die Situation grundlegende ändern. Es müsste nicht mehr zu einem globalen Atomkrieg kommen. Denn nun könnten die USA einzelne Militärstützpunkte atomar ausschalten ohne eine globale Eskalation zu befürchten. Zumindest passt dieses Szenario mehr zu Trumps Lieblingsmotto „Make America great again“, als die Ukraine zu einem Gebietsabtritt zu zweigen. Denn „Great“ ist America ja nicht, wenn sie sich von Russland die Friedensbedingungen vorgeben lässt. Ich frage mich allerdings – nun nicht auf dieses Thema bezogen, sondern allgemein – was Trump in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit gemacht hat, denn damals zog er ja auch schon mit „Make America grat again“ in den Wahlkampf.

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