Bernd Leitenbergers Blog

Die 18-te Dynastie (1)

Auf ZDF Info gibt es seit einigen Monaten eine „Altes Ägypten“ Welle. Es gibt sehr viele Dokumentationen über das ägyptische Reich. Eine der besseren Reihen ist „Legendäre Pharonen“ über die Herrscher der 18-ten Dynastie. Man erfährt einiges, auch wenn ich in den Videos Liste Thutmosis den III vermisse, unter dessen Herrschaft Ägypten seine maximale Ausdehnung erreichte. Dieser Blog ist für mich – ich möchte einfach für mich selbst zusammenfassen, was ich so gelernt und zusammengetragen habe, so entstanden auch die meisten meiner Website Aufsätze. Also wenn dieses Thema – Geschichte des alten Ägyptens – nicht interessiert, der kann nun aufhören zu lesen. Da der Artikel relativ lang ist – es geht um 16 Herrscher/innen in 300 Jahren – habe ich ihn zwei Teile aufgeteilt. Morgen kommt dann der zweite Teil.

Zu den Zeitangaben: Sie beruhen auf der Auswertung von Königslisten und anderer Schriftzeugnisse, bei denen es nur wenige gesicherte Fixpunkte gibt. Physikalische Untersuchungen wie die C-14 Analyse von Mumien helfen hier nicht weiter, weil sie nur auf etwa 50 bis 100 Jahre genau ist. Ich habe mich für eine Zeitangabe von dreien entscheiden die in der Wikipedia verwendet werden.

Die 18.te Dynastie und die Filmreihe beginnt mit Kamose und Ahmose, die noch zur 17-ten Dynastie gehören, wobei eine Dynastie wohl Pharaonen sind, die miteinander verwandt sind, also im Idealfall Großvater – Vater – Kind – Enkel. Das ist aber auch in der 18-ten Dynastie nicht immer der Fall. Die 17-te Dynastie Ägyptens gehört noch zur zweiten Zwischenzeit. Die Archäologen haben die Geschichte Ägyptens, die sich über rund 3000 Jahre (von 3.000 vor Christus bis knapp vor Christi Geburt) erstreckt in drei große Reiche unterteilt. Zwischen dem Alten und mittlerem Reich und Mittlerem und Neuen Reich gab es je eine Zwischenzeit. In beiden Fällen war die Zentralmacht entweder nicht vorhanden (erste Zwischenzeit) oder große Teile Ägyptens gehorchten ihr nicht mehr.

Das war auch in der zweiten Zwischenzeit so. Aus dem heutigen Israel und Libanon wanderten die Hyksos ein, ein kanaanitisches Volk. Zuerst wurde ihnen von den Pharaonen Siedlungsgebiet zugeteilt, doch sie breiteten sich weiter aus und regierten über 100 Jahre lang Unterägypten, das ist der Teil mit dem Nildelta, in dem Gebiet liegt auch auch die Hauptstadt Memphis. Auch vom Süden her wurde das Herrschaftsgebiet kleiner. In den ganzen 3000 Jahren gab es immer wieder Verschiebungen der Grenze zum Süden (Sudan) wo die Nubier lebten und um diese Zeit das Reich Kusch Ägypten bis zum ersten Katarakt einnahm. Der Nil hat sechs Katarakte, also Stromschnellen die Hindernisse für die Schifffahrt sind und so die natürlichen Grenzen bilden, weil an ihnen der Einfall über den Nil verhindert werden kann. Ägypten dehnte sich während des Großteils seiner Geschichte bis zum zweiten Katarakt aus, der schon in Nubien liegt. Die maximale Ausdehnung in Nord-Südrichtung erreichte es unter Thutmosis III, der die Grenze bis zum vierten Katarakt verschob. Doch in der 17.ten Dynastie war das Herrschaftsgebiet zusammengeschrumpft auf den ersten Katarakt, der schon in Oberägypten liegt.

Neue Hauptstadt in Restägypten wurde Theben, der Stadtgott von Theben Amun wurde in der Folge zum wichtigsten Gottheit in Ägypten. Vorher war dies Re, der Hauptgott von Unterägypten. In der 17-ten Dynastie begannen die Pharaonen die Hyksos anzugreifen und nach und nach aus Unterägypten zurückzudrängen. Es begann mit Seqenenre der ab 1.554 v. Chr. für fünf Jahre regierte. Seqenenre kämpfte gegen die Hykos, scheint in einer Schlacht zumindest stark verletzt worden sein. Darauf deuten die tödlichen Kopfverletzungen hin. Offen unter Ägyptologen ist, ob er nach einer Schlacht von den Hyksos hingerichtet wurde oder danach starb entweder bei einem Attentat oder weil er durch die Verletzungen so schwer behindert war und ihn jemand „erlösen“ wollte. Seine Mumie ist einem schlechten Zustand was für die erste Theorie spricht, man also den Leichnam nicht sofort mumifizieren konnte. Seine Hände sind verdreht, anstatt gekreuzt über dem Oberkörper zu liegen. Da der Thronerbe Ahotep II oder Ahmose I zu diesem Zeitpunkt nur zehn Jahre alt war regierte ab 1550 Kamose, dessen Verwandtschaft nicht sicher einordbar ist, für sechs Jahre. (1.550 bis 1.545 v. Chr). Seinen eigenen Angaben zu Folge war er drei von sechs Jahren seiner Regierung in Feldzügen. Er konnte das ägyptische Gebiet ausdehnen, aber die Hyksos nicht entscheidend besiegen. Ihr Sohn Ahmose I nahm den Kampf gegen die Hyksos wieder auf, allerdings erst spät in seiner Regierung, dann aber erfolgreich. Eine mögliche Erklärung ist, dass er erst aufrüsten musste. Die Hyksos hatten auch neue Waffen wie Streitwagen und Kompositbögen, die die ägyptische Armee erst kopieren musste Kamose eroberte Teil Unterägyptens wieder und belagerte die Hykoshauptstadt Auaris. Da fing er eine Nachricht an den Hyksoskönig ab, in der die Nubier einen Feldzug ankündigten, um die Abwesenheit des Pharaos und des Militärs für einen Angriff aus dem Süden zu nutzen. Er drehte um und besiegte die Nubier und dehnte in mehreren Feldzügen nach Kusch das Gebiet wieder bis zum zweiten Katarakt aus. Es folgten weitere Feldzüge gegen die Hyksos, die bis nach Palästina und Syrien führen, wahrscheinlich um eine Verstärkung der Hyksos, die ursprünglich aus diesem Gebiet stammten, zu verhindern.

Ahmose I starb schon mit 35 Jahren. Er regierte formal von 1.550 bis 1.525 v. Chr. War bei Regierungsantritt aber nur zehn Jahre alt, die Feldzüge begann erst im 18. Regierungsjahr, also mit 28. Mit ihm beginnt die 18-te Dynastie und das neue Reich, obwohl er von der Verwandtschaft her noch zur 17.ten Dynastie gehört. Er eroberte auch die Hauptstadt der Hyksos Auaris im östlichen Nildelta. Ägypten stand nun nicht mehr unter der Fremdherrschaft. Die alte Hauptstadt Memphis verlor nun deutlich an Bedeutung und Theben wurde das neue religiöse Zentrum des Reichs.

Amenophis I zeigt dies den in seinem Namen steckt „Amun“, der Stadtgott von Theben der nun zur Reichsgottheit aufstieg. Amenophis I zeichnete sich anders als seine Nachfolger nicht durch besondere Bautätigkeit aus – die Reliefs auf den von den Pharaonen gebauten Tempeln mit ihren glorifizierenden Schilderungen der Erfolge, sind die wichtigste Quelle für die Ereignisse in ihrer Herrschaft – sodass man wenig von ihm weiß. Amenophis Feldzüge in Nubien dienten vor allem dazu das schon eroberte Gebiet zu sichern aber nicht zu erweitern. Amenophis regierte sehr lange von 1.525 bis 1.504 v. Chr.

Thutmosis I der Ehemann einer Tochter von Amenophis I folgte auf den Thron. Auch er unternahm in den ersten Jahren seiner Regierung von 1.504 bis 1.492 v. Chr., Feldzüge gegen Nubien und nach Norden. Er dehnte Ägyptens Grenze dauerhaft bis zum dritten Katarakt nach Süden aus. Nach Norden hin führten seine Feldzüge bis nach Nordmesopotamien wo er eine Stelle als Erinnerung und Gebietsanspruch errichtete. Mit ihm begann die über zwei Jahrhunderte dauernde Erweiterung des Amun Tempels in Karnak.

Über die Regentschaft seines Sohns Thutmosis II gibt es Uneinigkeit. Einige Ägyptologen meinten er regierte 13 bis 15 Jahre, andere nur drei bis vier Jahre. Gesichert ist das er in jungen Jahren starb. Das Alter der Mumie wird auf 20 bis 30 Jahre geschätzt. Die wenigen Bauwerke, die es von ihm gibt, sprechen für eine kurze Regierungsdauer, ebenso das sein Sohn Thutmosis III bei seinem Tod zu jung war, um alleine zu regieren. Unter seiner Herrschaft rebellierten die Nubier erneut, wurden aber niedergeschlagen. Thutmosis II soll von 1.492 bis 1.479 v. Chr, regiert haben.

Da sein Sohn Tutmosis III bei seinem Tod noch ein Kind war, regierte seine Gemahlin von Thutmosis III, Hatschepsut für ihn, und dies noch lange, nachdem Thutmosis III schon erwachsen war. Hatschepsut regierte von 1479 bis 1458 also über 20 Jahre. Ihr Totentempel ist bis heute eines der wichtigsten Ziele für Touristen und diente folgenden Generationen der Pharaonen als Vorbild für den Bau eigener Totentempel. Ihre Regierungszeit war weitestgehend friedlich. Es gab nur „Strafexpeditionen“ wenn es in unterworfenen Gebieten Aufstände gab. Bekannt ist die Handels-Expedition in ihrem neunten Regierungsjahr nach „Punt“ ,die Weihrauch und Myrrhe in großen Mengen für die Zeremonien im Amuntempel nach Ägypten brachte (offensichtlich von der katholischen Kirche übernommen). Das lässt Punt auf der arabischen Halbinsel verorten.

Hatschepsut wird als männlicher Pharao dargestellt, ein gutes Beispiel wie die Darstellung nicht die Person, sondern ein Idealbild darstellt wie es damals üblich war. Viele ihrer Kartuschen, also den Hieroglyphen des Namens wurden später zerstört, wohl um das Gedächtnis an einen weiblichen Pharao zu zerstören. Nach ägyptischem Glauben lebt der Pharao im Jenseits weiter, so lange wie sein Name genannt wird, daher war dies eine Methode jemanden posthum zu töten. Hatschepsut starb etwa ein bis zwei Jahre nachdem Thutmosis III die Alleinherrschaft übernahm.

Thutmosis III muss sehr geduldig gewesen sein. Er wurde 1486 v. Chr. Geboren, war also erst 7 als Thutmosis II starb. Formal wurde er gleich Pharao, übernahm die alleinige Regentschaft aber erst 1458 v.Chr, also mit 28 Jahren im 22. Regierungsjahr. Danach führte aber während der ganzen Regierungszeit Feldzüge, 16 an der Zahl zwischen dem 22 und 42 Regierungsjahr. Beim ersten Krieg, der mit der Schlacht von Megiddo endete, setzte er neue Maßstäbe. Er siegte überraschend, weil er eine riskante Abkürzung nahm, die durch eine Schlucht führte, in der sein Heer leicht angreifbar war, was aber von den Gegnern nicht bemerkt wurde. Die besiegten kanaanitischen Fürsten wurden im Amt gelassen. Im Altertum war eine andere Praxis üblich. Besiegte Soldaten wurden ermordet, die Zivilbevölkerung versklavt oder deportiert. Dieses weise Vorgehen sollte die Position in dem Gebiet dauerhaft sichern, wahrscheinlich war Thutmosis III klar, das man auf Dauer die Gebiete anders nicht halten konnte.

Weitere Feldzüge führten gegen das Mitannireich in der Türkei und Syrien, sowie auf der Halbinsel Sinai. Unter Thutmosis III erreicht das ägyptische Reich seine maximale Ausdehnung. Nach Süden verschob er die Grenze bis zum vierten Nilkatarakt.

Thutmosis III regierte von 1479 bis 1425 v. Chr., also über 50 Jahre, davon von 1458 bis 1425 alleine. Die letzten zwei Jahre gemeinsam mit Amenophis II der ihm folgte. Amenophis II, sein Sohn regierte von 1428 bis 1397. Von ihm weiß man wenig, weil die meisten seiner Bauten heute zerstört sind und damit auch die Inschriften. Es gab wohl drei Feldzüge nach Palästina, die jedoch vor allem lokale Aufstände befriedeten. Die überlieferten Listen an Gefangenen und Beute sind zumindest überschaubar.

Die mobile Version verlassen