Cannabis-Balkonanbau: Sortenwahl und Aussaat
Ich schreibe diesen Artikel am 21.sten Februar, also noch vor der Bundestagswahl. Aber es sieht nach den Umfragen so aus, das wir eine CDU-geführte Bundesregierung bekommen und die CDU will ja die Legalisierung von Cannabis abschaffen. Komplett das Cannabis-Kontrollgesetz rückabwickeln werden sie (vielleicht, siehe unten) nicht können, wenn sie mit FDP, SPD oder Grünen reagieren, da diese Parteien alle dafür sind. Aber mit der AfD könnten sie es. Und das es eine Konstellation gibt, bei der es nur eine Zweiparteienkoalition gibt, die eine Regierung bilden kann, also eine Mehrheit im Bundestag hat, ist möglich, das hängt davon ab, wie viele der kleinen Parteien (Linke, FDP, BSW) ins Parlament kommen.
Womit man aber rechnen muss ist das die Cannabislegalisierung bleibt, aber verschärft wird. Schon heute finde ich ist dieses Gesetz komplett auf Anbauvereinigungen ausgelegt und der Anbau zu Hause nur für den persönlichen Bedarf ist schlecht geregelt – man darf zwar drei weibliche Pflanzen besitzen, aber nur 50 g Cannabis. Also selbst drei kleine Autoflower-Pflanzen liefern mehr als 50 g und wenn ich von meiner Anbaumethode rede – unter der Sonne, auf dem Balkon, dann überschreitet schon eine Pflanze diese Menge leicht. Ich kann mir leicht vorstellen, dass die CDU zwar nicht mit ihrem Koalitionspartner das Gesetz abschaffen kann, aber es verschärft. Also sät so lange es noch geht! (Nebenbei: schon jetzt, wo es legal ist, gibt die CSU in Bayern sich Mühe das Cannabiskontrollgesetz nicht umzusetzen. Macht Razzien bei zugelassenen Anbauvereinigungen oder legt in reinen Gewerbegebieten Spielplätze an, damit man eine Anbauvereinigung dort verbieten kann, weil diese ja einen Abstand zu Spielplätzen, Schulen und Kindergärten einhalten muss. Die Scheinheiligkeit der CSU sieht man dann immer bei Parteitagen wo die Abgeordneten vor Maßkrügen mit Bier sitzen).
Bei Friedrich Merz muss man nach den bisherigen Erfahrungen aber auch damit rechnen, dass er die Stimmen der AfD billigend „mitnimmt“ wenn es um Gesetze geht, die er für „richtig“ hält. Und da könnte es durchaus sein, dass die CDU das Gesetz wieder abschafft, will sie ja und sich nicht um den Koalitionspartner oder Absprachen schert und zusammen mit der AfD hat sie nach den derzeitigen Umfragen eine Mehrheit. Ist nicht die feine englische Art, aber so hat das die FDP zwei Jahre lang gemacht bis sie schließlich herausgeworfen wurde. Also erntet auf Vorrat. Marihuana ist meiner Erfahrung nach in einer lichtdichten, verschlossenen Dose, kühl gelagert mindestens drei Jahre ohne Wirkverlust lagerbar.
Daher werde ich auch dieses Jahr anbauen und das beginnt jetzt, weshalb auch der Tipp nun schon kommt. Normalerweise baue ich nicht jedes Jahr an, da drei bis vier Pflanzen die ich in den vergangenen Jahren hatte, mir immer genug Ernte für drei bis vier Jahre brachten und es natürlich bisher illegal war, da geht man nicht unnötig Risiken ein.
Für alle die sich nicht trauen oder bisher ihr Cannabis in der Growbox anbauten, hier nochmals die wesentlichen Vorteile:
- Die Sonne ist umsonst. Während der Vegetationsperiode scheint sie (summiert) etwa 700 Stunden lang mit einer Leistung von 1 kW pro Quadratmeter. Rechnet das man in den Stromverbrauch eurer Lampen um …
- Die Pflanzen wrden viel größer. Je nach Topfgröße problemlos zwei bis drei Meter. Sie liefern so erheblich mehr Ertrag als die Auto-Flower Hybriden in 7 Liter Töpfen. Eine große Pflanze in einem 35 bis 40 Liter Kübel erzielt in etwa so viel Ertrag wie zehn kleine Autoflower-Hybriden.
- Man spart Geld für viele und teure Samen. Mein letztes Jahr erzeugtes Cannabis hatte Materialkosten für Kübel, Erde Dünger und Wasser bei 0,20 €/g (eigene Arbeitskraft ist natürlich nicht als Kostenfaktor einberechnet).
- Es macht einfach Spaß den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen und man erntet die Bewunderung der Nachbarn mit ihren Autoflower-Hybriden.
Fangen wir an, warum ich empfehle jetzt, nachdem man gerade erst kalte Tage mit Temperaturen um 0 Grad hatten, schon auszusäen. Ich habe hier einen Wandel vollzogen. Lange Jahre fing ich bei Hanf an, wie bei allen frostempfindlichen Pflanzen, ab Mai auszusäen. Das Problem: er blüht dann ab Mitte September und die Blüte zieht sich bis in den November hin. Dann ist aber das Wetter schon so schlecht, dass ich die Pflanzen in die Wohnung holen musste. Die letzten Wochen sind die kaum noch gewachsen und auch die Blütenbildung verlief langsamer.
Vor einigen Jahren habe ich, als ich mal selbst Samen nachzüchtete, systematisch ab 1. Januar im 14 Tage Abstand ausgesät und ermittelt das ab Mitte Februar der ideale Aussaatzeitpunkt ist. Sät man vorher aus, so blühen die Hanfpfölanzen schon im Juli und werden bis dahin nicht richtig groß. Bei einem Termin von Mitte Februar bis Mitte März verschiebt sich der Blütenzeitpunkt um einen Monat und sie beginnt im August und ist Mitte bis Ende Oktober beendet, wenn wir meist noch schönen Altweibersommer haben. Daneben sind die Pflanzen größer, wenn der Frühling richtig beginnt, es wärmer wird und es mehr Sonnenstunden gibt und sie werden größer, liefern damit mehr Ertrag.
Natürlich kann man sie nicht ins Freie bringen bevor die Nachtfröste vorbei sind, also bis Mitte Mai. Aber das ist kein Problem. Wenn ihr jetzt bestellt, könnt ihr mit zwei Wochen Lieferzeit für die Samen rechnen. Zwei Wochen brauchen die Samen zum Keimen und dann ist es schon fast April. Bis die Pflanzen so groß sind, dass sie nicht mehr in einen kleinen Topf auf der Fensterbank passen und auf den Balkon raus müssen, dauert es ohne künstliche Beleuchtung ziemlich lange. Da ist es mit Sicherheit Mai. Ihr könntet – käme auf die Gesetzesauslegung an – sogar zwei Generationen ziehen. Die erste jetzt, die zweite dann ab Mai. Idealerweise fangen die Spätpflanzen dann an zu blühen wenn ihr die erste Generation aberntet. Mit Autoflower-Hybriden, die egal wie die Lichtmenge ist nur etwa 3 Monate lang leben, könntet ihr auch drei Generationen in der Vegetationszeit durchbringen, aber nur die mittlere wird einen hohen Ertrag liefern.
Sortenwahl
- Autoflower-Hybriden kann man anbauen. Aber sie sind gedacht für künstliche Beleuchtung und einen kleinen Raum. Der einzige Vorteil von ihnen ist, das sie eine kurze Wachstumsperiode haben und so klein bleiben, das man nicht mal einen Balkon braucht und sie auf der Fensterbank halten kann. Einen größeren Topf als 6-7 Liter wird man nicht brauchen. Bei den Pflanzen meines Nachbarn, der solche aufzog war nicht mal ein Topf dieser Größe vollständig durchwurzelt, sodass ich denke ein 5-Liter-Topf reicht vollkommen aus.
- Ideal sind feminisierte Sorten die für „Outdoor“ gedacht Sind. Das THC-Level ist von der Sonne abhängig, daher würde ich nicht auf sehr hohe THC-Gehalte bei den Sorten schauen, sondern eher auf den Ertrag.
- Schaut bei dem Klima nach. Auch wenn sich unsere Sommer immer mehr in Richtung Mittelmeerklima entwickeln, kann es durchaus einen verregneten Sommer geben. Ich würde kontinentales Klima wählen.
- Die Pflanzen können durchaus groß werden, vorausgesetzt ihr habt den Platz. Sehr wuchsfreudige Pflanzen kann man in der Höhe begrenzen, wenn ihr den Kübel nicht zu groß wählt.
Ich habe lange Jahre selbst Samen gezogen und daher nur wenige Sorten durchprobiert. Zweimal habe ich es mit Skunk-Varianten (Skunk #1 und Sensi-Skunk) probiert. Die sind sehr robust und liefern verlässliche Ernten, riechen aber besonders streng. Jahrelang habe ich selbst Samen der Sorte „Dutch-Dope“ nachgezogen, die Pflanzen wurden über die Jahre aber immer schwächer im THC Gehalt lieferten dafür immer mehr Cannabis pro Pflanze. Letztes Jahr habe ich noch „White Widow“ probiert, die eigentlich mediterranes Klima mag und die so trotz frühen Saattermins dann bis in den November blühte. Der Ertrag war aber super und die Pflanzen sind 3 m hoch geworden. Verluste gab es aber dann durch abgebrochene Zweige durch die Herbststürme. Dieses Jahr probiere ich eine reine Sative Sorte: „Durban“. Ich wollte einfach mal sehen, ob es einen Unterschied zwischen Indica und Sativa gibt, da ich bisher Hybriden hatte, die vor allem Indica waren.
Herbststürme oder Sommergewitter sind auch der Grund, warum ich die noch einfachere Methode Cannabis direkt im Garten anzubauen nicht umsetze. Denn im Kübel kann ich die Pflanzen bei einem herannahenden Gewitter ins Zimmer holen oder direkt windgeschützt an die Wand stellen. Die Zweige sind ja nicht verholzt und reich an Blättern und brechen wirklich leicht ab.
Aussaat
Nachdem ihr euch die Sorte euer Wahl zugelegt habt, geht es an das Aussähen. (Ich habe bisher nur Ableger von eigenen Pflanzen gemacht, keine gekauft daher gehe ich auf Ableger hier nicht ein. Das Problem, das ich bei Ablegern sehe, ist das man die maximale Lebensdauer einer Pflanze auch mit Ablegern nicht austricksen kann, bei mir konnte ich so nicht Pflanzen über den Winter bringen, indem ich immer wieder Ableger machte). Da ein Samen gerne 5 bis 20 Euro kosten kann, sät man die nicht einfach so aus. Es gibt zwei Methoden. Die bessere ist die Taschentuchmethode. Nehmt ein Papiertaschentuch, durchnässt es faltet es einmal auseinander und legt dann den oder die Samen auf die untere Seite und schlägt es wieder zu. Das Taschentuch simuliert recht gut die Erde, man kann aber jederzeit nachschauen und die Feuchtigkeit bleibt konstant. Es trocknet aber schnell aus, und passiert das, wenn die Samen schon keimen, so ist das kritisch. Legt es daher besser in einen Teller den ihr mit Wasser füllt.
Die Zweite Methode ist es die Samen in ein Glas zu geben und das mit Wasser zu füllen. Das Wasser verdampft kaum und man muss so nicht täglich kontrollieren. Die Keimphase sollte in einem nicht zu warmen Raum erfolgen und da sie unter der Erde normalerweise stattfindet, braucht man auch nicht viel Licht. Ein Badezimmer eignet sich daher gut. In beiden Fällen pflanzt man einen Samen aus, wenn die Keimwurzel erscheint. Die ist sehr empfindlich, bricht leicht ab. Daher sollte man täglich kontrollieren und jeden keimenden Samen in einen Topf umpflanzen. Bei der Glasmethode ist das Herauslangen etwas problematisch, ich siebe hier durch ein Teesieb ab. In jedem Falle, kann man die Samen im Taschentuch leichter mit den Finger aufnehmen als im Glas. Wichtig: habt Geduld. Käufliche Samen können schon nach einer Woche keimen, müssen es aber nicht. Bei meinen selbst gezogenen Samen waren zwei bis drei Wochen Keimzeit normal und so lange warte ich auch bei Samen, die ich kaufe ab.
Den Samen platziert man dann in der Mitte in einem kleinen Topf. Nehmen anfangs einen kleinen Topf, es ist besser die Pflanzen mehrmals umzutopfen als gleich einen großen Topf zu nehmen, weil sie so lernen, dass sie mit den Wurzeln an die Topfwand stoßen und einen dichten Wurzelballen bilden. So ein Topf mit 8-9 cm Durchmesser reicht aus, der fasst in etwa das Volumen eines normalen Wasserglases. Macht eine kleine Kuhle in die Mitte, der Samen sollte etwa 0,5 bis 1 cm tief kommen und bedeckt ihn wieder mit Erde. Ihr könnt auch gleich einen Stecken daneben stecken. Die Pflanzen sind anfangs etwas gaukelig und wachsen auf der Fensterbank natürlich zum Licht hin, ihr müsste sie also festbinden. Geeignete Stecken gibt es am 1. Januar auf der Straße – die Leitstöcke von Feuerwerksraketen haben sich bei mir bewährt. Sie haben die richtige Dicke und man kann sie liecht auf die benötigte Länge kürzen oder zuspitzen. Man kann aber auch ein Mikado-Spiel das man nicht mehr braucht dazu nutzen.
Und nehmt normale Blumenerde, behandelt sie nicht. Mein Nachbar hat „Tipps“ aus dem Internet befolgt und die Erde sterilisiert. Das zerstört nur die Mykorrhiza, Pilze im Boden, die mit den Pflanzen eine Verbindung eingehen und ihr Wachstum fördern. Den einzigen „Nutzen“, den er dadurch hatte, war eine Taufliegenepidemie.
Wie es weitergeht, darüber gibt es schon ein paar Blogs:
https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2024/03/06/hanf-balkondoor-zucht-der-anbau/
https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2024/08/14/was-machen-sie-damit-ihr-hanf-so-gross-wird/
https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2024/11/18/cannabis-die-ernte-und-ausblick-auf-2025/
Was ihr euch schon anschaffen könnt, sind weitere Töpfe. Ich topfe mehrmals um immer in einen Topf mit deutlich größerem Durchmesser. Der letzte Topf hat dann ein Volumen von 25 bis 40 Litern. Je größer der Topf, um so größer die Pflanze im Endstadium, aber auch um so schwerer und immobiler. Also wer sie ins Zimmer hereinbringen will, sollte als Endgröße nicht mehr als 30 Liter nehmen eher 20 bis 25 Liter. Uhr braucht auch Blumenerde und Dünger. Ich verwende ganz normalen Gartendünger (Blaukorn) und die Blumenerde vom Aldi. Es geht aber, wenn man keinen Garten hat und nicht einen Sack Blaukorn braucht auch der Dünger für Zimmerpflanzen.