Zweite Nachlese Starship Flugtest ITF-7

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Der folgende Text findet sich auch in meinem konsolidierten Artikel zum siebten Teststart den ihr hier auf der Website findet.. SpaceX hat einen Bericht ihrr Untersuchungen veröffentlicht der zur Hälfte Lob über das was klappte enthält und in der anderen Hälfte leider viele offene Fragen  zurücklässt.

Am 24.2.2025 veröffentlichte SpaceX ein Statement.

Demnach gab es ungefähr zwei Minuten nach der Trennung von der SuperHeavy einen Blitz im Heck des Starships (dieser konnte im Video nicht beobachtet werden, da nun SpaceX nur noch die Landung der SuperHeavy zeigte). Dies korrelierte mit einem Druckabfall, der durch ein Treibstoffleck verursacht wurde. Weitere zwei Minuten später gab es einen weiteren Blitz und nun waren auch dauerhaft Feuer zu sehen. Sie führte letztendlich zum Abschalten eines Triebwerks nach dem anderen, bis nach 8 Minuten 20 Sekunden die Kommunikation abriss.

Bis dahin war das Flight Termination System (FTS) nicht ausgelöst worden. Dies soll 3 Minuten später geschehen sein.

SpaceX kam zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Ursache für den Verlust von Starship eine „harmonic response several times stronger in flight than had been seen during testing, which led to increased stress on hardware in the propulsion system “ Diese erhöhte Belastung führte zu Treibstofflecks. SpaceX monierte nicht die Lecks, sondern das der abfließende Treibstoff nicht vollständig durch Entlüftungsöffnungen abfließen kann und so Brände entstanden, die zu den Triebwerksabschaltungen führten.

Am 12. Februar 2025 führte SpaceX einen 60 Sekunden langen Triebwerkstest durch:

„The 60-second firing was used to test multiple engine thrust levels and three separate hardware configurations in the Raptor vacuum engine feedlines to recreate and address the harmonic response seen during Flight 7,” the company stated. “Findings from the static fire informed hardware changes to the fuel feedlines to vacuum engines, adjustments to propellant temperatures, and a new operating thrust target that will be used on the upcoming flight test.”

Die eigentliche „Lösung“ von SpaceX sind aber zusätzliche Entlüftungsöffnungen und ein zusätzliches Flammenunterdrückungssystem, dass Stickstoff in das Heck entlässt.

Beim achten Flug ist daher erneut nicht ein Erreichen des Orbits geplant, sondern erneut ein suborbitaler Flug.

Alles gelöst?

Wie immer bleiben bei dem Statement von SpaceX Fragen offen und wer sich auskennt, schüttelt nur den Kopf.

Zuerst einmal: wenn die Kommunikation mit dem Starship abreist ist die Aussage das das FTS auslöst reine Spekulation. Das Starship kann auch alleine durch den Wiedereintritt in die Atmosphäre desintegriert sein. Es tritt ja nicht kontrolliert in diese ein und hat noch mehrere Hundert Tonnen Treibstoff an Bord bzw. es tritt weiter Treibstoff aus. Meiner Ansicht nach hat das FTS erneut versagt. Ein FTS muss zum frühesten Zeitpunkt aktiv werden. Das wäre spätestens der Fall gewesen, wenn es nur noch drei aktive Triebwerke gibt, weil diese zu wenig Schub haben damit das Starship noch einen Orbit oder die vorgesehene Bahn erreicht. Wir erinnern uns das auch beim Jungfernflug das FTS versagte und beim zweiten Start als das Starship explodierte (auch weil Treibstoff abgelassen wurde und dann sich entzündete) wurde auch gesagt das dies das FTS wäre und es war dann doch nicht so.

Vor allem wurde offenbar nicht die Ursache für Lecks, Blitze und Feuer angegangen. Stattdessen wird an den Auswirkungen gearbeitet, also SpaceX lebt damit das die Treibstoffleitungen Lecks aufweisen. Sie beseitigt dieses Problem nicht, sondern vergrößert Abflussöffnungen und installiert ein Flammenunterdrückungssystem.

Ob der Test wirklich das Problem löst, bezweifele ich. Eine Rakete im Flug vibriert enorm stark, das kann Eigenschwingungen (im englischen Text „harmonic response“ genannt) verstärken die dazu führen können das ein ganzes Triebwerk ausfällt. So etwas passierte auch beim zweiten Saturn V Testflug, nur war die Auswirkung noch so extrem, es gab keine Explosionen. Dies kann man am Boden nur schwer simulieren. Daneben trat das erste Anzeichen im Flug nach zwei Minuten aus, der Test am Boden dauerte nur 60 Sekunden und es fehlt jeder Hinweis, das man die Leitungen verstärkt, verändert oder verbessert hat. Man hat wohl nur kleine Veränderungen durchgeführt und hofft das ein neues Schublevel (wahrscheinlich niedriger, aber das kostet weiter Nutzlast) das Problem löst.

Dabei wurden diesmal noch nicht mal die Raptor 3 Triebwerke eingesetzt, sondern die alten Raptor 2, aber das Starship war schwerer, weil es mehr Treibstoff hatte und wahrscheinlich hat man den Schub weiter erhöht, bisher fanden alle Starts mit einem Schubniveau statt das deutlich unter der Vorgabe liegt.

Es ist ja nicht so, das sonst alles gut bei SpaceX läuft. Auch die Falcon 9 Oberstufe hatte drei Versager in den letzten sechs Monaten, zuletzt der spektakuläre Wiedereintritt einer Oberstufe die am 1. Februar Starlink Satelliten startete über Deutschland und Polen.

Alle Vorkommnisse erfolgten nach dem ersten Zünden, was die Mission nicht gefährdete, aber sie sollten eben nicht vorkommen. Daneben könnte ja auch mal die erste Zündung ausbleiben und dann wäre die Mission verloren. Offensichtlich hat SpaceX mit der Startrate von 2023 den Zenit erreicht und mehr Starts, wie sie letztes Jahr erfolgen, gehen dann zur Lasten der Qualität. So macht auch der Spruch von SpaceX, man verkaufe „Flight Proven“ Raketen einen ganz neuen Sinn, denn die Erststufen haben dieses Problem ja nicht, nur die in immer größerer Menge zu produzierenden, da bei jedem Start verloren gehende Oberstufen.

Nach etwas Nachdenken fiel mir auch die Aussage von Gwen Shotwell ein, die davon sprach, das das Starship über 100 Flüge absolvieren müsste bis der erste bemannte Flug ansteht. Sie scheint wohl einen tieferen Einblick in die Entwicklung zu haben als CEO Elon Musk, der ja noch einige andere Firmen leiten muss und nun auch noch ein Ministerium an der Backe hat. Wenn man wie dies offensichtlich ist die Entwicklung nach dem Prinzip „Trial and error“ macht, also Versuchen und wenn nicht klappt, nachbessern, dann ist das logisch, denn so braucht man etliche Flüge bis man alle Fehler gefunden hat und so beseitigt hat. Dabei ist jede Maßnahme ja auch eine Fehlerquelle und das ganze muss SpaceX ja dreimal machen, weil das Starship in mindestens drei Generationen produziert werden soll.

Für 2025 plant SpaceX nach Shotwell 25 Starts, für die nächsten vier Jahre insgesamt 400, also so viele wie Falcons in den letzten zehn Jahren flogen. Das setzt voraus das sich die Startrate pro Jahr verdoppelt also 2026 insgesamt 50, 2027 dann 100 und 2028 wären es 200 Flüge, das wären dann 376 Starts in vier Jahren. Mich selbst würde wundern, wenn man die bisherige Verdopplungsrate beibehält, also 2023 gab es zwei Starts, 2024 dann vier und das wären dann für 2025 acht Starts und für die folgenden Jahre dann 16, 32 und 64. Die Falcon 9 brauchte erheblich länger um die Startrate der letzten zwei Jahre zu erreichen und diese scheint nun relativ konstant zu sein.

In einer Diskussion im US-Kongress über Artemis (man befürchtet das der neue „Berater“ Elon Musk die SLS zugunsten des Starships einstampfen könnte) gehen informierte Abgeordnete übrigens inzwischen von 40 Auftankflügen für die Artemis 3 Mission aus. Elon Musk meinte vor vier Jahren, anfangs wären es acht, mit dem endgültigen Starship dann vier ….

Links

https://www.spacex.com/updates/#flight-7-report

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