Trumps neue Zölle
Nachdem schon für den 2. April neue Zölle auf Autos angekündigt wurden, hat Donald Trump nun nachgelegt. Es wird ab morgen auch neue Zölle auf Elektronik geben, und zwar unabhängig davon in welchem Gerät sie steckt. Der Grund ist der gleiche wie bisher bei allen Zöllen: Trump möchte , dass mehr in den USA produziert wird – gerade bei Elektronik ist es so , dass inzwischen viele Fertigungsstellen im Ausland sind – bei Intel war dies schon immer so , so wurden die Core-Prozessoren auf denen die heutige Linie basiert, in Israel entwickelt. Bei moderner Fertigungstechnik führend ist heute aber nicht mehr Intel oder AMD aka GlobalFoundries, Es ist der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC. TSMC hat schon angekündigt in den USA ein neues Werk zu errichten, doch bis dieses fertiggestellt wird durfte die Amtszeit von Donald Trump vorbei sein – daher hat er nun Zölle angekündigt,die sich primär auf den Import von Elektronik aus China, Taiwan und Korea richtet, aber auch Europa betrifft. Der tiefere Grund, warum Trump nicht einzelne Produkte, sondern Elektronik generell (bisher: Prozessoren, Flash Speicher, RAM Bausteine) ins Visier nimmt, ist, dass sehr viele US Firmen Produkte in den USA entwickeln, aber im Ausland fertigen lassen. Apple lässt ein Großteil seiner iPhones zum Beispiel in China zusammenbauen, die Chips stammen aus Taiwan von TSMC. Die Abhängigkeit von China zeigte sich auch bei der Coronaepidemie mit unter- und zusammengebrochenen Lieferketten, Lieferverzögerungen, Einstellung von Produktionsstraßen und dem Einstieg von Preisen.
Trump hat allerdings durch die neue Regierungsorganisation DOGE die entsprechenden Behörden deutlich verschlankt, sodass diese nicht mehr die personelle Kapazität haben bei Millionen von Produkten jeweils die enthaltenen elektronische Bausteine mit Listen abzugleichen, was auch voraussetzen würde, dass es noch genügend kompetente Leute gibt diese Listen zusammenzustellen. Die Lösung von Trump, beziehungsweise seinen Beratern, ist daher sehr einfach: der Importeur oder Hersteller eines Artikels muss zusichern, dass weder Prozessor noch RAM Bausteine, noch Flashbausteine, aus einer Technologie bestehen, die jünger als 10 Jahre ist – das schließt alle relativ einfachen Bausteine wie Mikrocontroller und ältere Speicher wie sie in Gadgets und Ähnlichem stecken aus, bei denen es auch kaum Konkurrenz zu USA-Produkten gibt – solche Bausteine stecken in zahlreichen Geräten, angefangen von Radios über Waschmaschinen bis hin zu Mikrowellen.
Diese Zölle die verhängt werden – in der gleichen Höhe wie bei bisherigen Aktionen von Trump 25% – betreffen die bisher größte Sparte, da Elektronik die mindestens 10 Jahre alt ist, in zahlreichen Produkten steckt: vom MP 3 Player über Computer, Smartphones, Tablets bis zu Fernsehern und anderen elektronischen Geräten. Wie bei vielen Ankündigungen Trumps wird es wohl darauf hinauslaufen, dass es Abkommen mit Taiwan und China und Südkorea gibt, die den USA Vorteile bringen, denn letztendlich ist die US-Wirtschaft abhängig von dem Import vieler Bausteine, die im Ausland gefertigt werden, selbst wenn sie dort nicht entwickelt wurden. Eine Verlagerung vieler Fertigungslinien in die USA durch viele Hersteller wird nicht immer in Frage kommen, da die Errichtungskosten für eine moderne Chip-Fab sehr hoch sind und im Bereich mehrerer Milliarden Dollar liegen. Allerdings betrifft diese neue Aktion nicht nur ausländische Industrien, sondern auch die inländische Wirtschaft, die selbst wenn sie alles in den USA vertickt, doch Bauteile aus dem Ausland zukauft.
Selbst innerhalb der Regierung gibt es Streit über die Maßnahme. Vehement hat sich Elon Musk gegen diese neue Aktion von Trump gewehrt. Primär betrifft es Tesla, Tesla hat mit großem Umsatzeinbussen seit Trumps Amtsantritt zu kämpfen. In den USA brach Umsatz schon nach der Wahl um ein Drittel ein, hat sich aber auf diesem Niveau inzwischen stabilisiert, In Europa und in asiatischen Ländern ist der Umsatz dagegen nach dem Amtsantritt von Donald Trump zusammengebrochen und er bricht noch weiter ein – in Deutschland hat Tesla im Januar 59% weniger Autos verkauft, als im gleichen Vorjahresmonat, im Februar stieg dies auf 76% ebenfalls gerechnet gegenüber dem Februar von 2024. Über die ganze EU ermittelt, betrug die Einbuße im Februar 59%. Mit ähnlichen Einbußen muss Tesla aus China und Japan rechnen, in China hat der inländische Automobilhersteller BYD eine Rekordbilanz fürs letzte Jahr vorgelegt, inzwischen fertigt die Firma mehr Fahrzeuge als Tesla und erzielt dabei einen wesentlich höheren Gewinn. Tesla ist doppelt betroffen zum einen wegen des Zolls auf Fahrzeuge zum Zweiten wegen des Zolls auf die darin verbaute Elektronik, als technikverliebter hat Musk in den Wagen sehr viel Elektronik, und zwar der neuesten Generation verbaut. Dadurch entfallen nicht nur 25% Strafzölle dafür, dass es ein Auto ist, sondern weitere 25% Strafzoll dafür, dass Elektronik die jünger als 10 Jahre ist, verbaut wurde. Tesla importiert derzeit massiv Autos aus Europa und hat dies auch mit Wagen aus China vor, weil im US-Markt die einen Einbußen noch nicht ganz so hoch sind wie in den anderen Ländern. Sonst müsste Tesla mehrere Werke im Ausland schließen darunter die Gigafactory in Brandenburg. Zudem ist die Fertigung in Europa billiger als in den USA, die als Hochlohnland gelten. Bei Tesla ist die Situation schwierig: in einer nächtlichen Ansprache hat Elon Musk seine Mitarbeiter aufgefordert, ihre Aktien zu behalten und nicht zu verkaufen: seit dem Amtsantritt von Donald Trump ist der Kurs von Tesla um mehr als ein Drittel eingebrochen gegenüber dem Höchststand der im Dezember letzten Jahres erreicht wurde, sind es sogar 50%. Musk sprach von einer „Zukunft des Überflusses“. Wie er zu dieser Aussage kommt, ist mir ein Rätsel, Tesla hat nicht nur mit dem Image von Elon Musk zu kämpfen, sondern unter Eingeweihten gilt die Produktpalette als veraltet, neue Autos sind nicht in der Entwicklung. Stattdessen gibt es immer mehr Skandale wie Unfälle durch den Autopiloten, der nur auf Kameras, anstatt aktiver Systeme wie LIDAR oder Radar setzt und das Fiasko mit dem Cybertruck, der im letzten Jahr schon 7-mal zurückgerufen wurde und derzeit Schlagzeilen macht, weil das Gefährt Metallteile verliert: die Karosserie aus Edelstahl ist nur geklebt, nicht verschweißt.
Die Aktion hat natürlich auch die EU auf den Plan gerufen. Es geht nicht nur um den Export von Waren. Es geht auch darum, dass Trumps Regierung im allgemeinen Europa dazu drängt unabhängiger zu werden – die Tatsache, dass Trump der Ukraine keinerlei Informationen zukommen ließ, die militärisch relevant waren und die aus Satelliten Bildern oder von Satelliten gewonnenen Daten stammen, sowie gedroht hat, das Starlink-Netz abzuschalten, das essenziell für die Kommunikation mit zahlreichen Waffensystemen wie Drohnen ist, aber auch für die Kommunikation mit den Truppen im Feld dient, hat die Kommission dazu bewegt, in der militärischen Raumfahrt, wie auch in der Kommunikationsstrategie noch unabhängiger zu werden. Lange angedacht, aber bisher aus Kostengründen nicht angegangen, ist das neue Kommunikationsnetzwerk aus Niedrig fliegenden Satelliten IRIS², wird nun beschleunigt und soll vor dem bisher angestrebten Termin von 2030 operationell werden. Ebenfalls angekündigt, haben Deutschland, Italien und Frankreich, dass sie neue Aufklärungssatelliten starten wollen, damit Europa eine eigene Fähigkeit hat, alle relevanten Informationen für das Militär selbst zu gewinnen. Für die Zukunft ist die Entwicklung weiterer Satelliten zur Aufklärung, diesmal aber nicht im optischen Bereich, sondern im elektronischen Bereich wie der Überwachung von Signalen Gesprächen oder ähnlichem geplant. Ebenso liefert diese Aktion der europäischen Industrie neu Aufträge. Denn betroffen sind natürlich auch Satelliten die von vor allem von SpaceX und von Rocketlab gestartet werden – auch sie enthalten Elektronik und werden nun mit 25% Zoll besteuert. Sie verbleiben zwar nicht in den USA, sondern werden nur von den USA gestartet, doch das ist für die Zölle irrelevant. Das bedeutet bei einem Kommunikationssatelliten, der typischerweise viermal so teuer ist wie die Trägerrakete selbst, dass sich die Startkosten mit einer US-Trägerrakete praktisch verdoppelt haben – Arianespace hat schon einige Aufträge für die Ariane 6 bekommen und plant die Produktion auszuweiten, um an diese Auftragsschwemme abzuarbeiten. Dies betrifft sowohl Kommunikationssatelliten, wie auch wissenschaftliche Satelliten und natürlich auch militärische Satelliten. Zu Rocketlab gibt es bisher keine europäische Alternative allerdings haben mehrere europäische Firmen derzeit Träger im Erprobung Stadium. Während ich dies schrieb die Rakete Spektrum von Isar Aerospace ihren Jungfernflug, der allerdings schon kurz nach dem Start scheiterte. Weitere europäische Träger in dem Nutzlast Segment unter 1000 Kilogramm, die derzeit erprobt werden, sind die RFA One von der Rocket Lab Augsburg und die Trägerrakete Maya der Ariane Group.
Es wird spannend zu sehen, ob diese Zölle wirklich kommen, oder wie dies bisher war, nach einigen Stunden oder Tagen wieder ausgesetzt werden, da sie im Prinzip ja dazu dienen politische Entscheidungen durchzudrücken, die andere Staaten sonst nicht getroffen hätten. Sie sind im Prinzip eine Erpressung von politischen Aktionen mit wirtschaftlichen Mitteln. Eines ist aber jetzt schon gewiss, und dies liegt jetzt nicht nur an diesen Zöllen, sondern dem Handeln Trumps seit Amtsantritt insgesamt, nämlich dass zahlreiche Staaten, die sich bisher mit den USA verbündet sahen, insbesondere die Staaten in der Europäischen Union und vor allem in der Nato nun beginnen sich zu emanzipieren, und in vielen Bereichen eigene Kapazitäten aufzubaue , in denen sie sich bisher auf die USA verlassen haben. Dies betrifft vor allem den Rüstungssektor. So wird ja schon lange von einer europäischen Armee geredet, aber nun scheint tatsächlich die Chance zu sein, die Idee auch umzusetzen.
Es dürfte insgesamt die Wirtschaft selbst treffen, zum zweiten Mal nach wenigen Jahren sieht man in Europa, dass der Grundgedanke der Globalisierung auch fundamentale Nachteile für die Wirtschaft mit sich bringen kann, nicht nur Vorteile. Es ist wichtig zumindest Kernfähigkeiten zu haben, um ein Embargo, gestörte Lieferketten , oder einen irren Präsidenten nicht darüber bestimmen zu lassen, ob oder wie in Europa die Wirtschaft floriert. Dies wird nicht billig werden und eine Garantie, dass wenn wir hier Fabriken für die Fertigung von Produkten, wie zum Beispiel Halbleitern und Medikamenten aufbauen , dass diese dann auch exklusiv in Europa verbraucht werden, gibt es nicht – aber ich sehe auch keine Alternative dazu. Es ist im Prinzip wie bei dem Bezug von russischem Erdgas, es ist natürlich die billigste Lösung. Aber man ist dann auch einseitig abhängig von Russland. Beim Erdgas haben wir die Lektion gelernt und uns nun breit aufgestellt und importieren von vielen Staaten nicht nur einem, sodass wenn es hier ein Streit gibt, wir nicht in derselben Abhängigkeit sind – interessanterweise gehört Erdgas beziehungsweise der Import von Flüssiggas als zu den Gütern, für die weitere Strafzölle seitens der EU angedacht sind – das interessante ist daran, dass Donald Trump in der ersten Amtszeit sich vehement gegen den Bau von Nordstream 2 und für den Import von flüssigem Erdgas aus den USA ausgesprochen hat – nun sorgt er in seiner zweiten Amtszeit genau dafür, dass der Anteil von LNG aus den USA abnehmen wird – es ist sowieso eine relativ teure Energie, da man relativ viel Energie braucht um das Erdgas zu verflüssigen und über den Atlantik in speziellen Schiffen nach Europa zu transportieren. Ich bin gespannt, welche Zölle als Nächstes kommen, sehr viele Produkte beziehungsweise Länder, die noch nicht mit Strafzöllen belegt sind, gibt es ja nicht , was allerdings auch für den desolaten Zustand der US-Wirtschaft steht , da ja alle Maßnahmen den Zweck haben , die Produktion in den USA anzukurbeln. Wenn diese in allen Bereichen niedriger ist als der eigene Bedarf, was schlussendlich zu Importen führt , dann steht es sehr schlecht um die US Wirtschaft. Das Handelsbilanzdefizit der USA stieg übrigens unter der Regierung Donald Trump im Januar 2025 um gute 35% auf 131,4 Milliarden Dollar.
Ich entschulidige mich für das Offtopic, Bernd, aber ich muß das Video hier teilen.
https://www.youtube.com/watch?v=GNa0pdTH5Zc
Wobei.. es passt, denn dass der Mann es in Sachen Wahrheit mit Münchhausen gleichtut ist ja inziwschen bekannt.
Trotzdem ist es erschreckend wie weit er nun abgedriftet ist. (Und viele seiner fans hätten sich wohl nie vorstellen können, dass er Trump unterstützt, auch wenn es seine Kritiker weniger überrascht.)