Aktuelles aus der Raumfahrt

Nun überschattet werden die von den beiden Unglücken der Antares und von Spaceship Two. Bei letztem hat man sehr schnell die Ursache veröffentlicht: der Copilot hat bei knapp über Mach 1 ein Federsystem für das drehbare Leitwerk, ein Bremssystem ausgefahren, das nominell erst bei Mach 1,4 ausgefahren werden darf. mich wundert da eher das bei einem neuen High-Tech Flugzeug das überhaupt möglich ist. So was kritisches sollte abgesichert sein. Wenn ich etwas programmiere dann prüfen bei mir Tester alle Fälle ab, selbst welche, die ich nicht vorhergesehen habe (das man bei der Frage „wie viele Werte darf der Testfall haben“ und einer Prüfung auf größer 1 und maximal 2000 Werte auf die Schnauze fliegt wenn jemand 4 Milliarden eingibt, weil die Zahl nicht in eine 32 Bit vorzeichenbehaftete Zahl rein geht habe ich z.B. auch nicht gedacht. Aber es wurde geprüft und der Fehler beseitigt. Bei Spaceship Two scheint man selbst einfachere Prüfungen nicht einzusetzen.

Erde und MondBei der Antares ist man noch nicht so weit. Immerhin kann man nun das Problem auf eines der Triebwerke einkreisen. Bei diesem sollte es einen Vorfall bei der Turbopumpe geben, gefolgt von einem Ausfall. Bis man eine Lösung hat, wird man einen bis zwei Starts mit anderen Vehikeln durchführen. Angeblich ist man in Gesprächen mit zwei US und einem europäischen Anbieter. Nun der europäische ist Arianespace, mehr gibt es nicht. Der Träger der Wahl wäre die Sojus. Sie wäre auch gleich teuer wie eine Antares. Die Ariane 5 wäre zu teuer und zu leistungsstark, sie könnte vier Cygnus auf einmal transportieren. Bei den US-Anbietern gäbe es ULA, Lockheed Martin und SpaceX. Lockheed Martin bietet ihre Atlas auch separat an. Boeing die Delta 4 nur über ULA. (Eventuell könnte es aber eine Delta II sein, da müsste es noch eine oder zwei auf Halde geben).  Zudem ist die Delta 4  bisher nicht kommerziell verfügbar und gilt als teurer als die Atlas. So dürften wahrscheinlich Atlas 401, Falcon 9 und Sojus als Träger untersucht werden. Nur – keiner wird kurzfristig verfügbar sein. Nächstes Jahr waren zwei bis drei Cygnus Missionen geplant. So schnell gibt es keinen Ersatz. Die Sojus selbst hinkt hinterher. Da musste man nach dem letzten Fehlstart (Ursache: eingefrorene Hydrazinleitung, dadurch Verlust der Lageregelung – ein systematischer Fehler bei jeder vierten Fregat, nur bisher bei kurzen Missionsdauern nie aufgetreten) nachgebessert werden und man hinkt bei dem Aufbau des Galileo Systems hinterher. SpaceX schafft kurzfristig zwei Starts in schneller Folge um sich dann wieder für Monate auszuruhen. So ist der nächste am 9.12., wahrscheinlich der letzte, eventuell vorletzte Start der Falcon 9 dieses Jahr. Dann fehlen aber immer noch 6-7 Starts zu den 14 für dieses Jahr angekündigten. Wie sollte man da noch einen Start für Orbital reinschieben? Und die Atlas hat nach Users Guide eine Bestellzeit von 27 Monaten.

So wird auch der (danach) anvisierte Start einer Nachfolgeversion auf sich warten lassen – realistischerweise in 3 Jahren. Orbital kündet dagegen schon 2016 an. Verwendet soll angeblich das RD-193 werden, eine modifizierte RD-191 Version der Angara – erneut ein noch noch nicht flugqualifiziertes Triebwerk. Die Angara hatte ja bisher nur einen suborbitalen Testflug und das RD-193 ist eine uneingesetzte Modifikation.  Aber viele Alternativen gibt es ja nicht, eigentlich keine außer dem RD-180, doch das will ja nun auch Lockheed-Martin ersetzen.

Inzwischen will die ESA mit Zahlen Deutschland überzeugen. Die ESA würde innerhalb von 10 Jahren 345 Millionen Euro für Starts einsparen (ohne die Vega Starts) wenn sie die Ariane 6 hätte. Mal sehen ob das Deutschland überzeugt. Am 2.12. tagen die Minister. Bis dahin sollte man eine Lösung finden. Deutschland ist übrigens nicht das einzige Problem – durch die Feststoffantriebe ist bei der Ariane 6 Italiens Anteil größer und ob Italien sich soweit beteiligen ist davon war bisehr noch gar nichts zu hören.

Währenddessen hat China die Generalprobe für die Mondbodenrückführung gemacht: Chang E‘-5 umrundete den Mond wie Ende der sechziger Jahren die Sond Raumsonden und landete wieder auf der Erde und machte dabei auch dieses Foto. Es ging wohl um den Test der Landung und der Kapsel, denn der interessantere Teil ist ja die Landung auf dem Mond und die Gewinnung von Bodenproben. Wie immer weis man von Chang E’5. Immerhin, die Kapsel ist relativ groß, deutlich größer als die der russischen Luna und mit 2 kg Bodenproben wird sie auch die zehnfache Menge zurückführen (mehr wird durch eine Punktbohrung ohne einen Lander der sie über längere Zeit einsammelt wohl auch nicht möglich sein). Wenn sie klappt haben die Chinesen mehr Mondmaterial geborgen als die Russen. Europa, Japan und Indien haben sie zumindest was die Erstleistungen angeht ja schon überholt.

One thought on “Aktuelles aus der Raumfahrt

  1. Soweit ich das verstanden habe hat der Pilot von SpaceShipTwo das „Federsystem“ nicht ausgefahren – er hat lediglich die Sicherheitssperre entfernt, um es später ausfahren zu können. Danach hat es sich selbstständig ausgelöst, obwohl es eigentlich immer noch ausgeschaltet war.

    Ich denke auch, dass es Orbital schwerfallen wird, einen Launchprovider zu finden, der kurzfristig einspringen kann. Sie wollen jetzt offenbar den nächsten „eigenen“ Start bereits wieder im April 2015 durchführen – mal sehen… mit welchen Triebwerken wohl?

    Gerade noch zur Frage der Triebwerke für die Antares: warum nicht das Merlin 1D von SpaceX? Man bräuchte sicher mehr als zwei davon, aber das ist ein zuverlässiges, flugerprobtes, amerikanisch produziertes Triebwerk.

    Die chinesische Sonde hiess Chang’e 5-T1. Es ist eine Hardware-Testmission, die eigentliche Chang’e 5 folgt erst noch (Lande & Rückkehrmission), vermutlich nach Chang’e 4, einer zweiten Rovermission wie schon Chang’e 3. Offenbar ist nur eine kleine Kapsel von Chang’e 5-T1 zurückgekehrt, der Satellite-Bus (identisch zu Chang’e 1 und 2) wird jetzt in Richtung Erde-Mond-L2 manövriert, was Gerüchte über die Möglichkeit einer Landung (von Chang’e 4, 5 oder 6) auf der Mondrückseite genährt hat.

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