Space shuttle Mannia
Heute soll der dritte Startversuch (nach zwei abgebrochenen am Samstag und Sonntag) der Discovery stattfinden. Durch die US Gazetten lief die Sensationsmeldung , dass dies trotz eines gefundenen Schaumstoffstücks stattfindet und NASA Chef Griffin sich über einige Restbedenken hinweg gesetzt hat. Das ist die derzeit letzte Meldung in der Shuttlemania, einer nicht rational nachzuvollziehenden Berichterstatt und seit 1 Jahr über den Space Shuttle.
Meiner Meinung nach wird bei der Diskussion eines vergessen : Es gibt keine absolute Sicherheit. Konventionelle Trägerraketen haben nun mal eine Zuverlässigkeit die viel geringer als die eines Verkehrsflugzeuges ist. Dies ist so und es wird wahrscheinlich auch immer bleiben, ganz einfach weil bei einer Rakete die Nutzlast 2-5 % der Startmasse ausmacht. Eine kleine Erhöhung dieser um mehr Sicherheit zu gewinnen führt zu einem dramatischen Rückgang der Nutzlast. Selbst Raketen wie die Sojus die seit 40 Jahren unverändert produziert werden und über 1700 Starts absolviert haben, also als ausgereift gelten müssen haben nur eine Zuverlässigkeit von 97-98 %, jeder 30-50 Start geht also schief.
Bei der bemannten Raumfahrt ist dies ein Problem. Man will das Risiko minimieren. Bei den Kapseln welche die Russen einsetzen ist dies kein Problem. Sie haben einen Fluchtturm, der im Falle einer Havarie die Kapsel abtrennt und sie sind sehr robust und drehen sich beim Wiedereintritt so, dass der Hitzeschutzschild in Fahrtrichtung zeigt.
Das Space Shuttle hat keine solchen Sicherheitsmechanismen. Man hat einige Sicherheitsmechanismen wie eine abtrennbarer Kabine beim Design diskutiert und schließlich sich dagegen ausgesprochen, weil man meinte die Technik soweit sicher machen zu können, dass man auch ohne diese zusätzlichen Einrichtungen auskommt. Weiterhin hat man viel in den letzten 20 Jahren in die Sicherheit, vor allem der Haupttriebwerke investiert. Die Abbildung links zeigt einige Ergebnisse. Mit „Propability of Catastrophic Loss on Ascent“ ist die Wahrscheinlichkeit gemeint, dass man die Fähre mit der Besatzung beim Start verliert. Das Risiko betrug 1986 als man die Challenger verlor 1:78, vergleichbar dem Wert den erprobte Trägerraketen wie die Ariane 4 oder Atlas aufweisen. Im Jahre 1999 soll dieser Wert auf 1:438 gesenkt worden sein.
Dieser Wert ist für ein Raumfahrzeug sehr gut, er ist jedoch ungleich höher als bei einem Verkehrsflugzeug und dies zeigt, dass bemannte Raumfahrt eben noch riskant ist und dies wissen auch die Astronauten. Leider sieht dies die Öffentlichkeit nicht so und fordert ein Nullrisiko, das es nicht geben kann. Die NASA reagiert auf dieses und hat nachdem beim letzten Flug vor einem Jahr wieder ein Schaumstoffteilchen sich löste erneut an der Isolation gearbeitet und den nächsten Start vom November 2005 schrittweise auf den Juli 2006 verschoben. Trotzdem – auch jetzt ist die Sicherheit nicht bei 100 % und man kennt wahrscheinlich nicht einmal alle möglichen Probleme. Man erinnere sich an die Untersuchung des Verlustes der Columbia. In den ersten Pressekonferenzen haben NASA Vertreter die Schaumstoffstücke gezeigt und gesagt, dass sie sich nicht denken können wie diese leichtgewichtigen, zerbrechlichen Teile die Flügelstruktur beschädigen können – man war sich des Risikos nicht bewusst. Erst Schussversuche auf die Flügelteile zeigten, dass diese Schaumstoffteile diese beschädigen können – einfach weil sie durch die Luft so schnell abgebremst werden und dann mit hoher Geschwindigkeit auf den Orbiter treffen.
Der Ausstieg aus dem Space Shuttle Programm ist durch einen Erlass von George Bush, der das Geld für sein Mondprogramm braucht beschlossene Sache Die letzten Flüge sollen 2010 stattfinden. Es gibt nun zwei Möglichkeiten weiter zu machen. Zum einen ein Restrisiko akzeptieren, die Shuttle so oft wie möglich starten zu lassen um die ISS zu komplettieren. Das zweite ist es jeder Anomalie nachzugehen, auch wenn dies die Startrate verzögert und man noch mehr Bauteile der ISS am Boden lassen muss. Die NASA hat sich für das letzte entschieden. Sie erreicht damit wenn es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt einen Ausbau der ISS zu einer nutzbaren Konfiguration, auch wenn einiges wegfallen musste. Das gilt jedoch nur wenn man den Zeitplan einhalten kann, denn eines ist klar : 2010 wird der letzte Flug sein, egal ob man die ISS dann nutzen kann oder nicht.
Letztlich stellt sich aber damit auch eine andere Frage : Kann man unter diesem öffentlichen Erwartungsdruck noch an den Entwurf neuer fortschrittlicher bemannter Beförderungsmittel gehen ? Die nächste Generation, das CEV wird wieder eine Kapsel sein. Damit ist es von der Bauart her sicherer als ein Raumgleiter. Doch kann dies auf Dauer eine Lösung sein ?