The Expanse (Fernsehserie)

Kürzlich bin ich auf Netflix auf der Sciencefiction Serie „The Expanse“ gestossen, ich war eigentlich positiv überrascht. Ich werde hier ein paar technische Dinge anreissen, und keine Details zur Storyline. Die erste Staffel basiert auf dem Roman Leviathan Wakes von Daniel Abraham und Ty Franck.

Schauplatz

Die Serie spielt im 23. Jh. Die Menschheit hat das Sonnensystem kolonisiert. Es gibt drei Akteure: Die Erde und Mond (Vereinte Nationen), der Mars (Mars Congressional Republik) oder die Gürtler (englisch Belters), also Menschen, die im Asteroidengürtel und anderen Kleinkörper leben. Mars und Erde sind von deren Ressourcen abhängig. Die Belters leben oft unter miserablen Bedienung, so dass sich eine Widerstandsgruppe namens OPA (Outer Planet Alliance) gebildet hat. Mars und Erde haben eine Art kalten Krieg.

Raumfahrt

Es wird eine Art Antrieb benutzt, der auf Kernfusion basiert. Im 22. Jh wurde dieser massiv verbessert, so dass man das Innere Sonnensystem innerhalb von Tagen bis Wochen durchqueren kann. Die Raumfahrzeuge haben keine künstliche Gravitation. Damit die Leute aber trotzdem nicht schwerelos herum fliegen, hat es zwei Möglichkeiten. Es wird dauernd beschleunigt, und danach wird dauernd gebremst. In Freiflugphasen hat die Besatzung Magnetstiefeln an. Grosse Raumstationen oder ganz grosse Raumschiff haben auch rotieren Sektionen.
Grosse Schiffe können nicht auf Planeten mit Atmosphären laden. Dafür gibt es spezielle Schiffe, die Leute in den Orbit bringen. Es gibt keine Trägheitskompensatoren, so dass die Besatzung die volle Beschleunigung zu spüren bekommt. Für normale Personen ist der Start und Ankunft auf der Erde eine nicht ganz angenehme Prozedur. Wird das Schiff extrem beschleunigt, muss die Besatzung in speziellen Sitzen festschnallen, und eine Medikament wird injiziert, um Verletzungen, die durch die hohe Beschleunigung entstehen, zu minimieren.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Typen, wie Frachter, Minenschiffe, Eistransporter, sowie kleinere und grössere Kriegsschiffe.

Die Bewohner

Die totalen Bevölkerung im Sonnensystem ist 40 Milliarden, wobei die meisten auf der Erde leben. Die Bewohner der Erde sind zu 50% arbeitslos und leben von einem Grundeinkommen, da es schlicht und einfach nicht genug Arbeit hat. Da der Meeresspiegel stark gestiegen ist, sind gewisse Städte, wie New York, von hohen Deichen umgeben.
Ab und zu kommen Leute vom Mars zu Besuch auf die Erde. Die plötzliche Umstellung auf höhere Gravitation ist nur mittels Medikamente zu widerstehen. Marssoldaten trainieren in simulierten 1g Umgebungen, aber trotzdem ist dies für sie ein Schock. Auch wenn sie rausgehen, müssen sich dauern Sonnenbrillen tragen, weil sie nicht an eine so starke Sonne und so hellem Himmel gewähnt sind. Auch frische Luft ist gewöhnungsbedürftig. Da der Horizont soweit weg ist, werden gewisse bei der Ankunft sogar seekrank. Leute sind gerade vom Mars angekommen sind, laufen ungewohnt. Das faszinierende an der Erde ist für sie die Ozeane.
Belters können nicht auf die Erde. Sie haben ihr ganzes Leben in sehr schwacher Gravitation gelebt, so dass ihre Körper sich angepasst haben, und auch Deformationen sich gebildet haben. Kommt ein Belters auf der Erde, muss er in einem Wassertank bleiben, da er sonst wie ein gestrandeter Wahl am Boden liegt. Es gibt dann die Gravitationsfolter für so Leute.
Leute, die auf der Erde aufgewachsen sind, sind viel stärker als die anderen. Die anderen haben im Nahkampf keine Chance. Sie werden mehr oder weniger gepackt, und in die nächste Wand geworfen.
Belters von schlecht gewarteten Aussenstellen haben auch Krankheiten, die durch konstanten Sauerstoffmangel ausgelöst wurden.

Kommunikation

Es gibt keine über-lichtschnelle Kommunikation. Echtzeitgespräche sind nur zwischen Erde und Mond möglich, oder wenn sich zwei Raumschiffe begegnen. Sonst werden Videobotschaften verschickt. Jeder Bewohner hat eine Art Smartphone bei sich. Mittels Wischbewegung kann er den Inhalt seines Gerät auf einen grösseren Schirm in der Nähe übertragen. Dies geschieht automatisch. Der Benutzer muss die Geräte nicht miteinander verbinden. Neben Smartphones gibt es auch Tablets mit der selben Technologie.

Raumkämpfe

Ab und zu gibt es Raumkämpfe. Die Standardbewaffnung sind Gatlingkanonen sowie Torpedos, die auch Nuklear bestückt sein können. Grosse Kampfschiffe haben auch Railguns. Während eines Kampf trägt die Besetzung Raumanzüge und die Luft wird herausgepumpt, so das wenn die Hülle durch löchert wird, das Raumschiff nicht durch entweichende Luft vom Kurs abgebracht wird. Die Hochgeschwindigkeitprojektilen gehen mehr oder weniger direkt durch das Schiff. Pech, wenn jemand gerade an der falschen Stelle steht.
Der Reaktor des Schiffes ist natürlich die kritische Stelle.
Die Raumanzüge der Enterneinheiten haben sind selbst reparierend, falls es kleinere bis mittlere Beschädigungen hat.

Was unlogisch ist

Leider gibt es Sachen, die völlig unlogisch sind. Wer kommt auf die Idee eine Agrarkolonie auf Ganymede zu setzen, da hat es noch weniger Sonne als auf dem Mars. Meiner Meinung nach helfen auch Spiegel im Orbit nicht. Auch stimmen die Flugzeiten nicht immer überein, dies ist vermutlich wegen der Dramatik. Eine wichtige Raumstation befindet sich mitten im Asteroidgürtel, sprich im leeren Raum, macht auch nicht wirklich Sinn.

 

Auf jeden Fall würde ich den Leuten, die Netflix haben empfehlen, mal rein zu gucken.

8 thoughts on “The Expanse (Fernsehserie)

  1. @ Thierry Gschwind
    Ich fände es unlogisch ausserhalb der Erde Sonnenlicht zu verwenden. Ungefiltert dürfte das Strahlenschäden verursachen. Alles was man braucht ist Energie für LED, Wasser und die ensprechenden Nährstoffe und man kann Lebensmittel produzieren. Auch auf dem Mars wäre es sinnvoll wegen fehlender Ozonschicht und Magnetfeld. Auch frage ich mich wenn es auf dem Mars günstig wäre in unterirdischen Strahlungsschutz Bunkern zu leben wie eine Anpassung an das schwache Licht des Mars möglich ist bei künstlichen Licht.
    MfG Rodi

  2. The Expanse wird nicht zu Unrecht für die – im dramaturgischen Rahmen einer SciFi-Serie! – weitgehende wissenschaftliche Genauigkeit gelobt. Die Autoren geben sich wirklich viel Mühe, die physikalischen Gesetze als Rahmenbedingungen konsequent mit all ihren Implikationen auch für die Akteure anzuerkennen. Das treibt die Handlung oft auf ganz spezielle Weise, und gerade „alltägliche“ Probleme mit den g-Kräften und den langen Zeiträumen interplanetarer Reisen und Kommunikation werden gewitzt ausgeführt, wenn auch vielleicht (besonders über die ganze Buchreihe hinweg gesehen) mit gewissen ermüdenden Wiederholungen.

    Ich möchte ausdrücklich auch die Bücher empfehlen, die das Universum in vielen Punkten noch wesentlich detaillierter, facettenreicher und vor allem realistischer beschreiben, als das im Rahmen der Serienadaption mit einem eben doch endlichen Budget für Kulissen oder Spezialeffekte und begrenzter Bildschirmzeit möglich oder auch nur wünschenswert ist. Gimbal-gelagerte Crash Couches vermisse ich in der Fernsehserie schmerzlich, aber ich verstehe, warum das einfach nicht umsetzbar war.

    Nicht alle aufgeführten vermeintlichen Logikfehler sind zwangsweise welche, aber ich will mich nicht mit Nickeligkeiten aufhalten – lest die Bücher, da wird Manches mit Sinn unterfüttert, was in der Serie nur stark verkürzt und plakativ angedeutet werden kann oder sogar verändert wurde. Ich kann mich z.B. nicht daran erinnern, dass Marsianer auf der Erde Sonnenbrillen tragen müssten. Ich vermute, das wird in der Serie so gemacht, um die physischen Unterschiede visuell ins Bewusstsein zu heben. In den Büchern wird die innere Handlung der Protagonisten direkt erzählt, da ist es viel einfacher, dem Leser begreifbar zu machen, dass Marsianer auf der Erde einige Schwierigkeiten haben klarzukommen.

    Gewisse grundlegende logische Probleme sind aber natürlich immer vorhanden. Man muss verstehen, dass für so eine Erzählung das „Worldbuilding“ manchmal mit dem groben Pinsel gemacht werden muss: Dann steht die Ästhetik einer Kulisse einfach im Vordergrund. Das dient auch dazu, die Handlungsorte für den Leser besser unterscheidbar zu machen. Ganymede ist eben „die Agrarkolonie mit dem Spiegel“, die aber auch nur dadurch eine ganz besondere Kulisse für eine Weltraumschlacht abgibt. Solange dabei aber eine gewisse Kohärenz gewahrt wird, kann meines Erachtens schon mit wenig gutem Willen die „Suspension of Disbelief“ funktionieren. The Expanse ist immer noch in erster Linie eine Space Opera und keine wissenschaftliche Abhandlung.

    Im weiteren Verlauf der Handlung, ohne spoilern zu wollen, kommen allerdings tatsächlich auch noch gewisse (milde) Elemente aus der Fantasy-Horror-Schiene hinzu. Ich erwähne das, weil ich selbst überhaupt nicht darauf gefasst war und man kaum davor gewarnt wird: Weder die Bücher noch die Serie sind meines Erachtens für Kinder geeignet.

    Für mich ist The Expanse wirklich herausragend. Die politischen Entwicklungen fungieren wie oft bei guter SciFi als Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft. Alle Akteure haben ihre jeweilige Motivation. Vieles regt zum nochmaligen Nachdenken an. Den Zukunftstechnologien wurden aus der Gegenwart extrapoliert, nur selten einfach erfunden, dadurch sind sie realistischer als in praktisch allen anderen mir bekannten SciFi-Universen. Gerade dieser vergleichsweise hohe Grad an „technischer“ Plausibilität macht die Handlung für mich immersiv und spannend.

    Mich würde interessieren, ob das Bernd gefallen würde. Er outet sich ja sonst nicht unbedingt ein Science-Fiction-Fan, aber The Expanse ist wirklich auf fast allen Ebenen sehr weit weg von Star Trek und Co.

    LG, Frank

  3. Ich verstehe den Hype nicht der um The Expanse gemacht wird. Sicherlich ist der Einäugige unter den Blinden König, jedoch hat man vieles von dem schon besser in 2001, 2010 und Babylon5 gesehen. Star Trek mag zwar vom wissenschaftlichen Aspekt unrealitischer zu sein jedoch stand hier wenigstens der Abenteuer/Forschungsaspekt im Fokus. The Expanse scheint mir eine 0815 Action Serie zu sein die im SF Setting spielt die sich auch ein Heinlein/Clarke 1950 hätte erdenken können. Für jemanden der sämtliche klassische SF in Buchform durch hat ist das einfach nur ermüdent und ablenkend, da schnapp ich mir lieber SF in Buchform.

  4. Dieser Artikel ist zwar schon einige Jahre her, aber da ich jetzt erst The Expanse schaue und mich sehr für die wissenschaftlichen Hintergründe interessiere, hier eine Frage, die mich beschäftigt: Wenn Marsianer und Belters weniger g gewohnt sind als die Terraner, wieso sind dann Angehörige dieser drei Gruppierungen auf dem selben Raumschiff unter der selben simulierten Schwerkraft? Falls an Bord 1g wäre, hätten Marsianer und Belters Probleme, falls es geringer wäre, dann müssten Terraner und Belters es zumindest merken und sich entsprechend verhalten. Jedenfalls in der Fernsehserie scheint es für alle drei kein Problem zu sein, wenn auf den Raumschiffen eine einheitliche Schwerkraft besteht.

    1. Keine Ahnung wie es in den Büchern ist, aber imo. klingt es nach einer Sache, die im TV „Einfach so ist“, weil es sonst erzählerisch unnötig kompliziert werden würde.

      Außerdem gibt es ja afaik in der Serie Medikamente und Co, die helfen sollen die G-Effekte zu kompensieren.

    2. Die ersten Bücher sind bei mir ein paar Jahre her, aber ich glaube mich zu erinnern das die Roci (eben wegen der gemischten Crew) im Normalfall nicht mit 1G Beschleunigung unterwegs ist sondern eben gerade für Naomi (Belter) nur mit erträglicheren Beschleunigungen unterwegs ist. In der TV Serie wird das halt nicht visualisiert, vermutlich wäre das ein extremer Aufwand. Spätestens ab Buch 4 unterzieht sie sich aber sowieso einer speziellen Behandlung (Muskelwachstum etc.) um auf (nahe) 1G Planeten landen zu können.

      Noch als Hinweis auf den Blogpost:
      Die Station die Bernd als im Gürtel unlogischerweise platziert sieht ist Tycho Station und die wichtigste Station für die Belter was die Flottenlogistik betrifft. Nachdem mindestens ein halbes Dutzend der Asteroiden direkt bewohnt sind macht es IMO schon Sinn das die Station auch dort ist. Darüberhinaus ist die Station (in den Büchern) mobil und kann ihre Position ändern. So war sie in der Nähe von Ceres als bei diesem die Rotationsgeschwindigkeit künstlich erhöht wurde (um im inneren G-Kräfte für die Bewohner zu haben)

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