Wie hälts Du mit der Religion?
Die Frage stammt glaub ich aus Goethes Faust. Ich fürchte mit der Antwort werde ich weder die religiösen Menschen noch die Atheisten glücklich machen. Ich glaube nicht an die Ereignisse sie in der Bibel beschreiben werden. Ich glaube auch nicht dass es einen Gott gibt, zumindest nicht einen persönlichen Gott, zumindest einen der mein Schicksal lenkt. Wenn man sich darauf zurückzieht, das Gott das Universum so geschaffen hat dass es uns irgendwann mal geben wird, dann hat man genauso das Problem dies zu beweisen, denn wäre es nicht so gäbe es ja keine Menschen die sich Gedanken darüber machen können.
Trotzdem gehe ich egelmäßig in die Kirche, auch morgen wieder. Warum? es ist meiner Mutter wichtig und meine Mutter ist mir wichtig. Sie kennt meine Einstellung, gibt aber trotzdem nicht auf mich zu ermahnen, in letzter Zeit öfters weil ich in der Endphase meiner Diät sonntags länger schwimmen gehe und den Besuch daher von „Alle 2 Wochen“ auf „Einmal im Monat und alle kirchlichen Feiertage“ (von denen es viele in den letzten 3 Monaten gab) umgestellt habe.
Je nach Gottesdienstgestaltung (Wir haben zwei Pfarrer mit unterschiedlicher Ausprägung – modern und konservativ) macht es sogar Spaß diesen zu besuchen. Ich versucht zu sagen, es hätte wenig Einfluss auf mich, denn die Predigt habe ich spätestens nach ein paar Stunden vergessen, und doch kann ich sagen, dass ich mich persönlich in den letzten 10 Jahren in denen ich nun regelmäßig zur Kirche gehe weiter entwickelt habe. Vielleicht ist es eben doch wie eine Ermahnung die man immer wieder vergisst, aber durch dass dauernde Wiederholen eben doch Spuren hinterlässt. Vielleicht ist es aber einfach auch nur Altersweisheit.
Wie viele fange ich immer dann an zu beten wenn es mir schlecht geht und die Zeit des stillen Gebets im Gottesdienst reicht regelmäßig nicht für alle Anliegen aus. Komischerweise komme ich nie auf die Idee etwas einfach so zu erbitten, sondern bitte meist eine Gegenleistung an. Meistens ein häufigerer Gottesdienstbesuch über eine bestimmte Zeit. Das längste war ein Jahr, als meine letzte Katze eine Augenoperation hatte und danach ausriss und spurlos verschwand. Sie fand sich wieder und ich ging ein Jahr lang wöchentlich in den Gottesdienst. Die Katze wurde übrigens 19 Jahre alt – eine verdammt lange Zeit für eine Katze. Bei den letzten Bitten habe ich allerdings nie Erfolg gehabt, so dass dies wohl auch nicht als Beweis von Gott durchgeht.
Ich halte die Kirche und Religion trotzdem für wichtig. Die Kirche als eine Institution die „Nein“ sagt wenn Politiker heute zu gerne ihre Fahne nach dem Wind drehen z.B. wenn es um Globalisierung und ihre Folgen geht. Vor allem aber gibt eine Religion einem Regeln vor, die wichtig für das Zusammenleben sind. Ich glaube wenn man sich bemüht den Regeln zu folgen man vielleicht nicht erfolgreicher, reicher und beleibter wird, aber vielleicht so das Zusammenleben funktioniert und es eine humane Gesellschaft gibt. Zumindest gilt dies für die evangelische Kirche der ich angehöre. Bei dem Islam und anderen Religionen die bestimmte Menschen ausgrenzen habe ich da meine Zweifel. Ich versuche zumindest danach zu leben, auch wenn ich meine Probleme damit habe.
Was mir aber auffällt ist, dass viele Menschen die anders als ich wirklich religiös sind und dies auch noch besser umsetzen können, eine innere Zufriedenheit haben die ich sehr bewundere. Aber es gehört eben Glauben dazu und den habe ich nicht. Das das alleine aber nicht reicht zeigt ein aktuelles Vorkommnis in unserer Gemeinde. Einer unserer beiden Pfarrer kündigte vor 4 Wochen an, er werde im Juli die Gemeinde verlassen und eine andere Stelle annehmen, der Kirchengemeinde hätte die Zusammenarbeit verweigert und ihn ersucht sich eine neue Stelle zu suchen. Eine Woche später kam dann der Oberkirchengemeinderat der Diözese und erklärte ebenfalls im Gottesdienst, dass es wohl etwas anders sei und sich der Pfarrer seit Jahren gegen den Kirchengemeinderat stellte, jede Einflussnahme untersagte und Vermittlungsgespräche oder Aufforderungen zum Nachgeben im Sand verliefen, worauf der Pfarrer türekrachend die Kirche verlies. Auch das übereilte Annehmen einer neuen Stellung (die zumindest nach Größe und Finanzkraft der Gemeinde ein Abstieg ist) so dass es keinen Nachfolger in geraumer Zeit gibt zeigt, dass offensichtlich das Engagement für die Gemeinde Grenzen hat. Auch so kann man einen über Jahre gewachsenen positiven Eindruck ruinieren.