Spiele, die in Erinnerung blieben – Teil 1 vor dem PC
Mit Computern beschäftige ich mich seit knapp 40 Jahren, noch etwas älter ist der Kontakt mit Computerspielen, die damals nicht mal Computerspiele hießen, sondern Videospiele – es gab Ende der Siebziger sogar eine eigene Show, die dann „Telespiele“ hieß, die auch den Beginn der Fernsehkarriere von Thomas Gottschalk markiert. Ich will in zwei Artikeln mal ganz subjektiv an einige Spiele erinnern, die mir in Erinnerung blieben. Ich betone das subjektiv, weil jeder Vorlieben für bestimmte Spiele hat. Ich bin ein Fan von Simulationen und Strategiespielen, besonders rundenbasierten, dass man Zeit zum Nachdenken hat. Was mich nie angezogen hat, sind Arcadespiele oder First Ego Shooter. Im Allgemeinen ist bei mir die Optik nicht so wichtig, als vielmehr das mich das Spielprinzip gefangenhält. Entsprechend habe ich auch einen PC mit im Chipsatz integrierter Grafik, der, wenn es nicht um Realzeitdarstellung geht, meist gut ausreicht. Subjektiv heißt aber auch: ich habe viele spiele nie in meinem Leben gespielt die sehr bekannt sind, wie die ganzen FIFA Sportspiele, GTA oder WoW. Wenn diese also nicht erwähnt werden, dann nur deswegen.
Pong
Wie schon gesagt hießen die ersten Computerspiele Videospiele, abgeleitet wohl vom Atari VCS 2600 – das stand für Video Computer System. Das Spiel war eine Revolution, obwohl seine Hardwarefähigkeiten äußerst beschränkt waren. Eine Revolution, weil vorher es Spiele nur in Spielautomaten gab, schrankgroß und man für jeden Versuch mit barer Münze zahlen musste. Diese waren aus hardwareverdrahteter Logik aufgebaut, entsprechend aufwendig und teuer waren die Spiele. Das Atari VCS setzte einen programmierbaren Mikroprozessor ein, den 6507 – das war ein 6502, dessen Adressbereich auf 8 KByte eingeschränkt wurde. Durch die Programmierung konnte man durch Auswechseln des Moduls eine andere Spiel spielen, anstatt einen neuen Automaten aufzubauen. Damit es billig zu produzieren war, wurde aber gespart. So hatte es gerade mal ein RAM von 128 Byte und auch 8 KByte für das ROM ließen nicht viel Platz für komplexe Spiele. Aber es war der Erstling, vorher gab es so was nicht und entsprechend war das Aha-Erlebnis, wenn man zum ersten Mal selbst am eigenen Fernseher spielen konnte.
Technisch war Pong (für zwei Spieler) oder Pelota (ein Spieler) einfach. Ein Quadrat war der Ball ein Schläger war zwei oder drei Quadrate hoch und der Ball flog bis zum Rand oder eben raus. Grafik konnte man die grabe Auflösung auch kaum nennen. Als ich noch Dozent an der Esslinger Dualen Hochschule war und Softwareentwicklung unterrichtete, gab es im zweiten Semester für die Programmieranfänger die Aufgabe das in Pascal nachzuprogrammieren und daran scheiterte keiner.
Ich fand interessanter ein anderes Spiel, bei dem man ein Auto unten am Bildschirmrand hatte und von oben immer schneller bei immer höheren Tönen andere Autos kamen und man ihnen ausweichen musste – das ging nur in horizontaler Richtung.
Diesen ersten Spielen folgten nach und nach komplexere. Bis heute bekannt sind Donkey Kong bei dem „Super Mario“ zum ersten Mal auftaucht und Pacman. Einige Programmierer brachten sogar Autorennen oder Fussballspiele in die 8 KByte unter.
Das VCS hatte nur eine kurze Blütezeit. Es zeichnet aus, das es das Erste war und daher in Erinnerung blieb. Sehr bald war es aber technisch veraltet. Das war es eigentlich schon, als es 1979 heraus kam. Als Anfang der Achtziger Jahre Heimcomputer in ähnliche Preisregionen rutschten, die erheblich leistungsfähiger waren und wo man fürs gleiche Geld bessere Spiele bekam (wenn man sie nicht raubkopierte und dann auch das einsparte) kollabierte der Markt für das VCS aber auch andere Konsolen und Atari geriet in finanzielle Schieflage.
Auf dem Ti 99/4A, meinem ersten Computer habe ich nicht gespielt. Ich bekam zwar in einem Bundle ein Spiel mit, aber gespielt habe ich es nur selten und heute vergessen, wie es heißt. Das Spielen auf einem Computer begann mit meinem zweiten Rechner dem Schneider (Amstrad) CPC.
Brickbuster
Ein Spiel, das ursprünglich von Stephen Wozniak programmiert wurde, war mein erstes selbst eingetipptes Spiel. Wer damals groß wurde, erinnert sich vielleicht noch. Damals gab es Computerzeitschriften und der wichtigste Punkt derer waren Listings, die man abtippen konnte. Mühsam, weil man dauernd zwischen Zeitschrift und Computer wechseln musste, fehlerhaft, wenn Maschinencode dabei war, da man den immer in Hex eingeben musste und da hatte ein Vertipper / Zifferndreher verhängnisvolle Folgen. Ich habe nur in der Anfangszeit so was gemacht, dann wurde es mir zu dröge. Brickbuster das es auch unter anderen Bezeichnungen wie Arkanoid gab, war eine Fortentwicklung des Spielprinzips von Pong. Das Spielfeld war um 90 Grad gedreht, sodass der Schläger nun unten war. Oben war eine Mauer aus Steinen, bei denen der Ball jedes Mal einen herausschlug und die man abbauen musste. In höheren Leveln gab es Steine die bleiben immer oder wurden erst beim zweiten Schuss beseitigt oder es gab Hilfsmittel wie größere Schläger oder Gemeinheiten wie einen schnelleren Ball.
An dem Tag, als das Spiel abtippte, grillte mein Bruder und hatte Leute eingeladen. Just als ich das Spiel eingetippt hatte und es ausprobierte, kam ein Mädchen rein, um mir Bescheid zu sagen, dass das Essen fertig wäre und sie war ganz begeistert von dem Spiel, noch mehr als ich es abbrach und den Basic Code zeigte, „Ja kann man den so was selbst erstellen?“ Nicht ganz so begeistert war ihr Freund, der plötzlich abgemeldet war. Allerdings war das auch nur das Erste von zwei Malen, das ich mit dem Computer jemand vom weiblichen Geschlecht beeindruckt habe. Das zweite Mal war ein Jahrzehnt später als eine Kommilitonin beim Schreiben ihres Staatsexamensgutachtens (dafür hatten wir 3 Tage Zeit) Cola über ihr Notebook leerte und es nicht mehr funktionierte. Sie hatte viel Glück, zwar konnten wir mangels genormter Anschlüsse nicht ihre Festplatte in mein Notebook einbauen, damit sie damit weiter arbeitet, aber nach einer gründlichen Reinigung funktionierte das Notebook wieder.
Der Hobbit
Ein Spiel auf meinem zweiten Rechner habe ich nicht vergessen, obwohl ich es nicht lange gespielt habe. Das war der Hobbit. Das war ein Textadventures, angereichert durch einige Grafikbildschirme, aber die waren nur Deko, man konnte nicht dort auf etwas klicken oder sonst wie interagieren. Alle Angaben machte man unten in einer Eingabezeile. In Erinnerung blieb bei mir das es – das war typisch für die damalige Zeit – sehr schwer war, in dem Sinne, dass es nur einen Lösungsweg gab und wenn man die Lösung für den jeweils nächsten Schritt nicht fand, steckte man fest oder war sehr bald tot und konnte von vorne anfangen.
Aus dem Mangel resultierte letztendlich mein erster Patch eines Binärprogramms. Der CPC 464 wurde mit einem Kassettenrekorder als Speichergerät ausgeliefert und bei dem Tot im Spiel musste man den letzten Speicherstand neu laden und das dauerte. Ich hatte aber ein Diskettenlaufwerk, nur nutzte das Spiel das nicht. Nachdem ich in einer Zeitschrift die Firmwareeinsprungroutinen für die Kassettenspeicherung und Laden gefunden hatte, schrieb ich ein Programm, das diese Sprünge zuerst auf meine Routine umbogen und dann jeweils Dateien auf der Diskette öffnete und schloss. Netterweise stellte die Firmware selbst fest, ob eine Datei auf Diskette offen war und schrieb und las dann dort hinein, sodass ich mich nur um das Öffnen und Schließen kümmern musste. Das funktionierte auch. Trotzdem kam ich im Spiel nicht weiter. Ich erfuhr, dass das Spiel auf Basis eines berühmten Romans entstand, und kaufte mir den „Herrn der Ringe“. Das ist einmalig, denn wie man sicher auch an meinen Blogs erkennt, habe ich es nicht so mit Romanen, sondern lese sonst fast ausschließlich Fach- und Sachbücher. Wie sich rausstellte, war der Autor richtig, nur das Buch das falsche. Trotzdem habe ich im Sommer 86 die drei Bände des Herrn der Ringe verschlungen und nachdem ich am Ende war, gleich nochmals von vorne gelesen. Enttäuschend war dann aber der Kauf des „Der Hobbit“. Mit dem Buch konnte ich das Adventure zwar lösen, aber das Buch war ein Kinderbuch und erreichte bei Weitem nicht das Niveau des Herrn der Ringe.
Sorcery und Defender
Wie schon gesagt, ich bin nicht der Typ für Arkadespiele, zumal bei denen noch mehr als woanders die Grafik zählt und die war eben damals beschränkt. Aber zwei habe ich doch gerne mal zwischendurch gespielt. Das eine war Defender, eine Spielidee, die soweit ich weis zuerst auf dem Apple erschien. Es ist eines der Ballerspiele, wie es damals hieß. Ein Raumschiff schwebt über einer Vektorlandschaft und Aliens tauchen auf, die man abschießen muss. Ich fand vor allem den Sound so abgefahren und spacig.
Das zweite Arcadepsiel ist Sorcery, ein Spiel, bei dem man als Zauberer auch Geister und andere Unholde abwehren muss und acht andere Zauberer befreien muss. Neue Energie gab es jeweils durch Quellen verteilt auf den vielen Screens, allerdings entzog eine quelle auch einem Energie. Die Fortsetzung davon, „Sorcery+“ fand ich nicht so berauschend, denn weil sie komplexer war, lud sie bei jedem Wechsel eines Bildschirms von Diskette nach was jedes Mal eine Zwangspause ergab die dann das Spiel unterbrach. Die empfand ich als extrem störend.
Kane
Populär waren damals auch Sportspiele, meistens in der Form, das der Spieler ganze Wettkampfgruppen nachspielen musste wie die Winter Games oder Dailey Thompsons Decathlon. In denen war ich nie gut, denn um die Bewegung zu simulieren, musste man in einem bestimmten Takt den Joystick hin und her bewegen.- Das gelang mir nie, ruinierte aber den Joystick. Was mir dagegen gefiel war Kane. Das war eine Art Wildwestolympiade. Man musste auf Tauben mit Pfeil und Bogen schießen, auf Scheiben beim Shootout feuern und einen fahrenden Zug einholen.
Elite
Wenn es ein Spiel gab, das mir dauerhaft im Gedächtnis blieb dann war es Elite. Die Story ist eigentlich relativ einfach. Man reist von Planet zu Planet und muss Profit machen um sowohl sein Raumschiff in ein besseres aufzurüsten der die Waffen verbessern. Das Dumme nur: Viel Profit gibt es nur beim Handel mit illegalen Gütern was dazu führt, dass man bald von der Polizei gejagt wird oder in gefährlichen Gegenden, wo Piraten lauern. Es scheint trotzdem unzählige Systeme in neuen Ebenen zu geben mit schrägen Hilfstexten, die wie ich später erfuhr auch komplett von einem Skript generiert wurden. Das Spiel endete, wenn man den Status Elite“ erreicht, was ich nie schaffte, obwohl ich es jahrelang spielte. Den hohen Suchtfaktor erhielt es dadurch das es nicht vorhersehbar war, man konnte beliebig oft in ein System kommen und hatte jedes Mal eine andere Situation vor sich. Daneben setzte es auf Vektorgrafik, deutete also nur die Umrisse der Raumschiffe an, und lief damit spielbar auf einem 8-Bit-Rechner, während andere Simulationen von Flugzeugen für mich entweder unspielbar waren oder die Landschaft praktisch nur eine monotone aufgefüllte Fläche. Auf dem PC gab es mit dessen höheren Leistung auch eine Version mit ausgefüllten Flächen. Ich habe auch später mal den Nachfolger Elite 2 auf dem PC gespielt, doch er hat mich nicht überzeugt. Vor einiger Zeit habe ich gerne Oolite gespielt, das ist eine Open Source Adaption des Spielprinzips mit besserer Grafik und mehr Optionen auch für Mods. Auch Elite ist eine Vorlage für viele Nachahmer, die bis heute erfolgreich sind. Beeindruckend war auch die Soundausgabe, denn der Programmierer hatte sich für klassische Stücke entschieden anstatt etwas neues zu programmieren was bei den damaligen Computern dann meist nach kurzer Zeit nervig war.
Soviel für heute. Morgen geht es weiter mit den PC Spielen und dem Übergang zu Heute inklusive Online Spielen, Bezahlinhalten oder der Nachahmung von Spielautomaten mit ihren Slots.
Ich habe mich damals an Elite 2 versucht, aber das Spiel war auf dem PC nicht wirklich spielbar.
Die Steuerung mit dem extra gekauften Joystick hat nicht gut funktioniert, man mußte die ganzen Tastaturbefehle auswendig lernen. (damit war die Steuerung präziser)
Vernünftig Reisen konnte man nur unter Ausnutzen von Bugs. Man mußte alle 1-3 Minuten abspeichern, hatte dafür aber keine Unterverzeichnisse.
Eine halbwegs ertragreiche Handelsroute habe ich auch nie entdeckt, und das mappen war sehr sehr viel Arbeit.
MfG
Ein weiteres Kult-Spiel das auf keinem 8Bit-Rechner fehlen durfte, war Tetris.
Auch 8-bittig nicht zu vergessen: Loderunner, Jump Man, sowie die diversen Space-Invader und Breakout Varianten.
Der erste Textadventure das ich jemals gespielt hatte nannte sich ganz einfach „Adventure“. War toll, das haben wir damals auf einem CP/M System gespielt, mit einer elektrischen Schreibmaschine als Eingabegerät. Da gingen ganze Nächte drauf…