Es wurde auch Zeit…
Am 26.6.2009 verlautbarte die ESA, dass sie ihr Bodennetzwerk durch eine dritte Station für „Deep Space“ Sonden komplettieren. Eine neue Bodenstation in Argentinien, 1000 km westliche von Buenos Aires soll ab Mitte 2012 zur Verfügung stehen. Und dafür wurde es Zeit. Meiner Meinung nach hätte diese schon vor dem Start von Herschel und Planck zur Verfügung stehen sollen, und nicht erst wenn diese ihre Primärmission schon beendet haben. Es gibt zwei sehr wichtige Gründe mindestens drei Bodenstationen und vielleicht sogar noch mehr. Das eine ist, dass man nur mit drei Bodenstationen eine volle zeitliche Überwachung garantieren kann. Theoretisch würden zwei reichen, wenn sie sich um genau 180 Längengrade voneinander entfernt sind, doch dann gibt es immer noch den Effekt dass eine Sonde sehr nahe des Horizons sich befinden kann und das Signal stark gestört ist. Im Regelbetrieb einer Raumsonde hat man oft einen Orbit bei dem jeden Tag zur gleichen Zeit die Funkverbindung zur Erde aufbaut. Bei Venus Express in ihrem 24 Stunden Orbit ist dies besonders einfach möglich.
Doch es gibt kritische Manöver die man zeitlich nicht so einfach legen kann, wann es einem passt – Das Einschwenken in die Umlaufbahn z.B. Bislang hat die ESA hier auf NASA Hilfe zurück gegriffen. Das ist nun nicht mehr nötig. Es kann aber auch der Fall vorliegen, dass dies technisch nicht möglich ist. Ich kann mir z.B. schlecht vorstellen, dass man Rosetta in einen 24 Stunden Orbit um Churymasov-Geramisenko lenken wird können.
Ein zweiter echt wichtiger Grund ist aber, dass man um bei vielen Sonden jede bedienen zu können, mehrere Stationen braucht. Bei den üblichen 8 Stunden Kontaktzeit pro Tag wäre zwar eine Station für zwei Sonden gut (Zeit zum Neuausrichten mit eingeschlossen) Doch was macht man, wenn zwei Sonden gleichzeitig im selben Sektor sind? Dann muss man das Zeitfenster zwischen beiden Sonden aufteilen, denn mehr als 12 Stunden ist keine Sonde von der Station aus zu sehen. Wenn es drei Sonden im selben Sektor sind (leicht erreichbar bei Marsmissionen), dann wird es schon problematisch.
Die ESA hat jetzt zwei Bodenstationen für vier aktive Missionen (Herschel, Planck Venus Express und Mars Express), dazu kommt Rosetta mit derzeit niedrigem Bedarf an Support. Eine ganze Reihe von Sonden kommt in den nächsten Jahren dazu: Lisa-Pathfinder, Eddington, Solar-Orbiter, Bepi-Colombo, Exomars, Gaia und Xeus. Dafür sind selbst drei Antennen zu wenig. Die NASA betreibt an drei Standorten insgesamt 15 Antennen: Je 3 26 und 70 m Antennen und neun 34 m Antennen. Also fünfmal mehr Antennen als die ESA. Sicher hat die NASA mehr Raumsonden, aber nicht fünfmal so viele wie die ESA.
Das wäre zu verstehen wenn die Antennen schweineteuer sind – aber die letzte bei Cebreros kostet 30 Millionen Euro. Das ist bei Weltraumprojekten ein Trinkgeld. Kürzlich vergab die ESA eine Studie für einen Studie für ein Triebwerk, die kostete auch 30 Millionen Euro und in den nächsten drei Jahren fließen 335 Millionen Euro in die ESC-B obwohl keine Hardware gebaut wird, nur so mal um die Fixkosten abzudecken.
Wenn ich dran denke, das Herschel und Planck zusammen ein 1700 Millionen Euro Projekt sind, dann müssten da noch 30 Millionen Euro für eine eigene Empfangsstation mit drin sein – das sind weniger als 2 % der Projektkosten.
Was gibt es sonst noch? Mir fällt so langsam auf dass die USA ein Problem haben – sie wechseln viel zu schnell ihre Trägerrakete. Ich arbeite ja gerade an einem Trägerraketenlexikon. Obwohl ich mich in Teil 1 nur mit den US Raketen beschäftige habe ich schon 290 Seiten mit 72 Subtypen zusammen – und das ist noch nicht das Ende. Es kommen sicher noch 15-20 weitere dazu. Ich habe beim Schwimmen mal im Kopf so überschlagen wie groß dann Band 2 mit den russischen Raketen wird und kam bald drauf, dass selbst wenn ich noch China, Europa und den Rest hinzunehme, ich immer noch auf weniger Subtypen komme, so etwa 70. Die USA haben also mehr Raketentypen in Dienst gestellt als der gesamte Rest der Welt – und das will was heißen. Will doch heute jeder seine eigene Trägerrakete entwickelt. Daran ändern tut sich nichts: Wie ich gerade nach der Recherche für die Taurus II festgestellt habe, ist auch deren Zeit begrenzt: Dadurch dass man sie mit den NK-33 Triebwerken antreibt ist ihre Lebensdauer begrenzt: Es gibt noch 66 Exemplare die für maximal 33 Flüge reichen.
Erfreulicherweise kommt nun auch mein drittes Buch „Was ist drin“ so langsam in die Puschen und das vierte (Europäische Trägerraketen) wird nun bei Amazon mit Bild gelistet und ist in 4-7 Tagen lieferbar. Mal sehen wie dieses Stück Arbeit, dass mich die letzten sechs Monate viel Freizeit gekostet hat aufgenommen wird. Eigentlich habe ich ja noch anderes zu tun – Mein Launchlog müsste noch erweitert werden, schon alleine für die Charts die ich für die Bücher brauche. (Openoffice Calc streikt bei Grafiken in Printqualität). Aber ich schaue mal wie ich das noch reinschiebe. Wenn das Buch bei den Korrekturlesern ist kann ich ja mal ne Pause machen, obwohl ich denke ich bin inzwischen schon buchschreibsüchtig geworden – ich komme nicht mal zum lesen. Gestern beim Sortieren fiel mir auf, dass ich einen ganzen Stapel von Zeitschriften und vier Bücher durchlesen sollte…
Ich habe das Buch „Was ist drin“ bei buch.de bestellt (wegen eines Gutscheins, ansonsten wäre Amazon mein Favorit gewesen). Lieferzeit voraussichtlich ein Monat. Ist das bei Books on demand normal?
Schauen wir mal, ob es bis Weihnachten da ist…
Bei buch.de leider ja. Bei amazon sind es so viele Bestellungen, dass sie es auf Lager haben. Normal ist eine Wartezeit von 2 Wochen. Vier Wochen sind recht hoch angesetzt.