Einstufig in den Orbit

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Inzwischen starten jährlich über 100 Raketen ins All, aber alle haben zwei bis drei Stufen. Ginge es nicht auch mit einer Stufe? Zusammen mit der Wiederverwendung wäre das doch der absolut günstigste Zugang ins All. Leider setzt einem die Physik diesen Träumen eine herbe Grenze. Das Ganze ist anders als viele andere Konzepte sogar mit einem Taschenrechner berechnen.

Die Basis ist nämlich ganz einfach die Raketengrundgleichung oder Ziolkowsk-Gleichung. Die erreichbare Endgeschwindigkeit einer Rakete beträgt:

v = vspez * ln (Vollmasse / Brennschlussmasse)

Man braucht also die Startmasse (in kg), die Masse beim Abschalten der Triebwerke (ebenfalls in kg) und den spezifischen Impuls in metrischen Einheiten (m/s), welcher der Ausströmgeschwindigkeit der Gase beim Verlassen der Düse entspricht.

Die Geschwindigkeit für einen niedrigen Erdorbit liegt bei etwa 7.600 m/s. Bis der Orbit aber erreicht ist, zerrt die Gravitation an der Rakete. Das führt zu einem zusätzlichen Geschwindigkeitsbedarf ebenso wie andere Faktoren wie Luftwiderstand. Umlenkung der Bahn etc. Diese „Verluste“ kann man auf Basis existierender Raketen in der Größenordnung von 1.400 bis 1.600 m/s einschätzen. Zusammen braucht man also eine Endgeschwindigkeit von 9.200 bis 9.300 m/s.

Der spezifische Impuls

Das Triebwerk mit dem höchsten spezifischen Impuls ist das RS-25. Er liegt im Vakuum bei 4432 m/s. Daraus kann man das Massenverhältnis berechnen aus dessen Logarithmus ja der zweite Faktor besteht. Bei 9.300 m/s Endgeschwindigkeit wäre dies:

X = Exp(9.300/4.432) = 8,15

Das ist eine Ansage. Denn das RS-25 verbrennt ja Wasserstoff. Der benötigt sehr großvolumige Tanks, weshalb Raketenstufen mit diesem Treibstoff ein schlechtes Voll-/Leermasseverhältnis haben. 10 ist ein normaler Wert und das ist nicht weit von 8,15 entfernt. Bei 100 t Startmasse entspricht das obige Verhältnis einer Brennschlussmasse von 12.265 kg. Beim Strukturverhältnis von 10 verbleiben dann nur 2.265 kg für die Nutzlast und leichte Erhöhungen der Leermasse lassen diese gegen Null gehen. Für eine einstufige Rakete muss man also optimieren wo es geht. Damit scheidet auch die Wiederverendung aus, denn die erhöht die Leermasse weiter. Beim Starship wo beide Stufen die gleiche Technologie einsetzen, erreicht die erste Stufe ein Voll-/Leermasseverhältnis von 19, die zweite nur eines von 11, ist also um über 70 % schwerer bei gleicher Treibstoffmasse. Übertragen auf Wasserstoff als Treibstoff wäre die Nutzlast sogar negativ.

Ausgangsbasis Space Shuttle

Der Space Shuttle ist – obwohl seit über 10 Jahren ausgemustert – immer noch das leistungsfähigste Vehikel das Wasserstoff als Treibstoff nutzt. Der erste Ansatz ist daher ein Gefährt aus den Bestandteilen des Space Shuttles zu bauen:

  • Dem externen Tank
  • Den Triebwerken
  • Einer Nutzlastverkleidung

Der externe Tank ist im ersten Ansatz der SWLT des Space Shuttles.

Bei den Triebwerken habe ich die 14.140 kg, die das Heck des Space Shuttles mit drei Triebwerken wiegt auf fünf Triebwerke hochskaliert. So viele RS-25 braucht man, damit das Shuttle abheben kann. Die Triebwerksdaten in meiner Simulation sind die des aktuellen RS-25 der SLS. Real würde man natürlich bei Erreichen einer ausreichenden Beschleunigung drei Triebwerke absprengen und so die Masse um 14 t erniedrigen, was die Nutzlast erhöht, aber ich will ja wirklich einen einstufigen Transporter entwerfen. Mit dem Triebwerksabwurf wäre das ein eineinhalbstufiger Transporter, wie die Atlas in ihrer ursprünglichen Form.

Neu wäre eine Nutzlastverkleidung. Es liegt auf der Hand, nicht einen schweren Nutzlastraum anstatt des Orbiters mitzuführen, sondern wie bei einer Rakete die Nutzlast an die Spitze des Tanks setzen und eine Nutzlastverkleidung mitzuführen, die dann während des Flugs abgeworfen wird und so wenig Nutzlast kostet.

Die Tankmasse ist bekannt. Bei den Triebwerken habe ich einfach die komplette Masse des Triebwerksrahmens der Space Shuttles inklusive Triebwerken genommen. Das ist mehr als nötig, weil der Rahmen ja kein struktureller Teil des Orbiters mehr ist.

Bei der Simulation musste ich einen Trick anwenden. Bei vollem Schub reicht die Brenndauer nicht aus, um einen Orbit zu erreichen. Ich habe in der Simulation während des Flugs drei der fünf Triebwerke abgeschaltet. Das muss ich als zwei Stufen simulieren.

Dieser einstufige Transporter erreicht immerhin eine Nutzlast von 38 t in einen 200 km Orbit mit 28 Grad Bahnneigung von Cape Kennedy aus.

Optimieren

Der erste Ansatz hat die Elemente des Space Shuttles unverändert übernommen. Das ist aber keine ideale Lösung. Daher im zweiten Schritt eine Optimierung.

Der externe Tank des Space Shuttles hat einen Zwischentankbereich, der ist nötig um an ihm die SRB zu befestigen. Er kann aber entfallen. Beim SWLT wurde die modernere Legierung 2195 nur beim großen Wasserstofftank angewandt. Setzt man sie auch beim Sauerstofftank ein so kann noch mehr Gewicht gespart werden. Zuletzt ist da noch die Tankform. Kommt vorne eine Nutzlastverkleidung an den Tank, so braucht man keine spitz zulaufende Form und ein Zwischenboden kann eingespart werden. Diese Maßnahmen würden das Trockengewicht von 27,2 auf 20 t senken. Das sind direkt 7,2 t mehr Nutzlast was bei 38 t schon fast ein Fünftel ist.

Etwas komplexer ist es bei den Triebwerken. Man könnte diese neu konstruieren – sie wurden 1972 entworfen und sind zwar immer noch die leistungsfähigsten mit dieser Treibstoffkombination, aber inzwischen arbeitet man mit noch höheren Brennkammerdrücken. SpaceX hat 350 bar erreicht, die RS-25 arbeiten mit 206,4 Bar. Da Wasserstoff wegen der geringen Dichte aber erheblich höhere Anforderungen an die Turbopumpen stellt habe ich eine große Leistungssteigerung gelassen, aber den Brennkammerdruck auf 220 Bar angehoben, das ist ein Level das erprobt wurde. Das senkt etwas die Gravitationsverluste, den das Gefährt startet mit einem geringen Schubüberschuss mit 11,3 m/s.

Was optimiert werden kann ist die Düse. Ihre Länge ist beschränkt, weil die SSME auf Meereshöhe starten, der Düsenmündungsdruck darf nicht zu gering sein, um Turbulenzen die durch die Umgebungsluft bei geringem Druck entstehen zu vermeiden. Man hat aber inzwischen ausklappbare Düsen entwickelt, so beim RL-10B. Dabei sitzt eine Düsenverlängerung vor dem Start über der normalen Düse und wird, wenn der Umgebungsdruck klein genug ist über diese Düse geklappt. Das steigert den spezifischen Impuls und auch leicht den schub.

Ich habe angenommen, das ein Triebwerk in der Mitte des Tanks sitzt und vier Triebwerke so, dass jeweils die halbe Düse nach außen schaut. Bei dieser Konfiguration kann bei einem Sicherheitsabstand von 1 m zwischen den Düsen (auch für das Schwenken nötig) eine Düse maximal 3,19 m Durchmesser haben. Die RS-25 haben derzeit 2,40 m Durchmesser. Das entspricht einer Erhöhung des Expansionsverhältnisses von 77 auf 135. Das erhöht die Ausströmgeschwindigkeit um 70 m/s. Da die Temperatur des Gases beim Austritt nach CEA schon in einem Bereich ist, den bestimmte Metalle ohne Erweichung aushalten, muss die Düse nicht gekühlt werden und der Druck ist so gering, dass sie aus leichtem Blech bestehen kann. Die Zusatzmasse habe ich daher nur auf 500 kg pro Triebwerk angesetzt.

Die Nutzlast steigt an auf 45,5 t, das meiste davon brachte die geringere Tankmasse. Die höhere Leistung der Triebwerke brachte wenig, da auch die Verluste um rund 30 m/s von 1.878 auf 1.906 m/s anstiegen. Man könnte also auch diese Optimierungen lassen.

Real möglich?

Ich denke es wäre möglich, eine solche Rakete zu konstruieren. Würde man weitere Technologien, die es seit der Entwicklung des Space Shuttles gibt anwenden so wäre sogar mehr Nutzlast denkbar. Denkbar sind CFK-Tanks die nochmals leichter als die Aluminiumtanks sind und auch die Triebwerksentwicklung ist inzwischen etwas weiter, wenngleich die großen Sprünge, die es in der Vergangenheit gab, nicht mehr zu erwarten sind.

Aber es ist sinnlos. Die Rakete erreicht gerade mal einen 200 km Orbit. Die Leermasse ist in beiden Fällen höher als die Nutzlast. So nimmt die Nutzlast rasch ab, vor allem weil die Rakete keinen Zweiimpuls Treansfer beherrscht, die RS-25 sind nicht wiederzündbar. Man würde also für fast alle Missionen eine Oberstufe brauchen und damit ist diese Rakete nicht mehr einstufig.

Preislich ist sie auch nicht attraktiv, das liegt vor allem an den RS-25. Ein Shutle Tank kostete 2002 die NASA 33 Millionen Dollar, heute inflationsjustiert wohl um die 50 Millionen Dollar. Die RS-25 lagen zeitweise bei 146 Millionen Dollar pro Stück, der letzte Vertrag umfasst 18 Triebwerke für 1.790 Millionen Dollar, also 100 Millionen Dollar pro Stück. Sie sind so teuer, weil eine SLS nur alle zwei Jahre fliegt, und nur vier Triebwerke braucht. Das sorgt für eine geringe Produkltionsrate. Berücksichtigt man dies, und nimmt drei Flüge eines Vehikels pro Jahr an , so würde alleine aufgrund der höheren Produktionsrate der Preis auf 58 Millionen Dollar pro Stück fallen. Dazu käme eine Nutzlastverkleidung und Avionik die ich auf 10 Millionen Dollar schätze. Die reinen Produktionskosten lägen dann bei 350 Millionen Dollar und das ist eben – die Startdurchführung, die weitere Aufwendungen addiert ist noch nicht mal mitgerechnet – zu teuer. Zwei Ariane 64 als ebenfalls nicht wiederverwendbare Träger würden die gleiche Nutzlast transportieren wie eines dieser Vehikel, aber nur 270 Millionen Dollar kosten.

Hier noch die technischen Daten meiner Modellrechnung.

Rakete: Einstufig

Startmasse
[kg]
Nutzlast
[kg]
Geschwindigkeit
[m/s]
Verluste
[m/s]
Nutzlastanteil
[Prozent]
Sattelpunkt
[km]
Perigäum
[km]
Apogäum
[km]

813.897

38.000

7.831

1.878

4,67

110,00

200,00

200,00

Startschub
[kN]
Geographische Breite
[Grad]
Azimut
[Grad]
Verkleidung
[kg]
Abwurfzeitpunkt
[s]
Startwinkel
[Grad]
Konstant für
[s]
Starthöhe
[m]
Startgeschwindigkeit
[m/s]

9.260

28

90

4.000

209

90

10

10

0

Stufe Anzahl Vollmasse
[kg]
Leermasse
[kg]
Spez. Impuls (Vakuum)
[m/s]
Schub (Meereshöhe)
[kN]
Schub Vakuum
[kN]
Brenndauer
[s]
Zündung
[s]

1

1

562.497

500

4.432

9260,0

11395,0

218,58

0,00

2

1

209.400

51.400

4.432

3790,0

4558,0

153,63

218,60

 

Simulationsvorgaben

Azimut Geografische Breite Höhe Startgeschwindigkeit Startwinkel Winkel konstant
90,0 Grad 28,3 Grad 10 m 0 m/s 90 Grad 10,0 s
Abbruch wenn Ziel-Perigäum und -apogäum überschritten
Perigäum Apogäum Sattelhöhe
Vorgabe 200 km 200 km 110 km
Real 199 km 214 km 110 km
Inklination: Maximalhöhe Letzte Höhe Nutzlast Maximalnutzlast Dauer
27,3 Grad 219 km 217 km 38.000 kg 38.035 kg 372,2 s
Umlenkpunkte Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3
Zeitpunkt 100,0 s 200,0 s 300,0 s
Winkel 71,1 Grad 15,1 Grad -16,5 Grad

Wichtige Aufstiegspunkte

Bezeichnung Zeitpunkt Höhe: Distanz: v(x): v(y): v(z): v: Perigäum: Apogäum: Beschleunigung:
Start 0,0 s 0,01 km 0,0 km 0 m/s 0 m/s 0 m/s 0 m/s -6378 km -6378 km 1,6 m/s
Rollprogramm 10,0 s 0,09 km 0,0 km 1 m/s 18 m/s 0 m/s 18 m/s -6370 km 0 km 2,0 m/s
Winkelvorgabe 100,0 s 16,78 km 0,0 km 239 m/s 453 m/s 0 m/s 512 m/s -6354 km 23 km 10,2 m/s
Winkelvorgabe 200,0 s 104,99 km 2,7 km 2246 m/s 1164 m/s 0 m/s 2530 m/s -5973 km 162 km 28,6 m/s
Verkleidung 209,0 s 115,85 km 3,9 km 2592 m/s 1162 m/s 0 m/s 2840 m/s -5856 km 176 km 31,8 m/s
Brennschluss 1 218,6 s 127,53 km 5,6 km 3005 m/s 1148 m/s 0 m/s 3216 m/s -5691 km 192 km 36,6 m/s
Winkelvorgabe 300,0 s 204,68 km 50,6 km 4785 m/s 241 m/s 0 m/s 4791 m/s -4532 km 216 km 18,7 m/s
Sim End 372,2 s 217,45 km 184,9 km 7288 m/s -1190 m/s 0 m/s 7384 m/s 199 km 214 km 41,9 m/s

 

Rakete: Einstufig optimiet

Startmasse
[kg]
Nutzlast
[kg]
Geschwindigkeit
[m/s]
Verluste
[m/s]
Nutzlastanteil
[Prozent]
Sattelpunkt
[km]
Perigäum
[km]
Apogäum
[km]

806.787

45.500

7.831

1.906

5,64

110,00

200,00

200,00

Startschub
[kN]
Geographische Breite
[Grad]
Azimut
[Grad]
Verkleidung
[kg]
Abwurfzeitpunkt
[s]
Startwinkel
[Grad]
Konstant für
[s]
Starthöhe
[m]
Startgeschwindigkeit
[m/s]

9.913

28

90

4.000

188

90

10

10

0

Stufe Anzahl Vollmasse
[kg]
Leermasse
[kg]
Spez. Impuls (Vakuum)
[m/s]
Schub (Meereshöhe)
[kN]
Schub Vakuum
[kN]
Brenndauer
[s]
Zündung
[s]

1

1

562.497

500

4.523

9913,0

12226,0

207,91

0,00

2

1

194.790

46.500

4.523

3965,0

4890,0

137,16

208,00

 

Simulationsvorgaben

Azimut Geografische Breite Höhe Startgeschwindigkeit Startwinkel Winkel konstant
90,0 Grad 28,3 Grad 10 m 0 m/s 90 Grad 10,0 s
Abbruch wenn Ziel-Perigäum und -apogäum überschritten
Perigäum Apogäum Sattelhöhe
Vorgabe 200 km 200 km 110 km
Real 201 km 205 km 110 km
Inklination: Maximalhöhe Letzte Höhe Nutzlast Maximalnutzlast Dauer
27,3 Grad 222 km 220 km 45.500 kg 45.963 kg 344,7 s
Umlenkpunkte Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3
Zeitpunkt 100,0 s 200,0 s 300,0 s
Winkel 71,1 Grad 1,4 Grad -17,5 Grad

Wichtige Aufstiegspunkte

Bezeichnung Zeitpunkt Höhe: Distanz: v(x): v(y): v(z): v: Perigäum: Apogäum: Beschleunigung:
Start 0,0 s 0,01 km 0,0 km 0 m/s 0 m/s 0 m/s 0 m/s -6378 km -6378 km 2,5 m/s
Rollprogramm 10,0 s 0,14 km 0,0 km 1 m/s 27 m/s 0 m/s 27 m/s -6369 km 0 km 3,0 m/s
Winkelvorgabe 100,0 s 23,29 km 0,0 km 270 m/s 611 m/s 0 m/s 668 m/s -6350 km 36 km 12,8 m/s
Verkleidung 188,0 s 115,90 km 2,3 km 2276 m/s 1283 m/s 0 m/s 2613 m/s -5959 km 186 km 31,6 m/s
Winkelvorgabe 200,0 s 131,51 km 3,9 km 2800 m/s 1218 m/s 0 m/s 3054 m/s -5772 km 200 km 37,3 m/s
Brennschluss 1 207,9 s 141,39 km 5,5 km 3185 m/s 1146 m/s 0 m/s 3385 m/s -5606 km 207 km 41,5 m/s
Zündung 2 208,0 s 141,48 km 5,5 km 3187 m/s 1146 m/s 0 m/s 3387 m/s -5605 km 207 km 41,6 m/s
Winkelvorgabe 300,0 s 216,72 km 68,5 km 5523 m/s -115 m/s 0 m/s 5524 m/s -3710 km 214 km 25,6 m/s
Sim End 344,7 s 220,07 km 158,7 km 7297 m/s -1104 m/s 0 m/s 7380 m/s 201 km 205 km 43,8 m/s

 

15 thoughts on “Einstufig in den Orbit

  1. liegt bei etwa 1.600 m/s. Bis der Orbit aber erreicht ist, zerrt die Gravitation an der Rakete. Das führt zu einem zusätzlichen Geschwindigkeitsbedarf ebenso wie andere Faktoren wie Luftwiderstand. Umlenkung der Bahn etc. Diese „Verluste“ kann man auf Basis existierender Raketen in der Größenordnung von 1.400 bis 1.600 m/s einschätzen. Zusammen braucht man also eine Endgeschwindigkeit von 9.200 bis 9.300 m/s.

    Wie komme ich denn auf den Wert von 9300 m/s?
    1.400+1.600 + x?

    „Das senkt etwas die Gravitationsverluste, den das Gefährt startet mit einem geringen Schubüberschuss mit 11,3 m/s.„

    Warum habe ich denn bei geringeren Schubüberschuss weniger Verluste? Sollte es nicht umgekehrt sein?

    1. Das erste ist ein einfacher Typo: 7.800 m/s ist die Kreisbahngeschwindigkeit für einen geringen Erdorbit (ganz genau sind es beim gewählten 200 km Orbit 7786 m/s).

      Je höher der Schubüberschuss, desto weniger lang braucht man um einen Orbit zu erreichen, um so weniger lang kann die Gravitation die Rakete abbremsen. Die Zusammenhänge sind aber kompliziert und nur durch eine Simulation bestimmbar, so stiegen die Verluste bei der Optimierung an, weil der Wasserstofftank sehr großvolumig ist und so der Luftwiderstand in der unteren Atmosphäre bei schnellerem Start anstiegen und die Brennzeitd arf auch nicht zu kurz sein, sonst hat man die 200 km Höhe noch gar nicht erreicht wenn Brennschluss ist. Das sieht man auch daran das ich anfangs mit 1400 bis 1500 m/s schätzte, tatsächlich aber 1.900 m/s mehr brauchte.

  2. Ah ja, SSTOs.

    Ich erinnere mich noch an die 90er, wo mit der X-33 ein Shuttle Nachfolger angepriesen wurde, welcher mit neuer Technologie (Hauptsächlich einem neuartigen „Linear Aerospike“ Raketentriebwerk + einem neuen Verbundwerkstoff Wasserstofftank) einstufig hätte fliegen sollen.

    Tja, das Resultat war allerdings Wort mit X.

    Abschließend zitiere ich mal Bernd aus einem Blog aus dem Jahr 2012:

    „Zum Aerospike Triebwerk: Es sieht gewöhnungsbedürftig aus, gehorcht aber denselben Gesetzen wie eine normale Düse. Der Gasstrahl hat eine so hohe Geschwindigkeit beim Verlassen des Düsenhalses, dass er der Rundung der Düse folgt und nicht zur Seite expandiert. Der Hauptvorteil ist das es ohne eine zweite, äußere Wand keine Unterexpansion oder Überexpansion gibt. Ein eigener Artikel wird das nicht, aber vielleicht ergänze ich mal die Grundlagen um diese Sache.“

    Zu dieser Ergänzung kam es afaik nie und da diese Technolgie sich als Sackgasse erwiesen hat, wäre es auch wohl Verwendung von Bernds Freizeit.

  3. Die grundsätzlich Frage ist ja auch warum man überhaupt STTO fliegen will. So schwierig scheinen Stufentrennungen ja auch nicht zu sein.

    Wenn man wiederverwendbar plant hat man immerhin den Vorteil das direkt nach der Landung alle Komponenten wieder an einem Platz sind. Aber solange man relativ aufwendig nach jedem Flug überprüfen muß ist das auch kein so großes Problem. Dazu gibt es ja durchaus auch die Möglichkeit das 1. und 2. Stufe an der gleichen Stelle landen.

    1. Das Optimum dürfte eine wiederverwendbare erste Stufe mit einer Wegwerf-Oberstufe sein. So kann die Produktion am Laufen gehalten werden wenn längere Zeit keine Erststufen mehr gebaut werden. So gesehen ist die F9 sinnvoller als das Starship. Mit einer bei Bedarf zusätzlichen dritten Stufe wäre das wirklich gut.
      Allerdings halte ich ein Konzept ähnlich der russischen Baikal für sinnvoller. Besonders beim Rückflug zum Startplatz bietet das Vorteile. Für eine Verwendung als Booster ist das Leitwerk im Weg, wenn mehr als 2 Booster verwendet werden sollen. Ein T-Leitwerk würde dieses Problem auf einfache Weise lösen.

      1. Warum das? Bei Flugzeugen und Autos oder Schiffen schmeißt man doch auch nicht bei jeder Verwendung einen Teil weg.

        Man muß die Raketen ja nicht am Fließband produzieren. Dazu wird man viele der Arbeiter auch für die Wartung gebrauchen können.

        1. Ach der alte Vergleich wieder.
          Die Nutzlast eines Flugzeuges oder gar eines Autos hängt auch nicht von ihrer Fähigkeit zur Wiederverwendbarkeit ab.
          Sie haben auch keinen 3000° heißen Antrieb mit der kurzfristigen Leistung eines Kernkraftwerks und müssen bei jedem Anhalten einen Wiedereintritt mit 2000° aushalten. Um bei schlechten Vergleichen zu bleiben: Das ist so als würde man nach jeder Fahrt zur Arbeit eine Reparatur in der Werkstatt mit anschließender Inspektion und TÜV-Kontrolle machen müssen.

          (Das meine ich unabhängig davon, ob sich eine Wiederverwendung bei Raketen generell lohnt. Es geht mir nur um den immer wieder vorgebrachten unangebrachten Vergleich mit Flugzeugen)

          1. Wo ist denn das Problem mit Inspektion und TüV nach jedem Flug einer Rakete. Die macht man doch jetzt auch schon selbst bei nagelneuen Raketen.

            Dazu kommt das man mit Erfahrung und Sensoren die Lebensdauer von Teilen gut einschätzen kann. Dann tauscht man die eben kurz vor ende der Lebensdauer aus. Muß natürlich berücksichtigt sein bei der Konstruktion der Rakete.

            Die meisten Teile halten (vom Wiedereintritt abgesehen) auch jetzt schon theoretisch mehrere Starts aus.

      2. Ein Konzept in der Art der Baikal Booster halte ich auch für am erfolgversprechensten. Das TL Triebwerk könnte bei passenden Auslegung dabei auch beim Start bis so knapp 20000m oder Mach 2,5 arbeiten, dadurch wäre es praktisch Gewichtsneutral.

  4. Vielleicht müssen wir die Wiederverwendung einfach neu denken. Würde eine Rakete im Orbit „wiederverwertet“ dann wäre die Leermasse ganz plötzlich Nutzmasse. Gerade bei der SSTO Thematik ergibt sich dabei sehr viel Potential. Aluminium läßt sich relativ einfach verarbeiten. Die in einer Rakete verbaute Technologie (Computer, Kabel, Leistungselektronik) könnte ausgebaut und in Stationen verwendet werden. Nehmen wir nur einmal die Lebenserhaltung. Die könnte man, modular gestaltet, nach dem Erreichen des Ziels ausbauen und als Erweiterung in einer Station nutzen. Teile der Einrichtung kann man nutzen und das Aluminium der Tanks zu Strukturelementen umarbeiten.

    1. Ist nicht neu, man hat als das space shuttle entwickelt wurde mal vorgeschlagen den Tank mit einem Koppeladapter in den Orbit zu bringen. Dort hätte man bei weiteren Flügen dann ankoppeln und die Inneneinrichtung einbauen können. ein einziger Tank hat ein größeres Innenvolumen als die ISS.

      1. Das war aber vor den 3d Druckern,
        eine „Schrottschere“ am CANADAARM könnte das Teil in kleine Stücke zerlegen und in die Schleuse legen. Mit dem Drucker könnte dann alles mögliche, von Ersatzteilen, Struktur bis Modulen daraus hergestellt werden. Selbst als Stützmasse für den Bahnerhalt könnte die Stufe dienen, wenn man die Bauteile zu Staub zerkleinert und über einen Linearbeschleuniger oder Zyklotron mit Auslass beschleunigen würde.
        Wenn man die komplette Trockenmasse als so als Nutzlast sieht ist auch SSTO eventuell Sinnvoll.

        1. Mein Reden! Und eine echte, modulare Bauweise für die wichtigsten Module würde auch noch deutlich die Kosten senken. Batterie aus dem SSTO Vehikel heraus nehmen und in die große Struktur einsetzen. Die Computer, die Lithium Kartusche der Lebenserhaltung, Bildschirme, Treibstoff und Sauerstoff Reste – alles was eh doppelt vorhanden sein muß. Selbst die Triebwerke könnte man in unbemannte Transferfahrzeuge einbauen. Da keine Atmosphäre stört könnte man offene System für die Fracht zum Mond oder dem Mars aus einfachen Gitterrahmen im Orbit zusammen bauen. Die notwendige Elektronik und Hardware kann aus dem SSTO Vehikel genommen werden – so sie denn modular konzipiert ist.

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