Sechzig Jahren Berliner Luftbrücke
Vor 60 Jahren schlossen die Sowjets alle Grenzübergänge zu West-Berlin. Was danach kam ist heute Geschichte: Die USA und Großbritannien zogen Flugzeuge aus aller Welt zusammen um Nahrungsmittel und kohle für 2 Millionen Einwohner in Berlin. Das ganze wird heute noch als eine große Wohltat der Alliierten gepriesen. Die Wahrheit ist profaner. In den USA gab es schon vorher die Devise die Ausbreitung des Kommunismus zu stoppen und man arbeitete daran Westdeutschland als Bollwerk gegen die sowjetischen Expansion aufzubauen. Hätte man Berlin preisgegeben, so hätte man Schwäche gezeigt und wahrscheinlich wäre dies nur der Auftakt zu weiteren Aggressionen gewesen. Dieselbe Doktrin führte ein Jahr später zum Eintritt der USA in den Korea Krieg.
Für Harry S. Truman, der damals gerade im Wahlkampf war, und dem man Führungsschwäche vorwarf, war dies die ideale Möglichkeit sich zu profilieren. Es gibt ja diesen berühmten Redemitschnitt von dem damaligen regierenden Bürgermeister Reuters. „Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt“ – und das trifft es. Es war allen klar, das Stalin jede Schwäche nur als Basis für weitergehende Forderungen ansehen würde. Wenn die Alliierten bereit wären Berlin preiszugeben, ein Gebiet über das sie nach dem Viermächtepakt die Kontrolle hatten – könnte man dann nicht als nächstes Westdeutschland einfordern?
Vergessen wird auch dass unsere Politiker nicht so bereit waren etwas für Berlin zu tun. Die Vertreter hatten zwar noch keine Macht, aber eine Meinung und schon vor der Sperrung von Berlin musste man der Stadt Nahrungsmittel schicken und finanziell helfen. Was gerne vergessen wird: Die heute dem Staat Milliarden einbringende Mineralölsteuer wurde damals eingeführt um die Berlin-Hilfe zu finanzieren. Angesichts dessen verstehe ich nicht warum heute Berlin pleite ist, Dies war ganz anders bei der Bevölkerung die voll hinter der Luftbrücke stand,
Gerne vergessen wird auch, dass die Luftbrücke nicht nur eine große Aufgabe für die Alliierten war, sondern auch die 2 Millionen Berliner 322 Tage lang diese durchgehalten haben. 322 Tage mit 2 h Strom am Tag, ohne Heizmaterial im Winter, mit 1700 kcal pro Tag bestehend aus getrockneten Nahrungsmitteln und Konserven. Die Sowjets offerierten den Westberlinern die Einlösung ihrer Lebensmittelkarten in Ostberlin, doch nur 5 % der Bevölkerung nahm dieses Angebot an. Nebenbei: Zigtausende arbeiteten am Boden um die Maschinen so schnell wie möglich auszuladen und in Rekordzeit den Flughafen Tegel aufzubauen,
Ich glaube diese Leistung ist höher zu bewerten als die logistische Herausforderung der Versorgung der Stadt. Diese kostete zwar viel Geld, doch dies konnte sich Amerika leisten. Es wurden von den Amerikanern keine Entbehrungen verlangt. Anders ist dies bei den Briten. Diese haben nicht nur ein Drittel der Versorgung geleistet, sie mussten selbst auf Lieferungen seitens der USA verzichten, die dann nach Berlin umgelenkt wurden. Als folge wurde das Getreide rationiert, das gab es während des ganzen zweiten Weltkriegs nicht.
322 Tage nach dem Beginn der Luftbrücke gaben die Sowjets nach geheimen Verhandlungen auf und am 12.5.1949 rollten wieder die Züge nach Berlin. 12 Jahre später zog man dann eine Mauer um die Stadt, wenn man sie schon nicht einnehmen konnte, so wollte man wenigstens die Flucht über die Stadt verhindern. Doch das ist eine andere Geschichte.