Alles schöngefärbt

Es gibt Farbstoffe und es gibt Lebensmittel die gefärbt werden müssen. Bonbons und Gummibärchen in Weiß sehen nicht appetitlich aus. Dazu hat der Gesetzgeber auch Farbstoffe vorgesehen, aber auch ihre Anwendung beschränkt, denn natürlich ist die Gefahr groß, dass so der Verbraucher getäuscht wird.

Gerade dass ist aber immer häufiger der Fall. Der Trick: Der Verbraucher wird doppelt hinters Licht geführt. Nicht nur dass ein Lebensmittel gefärbt werden, die man für ungefärbt hält, weil sie normalerweise nicht gefärbt werden (oder nicht gefärbt werden dürfen). Nein, da es verboten ist wird nicht mit Farbstoffen gefärbt sondern mit färbenden Substanzen. Hier mal drei Beispiele die mir beim Begutachten vorgekommen sind:

  • Wurst ist normalerweise nicht gefärbt (obwohl einige Farbstoffe hier zugelassen sind). Als Verbraucher erwartet man von einer rötlicheren Wurst einen höheren Anteil an Magerfleisch. Da ist es schon perfide wenn diese mit Rotebeetensaft oder Paprikapulver rot gefärbt ist (das letztere ist zumindest noch eine Geschmackszutat). so beobachtet bei Wurst und Fleischsalat eines großen Discounters der mit „A“ anfängt.
  • Bei Brot korreliert die dunkle Färbung in etwa mit dem Vollkornanteil. Natürlich ist der Zusammenhang nicht linear (Roggenbrot ist immer dunkler als Weizenbrot9, aber es es ist ein Gütekriterium auf das man sich verlässt. Greifen sie dann nicht zum „Weltmeisterbrot“ eines großen Discounters mit „L“? Es schmeckt nicht schlecht ist dunkel und erscheint dadurch gesund – bei Brot muss ja die Typenzahl die Auskunft über den Ausmahlungsgrad des Mehls gibt nicht angegeben werden. Doch dann schauen sie mal im Zutatenverzeichnis. Wenn sie dort Runkelrübensaft, Rübsensaftkonzentrat, Malzextrakt oder Karamellsirup finden, dann dienen diese (und bestimmt noch andere) Zutaten nur dazu aus einem hellen Weizenmischbrot  ein dunkles Vollkornbrot zu machen.
  • Das schönste wahr ein Fruchtriegel „Waldbeergeschmack“ mit vielen Waldbeeren auf der Verpackung. Nach dem Zutatenverzeichnis bestand er dann aber aus Äpfeln, Rosinen und Datteln. Die Waldfrüchte machen gerade mal 2,9 % aus. Da ist die Verkehrsbezeichnung auch so richtig logisch. Woher kommt nun bei dem kleinen Anteil aber die leuchtend rot-violette Farbe? Nun aus etwa 1 % (aufgrund der Position im Zutatenverzeichnis abgeschätzt) Rotebeetensaftkonzentrat. Jeder der mal Rote Beeten aus dem Glas geholt hat weiß wie intensiv schon das Wasser gefärbt ist, wenn man den Saft gewinnt und konzentriert hat man praktisch eine Lösung die zu einem großen Teil aus Farbstoffen besteht.

Das sind nur ein paar Beispiele. Sie sind eine Unverschämtheit und sie täuschen den Verbraucher. Denn zum einen rechnet er nicht mit der Färnung weil sie nicht üblich ist, zum anderen sieht er es nicht sofort am Zutatenverzeichnis, denn dort sind die Farbstoffe ja nicht ausgewiesen. Der Hersteller gibt ja nur das Lebensmittel an das er zusetzt, nicht das er einen Farbstoff zusetzt. Bei einigen Dingen kann man es sich denken. Also wenn jemand Karottensaft(konzentrat) oder Rote Beetensaftkonzentrat zusetzt, dann reicht die tägliche Erfahrung noch um zu verstehen warum dies erfolgt. Doch die wenigsten werden jemals eine Runkelrübe gesehen habe (wird sie nicht schnell verarbeitet oxidieren Phenoloxidasen farblose Zellbestandteile zu einem dunkelbraunen, fast schwarzen Saft – genau das wird genutzt um Lebensmittel braun zu färben.

Also wie immer: Augen auf beim Lebensmittelkauf und ab und an mal das Zutatenverzeichnis lesen!

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