Ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit

Auf das Thema heute kam ich durch ein Buch das ich gerade bei Amazon Marketplace gekauft habe: Jenseits von Halley. Es ist die Geschichte von Giotto und es berichtet auch wie am Anfang das amerikanisch-europäische Kometenprojekt Ende der siebziger Jahre scheiterte (ratet mal warum….). Es gibt viele Inneneinblicke auch für mich. So wusste ich nicht das das JPL die Kamera bei Giotto stellen wollte und dafür sogar einen Strohmann als PI gewinnen konnte. Und das Buch endet wie Rosetta aus einem anderen amerikanisch-europäischen Programm entstand das eingestellt wurde: CRAF. Ja die Geschichte der schlecht gelaufenen Kooperationen mit der NASA ist lang und mir fällt einiges dazu ein – Dinge die gut liefen und Dinge die schlecht liefen.

Machen wir uns nichts vor: Überall muss gespart werden. Die USA stehen vor dem Staatsbankrott und das JWST steht auf der Kippe. Die ESA ist noch in einer guten Situation weil die Mittel alle 3-4 Jahre von dem ESA Konzil festgelegt werden und das letzte war 2008 vor der Krise. Aber auch hier sind einige Projekte teurer geworden wie BepiColombo und Exomars und andere werden teuer werden wie die Verlängerung der Betriebszeit der ISS.

Raumfahrt sollte sich immer auch nach ökonomischen Aspekten richten, auch die Forschung. Nun wie meine ich dies? Zum einen national, zum anderen international. National bedeutet dies die Kernkompetenzen zu erhalten. Deutschland hat sich schon vor der Raumfahrt mit dem interplanetaren Raum beschäftigt: mit den Teilchen (Postulation des Sonnenwindes durch Biermann), dem Staub (Das Wort Gegenschein hat sogar ins amerikanische Einzug gehalten) und den Kometen. Mit der Raumfahrt wurde dies ausgebaut. Die ersten Satelliten untersuchten genau die Wechselwirkung der Erde im erdnahen Raum. Später kamen die Helios-Raumsonden welche den interplanetaren Raum untersuchen und seitdem sind deutsche Instrumente die Staub detektieren oder chemische Analysen durchführen an Bord von amerikanischen Raumsonden wie Pioneer Venus, Galileo, Cassini oder Stardust.

Später kam der Einstieg in die Röntgenastronomie hinzu (Rosat, Abrixas, Instrumente bei Integral und XMM). Bei abbildenden Instrumenten gibt es die Sparte von Kameras (HMC, MOMS, Osiris, HRSC, Frame Camera bei Dawn) und vor allem Radar-Einsätzen (Beteiligung an Shuttle Missionen, TerraSAR-X, Tandem-X, SARLupe. Andere Aktivitäten sind die Protonenspektrometer an Bord von Mars- und Kometensonden und die Mösslbauerspektrometer.

Ähnliche Schwerpunkte wird man in anderen Teilen Europas finden. In Italien und Frankreich wird an anspruchsvollen IR-Spektrometern und abbildenden Spektrometern gearbeitet. In Schweden an UV-Spektrometern und der Detektion hochenergetischer Teilchen.

Diese Kompetenz muss erhalten werden. Das bedeutet, dass mit dem Fortschritt der Entwicklung alle paar Jahre ein weiterentwickeltes Instrument im Einsatz sein sollte. Das hält zum einen die Teams zusammen. Zum anderen kann man so Messungen vergleichen, Erkenntnisse erweitern. Aber es ist auch billiger ein Forschungsgebiet am Leben zu erhalten anstatt eines komplett aufzubauen, für einige Jahre zu betreiben, einzustellen und dann neu anzufangen wenn man wieder in diesem Gebiet aktiv werden will. Umgekehrt bedeutet mehr Erfahrung leistungsfähigere Instrumente.

Daher ist es sinnvoll internationale Missionen zu planen. Denn national, aber auch in der ESA gibt es zu wenige Fluggelegenheiten. Das geschah schon in der Vergangenheit. Auf US-Raumsonden flogen europäische Instrumente mit. Auf europäischen im Gegenzug auch US-Instrumente. Doch es ist begrenzt, weil natürlich auch die USA hier Kompetenzen haben und z.B. würde Deutschland kaum eine Chance haben auf einem US-Raumschiff eine Kamera zu installieren. (Außer sie schaffen es eine komplett neuu in nur etwas mehr als 2 Jahren zu entwickeln wie bei Dawn…) Innerhalb von Europa sind die Möglichkeiten größer.

Doch kann man dies noch ausbauen. Warum setzt man Instrumente die für Planetensonden entwickelt wurden nicht auch zur Erdbeoachtung ein bzw. für Satelliten welche den erdnahen Raum erforschen? Die Entwicklungskosten für die Instrumente würden sich auf mehr Flugexemplare verteilen. Warum plant man bei Raumsonden nicht von vorneherein internationale Sonden die gemeinsam betrieben werden. Auch bei den Subsystemen kann man zusammen abreiten. So werden aus Europa schon heute Antriebssysteme und Solargeneratoren in US-Raumsonden verwendet. Im erdnahen Raum kann man an gemeinsame Satelliten (z.B. für Wetterbeobachtung) denken, mit identischer, internationale Instrumentierung – das macht es auch einfacher die Daten zu vergleichen. Stattdessen betreiben die ESA, JAXA, China und die NASA jeweils eigene Wettersatellitensysteme.

Resultieren würden Kosteneinsparungen aber auch eine Kontinuität. Wir reden immer gerne von internationaler Kooperation. Aber leider klappt sie in der Praxis nicht so gut. Es klappt in kleinem Maßstab wenn die USA einige europäische Instrumente mitnehmen und umgekehrt. Bisherigen internationale Missionen waren eher zum Scheitern verurteilt (meistens stellte die NASA ein). Genauso ist das auch bei der bemannten Raumfahrt, wo es zumindest für Europa drauf hinausläuft, viel zu bezahlen und wenig dafür zu bekommen. Man redet dann von Marsmissionen (bemannt wohlgemerkt) von internationalen Crews. Dabei wäre es jetzt schon möglich und sinnvoll. So wird wahrscheinlich nichts draus werden – schade eigentlich.

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