Deutschland und die Kinder
Vor ein paar Tagen habe ich einen Beitrag über einen Gastwirt in Bayern gesehen, der in seinem Lokal eine Regelung eingeführt hat, nach der Kinder unter 12 keinen Zutritt haben. In der Gemeinde trifft dies auf Ablehnung und Empörung und hat sogar eine Gegenanzeige von anderen Gastwirten bewirkt, bei denen in deren Lokalen Kinder ausdrücklich erwünscht sind.
Genauso hat der Restaurantbesitzer den bayrischen Gaststättenverband nun gegen sich, während das Echo im restlichen Deutschland wohl vorwiegend positiv ist. Sieht man es mal objektiv, so ist doch das Ausschließen von bestimmten Personengruppen heute schon gang und Gäbe: In Discotheken ist eine „Gesichtskontrolle“ üblich. Wenn es einen Überschuss an männlichen Besuchern gibt (was öfters vorkommt) werden diese kategorisch abgelehnt. Es gibt Restaurants in denen man nicht Rauchen darf, andere lehnen Besucher ab, wenn sie annehmen dass die Ärger machen oder schon angeheitert auftauchen. Es gibt Restaurants nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen bei denen man als Deutscher „unerwünscht“ ist und – als Krönung – es gibt auch Restaurants speziell nur für Eltern mit Kindern, in denen man also ohne Kind nicht reinkommt!
Was die Leute empört, ist dass es der Gastwirt wagt, sich offen gegen Kinder auszusprechen. So was macht man nicht, schließlich will man ja kinderfreundlich sein… Sieht man es aus der Sicht des Gastes so ist es derselbe Grund, wie bei der Kontrolle in der Disco: Man möchte in Ruhe essen. Zu einem guten Essen gehört nicht nur die Qualität der Speisen, sondern auch das Ambiente. Das wird von der Wirtschaft, dem Personal, aber auch den Gästen ab. Ich brauche mich nur an meine Nichten und Neffen erinnern, als sie noch klein waren. Das Theater beim Bestellen, dann wollten sie plötzlich nicht das bestellte Essen, sondern das des Nachbarn. Dann die Tischsitten: Das Essen mit der Hand, und meistens wurde es dann zu langweilig und sie wurden laut und quengelig. Aus Sicht des Gastes ist das genauso eine Belästigung wie durch Raucher – und gegen die darf man sich ja auch wehren.
Der wahre Grund ist, das das Thema Kinder bei uns nicht neutral diskutiert werden kann: Jeder weis es: Die Geburtenzahlen sinken und Deutschland gilt nicht als kinderfreundlich. Nun am Verhalten der Leute kann man sicher nichts ändern, aber wohl am politischen Umfeld. Warum ist den dem so – und warum ist es in anderen europäischen Ländern nicht so ? Sagen wir es mal deutlich: Kinder bekommen muss man sich leisten können. Es bedeutet neben den Kosten die auf jeden Fall durch Kinder auf einen zurollen (und die mit steigendem Anspruchsniveau in den letzten Jahrzehnten immer größer werden) immer noch, das ein Elternteil in der Regel für viele Jahre keiner Erwerbstätigkeit nachgehen kann und sich das Einkommen so drastisch reduziert. Als Folge ist es sehr schwierig nach einigen Jahren erneut im Beruf Fuß zu fassen, weil sich in den meisten Berufen sehr schnell sehr viel ändert.
Doch es geht auch anders: Tun wir doch mal einen Blick über den Rhein: In Frankreich gibt es praktisch ab dem Kleinkindalter eine Vollzeitbetreuung für Kinder, durch Ganztagsbetreuung, Kinderkrippen, Kindergarten und Ganztagsschule. Ein Kind zu bekommen bedeutet dann in der Regel für die Frau nicht die berufliche Endstation Hausfrau, sondern eine Unterbrechung im Beruf für 2 Jahre und dann geht es weiter. Ich halte das für ein gutes Modell auch für Deutschland. Anstatt Kindergeld zu zahlen sollte der Staat dafür sorgen, dass eine Ganztagsbetreuung auch in Deutschland möglich ist. Das würde als Nebeneffekt auch vielen arbeitslosen Sozialpädagogen, Lehrern und Kindergärtnerinnen einen Arbeitsplatz sichern. Das Geld dafür bekäme man durch die Steuern der nun arbeitenden Elternteile wieder rein, zudem muss dieser Service ja auch nicht umsonst für Besserverdienende sein. Weiterhin wäre es eine gute Gelegenheit die Steuerförderung zu überdenken: Anstatt wie bisher die Ehe steuerlich zu fördern sollte man Kinder durch Kinderfreibeträge und eben Förderung der Betreuung bezuschussen.
Solange sich in der Beziehung sich nichts ändert werden Kinder immer weniger werden und Kinder ein Reizthema bleiben.