Linux: Das wird nichts mehr.

Es gibt einen uralten Unix Witz. Er ist ganz kurz und ich habe ihn sicher schon vor 20 Jahren zum ersten mal gehört: „Unix ist das Betriebssystem der Zukunft, und das schon seit 10 Jahren“. Wenn man „Unix“ durch „Linux“ und 10 durch 20 ersetzt, dann passt er auch gut auf Linux. Dabei hat Linux einen epochalen Höhenflug hinter sich: Nach Auswertungen von Webstatistiken (der Browser überträgt welches Betriebssystem der Benutzer einsetzt), hat sich die Zahl der Linuxuser in den letzten 12 Monaten verdoppelt: auf 1,4 Prozent…. Bei mir sieht es anders aus. Der Anteil stieg nur von 2,93 auf 3,17%.

Die Frage ist nun, warum führt Linux immer noch dieses Nischendasein? Selbst MacOS ist besser platziert, obwohl Linux verschenkt wird und MacOS nur mit ziemlich teurer Hardware verkauft wird bzw. ohne diese keinen Sinn macht. Man sollte meinen das Windows nach dem Fiasko mit Vista an Boden verloren hat. Bis die nächste brauchbare Version ach XP erschien vergingen acht Jahre. Warum sind dann nicht alle zu Linux gewechselt? Vieles was man früher als Nachteil anführen konnte gilt heute nicht mehr. Es gibt die wichtigsten Programme die man braucht. Openoffice hat ja inzwischen sogar MS-Office auf Windows Konkurrenz gemacht. Vielleicht gibt es weniger Spiele, aber wer wirklich nur spielen will, kauft sich sowieso eine Spielkonsole.

Meiner Ansicht nach ist es auch nicht die Verfügbarkeit von Treibern oder die angeblich höhere Sicherheit (solange das System so wenig Marktbedeutung hat, dass keiner Viren dafür programmiert ist die Sicherheit vielleicht praktisch gegeben, sollte aber nicht so betont werden, denn beweisen ist sie eben nicht). Der Grund ist viel einfacher: Die Sozialsation. Windows ist so lange auf dem Markt, dass jeder der nicht gerade zum ersten Mal vor einem Computer steht schon damit gearbeitet hat. Selbst wenn man sich nicht auskennt, so hat doch jeder einen Bekannten, der bei Problemen helfen kann. Das ist bei Linux wegen der geringen Marktbedeutung nicht gegeben. Okay, ich spare zwar 70 Euro für eine Windows Lizenz. Aber bis ich bei Linux mich so gut auskenne wie bei Windows, muss ich viel Zeit investieren. Zeit die ich besser nutzen könnte, und das nur um 70 Euro zu sparen? Die Situation ist natürlich eine andere, wenn ich sowieso hauptberuflich oder als Freizeitbeschäftigung mich primär um Computer kümmere. Zahlreiche bauen sich ja zuhause ein ganzes Netzwerk auf. Einen Webserver, ein NAS für die Daten, einen Desktop-PC, ein Notebook und dann noch einen Multimediarechner am Fernseher. Dann investiere ich so viel Zeit in das Hobby, das ich mich sicher auch gerne mit Linux auseinandersetze und bei vielen Rechnern spare ich auch wirklich Geld. Nur – das sind eben die Computerfreaks und nicht die Masse die eben einen Rechner hat.

Meiner Ansicht nach werden Linux und Windows von etwas anderem abgelöst werden: Den Surfgeräten. Die meisten benutzen einen Rechner ja mehr zum Surfen, Twittern, Mailen als das sie Texte bearbeiten oder Fotos verändern. Ansehen kann man sie auf den Webpads & Co ja auch. Und hier zeigt meine Statistik auch deutlich den Anstieg. Vor einem Jahr betrug der Anteil dieser Geräte insgesamt 3,07% (immerhin damals schon mehr als Linux). Heute liegt er bei 7,54%, also mehr als doppelt so hoch. Wobei die Gewinner das iPad und Android sind. Beide konnten ihren Anteil in dieser Zeit vervierfachen. Es ist die Veränderung der Geräte: fragte man früher wozu man einen Computer braucht bekam man die Antwort: „Zum Spielen, Texte bearbeiten“. Heute eben braucht man ihn zum Surfen. Daten kann man schon im Netz ablegen. Apps einfach installieren ohne groß Installer aufzurufen. Die Unkompliziertheit und vor allem das die Geräte genau das können was die Leute wollen, macht sie so erfolgreich. Im einem gewissen Sinne ist das vergleichbar mit der Spielkonsole. Diese kann natürlich auch einen PC nicht ersetzen. Und man kann wegen der höheren Rechengeschwindigkeit auf dem PC sogar bessere Spiele spielen. Aber trotzdem kann der PC die Konsole nicht ersetzen, denn sie ist einfach unkomplizierter und für den Zweck geeignet. Man braucht nicht so viel Platz, kein Keyboard und kann sie einfach an den Fernseher anschließen. Genauso reicht zum Surfen auch eben ein Webpad aus (auch wenn ich damit keine Mails beantworten würde). Ich denke Microsoft wird sich eher davor fürchten, als vor Linux.

Bill Gates startete den Krieg gegen Netscape, weil er befürchtete wer bestimmt mit welchem Browser man ins Netz geht, der diktiert die Plattform. Er hat recht gehabt. Einmal war er wirklich visionär. Auch wenn ich denke, er sah damals in den prognostizierten Netzcomputern die Konkurrenz. Nun gibt es die Geräte und wie er es sich dachte hatte er recht: es spielt für den Nutzer keine Rolle ob es mit Android oder iOS läuft, auch nicht welche Prozessor drin ist und von wem der Browser stammt. Hauptsache man kommt ins Netz, auf Facebook oder weis ich wo hin.

13 thoughts on “Linux: Das wird nichts mehr.

  1. Moin Bernd,

    ich denke einer der Hauptgründe ist, dass es kaum Rechner mit vorinstalliertem Linux zu kaufen gibt. Die Beispiel MacOS und Android zeigen, dass ein Unix look like, das out of the box läuft, durchaus von Konsumenten angenommen wird. Auch die ersten eeepc’s, die damals unter Linux liefen, haben sich wie warme Semmel verkauft.

    Gerade mit aktueller Hardware haben Linux Distributionen ihre Probleme, z.b.:

    – Ich hab seit Sonnabend ein RAM Monster, mit 32GB. Die Linux Installation war selbst für mich als Guru ein Graus, weil zunächst erst einmal das Debian die Platte nicht erkannt hat, weil der RAID Controller zu neu ist.

    – Ein Freund von mir hat sich einen eeepc 1015bx gekauft. Dort funktioniert das Powermanagement nicht. Ich hab gut ne Stunde gebraucht, bis der Sound in Stereo war, und ich habe es nicht hinbekommen, die Reihenfolge der Soundkarten zu ändern.

    Insbesondere finde ich an Android interessant, das damit nicht nur Linux sondern auch Java auf dem Desktop angekommen ist. Android ist aber auch leider ein gutes Beispiel, dass Linux nicht automatisch sicher ist, sondern nur durch ständige Wartung eines fähigen Systemadministrators sicher wird. Insbesondere Motorola ist hier ein Problem, weil diese nur signierte Kernel booten, und alle Motorola Kernel unsicher sind.

    Viren brauchen folgende Voraussetzungen:
    – Große Anzahl von Installation
    – Benutzer die keine Ahnung haben
    – Benutzer die viel kopieren und installieren
    – Kein Paketverwaltung für automatisches Update von Security-Fixes

    All dass ist mit Android/Linux gegeben. Ich erwarte daher das Android eine ähnliche Virenschleuder wird wie AmigaOS oder Windows.

    Zur Thematik Windows, MacOS, iOS kann ich nur sagen: Stockholm Syndrom – Menschen fangen an das zu lieben was sie quält, wenn sie denken dass es keine alternative gibt.

    ciao,Michael

  2. So generell kann man das nicht sagen. Im Serverbereich ist Linux weit verbreitet, und Supercomputer werden generell als Linux-Cluster gebaut. Höchstens noch mit Solaris oder einem anderen Unix. Windows ist da absolut kein Thema.

    Im Desktopbereich hat aber Linux wirklich kaum eine Chance. Bestenfalls als Zweitsystem oder für absolute Freaks. Der Hauptgrund dafür sind die Spiele. Praktisch jedes neue Spiel gibt es nur für Windows. Gelegentlich versucht zwar ein Spielhersteller, auch eine Linux-Version zu verkaufen. Wobei es eben Versuch bleibt, das Zeug wird kaum gekauft. (Wer installiert schon nur für ein einziges Spiel Linux, wenn alle anderen Spiele Windows brauchen, und es dieses Spiel auch in einer Windows-Version gibt?) Deshalb läßt man es sehr schnell wieder sein. Solange die Spiele Windows brauchen, ist das nicht tot zu kriegen. Und wer mit Windows aufgewachsen ist, tut sich schwer auf ein anderes System umzusteigen. Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht.

  3. Für mich werden normale Computer wieder aus den meisten Haushalten verschwinden. Ich kenne immer weniger Leute, die einen Desktop Computer zu hause haben. Die meisten haben heute einen Laptop. Vor 10 Jahren stand überall noch so eine Kiste rum, weil Laptops zu teuer waren.
    Den Laptops wird es demnächst auch am kragen gehen, weil es für die meisten Leute eh viel zu kompliziert ist. Habe schon von Leute gehört, die hätte gar keinen Computer mehr zu hause, sondern machen alles per Smartphone.

    In 10 Jahren stehen zu hause keine normale Computer, ausser bei Leuten die als Hobby haben. Die meisten werden nur noch Pads oder Smartphones haben.
    Normale Computer werden dann hauptsächlich im professionellen Umfeld gebraucht. Ob Windows dann noch gebraucht wird, ist eine andere Frage.

  4. Ich benutze im Augenblick MacOS X aber ich habe auch einige Jahre Windows und auch Linux verwendet und verwende es manchmal auch immer noch. Moderne Linux Distributionen sind eigentlich schon recht ausgereift und auch ähnlich einfach zu bedienen wie Windows. Ich denke das Problem für Linux ist eben zum Teil die Sozialisation aber auch das es in den wenigsten Fällen Vorinstalliert wird. Linux wird in vielen Fällen von Leuten verwendet die Ahnung haben, allerdings wäre es auch für Computer-Neulinge kein Problem. Wenn ich meiner Mutter z.B. einen Linux-Rechner hinstellen würde wäre das vermutlich auch kein größeres Problem, da ich ihr das System eh einrichten müsste wäre der Aufwand für Windows und Linux recht ähnlich. Ihr wäre das vermutlich relativ egal solange sie damit Office-Zeug machen, ihre E-Mails lesen und im Internet surfen kann. Problematischer sind eher die Leute die semi-erfahren sind. Unter Windows wissen sie was sie machen müssen wenn es mal klemmt, aber auf einem Linux wären sie eher aufgeschmissen.
    Die Sache mit den Tablets und Smartphones ist natürlich auch ein Thema und ich denke eben auch das in den nächsten Jahren die Computerlandschaft sich dadurch erheblich verändern wird. Aber wenn ich hier an Android denke (auch wenn meiner Ansicht nach Android nicht das große Ding ist wie manche Leute es sehen aber das liegt nicht an Linux sondern an der restlichen Architektur) wird Linux hier auch seine gewisse Nische finden.
    Wo Linux schon jetzt sehr stark ist sind natürlich Server aber auch diese Heimrouter (auf jeder Fritz-Box läuft ein Linux) ob es auf dem Desktop jemals stark werden wird ist nicht so sicher.

  5. Ich nutze seit Jahren Knoppix, Maemo, Ubuntu, Windows XP und Windows 7. Wenn ich könnte würde gänzlich von Windows weg migrieren, aber wie bereits angesprochen wurde kann man eSport nur unter Windows betreiben was aber eigentlich das Dümmste überhaupt ist, weil eSportler teilweise auf jeglichen Schutz verzichten (müssen), da dies ihr System zu sehr verlangsamt. Ich würde sogar für jedes Spiel eine vom Spieleentwickler angepasste Linux-Distribution, auf einer separaten Partition mit einer PPA für das Spiel, vorziehen. Vor einem Event, wo man seinen eigene Rechner benötigt, muss man bisher doch sein Windows neu installieren und nach dem Event sollte man tunlichst seinen Rechner ganz neu aufsetzen. Wobei Online-Events die Situation schon verbessert haben, wofür man dann allerdings mit Latenz-Problemen zu kämpfen hat.
    Was mich unter Windows maßlos ärgert sind die Netzwerkprobleme, sei es unter XP oder Win 7. Jedes mal wenn ich mit meinem N900 via WLan mit dem Router verbunden bin und egal welchen Dual-Boot-Rechner neu boote, um von Ubuntu auf Windows zu wechseln, spinnt unter Windows die Netzwerkverbindung, so dass ich manuell mein N900 vom Netz trennen muss. Gleiche Konstellation andersherum von Windows nach Ubuntu funktioniert immer, da gibt es nie ein Problem. Auch sonst ist Netzwerk instabiler unter Windows, wenn auch nicht mehr so schlimm wie unter Win98.
    Was mich unter Ubuntu maßlos ärgert ist der lächerliche Treibersupport der Hardwarehersteller. Es ist manchmal ein absoluter Albtraum nur ein Multifunktionsgerät vom „falschen“ Hersteller zum Laufen bringen zu wollen.

    Die Windows-Nutzer sollten aber auch mal ein Stück „ehrlicher“ sein. Seit meinen ersten Gehversuchen mit Computern von CP/M, Amiga OS, MS-Dos bis zu Microsoft Windows kenne ich zum Einen die Tradition des Raubkopierens von Spielen und Programmen, der Pausenhof war da eine riesige Tauschbörse. Zum Anderen hieß es dann später: „Du kennst Dich doch aus mit Computern, hast Du nicht Win 98, MS-Office, ein Brennprogramm und ein paar Spiele, die du mir draufmachen kannst?“ Also sollten Privatleute doch mal bitte auf den Luxus von Raubkopien auf ihren Rechnern verzichten, denn abgesehen von den Windows Betriebssystemen (findet man auch, aber macht weniger Sinn) kann man im Internet doch immer noch praktisch jede Software gecrackt zum Download finden.

    Was die meisten Windowsnutzer nicht wahrnehmen, ist, dass sie durch die OpenSource Gemeinde, wovon Linux auch ein großer Teil ist, einen erheblichen Tradeoff haben. Firefox, Thunderbird und OpenOffice bzw. LibreOffice sind da nur Beispiele. Auch an die bereits erwähnten Router (hier FritzBox) denkt keiner. Ich erinnere mich noch mit grauen an die Zeit als wir noch reine DSL-Modems hatten. Ich hatte da pro Jahr hundertausende Portabfragen, die fast gänzlich verschwanden, als ich einen Linux-Rechner zu einem Router umfunktioniert hatte. Das Ende von Lied war, dass auch auch die Virusinfektionen auf dem Rechner gegen null gingen.
    Die Witze über den Microsoft Patchday spare ich mir jetzt.

    Android möchte ich persönlich nicht gerne als Linux bezeichnen, da es aus meiner Sicht ein abgespeckter Linuxkernel mit einer Java-VM ist. Außerdem ist der App-Store das eigentliche Problem mit der „Malware“ für Android, denn es läuft dem Prinzip von Linux eigentlich zuwider. Linux verwendet ausgefeilte Paketverwaltungen, wo sehr genau geprüft wird was rein darf und was nicht. Man kann auf eigene Gefahr hin noch PPAs hinzufügen, um neuere Entwicklerversionen oder andere Software zu installieren. Android funktioniert da für meinen Geschmack dann zu sehr wie ein Windows mit einer eher schlechten Paketverwaltung, weil da relativ einfach Software eingestellt werden kann, die „Nebenwirkungen“ hat. Da kommt ein negativer Aspekt von ClosedSource zum Tragen, es kann sich keiner den Quelltext anschauen. Bei OpenSource schauen sich sicherlich nicht Millionen User den Quelltext an es sind aber genügend, um z.B Fehler oder Malware schneller zu finden und zu beheben.

    Warum nun User Windows haben oder dies vorziehen hat sicherlich viele Gründe. Linux ist nicht Hip wie Apple, wobei die meisten wahrscheinlich nicht einmal die einzelnen Betriebssysteme von Apple beim Namen kennen dürften… Wie groß ist der Anteil von Windows-Nutzern, die ihr System selbst aufgesetzt haben oder aufsetzen können? So groß dürfte er nicht sein, denn ich gehe davon aus, dass noch immer viele Hilfeschreie an die Computerexperten im Bekanntenkreis gehen. Die bleiben mit Sicherheit bei Windows, wenn niemand anderes ihnen ein Linux aufschwatzt.
    Ein neues Betriebssystem bedeutet Arbeit und ein Umstieg ist schwer, ich erinnere mich da an mein erstes Linux… Oftmals wird auch der Standpunkt vertreten, dass man auch zu Hause das gleiche System wie auf der Arbeit haben möchte oder gar ein neueres was dann irgendwann auch auf der Arbeit haben wird.

  6. Moin Tux,

    > Wie groß ist der Anteil von Windows-Nutzern, die ihr System selbst aufgesetzt haben oder aufsetzen können? So groß dürfte er nicht sein […]

    Genau das ist der Punkt. Auf 90% der Rechner ist Windows vorinstalliert, auf dem Rest dann MacOS. Wenn ich mal von Ausnahmen wie meinem RAM Monster absehe ist eine Linux Installation meist einfacher als eine Windows Installation, weil Linux die meisten Treiber im Kernel oder der Paketverwaltung mitbringt, während für Windows für jede Hardware ein extra Treiber vom Hersteller nötig ist.

    ciao,Michael

  7. Hallo,

    warum muss den Linux unbedingt auf private Desktops?

    Ich nutze in der Arbeit des branchenübliche RHEL und zu hause mein Windows 7.

    Ich würde weder unter einem Windows arbeiten noch unter einem RHEL mich zum Vergnügen aufhalten wollen.

    Und ich weiß zwar dass unter meinem Android Smartphone ein Linuxkernel werkelt, aber wirklich interessieren tut mich das nicht …

    Das einzige wichtige für mich ist dass es Linux weiterhin gibt, als Grundlage für viele neue Applikationen bei denen man sonst auf ein kommerzielles System aufsetzen müsste und so viel Geld sparen kann … gar nicht auszudenken wie viel weniger interessante kleine Geräte es gäbe ohne eine fertige Betriebssystem-Basis auf der man aufsetzen kann …

    Und davon profitieren (wie schon jemand zuvor trefflich bemerkt hat) am Ende alle, auch die die immer so über Linux meckern und damit wie immer nur den Desktop meinen 😉

    Es ist halt schwer in einem freien öffentlichen Projekt eine Linie durchzuziehen … und eine Benutzeroberfläche muss einfach aus einem Guss sein … das schaffen eben besser Unternehmen wie Google, Apple und Microsoft … und das ist ja auch nicht so schlimm … oder?

    HElados

  8. Linux führt kein Nischendasein, sondern ist inzwischen mit Abstand das häufigste Betriebssystem. Man muss nur Server (inklusive VMs), Smartphones, Tablets, DSL-Router usw. usf. mitzählen.

    Bleibt die Frage, warum Linux so selten „auf dem Desktop werkelt“. Nun, das ist erstmal gut so, denn mit so einem nackten Kernel macht das Arbeiten ja nicht wirklich Spaß. Korrekt formuliert lautet also die Frage: Warum entscheiden sich so wenige User für einen Open-Source-Desktop?

    Wenn wir dort mal Android – dem auch auf den Tablets ein Siegeszug bevorsteht – außen vor lassen: Neben Berührungsängsten – Ubuntu oder SuSE zu installieren ist nicht immer einfach – gibt es vor allem diesen vollkommen unnötigen Systemkrieg zwischen KDE und Gnome. So werden die eh schon knappen Ressourcen abermals aufgeteilt. Hinzu kommen die viel zu kurzen Produktzyklen: Alle Jahre eine neue SuSE oder ein neues Ubuntu ist einfach zu oft. So oft setzt der Normaluser sein System nicht neu auf. Die Folge der engen Update-Zyklen der Linux-Distris ist zudem, dass es sich bei den Desktops mitnichten um fertige Releases handelt, sondern eher um Snapshots eines „Work in Progress“, mit einigen neuen Features und neuen Bugs, und einigen alten Features mit teils gefixten Bugs.

    Das Apple-Prinzip – weniger Features, die dafür richtig gut – würde auf dem Desktop helfen, doch genau dazu bekommt man FREIE Entwickler nicht.

    Aktuell müssen die Distris regelmäßig updaten, denn sonst bringen sie nur uralt-Kernel mit, denen die Treiber für moderne Hardware fehlen. Schuld an dem Dilemma ist aber wiederum, dass sich auch die Kernel-APIs andauernd ändern, und folglich i.d.R. neue Treiber nicht unter alten Kernel-Versionen laufen. Denn eigentlich angemessen wäre, alle zwei Jahre (oder noch seltener!) eine neue Distribution herauszubringen, und alle zwei Monate ein aktualisiertes „Treiber-Pack“, um mit aktueller Hardware umzugehen.

    Kai

  9. Ja, da haben Sie recht. Insgesamt gefällt mir Ihre Webseite sehr gut. Und 5,5 Mio. Besucher sind eine große Auszeichnung.

    Es müsste mächtige Leute geben, die hinter einer Umstellung auf Linux stünden.

    Zuerst müssten staatliche Stellen die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen. Das heißt: Es müssten für verschiedene wichtige Programme Schnittstellen definiert werden, wie nach DIN, und die Befolgung des Offenhaltens dieser Schnittstellen müsste beachtet werden.

    Dann müssten große Unternehmen oder Körperschaften, zB Universitäten oder Städte, also solche, die eigene Abteilungen für EDV beschäftigen und von daher in gewisser Weise selbständig sind, den Schritt machen: Und zwar zuerst die Rechner der EDV-Abteilung teilweise umstellen; dann testen, ob es funktioniert; dann oder auch schon zuerst sehen sie nach, ob alle im Unternehmen verwendeten Softwareprogramme, sowie die zukünftigen, auch für Linux tauglich sind.

    Für EDV-Abteilungen ist eine Umstellung auf Linux jedenfalls ein Gewinn. Es macht die Arbeit inhaltlich spannender und anregender, weil man selbst mehr gestalten kann, weil man selbst die Bücher schreibt und nicht bloß der Bücherwart / Bibliothekar ist, weil die Millionengelder, die sonst an Microsoft fließen, zu einem Gutteil in der Firma und der EDV-Abteilung und beim Gewinn bleiben.

    Also ich schlage vor, dass Sie an Ihrer eigenen Uni gleich mit gutem Beispiel vorangehen und Ihre EDV-Abteilung fragen, wer zuletzt fundiert Gründe gegen eine Umstellung vorgebracht hat!

    Leider ist es oft so, dass die Leiter von EDV-Abteilungen persönliche Verbindungen und Naheverhältnisse zu den großen systembestimmenden Softwarefirmen haben, was sich für jene zB im vergünstigten Bezug privater Software usw äußern kann. Solche Leiter haben dann wenig Interesse, die eigene Unternehmenssoftware auf Linux umzustellen. Aber das erkennt man oft gleich im Gespräch mit diesen Leuten…

  10. Ich war mal Linux-User aber hab wieder zurückgewechselt.
    Warum? Linux ist einfach ein Frickel-OS. Es ist kein Benutzer-OS wie Windows oder MacOS, sondern ein OS mit dem du dich ZWANGSLÄUFIG intensiv auseinandersetzen musst. Das ist leider konzeptionell bedingt und deswegen wird Linux auch immer ein OS für Experten, Sicherheitsfanatiker, Server und Businesseinsätze bleiben.

    Ich war auch ein Poweruser, aber irgendwann, nach der 10. durchzechten Nacht in der du für durch Updates verursachte Probleme einen Workaround suchst, ein Windowsprogramm das du brauchst versuchst zum laufen zu bringen oder andere Features die dir fehlen versuchst zu installieren, dann… reichts dir einfach mal.
    Linux ist einfach nichts für den privaten Rechner, höchstens als Dual-Boot. Manchmal IST halt einfach eine wichtige Arbeit zu schreiben, da hab ich keine Zeit für stundenlang rumfrickeln. Oder manchmal willst du einfach nur ein Spiel spielen und 99% der Spiele der Welt laufen eben nur auf Windows bzw. es werden wieder die Stunden an Rumfickelei vorher auf Linux gebraucht.
    Irgendwann hats mir gereicht. Erst hab ich wieder XP installiert, mittlerweile benutze ich Windows 7 und bin recht zufrieden. Alles läuft wenns laufen soll.

    Also zusammenfassend: Die Positition von Linux ist konzeptionell bedingt. Windows oder andere auf End-User zugeschnittene Betriebssysteme werden immer den überwiegendn Marktanteil haben. Das muss man eben so akzeptieren. Ist ja auch nicht schlimm, finde ich.

    Das ist aber kein Problem von Open Source wie man (tollerweise!) an Firefox oder Thunderbird sieht. 🙂

  11. @Rittler: Das haben schon mehrere Staedte versucht, darunter z.B. Muenchen und (ich meine) Wien.

    Bei beiden dauert die Umstellung nun bereits mehrfach laenger als geplant und auch die Kosten sind so weit aus dem Ruder gelaufen, dass sich jede andere Stadt oder staatliche Stelle 3 Mal ueberlegen wird, ob sie so ein Abenteuer auch eingeht 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.