Gut Ding will nicht immer Weile haben….
Sie kennen das Sprichwort "Gut ding will Weile haben?". Nun in der Raumfahrt gilt dies nicht immer. Ein einfaches Satellitenprojekt braucht 3 Jahre, größere 4-5. Im selben Zeitraum liegen auch normale Planetensonden. Großprojekte wie Cassini oder Viking kommen schon auf 6-7 Jahren und bemannte Projekte liegen bei 8-9 Jahren. Das liegt zum einen an de Komplexizität der Projekte. Zum anderen gibt es vier definierte Phasen bei dem Projekt die separat abgeschlossen sind und einfach Zeit brauchen:
- Phase A: Konzeption: Die Anforderungen an die Mission werden aufgestellt: Was will man erreichen? Ist die Mission technisch und finanziell durchführbar? Dies ist notwendig um danach das OK für die Mission zu bekommen.
- Phase B: Definitionsphase: Hier werden detailliert die Anforderungen an das Raumfahrzeug festgelegt: Welche Instrumente werden benötigt. Welche Datenrate ist notwendig, welche Bahn wird eingeschlagen, wie lange dauert die Mission?
- Phase C: Entwurf: Die Raumsonde, Instrumente und die Mission werden detailliert konzipiert und entworfen. Der Bauplan wird erstellt.
- Phase D: Dier Flugkörper wird konstruiert, gebaut und getestet
- Phase E: Start und Missionsdurchführung
- Phase F: Entsorgung
Je größer ein Projekt ist desto länger braucht es. Weiterhin macht es einen Unterschied ob man schon vorhandene Dinge wie Experimente erneut verwendet oder technisches Neuland betritt. so gab es Missionen die schnell durchführbar waren wie Mars Global Surveyor oder Cluster II, die weitgehend auf Nachbauten basierten und andere wie Viking die völlig neue Entwicklungen wie das Biolabor erforderten.
Am oberen Ende liegen bemannte Projekte. Sie sind am komplextesten. Es handelt sich von der Größe (der Startmasse) wie auch von den Subsystemen um große Systeme (wenn man von den ersten Kapseln einmal absieht). Trotzdem war es bei Apollo möglich in 8 Jahren ein Raumschiff zu entwerfen das auf dem Mrd. landete und für das es keinerlei Vorgänger gab und bei den Saturn Trägerraketen den Schub der Triebwerken um den Faktor 10 zu steigern und dies bei einem sehr hohen Sicherheitsstandard.
Ein lang laufendes Projekt hat einige Herausforderungen zu meistern: Es ist um so schwieriger den Finanzbedarf abzuschätzen je länger es läuft. Es wird meistens alleine durch die Inflation immer teurer. Das zweite ist die Technologie, die sich im Laufe der Zeit verändert. Manche Gebiete ändern sich langsam – Das Space Shuttle Triebwerk wäre auch heute noch Spitzentechnologie – manche schnell, wie z.B. in der Informationstechnologie. Selbst wenn Technologien sich nur langsam wandeln ist es problematisch Bauteile nach einigen Jahren erneut zu bekommen, weil sie durch andere ersetzt wurden.
Den größten Fehler, den man tun kann ist es ein Projekt wenn es erst mal in Phase C angekommen ist, d.h. man daran gegangen ist Bauteile zu entwickeln, zu bauen oder die Sonde zusammenzubauen die Gelder kurzzeitig kürzen um später sie zuzuschießen oder durch andere Umstände die Mission zu verlängern. Es gibt hier einige prominente Beispiel:
- Galileo war zu 90 % fertiggestellt und kostete 700 Millionen Dollar, als man die Sonde erst einstellen wollte, und sich dann eine über mehrere Jahre dauernde Phase anschloss, in der man die Startkonfiguration laufend änderte. Der Startzeitpunkt verschob sich ebenfalls. so stiegen die kosten bis 1986 auf 962 Millionen Dollar. Die Umplanung auf eine IUS, ein Start 1989 und mehrere Jahre Reise durchs innere Sonnensystem addierten weitere 400 Millionen Dollar.
- Mars Surveyor 2001 war nahezu fertiggestellt, als man die Finanzmittel für Start und Überwachung auf den Orbiter, Odyssey 2001 transferierte. Die Sonde wurde eingelagert. Die Wiederaufnahme des Projektes, die teilweise Verbesserung der Instrumente und der Start / Mission kosteten dann insgesamt 420 Millionen Dollar, mehr als das dreifache, was man vorher in die Sonde investiert hatte.
- Für die Raumstation Freedom, die dann in Alpha und ISS umbenannt wurde, gab man von 1984-1992 alleine 8 Milliarden Dollar für laufende Planänderungen aus.
Woran liegt das? Nun sobald ein Projekt erst einmal rollt sind einige Tausend Leute damit beschäftigt. Es gibt Verträge mit den Firmen und diese Personen können nicht einfach mal für ein Jahr irgendwo hin abgezogen werden Wissenschaftler müssen Teams zusammenhalten, in den Weltraumagenturen sind Leute mit der Planung beauftragt etc. Ausfallszahlungen die angefallen wären wenn die ISS nicht fertig gebaut wird, waren auch ein Grund warum man sie Space Shuttles erst nach deren Ausbau ausmustern will. spannen wir den Bogen zu Bushs "Vision for Space Exploration". (VSE) 3 Jahre sind inzwischen fast vergangen und weitere 8 sind es bis zum ersten bemannten Flug, wahrscheinlich 12 bis zur ersten Mondlandung. Aufträge über Milliarden sind für die Trägeraketenentwicklung schon vergeben worden und trotzdem gibt es neue Schlagzeilen, dass nicht einmal die kleinste neue Rakete Ares I gut konzipiert sei und es offene Fragen im Sicherheitskonzept gäbe. Ich halte Bushs Vision für ein Paradebeispiel wie man es nicht macht – Das Programm läuft zu lange. 16 Jahre zwischen Ankündigung und erster Mondlandung, und dies obwohl es schon Triebwerke und die Erfahrungen mit Apollo gibt – das ist zu lange. das kostet unnötig viel mehr und generiert nur bürokratischen Overhead. Denn was hat man 3 Jahre später vorzuweisen? Nichts! nicht mal einen echten Programmnamen hat es – Die Kapseln heißen Orion, doch es gibt kein "Orionprogramm". 3 Jahre nach Kennedys Rede lief Apollo auf vollen Touren, bis die VSE soweit ist werden sicher noch einige Jahren vergehen….