Fragen rund ums (Über)gewicht
An dieser Stelle habe ich einige Fragen die sich um das Übergewicht drehen zusammengestellt. Also wann ist man übergewichtig, welche Ursachen hat dies und hilft Abnehmen denn auch wirklich etwas?. Wir beginnen erst mal damit zu bestimmen wann man Übergewicht hat.
Was ist der Body-Mass-Index?
Um das „Normalgewicht“ zu beziffern braucht man ein Maß. Lange Zeit galkt dafür das Normalgewicht nach Brocca als einfache Größe. Bei ihm zog man einfach von der Körpergroße 100 ab und erhielt das Normalgewicht in Kilogramm, bei Frauen zog man nochmals 10% ab. Damit hätte ein 1,75 m großer Mann ein Normalgewicht von 75 kg und eine 1,65 m große Frau eines von 58,5 kg. Dieses Maß ist jedoch, wenn man sich von der Normgröße wegbewegt sehr bald unsinnig, so hätten beispielsweise Kinder von unter 100 cm Größe ein negatives Gewicht. Heute ist das Maß aller Dinge der Body-Mass-Index BMI. Er wird berechnet nach:
BMI = Gewicht (in kg) / Körpergröße (in m)2
Also für den 1,75 m großen Mann mit 75 kg resultiert ein BMI von:
BMI = 75 kg / 1,75 m² = 75 / 3,0625 = 24,5 kg/m²
und für die 1,65 m große Frau mit 58,5 kg ein BMI von
BMI = 58,5 kg / 1,65 m² = 58,5 / 2,7225 = 21,5 kg/m²
Obwohl also nach Broca beide das gleiche Normalgewicht haben, resultiert ein unterschiedlicher BMI. Da Personen unterschiedliche Staturen haben und auch im Laufe der Zeit von alleine Gewicht zulegen, gibt es nicht „den idealen BMI“, sondern einen Bereich in dem das Grwicht liegen sollte. Die US Academy of Science empfielt in Abhängigkeit vom Alter folgende Bereiche:
Alter | BMI |
---|---|
19-24 | 19-24 |
25-34 | 20-24 |
34-44 | 21-26 |
45-54 | 22-27 |
55-64 | 23-28 |
> 65 | 24-29 |
Das Übergewicht beginnt beim nächsthöheren BMI und endet bei Normbereich+5, danach kommt die Fettleibigkeit (Adipositas) die je nach Ausprägungsstufe noch einen Index bekommt. Für die Altersklasse 34-44 sähe die Tabelle dann so aus:
BMI | Einstufung |
---|---|
<21 | Untergewicht |
21-26 | Normalbereich |
26-31 | Übergewicht |
31-36 | Adipositas I |
36-41 | Adipositas II |
41-45 | Adipositas III |
Was ist der Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas?
Nun unter Adipositas (Fettleibigkeit) wird eine echte Krankheit verstanden. Das Gewicht ist so stark erhöht, dass es als Folge zu ernährungsbedingten Krankheiten kommen kann. Beispielsweise kann die dauerhafte Aufnahme von zu viel essen schon im mittleren Alter eine Diabetes Typ II erzeugen, da sich der Körper an einen hohen Insulinspeigel gewöhnt, man spricht dann von einer Insulinresistenz. Weiterhin sind meistens die LDL-Werte zu hoch, das Risiko an Arterienverkalkung zu erkranken steigt und oftmals haben die betroffenen einen hohen Blutdruck, was ebenso das Risiko für Arteriosklerose steigert. Vor allem ist das Fettgewebe hormonell aktiv und stört zahlreiche Stoffwechselwege, was zu Folgeerkrankungen führt.
Dagegen wird unter Übergewicht verstanden, dass die Personen eben mehr Gewicht haben als normal. Das Risiko ist dann aber noch nicht so stark erhöht. Nach Untersuchungen über die Mortalität, das heißt das Risiko in einem bestimmten Zeitraum zu sterben liegt dieses am niedrigsten im Normalbereich, doch ist es auch im Bereich des Übergewichts nur leicht erhöht. Sofern es also keine anderen ernährungsbedingten Krankheiten gibt muss man nicht abnehmen wenn der BMI im Bereich des Übergewichts liegt, zumindest nicht aus rein medizinischen Gründen.
Ist der BMI alleine aussagekräftig ob man übergewichtig ist?
Wie jeder Versuch, alle Menschen mit unterschiedlicher Physiologie, Alter, Körperbau und Größe über einen Wert zu scheren hat auch der BMI seine Grenzen. Personen mit hohem Muskelanteil, wie Sportler, haben einen hohen BMI, sind aber nicht übergewichtig. Extrembeispiel sind Bodybuilder. Arnold Schwarzenegger hatte, als den Sport aktiv betrieb einen BMI von 30, war aber garantiert nicht fettleibig.
Neuere Kennwerte, um das Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten in einem Zahlenwert zu charakterisieren sind Waist to Height Ration (WtHR) und Taillen-Hüftverhältnis THV. Das WhtR wird berechnet nach:
WhtR = Taillenumfang (cm) / Körpergröße (cm)
Es ist, anders als der BMI, nicht abhängig von dem Muskelgewebe, da die Taille bei muskulösen Personen eher schlanker als bei Normalgewichtigen ist. Dafür ist es altersabhängig, da der Taillenumfang im Alter ansteigt. Es gilt folgende Tabelle:
Alter | WhtR |
---|---|
< 40 Jahre | < 0,5 |
40 – 50 Jahre | 0,5 bis 0,6 |
> 50 | 0,6 |
Nimmt man die Mindestanforderungen für Germanys Next Top Modell (Taillenumfang 60 cm, Hüftumfang 90 cm, Körpergröße mindestens 1,75 m) so weisen die angehenden Topmodells einen WhtR von nur 0,35 auf. Einer Kandidatin, der in der ersten Staffel bescheinigt wurde, sie wäre mit einem Hüftumfang von 64 cm „zu dick“, liegt auch nur bei 0,36.
Gebräuchlicher ist heute das Verhältnis von Taille zu Hüfte (THV), im englischen auch als Waste Hip Ratio (WHR) bezeichnet. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass vor allem das Bauchfett als gesundheitlich bedenklich angesehen wird. Anders ausgedrückt: Nicht nur das Übergewicht ist ausschlaggebend für die Gesundheit, sondern auch, wo sich das Fett befindet.
Untersuchungen zeigen, dass vor allem die Fettzellen im Bauchraum Hormone ausschütten, die in verschiedene Stoffwechselkreisläufe eingreifen. So steigern diese Signalstoffe den Blutzuckerspiegel und verändern die Blutfettwerte. Auch gibt es Indizien, dass die Rezeptoren auf den Zellen zunehmend unempfindlicher auf Insulin reagieren, was zu Diabetes führen könnte. Daher wird heute Fett, das sich an der Hüfte ansetzt (die sogenannte „Birnenform“) als weniger bedenklich angesehen als Fett, das sich um den Bauch ansetzt (sogenannte „Apfelform“). Daher wird heute ein Verhältnis von Taillenumfang zu Hüftumfang von kleiner als 0,85 bei Frauen und 1,0 bei Männern als optimal angesehen. Der Hüftumfang wird an der breitesten Stelle gemessen, der Bauch/Taillenumfang auf Bauchnabelhöhe. Auch hier kommen die Topmodells auf Werte von nur 0,67.
In letzter Zeit wird die THV auf den Bauchumfang reduziert, schließlich wird ja das Bauchfett als gefährlich angesehen. Nach einer US-Studie mit über 14.000 Teilnehmern steigert ein hoher Bauchumfang in allen BMI-Bereichen (auch im Normalbereich) das Sterblichkeitsrisiko. Derzeit gilt ein Bauchumfang von 80 cm bei Frauen und 94 cm als die Grenze des Normalbereichs. Darüber ist das Risiko für zahlreiche Krankheiten, aber auch Krebs erhöht. Bei mehr als 88 cm bei Frauen und 102 cm bei Männern steigt das Risiko an koronalen Herzkrankheiten, Schlaganfall und Diabetes zu erkranken, deutlich an.
Es sollte der Bauchumfang nach dem Aufstehen, stehend (am besten vor dem Spiegel) an der dicksten Stelle des Bauches (meist etwa 2 cm oberhalb des Bauchnabels) und beim Ausatmen gemessen werden. Der Bauchumfang gilt heute als aussagekräftigerer Risikoindikator für die Wahrscheinlichkeit an Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Diabetes zu erkranken. Das Wichtige ist dabei nicht der außen sichtbare Speckgürtel. Es ist nur das äußere Zeichen der Fetteinlagerung im Bauchraum. Dabei umhüllt Fett (intraabdominales Fett) die Organe, bei der Leber und Milz kann es sich auch in die Organe einlagern. Die Fettzellen dieses Typs haben einen Einfluss auf die Aktivität zahlreicher Hormone. Der Speckgürtel um den Bauch ist nur das äußere Zeichen, dass im Bauch schon die Organe mit Fett umgeben sind und daher nun das Fett außen abgelagert wird. Zur Reduktion dieses Fetts helfen keine „Bauch-weg Übungen“, die zwar die Bauchmuskeln und damit den Bauch straffen können, sondern nur eine Diät, da es die Organe umgibt und damit nicht durch Training beeinflusst werden kann.
Das Fettgewebe an Po und Hüften scheint diese hormonelle Aktivität nicht zu besitzen. Daher wird es als weniger gefährlich eingestuft. Vor allem bei Männern lagert sich das Fett in den Bauchraum ab (Apfeltyp), während bei Frauen der Birnentyp (Ablagerung an Hüfte und Po) vorherrschend ist.