Ein Jahr Gemini Programm
Heute – vor einem Jahr – erschien mein erstes Buch (Das Gemini Programm), na gut eher eine Broschüre. Das hat auch seinen Grund: Weil ich nicht abschätzen konnte, ob sich überhaupt für ein Buch von mir interessieren würde, wollte ich für das erste nicht allzu viel Zeit investieren und so wurde es recht kurz. Ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, wie es wohl laufen würde? Ist jemand bereit für ein Buch Geld zu bezahlen, wenn es doch sonst die Aufsätze kostenlos auf der Website gibt? (etliche beschweren sich ja schon über die Werbung, mit der ich meine Fachliteratur finanziere, um überhaupt scheiben zu können, vor allem wenn es um die Vergangenheit geht, die es eben nur in gedruckter Form gibt). Wenn ja, wie würde das Buch bekannt werden?
Ich hatte einen Vorsatz gefasst: Ein nächstes Buch würde es nur geben, wenn sich mindestens 100 Exemplare im Jahr verkaufen würden. Damit es überhaupt sich trägt, müssten es 100 Exemplare in 2 Jahren sein. Das deckt die Kosten für Verlegen, Datenhaltung und Ansichtsexemplare für mich.
Ein Jahr später sind rund 250 Stück verkauft und es läuft auch nach Weihnachten recht gut. Dabei denke ich, werden die meisten über die Website auf das Buch aufmerksam, denn praktisch die meisten werden über Amazon verkauft (leicht erkennbar durch Orders in „größeren“ Stückzahlen). Bei Amazon ist es bei den Raumfahrt Büchern („Raumfahrt“ als Stichwort eintippen, sortieren nach „Topseller“) auf Seite 3, aber wenn man nur die echten Raumfahrtbücher nimmt, (keine Kinderbücher, Flugzeug über oder ADAC Ratgeber (Was haben die da zu suchen?) ist es dass am 7 häufigsten gekaufte Buch.
Vielleicht könnte es noch besser laufen, wenn es besser bekannt wäre. Ich habe beide Bücher der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ empfohlen, samt Link für ein kostenloses Rezensionsexemplar – die einzige Zeitschrift die ich kenne, die sich mit Raumfahrt beschäftigt. Doch angefordert hat man keines. Die sind es wohl gewohnt vom Verlag direkt beliefert zu werden, denn wenn ich mal auf die Bücher sehe, die besprochen werden, dann sind da zwar auch eine Menge englischer Bücher dabei, aber meist von den gleichen Verlagen. Vielleicht ist das auch besser so, denn dann werden auch dieselben Kriterien an das Buch angelegt, wie von einem Buch von Springer, der durch ein Lektorat ging.
Das zweite Buch (Das ATV Jules Verne) läuft nicht so gut, zumindest in der letzten Zeit. Es sind derzeit rund 80 verkaufte Exemplare. Ich weiß nicht woran es liegt – das weniger interessantere Thema (bemannte Rumfahrt ist massenwirksamer als unbemannte) oder der höhere Preis? oder weil es weniger und nicht so gute Kritiken auf Amazon gibt? Aber auch hier gilt das gleiche: 100 Exemplare im ersten Jahr, und das ist da erst in 7 Monaten vorbei. Die 20 Stück werden wohl noch zusammen kommen.
Das dritte sollte eigentlich schon erscheinen, aber ich warte immer noch auf einen von 3 Korrekturlesern, und die Korrektur vom zweiten scheint recht oberflächlich zu sein (weil weniger Schreibfehler entdeckt wurden). Vielleicht suche ich da nochmal 2 neue Leser.
Derzeit arbeite ich ja am vierten Buch, wie schon öfters an der Stelle erwähnt. Manchmal denke ich es wird nie enden, weil ich beim Suchen immer neues entdecke und praktisch an vielen Stellen gleichzeitig arbeite, dann muss ich dass noch zusammenfassen, Wiederholungen ausmerzen und Korrekturlesen (das letzte hasse ich). Aber immer wenn ich demotiviert bin, nehme ich mir die Bemerkung von Thilo Kranz zum letzten Buch vor (Die DLR schickte unaufgefordert eine Liste von Kommentaren, die Hauptkritikpunkte waren weniger bezogen auf die Fakten, sondern mehr darauf, dass deutsche Firmen nicht ausreichend gewürdigt wurden oder Firmennamen wechselten oder ich vergaß Firmen zu erwähnen, also es ging darum die deutsche Industrie zu promoten). Aber eines ärgerte mich „saumäßig“, wie es bei uns Schwaben heißt: Die Bemerkung von Volker Schmidt „Vom fachlichen Eindruck her insgesamt in großen Teilen nicht ausreichend, da viele programmatische und technische Fakten fehlen, unkorrekt oder unvollständig dargestellt sind.“ – Ich hatte eine Reihe von Fragen an ihn gestellt. Alles was über ESA / EADS Informationen oder die DLR Broschüre hinaus ging, z.B. auch die aktuelle Mission betraf (die ESA veröffentlichte z.B. dass für die Demonstration Days weniger Treibstoff verbraucht wurde – wieviel konnte er mir nicht sagen) konnte nicht beantwortet werden. Im fertigen Buch soll dann aber mehr drin stehen, als ich an Informationen bekam oder zugänglich war. Und dann die Bemerkung von Thilo Kranz „Keinen Mehrwert liefert dieses Buch allerdings Lesern, die sich professionell mit den Themen befassen, oder ambitionierten Amateuren, die bereits diverse fachspezifische Publikationen (z.B. Broschüren) und Internetressourcen zur Verfügung haben.“. Super, und bei der Nachfrage für das nächste Buch nach Informationsmaterial das eben weiter geht, als Broschüren zu finden ist, kommt dann die Antwort, dies wäre zu viel Arbeit für die DLR oder sie dürften auch keine Informationen rausgeben. Wer jemals sich Mühe macht mal EADS/Astrium anzuschreiben (z.B. über einen Contact Link auf ihren Webseiten) wird auch feststellen, warum es beim ATV nicht mehr Informationen gibt als im Internet zu finden ist. Denn diese Firma antwortet nicht! Nicht nur nicht beim ATV, sondern auch nicht bei Ariane, Mars Express und einem Dutzend anderer Anfragen in den letzten Jahren. Vor allem ärgert mich dann eines: Auf der einen Seite wird also beklagt dass es nicht „interne“ Infos gibt, zum anderen gab es keine derartigen Infos von dem DLR und beim jetzigen Buch wird mir abgeraten, weil ich ein solches nicht schreiben könnte, da ich ja kein „Insider“ wäre.
Auf der einen Seite werden also Ansprüche gestellt, auf anderen Seite keine Unterstützung geleistet, um diese Ansprüche zu erfüllen. Dabei denke ich ist das ATV Buch neutral geschrieben: es isst vielleicht nicht das Lobpreisungsbuch auf die deutsche Industrie, das das DLR erwartet, aber Sie finden dort auch keine Kritik am Konzept an sich und der europäischen ISS Politik wieder, sondern eben nur eine Beschreibung des ATV. Schließlich denke ich wollen Leser nicht für meine Meinung Geld ausgeben. Dafür gibt es die Website und diesen Blog.
Natürlich wird das Buch auch nur wenige Infos enthalten, die man nicht im Internet findet. Doch ich denke das ist auch beim ATV Buch nicht die Frage. Die Frage ist viel eher: Wie lange brauchen sie um diese Infos alle zu finden, zu lesen, das wesentliche heraus zu destillieren? Und Herr Kranz, wie viele Bücher sind auf dem Markt die nicht allgemein verfügbare Informationen enthalten? Also jedes mal wenn ich demotiviert bin und an dem Buch nicht weiter arbeiten will, dann lese ich mir den Kommentar und die E-Mail durch und ich mache wieder voll weiter, schon alleine um zu zeigen, dass es auch ohne DLR und EADS geht (warum auch Unterstützung leisten, wenn der Steuerzahler doch erst lächerliche 7 Milliarden Euro für die Ariane 5 ausgegeben hat?)
Klar, wenn ich ein Buch mit „nur oberflächlicher“ Betrachtung scheiben würde, wie mit gerate wurde, dann wäre es längst fertig. Doch ich könnte so was nicht scheiben. Ich scheibe nüchtern, technisch, oft mit einem recht kleinen Wortschatz. Von so einem Buch erwartet man dann völlig andere Formulieren wie z.B. „Wussten sie, dass sie mit dem Aluminium, das ein Ariane Booster in jeder Sekunde verbrennt über 110.000 Vesperbrote einpacken könnten?“ oder „Der COEL, drückt schon die dritte Zigarette aus – „Verdammt schon wieder ein Hold!“, diesmal macht der Satellit Probleme – Starts sind wirklich nicht gut für die Gesundheit“ denkt er und dabei soll Ariane im nächsten Jahr sogar 12 mal starten“. Nein, solche Bücher, reich bebildert mit wenig Text überlasse ich anderen. Das ist vielleicht nicht geschäftstüchtig (wenn ich mir andere Raumfahrtbücher ansehe, bestehen die mehr aus Bildern als aus Text. Ich halte ein Bild alle 3-4 Seiten für ausreichend – dabei füllen diese leicht die Seiten und machen wenig Arbeit).
Ich weiß zumindest eines Das Buch wird einen erheblichen Mehrwert zur Website aufweisen. Alleine der Text ist nun schon doppelt so umfangreich wie der auf der Website. (Bislang 317 Seiten, and counting…). Ich weiß nicht, ob ich wenn alles fertig ist auf die Website übernehmen will. Einerseits stört mich nun mehr und mehr das Chaos auf den Ariane Seiten, die historisch gewachsen sind und zum anderen will ich natürlich nach so viel Arbeit mein Buch verkaufen. Aber ich habe mal ein Teil online gestellt, als Ergänzung zur Website. Es ist der Teil über mögliche Ariane 5 Erweiterungen nach ESA/CNES/EADS Plänen. Der Aufsatz macht im Buch etwa 12 Seiten aus.
Da habe ich schon einen gleitenden Übergang zur Website gefunden – sie hat in den letzten Monaten ja ziemlich gelitten, weil ich nacheinander an 3 Büchern gearbeitet habe. Ich habe ja schon ein richtig schlechtes Gewissen. Doch wenn ich dann mal die Nachrichten durchblättere, dann gibt es wenig neues. Dawn flog am 19.2. am Mars Vorbei – Was gab es dazu zu berichten? Von der NASA nichts, vom MPS gibt es 5 publizierte Bilder. Chang’e-1 ist auf dem Mond aufgeschlagen – das war die einzige Neuigkeit von der Raumsonde, seit sie in den Orbit eingeschwenkt ist. Auch sonst ist es Mau mit Neuigkeiten von Raumsonden oder Trägersystemen. Aber zu Herschel/Planck werde ich was schreiben. Der Start ist für Mitte April vorgesehen. Es ist eine Premiere: Es ist der erste Start einer Raumsonde mit der ESC-A Oberstufe. Die ESC-A ist nicht wiederzündbar, so dass der Aufstieg direkt erfolgen muss. Das ist heute eher ungewöhnlich, aber die NASA startete bis Mariner 10 auch alle Planetensonden direkt, obwohl die Centaur wiederzündbar ist. Nur für Europa ist es eine Premiere. Giotto wurde damals in den GTO Orbit gebracht und zündete dort den Mage Antrieb und Rosetta hatte eine antriebslose Phase durch die wiederzündbare EPS Oberstufe. Aber Herschel+Planck zusammen dürften mehr wiegen als eine Ariane 5 GS (davon steht noch eine zum Start an) befördern kann. Deren Nutzlast dürfte bei rund 3500 kg für eine Fluchtbahn betragen. Herschel+Planck wiegen aber 5100 kg. Die maximale Nutzlast für die Librationspunkte beträgt bei der ESC-A Version 6289 kg – Das James Webb Teleskop wird mit 6200 kg nahe an diese herankommen.
Sehr geehrter Herr Leitenberger,
sehr geehrte Blog Leserinnen und Leser,
leider wird in diesem Eintrag der Eindruck vermittelt, dass Herrn Leitenbergers Kontakte ins DLR mehr Hürden und weniger Unterstützung für ihn bereit halten. Als einer der „Betroffenen“ möchte ich dazu Stellung nehmen. Ich persönlich finde das Engagement, das sich in den Büchern und auf den Webseiten zum Ausdruck bringt sehr bemerkenswert und förderungswürdig. Aus diesem Grund bin ich mit Herrn Leitenberger schon seit mehreren Jahren in unregelmäßigen Abständen Kontakt und habe ihn bereits mit zahlreichen und detaillierten Informationen versorgt und unterstützt. Für die Beantwortung einzelner konkreter Fragen stehe ich auch weiterhing gerne zur Verfügung. Leider ist es mir aus Gründen der Zeit, sowie teilweise der Vertraulichkeit (Stichwort: Intellectual Property Rights) nicht möglich, für Herrn Leitenberger umfassend zu recherchieren. Ebensowenig bin ich in der Lage, als technischer Lektor für die Manuskripte zur Verfügung zu stehen. Jegliche Korrenspondenz mit mir kann darüber hinaus nicht als „Stellungnahme des DLR“ verstanden werden. Ich bitte dies zu bedenken.
Bezüglich der DLR-seitigen Kommentierung des Buchs zu ATV: Herr Leitenberger hatte um eine offizielle Empfehlung seines Werks durch das DLR gebeten, sodass wir sein Buch vor diesem Hintergrund lesen und bewerten mussten. D.h. die Kommentierung war keineswegs „unaufgefordert“. Wir haben auch keine Ansprüche an die Veröffentlichung gestellt, sondern lediglich eine Beurteilung des Buchs vorgenommen.
Mit freundlihcen Grüßen,
Thilo Kranz
Ich habe, da ich seit 12 Jahren Leser der DLR-Nachrichten bin, bei denen regelmäßig Buchkritiken erscheinen, die Pressestelle auf mein Buch aufmerksam gemacht. Das ist ein Unterschied zu einer offiziellen Empfehlung. Vor allem weil dort auch Bücher angesprochen werden die mit den Kernkompetenzen des DLR nichts zu tun haben, wie Flugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg. Die Kritiken waren dort äußerst wohlwollend, selbst bei Bildbänden die kaum Text enthielten.
Was ich bekam war aber keine Buchkritik sondern eine lange Liste von Dingen die zwei Autoren als fehlerhaft ansahen, dabei hat der eine Autor sich nicht einmal Mühe gemacht das Buch ganz durchzulesen, wenn er etwas auf S.37 als fehlend markiert, was er auf S.53 nachlesen könnte.
Herr Kranz hatte auf eine konkrete Anfrage an Herrn Lippert die ich zu einer Studie des DLR für eine Oberstufe für die Vega hatte und einigen grundlegenden technischen Daten der ESC-B (wie z.B. die immer noch mysteriöse Trockenmasse) mit dem schon erwähnten Passus des geistigen Eigentums geantwortet. Auch eine Rückantwort, dass es nicht sein könnte das selbst einfache „Basisdaten“ so geschützt sind bekam sich seitdem keine Antwort. Ich sehe dies schon als offizielle Antwort. Ich hatte schließlich auch konkrete Fragen gestellt und wollte durchaus nicht eine Aufschlüsselung bis auf jedes Ventil. Es wäre möglich gewesen umindest dies zu beantworten. Da die Antwort im Auftrag erfolgte und im CC jeweils noch zwei Projektleiter unterschiedlicher Abteilungen genannt wurden, halte ich dies für mehr als eine persönliche Meinung.
In der Praxis hat allerdings Herr Kranz recht behalten: Verschiedene Kontaktpersonen mit offizieller Kontaktadresse auf den DLR Webseiten haben auf Anfragen nicht reagiert und dies teilweise auf sehr allgemein gehaltene die keinerlei Recherchieren voraussetzten, wie z.B. die Anfrage an das SATT nach einer größeren Version eines Bildes des LFBB Konzeptes.