AIDS, der Mars und die CDU

Am Samstag kam auf einem der digitalen Spartenkanälen von ARD und ZDF eine Dokumentation über AIDS, genauer gesagt um den Umgang in der Politik bei uns in der Mitte der achtziger Jahre. Ich habe mich dabei auch an eines zurückerinnert, dass dort auch der Spiegel sehr stark an der Hysterieschraube drehte. Zufälligerweise hatte gerade zu diesem Zeitpunkt mein Vater den Spiegel abonniert und in einer richtigen Serie fasste er die Geschichte der „Seuche“ bis dahin zusammen und ermittelte sogar einen „Patienten Nummer 1“, einen homosexuellen Steward, der zumindest nach Spiegel durch seine Flüge in den USA viel mit zur Ausbreitung der Krankheit beigetragen hat. Das ganze war für Spiegelniveau äußert ungewöhnlich mit (heute würde mal das wohl als normal bezeichnen) mit fiktiven Dialogen oder fiktiven Beschreibungen wichtiger Szenen.

Glaubte man dem Spiegel, so würde sich das damals exponzielle Wachstum der Krankheit fortsetzen (was auch andere übernahmen) und so ungefähr im Jahr 2000 wäre jeder in der BRD infiziert, da damals die Infektionszahlen sich pro Jahr verdoppelten.

Wie wir wissen kam es nicht dazu. Die grundlegenden Fehler die gemacht wurden sind, dass man zwei grundlegende Dinge ignorierte: damals wie heute waren in der BRD die meisten HIV-positiven Homosexuelle. Damals waren es noch fast 90%, heute sind es immer noch 70%. Wenn jeder infiziert sein sollte, so musste man annehmen dass sich das Virus massiv über diesen Personenkreis ausgebreitet hat, was zwar nicht unwahrscheinlich ist, aber aufgrund der damals schon bekannten sexuellen Übertragung nicht mit derselben Geschwindigkeit erfolgt wie die Ausbreitung innerhalb dieser homogenen Gruppe. Vor allem ignorierte die Vorhersage, dass die Ausbreitung immer langsamer wird, weil es immer weniger Infizierte gibt und das es natürlich auch Gegenmaßnahmen geben könnte – heilen kann man HIV bis heute nicht aber die Infektion verhindern, was ja auch in dem Film deutlich wurde, da sich die Politik zu einer Aufklärungskampagne und gegen den bayrischen Kurs das Bundesseuchengesetz anzuwenden und die Infizierten zu isolieren entschied.

Das zeigt sich auch darin dass AIDS bei uns kein großes Thema mehr ist. Es gibt nach wie vor Neuinfektionen, aber verglichen mit denen in Afrika wo weitaus weniger Kondome als Schutz eingesetzt werden sind es doch relativ wenige.

Das zweite ist der Mars, der ja wieder in den Schlagzeilen war. von Curiosity wurden schon im Vorfeld sensationelle Ankündigungen für die Pressekonferenz am Montag gemacht. Doch man fand nichts weltbewegendes. „We have no definitive detection of Martian organics at this point, but we will keep looking in the diverse environments of Gale Crater,“. Was man fand waren Chlormethan. Das entstand aus Chlor aus den Perchloraten und Methan, nur weiß man nicht ob das Methan vom Mars stammt, weil die Spur so klein war, dass es auch eine Verunreinigung von der Erde sein könnte. Schon vorher hatte man ja auf dem Mars Plastikstückchen entdeckt, die irgendwo vom Rover runtergefallen waren und wohl von irgendwelchen Kabelisolierungen der Decent Stage stammten.

Dafür hat die NASA eine neue Rovermission für 2020 bewilligt – in der Größe vom MSL, aber da man nicht mehr so viel neuentwickeln muss, etwas billiger für 1,5 Milliarden Dollar. Schon 2013 und 2018 folgen zwei Orbiter und 2016 will man sich bei Exomars beteiligen. Seit 1997 starteten die USA zehn Raumsonden zum Mars, mehr als eine im Durchschnitt pro Startfenster. Vergleicht man dass mit den anderen Planeten so fällt das eklatante Missverhältnis auf. Die letzte US-Mission zur Venus startete 1989. Das ist mehr als zwanzig Jahre her, dabei ist sie genauso einfach wie der Mars zu erreichen.

Nein Vorschlag: bei der nächsten Sitzung der astronomischen Union benennen wir erst den Jupiter in Mars um und dann im 5-Jahresabstand die anderen Planeten. Denn für den Mars kann man immer Geld locker machen….

Was gab es sonst noch? In der Blockpartei wurde Genossin Merkel mit 98% der Stimmen wiedergewählt. Honecker hätte sich über dieses Quotum gefreut, zumal Genossin Merkel ja Lehren aus seinem Sturz gezogen hat und alle innerparteilichen Hoffnungsträger (also Leute die auch was auf dem Kasten haben und vielleicht sogar ihre Nachfolge antreten können ) ausgebootet hat. Dafür fallen dann die gleichen unrealistischen Parolen wie damals in der DDR: „Die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wende“ und „Eine stolze Volkspartei wie die CDU läuft den Grünen nicht hinterher.”  Ja sicher. Bei uns ist die Volksparie schon die Nummer 2 nach den Grünen und stellt seit Montag keinen OB mehr in einer Großstadt. Das hört sich versammt nach den letzten Aussagen von Honecker zu der Bauer an. die seiner Meinung nach ewig stehen würde – ein Jahr später war sie weg….

3 thoughts on “AIDS, der Mars und die CDU

  1. Als ich die ganze Berichterstattung ueber den CDU-Parteitag gelesen hab, hab ich mir aehnliches gedacht…

    Allerdings fiel mir Nordkorea ein und der bekloppte Kim Yong Il, wie er sich immer von den mechanisch klatschenden Polit-Marionetten feiern liess und dabei eine Rede geschwungen hat, wie toll doch alles waer und dass alles so gut waer wie noch nie, waehrend anderswo „seine“ Leute am verhungern sind…

    Weit sind wir davon – speziell von dieser exorbitanten Realitaetsausblendung – auch nicht mehr weg…

  2. Komisch, ich mußte in dem Zusammenhang auch an Erich und seine „DDR“ denken. Aber sind wir mal ehrlich, z.B die Verschuldungskrise sollte doch der Opposition Ansatzpunkte für konstruktive Kritik genug geben. Aber da kommt auch nichts. Ich sehe unseren Bundestag langsam als trägen Club von Leuten, die den Bezug zu ihren Wählern verloren haben und nur die finanziellen Vorteile des Mandats genießen. Unser Parteien machen es uns verdammt schwer Partei für sie zu ergreifen. Was bleibt ist ein Gefühl der Ohnmacht.
    Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit vermisse ich charismatische, dynamische Persönlichkeiten, die Probleme lösen wollen und können.

  3. AIDS: In der Tat ist die Ansteckungsrate heterosexuell zum Glück recht niedrig, insbesondere in den Phasen, in denen die Infizierten zwar das HI-Virus in sich tragen, aber noch keine AIDS-Symptome haben. Wer antivirale Medikamente nimmt, reduziert die Virenlast zudem weiter, oft sogar unter die Nachweisgrenze, und damit sinkt auch das Ansteckungsrisiko. Harmlos ist AIDS natürlich trotzdem nicht. Und positiv an AIDS ist sogar, dass es das Bewusstsein, dass man sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen sollte, in die Köpfe der Bevölkerung zurückgebracht hat. Ohne AIDS und die Diskussion um den Schutz davor würden angesichts der weiter steigenden Mobilität heute mehr Menschen an STDs sterben als mit AIDS; die AIDS-Toten sind da eingerechnet.

    Parteien: Den Leuten geht es insgesamt gut, daher sind sie politikmüde. Themen wie die Schuldenkrise sind zudem zu vielschichtig, als dass sie in einer für den Durchschnittswähler geeigneten Form öffentlich diskutiert werden können. Wenn zum Beispiel weiterhin öffentlich gefordert wird, „Griechenland pleite gehen zu lassen“, dann kann man doch nur mit der Feststellung antworten: „Das ist doch längst geschehen, denn was, wenn nicht das Eingeständnis einer Pleite, ist ein Schuldenschnitt denn sonst?“ Einige legen dann nochmal nach, Griechenland irgendwie „mehr pleite gehen“ zu lassen, als sie schon sind, doch dann sind wir ganz schnell an den Punkt, für den die EU m.A. zu Recht den Friedensnobelpreis erhalten hat, weil einem innerhalb des Staatenbunds der Nachbar eben nicht mehr egal ist.

    So ist also das Schuldenthema keines, bei dem sich alternative Parteien mit alternativer Politik profilieren können. Das Thema wachsender Ungleichheit sollte sich zwar eignen, doch können es die Parteien derzeit aus unterschiedlichen Gründen gar nicht besetzen:
    * Die FDP will es nicht (logisch)
    * Die CDU eher auch nicht (nicht ganz logisch, denn die Masse der CDU-Wähler würde ja schon profitieren, wenn die oberen 1% weniger verdienen, die darauf folgenden 49% aber mehr)
    * Die SPD ist seit der Agenda 2010 im Richtungsstreit gefangen. Im Hin- und Her zwischen „weiter Reformieren“ und „Rolle rückwärts“ lautet der kleinste gemeinsame Nenner aktuell, alle zu demontieren, die ein klares und in sich stimmiges Konzept vorlegen (so, wie es Hartz IV und die rot-grüne Steuerreform waren, egal, ob man deren Auswirkungen nun mag oder nicht). So war es damals schon nach Helmut Schmidt (es folgten 16 Jahre Kohl) und so ist es nach Schröder wieder so.
    * Die Linke trägt noch mehr solcher unverarbeiteter und bewältigter Kröten aus ihrer Vergangenheit als offene Wunde herum als die SPD.
    * Die Piraten, als politische Newcomer des Jahrzehnts, haben sich bisher noch nicht einmal auf ein Nachfolgekonzept zum bisherigen Urheberrecht einigen können, obwohl das eines ihrer Kernthemen ist. Obwohl also noch gar nicht feststeht, wie künftig die Inhalteteilung aussehen soll, werden wichtige Parteimitglieder aber schonmal präventiv rausgeekelt, weil diese ein Buch geschrieben haben, dass sie nicht auch als kostenlosen Download bereitstellen. Dass am Ende alle Journalisten fürchten, von den Piraten am Ende um weite Teile ihres (im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen mit vergleichbarem Bildungsniveau und Engagement) eh nicht gerade üppigen Sälars gebracht werden könnten, ist verständlich. Die weitere Berichterstattung über die Piraten ist daher vorhersagbar, die Ergebnisse an den Urnen ebenso.
    * Die Grünen befinden sich in einer ähnlichen Schockstarre wie die SPD. Derzeit laufen die EEG-Kosten vollkommen aus dem Ruder, vor allem, weil zu viel Solarenergie zugebaut wurde, als die Fördersätze noch zu hoch waren. Mit offshore-Windstrom steht zudem das nächste Milliardengrab vor der Tür, sogar mitgefördert von der Union. Wenn dann in einigen Jahren die EEG-Umlage auf 10 Ct./kWh steigt, werden die Grünen dennoch das Bashing dafür abbekommen.

    Ansonsten zeigt ein Blick in Nachbarländer leider immer wieder, dass Lösungskompetenz, Ehrlichkeit und die Fähigkeit, die Lösungen auch zu vermitteln, gar nicht so sehr zu den bevorzugten Politiker-Eigenschaften gehört. Von daher sind wir mit Merkel also gar nicht so schlecht dran.

    Kai

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