Ich will etwas für meine Gebühren haben! / EXCEL Mannia
Ich schaue alle paar Tage bei fern-gesehen.com und fersehkritik.tv rein, ob es eine neue Kritik gibt. Die beiden Websites nehmen sich die schlimmsten Sünden des Fernsehens aufs Korn, die ich meistens gar nicht kenne, weil ich den Großteil des Programmes nicht mitbekomme. Ich gehöre zu den Gewohnheitstieren, die jede Woche dieselben Sendungen anschauen: Sonntags "W wie Wissen", "Schliemanns Erben" oder "Terra-X" und ein "Herz und eine Seele", Dienstags "Quarks & Co", Mittwochs "Abenteuer Forschung/Wissen", Donnerstags "Odysso" und "Extra 3". Dazwischen das eine oder andere von den privaten wie derzeit "Switch reloaded" und "Germanys next top model" und den einen oder anderen Spielfilm. Aber ich zappe kaum und manche Sender kenne ich nicht mal vom Namen.
Eines haben die Kritiken bei mir aber bewirkt: Ich bin sensibilisiert gegenüber dem Rausschmeißen von Gebührengeldern. Okay, man kann nichts machen gegen die Verflachung von Programmen auf den privaten Kanälen. Die kann man nur nicht anschauen und so die Werbeinnahmen minimieren (was zu immer skurrilen Blüten führt um Spots, Einblendungen ins laufende Programm einzubringen, inklusive der Einblendung "Gleich gehts weiter" bei einem Spot – man denkt es ist nur einer und stattdessen kommen gleich mehrere). Auch finde ich es interessant, dass die Bundesregierung zwar Webseiten sperren lässt die (angeblich) Kinderpornographie enthalten (angeblich, weil in dem Gesetz keinerlei Kontrolle vorgesehen ist, welche Seiten so gesperrt werden), auf der anderen Seite die Abzockerei via "Call-in" TV (9live) und die Belästigung durch Werbeanrufe und das Unterschieben von Verträgen übers Telefon zulässt.
aber zu den öffentlich rechtlichen. Die Kritiken der Websites haben mir wieder eines in Erinnerung gerufen: Das wird mit unseren Gebühren finanziert. Kann ich dann nicht gutes Programm erwarten? Warum müssen ARD und ZDF jeden Schieß der privaten nachmachen wie tägliche Quiz-Shows, Daily Soaps oder Telenovelas? Was ist aus der wöchentlichen Familienserie geworden? Wenn es so was noch gibt dann nur noch als Krimi (das ganze Programm von ZDF besteht zwischen 18 und 20 nur noch aus Krimis). Wenn es eine klassische Show gibt, dann nur noch "volkstümlich". Das ist so ausgelutscht und kommt so oft, dass es nicht mal meine 84 jährige Mutter anschaut.
Wissensendungen sind auch nicht viel besser. Mir fallen immer mehr Wiederholungen auf – Quarks und Co sendet seit Wochen nur welche und es sind immer mehr Kurzbeiträge und ein Thema wird nicht mehr umfassend behandelt. Manche Wissenschaftssendungen sind schon geradlinig auf populäre Themen ausgerichtet – bei Odysso dreht sich z.B. alles nur um Medizin. Wenn ich für das Programm zahle, dann habe ich auch den Anspruch vernünftiges Programm produziert zu bekommen und nicht nur Billig-Fernsehen oder die Plattform für Politiker um öfters ihre Meinung sagen zu können (vom Fernsehen als "Talk-Show" bezeichnet).
Noch etwas ist mir heute aufgefallen. Der Excel Wahn. Ein Kollege brauchte eine Lösung um Studenten deren Namen, Matrikelnummern, Emailadressen und Ergebnisse in einem Excel Sheet vorlagen automatisch eine Email zu schicken. Ich hab mich ein paar Stunden hin gesetzt und eine Lösung programmiert. Da fiel mir ein dass mir Excel öfters untergekommen ist: Bei meiner Informatikvorlesung an der Dualen Hochschule BW lehrte der Vorgänger auch Excel und ich habe das rausgeschmissen, weil ich es schon zum Basiswissen zähle das heute selbst Sekretärinnen können müssen. Trotzdem sind die Sheets sehr populär auch für Anwendungen in denen sie nicht tauglich sind. So wäre eigentlich der Zugriff auf die Datenbank in der die Studentendaten abgelegt ist der saubere Weg ist, doch exportiert wird in Excel und das muss ich dann wieder importieren und der Anwender muss die Spalten mit Daten festlegen. Ein Microsoft Referent hat uns mal vom Südwestrundfunk erzählt, die früher ihren ganzen Sendeablauf mit Excel gemacht hat und schließlich überall Probleme bekommen haben weil sie zu unflexibel waren. Man hat es dann auf eine Datenbanklösung (ich vermute Access) umgestellt. Und da war noch vor einigen Monaten die anfrage von einem DLR Institut ob ich an einer Datenbank über "Spaceships" mitarbeiten würde. Als ich dann nachfragte, wie dies gehen würde, sagte man mir, ich bekäme ein Excel Blatt zum Ausfüllen. Nach meinem Einwand, dass man so wohl kaum parallele Zugriffe und daraus entstehende Konflikte auflösen könnte und ich einen Datenbankserver mit Web-Frontend dafür nutzen würde, kam keine Antwort mehr. Nicht dass ich glaube, dass man nun sich von Excel gelöst hat – ich vermute eher, nun dämmerte der DLR, dass ich unter Mitarbeit nicht verstehe, dass ich alleine die Arbeit mache.
Nichts gegen Excel – es ist eine schöne Tabellenkalkulation und ich nutze es auch gerne um Diagramme zu machen oder kurz was zu berechnen. Nur weil es so einfach ist wird es überall als Ersatz für eine Datenbank benutzt, die viel besser geeignet ist Daten zu verwalten, oder noch schlimmer, so wie ich es bei uns erlebe – es gibt so eine Datenbank, doch man kann sie als einfacher Anwender nicht ansprechen. Sie lässt nur den Export als CSV oder Excel zu und damit ist die Möglichkeit selbst eine Query zu machen und nur das auszulesen was man braucht weg.
Dabei gibt es doch Datenbanken in jeder Größe, selbst welche ohne große Installation auf PC Basis wie die SQllite auskommen – die kann man einfach über eine DLL in die eigene Anwendung einbinden. Firefox nutzt sie gleich ich mittlerweile zum Speichern der Daten und ich habe auch mal beim Launchlog sie probiert (bin aber wieder davon abgekommen, nicht wegen der Leistungsfähigkeit, sondern weil ich schon so viele Abfragen für Standardprobleme für die Textbasis hatte und die nicht alle umschreiben wollte).
Ach ja, der Witz muss sein: "Früher mussten Betriebswirtschaftsstudenten wenigstens noch Dreisatz beherrschen, heute nur noch Excel"…..
Das Lied für heute von Simon & Garfunkel…
Hi
Na, ich sage mal bei arte und 3sat ist das Gebührengeld noch halbwegs sinnvoll angelegt. Gerade gestern zwei tolle Dokus auf arte zum Thema junge Menschen in totalitären Staaten (Weißrussland und China)