Weltraumtourismus

Anousheh AnsariErst mal vielen Dank an die Fans der ISS für die zusätzlichen Werbeinnahmen in den letzten Tagen Morgen soll die erste weibliche Weltraumtourismus starten. Frau Anousheh Ansari, auch bekannt durch den Preis, den SpaceShip One letztes Jahr bekam für den ersten privaten Parabelflug. 20 Millionen USD zahlt sie für einen Trip an Bord einer Sojus Kapsel. Doch wie billig wird Weltraumtourismus werden ? Blicken wir einmal in eine ferne Zukunft. Nehmen wir an,  Raumtransporter wie der Space Shuttle würden Touristen ins All transportieren. Was könnte das kosten ?

Nun zum einen haben wir natürlich das Hotel. Auch dieses müssen wir zuerst mal in den Orbit bringen. Sofern die Fertigung des Hotels nicht extrem teuer ist, stellt es aber keinen echten Kostenfaktor dar. Auf einem 50.0000 t Passagierdampfer mit 2000 Besatzungsmitgliedern beträgt die Wasserverdrängung pro Passagier 25 t, also 25 m³. Ein Modul für die MIR Station wiegt etwa 20 t und bietet 100 m³ Raum bei normalerweise 2 Astronauten, d.h. selbst wenn die Passagiere 2 mal mehr Raum als auf einem Kreuzfahrtschiff haben (in der Realität natürlich wegen der Lebenserhaltungssysteme, Triebstoff, Energiegewinnung etc weniger)  müssen wir pro Passagier nur 10 t in den Orbit bringen. Betreibt man das Hotel 10 Jahren lang bei 50 Flügen pro Jahr reduziert sich das auf 20 kg pro Passagier – Die Transportkosten für das Hotel sind also vernachlässigbar.

Bleiben die Startkosten für den Trip. Nehmen wir mal an, wir benutzen dazu ein Gefährt wie den Space Shuttle. Man kann an ihm kritisieren, was man will, der Nutzlastraum ist riesig und macht den größten Teil des Orbiters aus. Er hat einen Durchmesser von 4.6 m und eine Länge von 18.38 m. Das reicht für 2 Decks mit je 4 Sitzreihen in der Breite und 18 Sitzreihen in der Länge (weniger als bei einem Flugzeug, weil unsere Reisende Kontourensitze benutzen müssen). Das sind 144 Passagiere oder vielleicht einige wenig, denn man braucht natürlich auch Service Personal. Nehmen wir mal 120 Passagiere an. Jeder möge 100 kg wiegen und 20 kg Gepäck mitführen. Für 7 Tage brauchen wir auch noch etwa 20 kg Essen (Das Trinkwasser kann man recyceln, doch es lohnt sich nicht Nahrungsmittel im All anzubauen. Man braucht dafür viel Personal, zudem kann man die wenigsten Nahrungsmittel roh essen. Es ist ein langer Weg vom Getreide zum Brot und woher bekommt man die Steaks im All her ?

Allerdings braucht man noch eine Druckkabine in der Ladebucht. Das wiegt nach den Erfahrungen mit dem Spacelab etwa 15 t. Zusammen mit 144 Passagieren à 140 kg sind das rund 35 t, also etwas mehr als heute die maximale Startnutzlast des Space Shuttles von 29.5 t. Ein etwas verbesserter Space Shuttle könnte das ohne Problem transportieren. Doch das Gefährt ist teuer. Der letzte der nachgebaut wurde, die Endeavour kostete 2 Milliarden US-$, und das ist 20 Jahre her. Doch nehmen wir mal an, dass wie ihn so billig bauen könnten wie ein Flugzeug, also für etwa 200 Millionen USD. Doch wie oft kann er ins All starten ? Nun da kann ich wenig Hoffnung machen. Der Space Shuttle ist zwar auf 100 Einsätze ausgelegt, doch das gilt nur die Zelle. Die meisten anderen Teile halten lange nicht so lange. Am wenigsten die Hitzeschutzkacheln, dann kommen die Triebwerke. Wenn man das alles auswechseln muss kommen natürlich Zusatzkosten zusammen. Doch nehmen wir an ein kompletter Orbiter würde wirklich 100 Einsätze absolvieren. Dann wären das 2 Millionen USD Abschreibung pro Flug oder 16700 Dollar pro Passagier – Noch zu finanzieren. Dazu käme noch der Tank und die Feststoffraketen. Das dürfte den Preis für ein Ticket auf 25000-30000 Dollar erhöhen. Es ist kein Ausweg Wasserstoff auch in der Unterstufe einzusetzen, dann diese muss dann 10 mal größer als der Orbiter sein und ist auch entsprechend teurer, also wird auch das Ticket entsprechend teurer.

Doch jetzt kommt der Hammer: Sie ärgern sich über ihre Heizölrechnung ? Tja um 100 t Space Shuttle und Nutzlast zu transportieren braucht man 2000 t Treibstoff oder für jeden Passagier etwa 17 t. Und der Großteil entfällt auf den teuren Feststofftreibstoff. Das folgende ist eine Teilübersicht der Treibstoffkosten des Space Shuttles von 1980:

Kosten [Mill. USD]
1004 t Feststofftreibstoff 4
750 t flüssiger Wasserstoff/Sauerstoff 0.38
10 t OMS Treibstoffe 0.01
Summe 4.39

Tja und diese Stoffe sind seitdem nicht billiger geworden. Grund dafür ist, dass man viel Energie zur Gewinnung braucht. Seit 1980 hat sich der Erdölpreis verdreifacht. Wenn man also 13 Millionen USD nur für die Treibstoffe annimmt, dann liegt man sicher nicht weit von den realen Kosten entfernt. Damit kostet ein Ticket ins All etwa 135000 USD.

Ich denke das ist das absolute Minimum, bei den heutigen Preisen für Außentank und Feststoffraketen (vom Orbiter ganz zu schweigen) müsste man eher von der 10 fachen Summe ausgehen. Doch darum geht es mir nicht. Wie teuer eine Reise ist daran sind auf der Erde in erster Linie die Energiekosten schuld. Eine Concorde verbrauchte ein Vielfaches des Treibstoffes eines Jumbo Jets und war immer ein exklusives und teures Gefährt. Beim Start in den Weltraum kommen die extremen Materialbeanspruchen dazu. Ein Raumtransporter die beim Eintritt bis zu 1650 Grad Celsius aushalten muss wird eben nicht wie ein Flugzeug Tausende von Starts und Landungen absolvieren ohne dass man Teile austauscht, auch ein Einsatz über 20-30 Jahre mit mehreren Hundert Flügen pro Jahr ist illusorisch. Eine Reise ins Weltall wird immer teuer sein. Wie sollte es auch anders sein ? Wenn sie über den Atlantik fliegen so führt das Flugzeug etwa 20 % seiner Startmasse in Form von Treibstoff mit. Beim Space Shuttle sind es 2000 %, also muss ein Ticket in etwa 100 mal teurer sein als ein Flug über den Atlantik – und genau das ist der Fall.

Als man noch optimistischer bei den Space Shuttle Startpreisen war, 1983 gab es eine Studie wie viel ein Flug ins All kosten würde bei einem Startpreis von 60-70 Millionen USD für einen Space Shuttle Flug (etwa ein Achtel der heutigen Kosten). Eine Firma rechnete vor, das eine Passagierkabine im Frachtraum etwa 75 Personen transportieren könnte und ein Ticket etwa 2-3 Millionen USD kosten würde. 350 Personen oder etwa 5 Flüge pro Jahr erwartete man für diesen Startpreis.

Was kostet es heute ? Nun in der Realität fliegt der Space Shuttle natürlich keine Passagiere. Er hat auch nicht die Ausrüstung um so viel Strom für die notwenigen Lebenserhaltungssysteme aufzubringen, aber tun wir mal so als wäre ein solcher Umbau möglich. Die NASA hat bei einer Senatsanhörung vor dem Bau der ISS angegeben, dass ein Flug zur ISS etwa 435 Millionen USD kostet, davon aber nur 83 Millionen auf den Start entfallen, der Rest sind Fixkosten. Das gilt für etwa 7-8 Flüge pro Jahr. Bei maximal 12 Flügen pro Jahr, die möglich wären würde sich der Start also verbilligen auf etwa 280-300 Millionen USD, oder etwa 2.5 Millionen USD pro Ticket. Ich denke ein neues System, das wesentlich weniger wartungsintensiv isst könnte diesen Preis halbieren, mehr sehe ich aber bei der heutigen Technologie nicht.

Bleibt noch die Gretchenfrage: Wenn der Autor das nötige Kleingeld hätte, würde er fliegen ? Ja und Nein. Ja, wenn ich wirklich so viel Geld hätte, das auch 20 Millionen USD nur ein Bruchteil davon wären, vielleicht so ab 100 Millionen USD. Wenn ich weniger hätte, vielleicht 21 Millionen würde ich eher 20 Millionen in eine Stiftung einbringen die ein Teleskop auf der Erde baut (dafür gibt es eines der 3 m Klasse, mit dem kann man schon einiges an Wissenschaft betreiben) und mit der restlichen Million immer noch gut leben. Wissenschaftsmäzen gibt es anders als in den USA bei uns ja nicht. Wenn dann wird lieber Geld für Kultur oder soziales ausgegeben – nichts dagegen, auch das ist wichtig, aber viele sehen die Förderung der Wissenschaft als eine Aufgabe des Staates und das ist falsch.