Grundproblem Perspektivenlosigkeit

Ich habe kürzlich einen Artikel in der SuW von Eugen Reichl gelesen „Privat in die Umlaufbahn“, in der er über die Projekte des CCDev Programmes referiert und ihre Erfolgsaussichten. Ich dachte schon daran einen Leserbrief zu schreiben, aber ich dachte mir das macht schon einer. Mir fallen zwei Dinge auf, zum einen das exzessive Verwenden des Wortes „privat“, das suggeriert das hier etwas völlig anderes abläuft als bisher. Als ob die bisherigen Raumfahrzeuge der USA vom Staat und nicht Grumman, McDonnell und Rockwell entwickelt wurden, selbst dann wäre wohl „kommerziell“ besser gewesen, denn ein Privatunternehmen ist nicht mal SpaceX, bei dem gibt es auch Beteiligungen von Fonds. Besonders pikant: Nach dem Einband seiner Bücher arbeitet Reichl selbst bei einem multinationalen Raumfahrtkonzern. Der scheint wohl auch nicht privat zu sein. Continue reading „Grundproblem Perspektivenlosigkeit“

SpaceX und die bemannte Raumfahrt

Heute will ich weitere Passagen meines Mailwechsels mit Leon Kums veröffentlichen. Wir kamen irgendwann einmal zu dem Thema bemannte Raumfahrt. Kums schreibt über die Entstehung der Dragon. Die vorherigen Teile finden sie hier und hier.

„Die Dragon ist sicher Elon Lieblingskind. Er hat ja mal angekündigt dass er zum Mars will und die Trägerraketen sind zwar eine Möglichkeit Geld zu verdienen und auch die Transportkosten zu reduzieren, doch dazu braucht man ein bemanntes Raumfahrzeug. Die Dragon entstand ursprünglich als unbemanntes Labor, inzwischen heißen diese Mission dafür ja „Dragonlab“. Die Idee war es, eine Konkurrenz zur russischen Foton zu etablieren und auch zur Forschung an Bord der ISS. Geplant war ein Start auf der Falcon V. Doch als wir erste Analysen machten, war klar, dass diese Rakete nicht die Kapsel in den Orbit bringen könnte und wir planten die Falcon 9. Wahrscheinlich wäre die Dragon längst eingestellt worden, wenn nicht wenige Monate nach Projektbeginn die NASA die COTS Ausschreibung herausgab. Da traf es sich gut das wir ein Design in Petto hatten und so konnten wir auch die Ausschreibung gewinnen. Continue reading „SpaceX und die bemannte Raumfahrt“

Der Fehler im System

Ich habe in der letzten Woche nach längerer Überlegung wieder einen neuen Aufsatz in der Reihe „technische Spinnereien“ fertiggestellt, diesmal über ein neues Konzept für eine modulare Rakete. Es ist etwas zu lang für den Blog, daher der Link zur Website für alle die es interessiert. Als nächstes wollte ich mir mal Gedanken machen über eine unbemannte Raumstation. An und für sich ist das ja schon ein Widerspruch in sich. Wenn man die medizinische Forschung am Menschen ausnimmt, bleibt noch die Erforschung von Pflanzen und Bakterien, die heute auf der ISS keine große Rolle spielt und die Materialforschungssparte, die heute das zweitwichtigste Forschungsgebiet auf der ISS ist.

Für einen effektiven Betrieb müssen in beiden Fällen vorbereitete Probenbehälter ausgetauscht werden. Mir fiel dann ein, dass ein Roboter es in der Schwerelosigkeit viel einfach hätte als auf der Erde. Er ist auf der Erde nur beschränkt mobil, könnte in der Schwerelosigkeit aber sich z.B. mit Druckgas durch den dreidimensionalen Raum bewegen. Damit wären Proben austauschbar und in einem unbemannten Versorger wie der Dragon zur Erde zurückzubringen bzw. neue von dort zu holen. Die Überwachung ginge über Kameras und 24-Stunden-Bodenpersonal sogar effektiver als heute auf der ISS. Dann kam ich auf die Frage die Reparatur, die sich immer wieder stellt und die ja auch immer als Vorteil einer bemannten Station gepriesen wird. Zuggegeben ist hier der Mensch einem Roboter noch überlegen. Ich dachte dann zuerst an modulare Einheiten die man komplett auswechselt, anstatt Einzelteile zu reparieren. Da fiel mir was ein:

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Mein Senf zu Franks Blogeintrag

Etwas spät (was primär daran liegt, dass ich die Blogs für mehrere Tage im Voraus schreibe, wenn mir was einfällt). Heute mein Kommentar zum Eintrag von Frank. (Nebenbei: bald wird es lustig wenn Doppelnamen auftauchen: Wir haben nur unter den Dauerkommentierern schon drei Franks und  zwei Arne, allerdings nur je einer nicht unter Pseudonym).

Also das Thema bemannte Raumfahrt hat viele Aspekte. Ich halte wenig davon, grundsätzliche philosophische Aspekte da rein zu bringen wie das Zitat von St. Exupery (beliebt ist auch das von Ziolkowski mit der Wiege der Menschheit). Mal abgesehen davon, dass auch Prominente nicht immer recht haben bleibt ja noch die Übertragbarkeit der Zitate auf die Raumfahrt. Genauso wenig macht es Sinn Forschungsreisen oder Eroberungszüge früherer Jahrhunderte auf die heutige Situation zu übertragen, wobei ich aber wette das in den Diskussionen jemand diese Argumente bringen wird und es dann schnell off-toipic wird.

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Was will der Mensch im Weltraum?

Heute wieder ein Gastbeitrag von Frank. Damit ihr ihn auch würdigen könnt gibt es neues von mir (von der Dragon Kapsel – Teil 2) erst am Donnerstag.

Bei der Betrachtung bemannter oder unbemannter Missionen ist doch die zentrale Frage, was will der Mensch im Weltraum, also Sinn und Zweck des ganzen Tuns.

In den Anfängen war es ganz logisch, dass Menschen zum Mond, vielleicht zum Mars und sonst wohin verbracht werden müssten. Mit Jack Schmitt, dem ersten Wissenschaftsastronauten überhaupt, gelangte der erste Geologe auf den Mond. Die Erkenntnisse von Apollo 17 gelten als bahnbrechend und seien ohne sein geologisches Wissen nicht möglich gewesen. Aber das war vor 40 Jahren! Continue reading „Was will der Mensch im Weltraum?“