Macht es beim ersten Mal richtig!

Den Aufhänger für mein heutiges Thema liefert mir folgende Meldung: Germany trades P120 booster production for Ariane 6 turbo pumps, upper stage carbon fiber research. Als die Ariane 6 beschlossen wurde, ging es wie immer um die Verteilung der Mittel. Wir haben in Europa das Prinzip des geografischen Rückflusses, wonach wenn ein Land eine bestimmte Summe für ein Projekt aufwendet, es in etwa die gleiche Summe an Aufträgen erhält, man also nicht nur Nettoeinzahler ist. Das ging bisher ganz gut, man musste eben für jedes Land etwas finden, was es machen kann. Deutschland hat zum Beispiel bei Ariane 1-4 nicht viel entwickelt, bekam aber Aufträge für die Triebwerktests – auch das Vulcain und Vinci werden im deutschen Testzentrum n Lampoldshausen getestet und vor allem für die Integration der Stufen, man hat also zusammengebaut was andere entwickelt und produziert haben, so die zweite Stufe und die PAL-Booster bei Ariane 4. Bei Ariane 5 waren es die Boostergehäuse, die aus Edelstahl waren und daher sehr gut in die Fähigkeiten von MAN als Maschinenhersteller passten und die zweite Stufe, diesmal sogar mit selbst entwickeltem Triebwerk, dazu verschiedene Strukturen wie die von der VEB. Continue reading „Macht es beim ersten Mal richtig!“

Meine Alternative zu 20% mehr Nutzlast durch LOX/Methan

Aaron Kurz hat ja eine kleine Diskussion entfacht ob man wegen 20% mehr Nutzlast (bei gleicher Startmasse) eine neue Rakete konstruieren soll. Ich bin der Meinung wie die meisten: es lohnt sich nicht und zwar, weil die Entwicklungskosten einer Rakete so hoch sind. Selbst wenn wir SpaceX als Beispiel, das es deutlich billiger geht, nehmen: Die Falcon 9 kostete bis zur ersten Version 600 Millionen Dollar Entwicklungskosten. Seitdem hat man sie noch zweimal gestreckt und die Triebwerke getunt. Das hat sicher auch Geld gekostet. Vier Flüge (die ersten beiden der Falcon 9 und jeweils der erste der v1.1 und 1.2) waren Qualifikationsflüge wo man nur in zwei Fällen Geld bekam und das war nicht viel (Cassiope brachte 10 Millionen Dollar ein, Orbcomm zahlt für zwei Starts 42 Millionen Dollar). So ist es sicher nicht abwegig 1 Milliarde Dollar als Entwicklungskosten bis zur V1.2 anzusetzen. Lockheed Martin hat in den letzten Jahren zwischen 10 und 15% des Umsatzes als Gewinn verbuchen können (von SpaceX gibt, es da nicht börsennotiert ist, keine verpflichtend veröffentlichten Angaben). Übertragen wir das auf SpaceX und nehmen 15% Gewinn am Umsatz als höhere Zahl so macht der Konzern pro Falcon 9 Start (61,2 Millionen Dollar) 9,18 Millionen Dollar Gewinn. Die Firma müsste also 109 Falcon 9 starten (1000 / 9,18 Millionen) bis sie die Entwicklungskosten wieder hereinbekommt – und dies ohne Berücksichtigung von Verzinsung, die ein privates Unternehmen bei einem Kredit bezahlen müsste bzw. die es erhalten würde wenn es das Geld nicht für die Entwicklung ausgibt sondern anlegt. Bei staatlichen Entwicklungen ist das Verhältnis noch viel schlechter. Heute geht der Trend daher nicht dahin die Nutzlast zu steigern, sondern die Startkosten zu senken. Ariane 6 hat ja keine höhere Nutzlast als Ariane 5 aber sie soll eben preiswerter in der Herstellung sein.

So aber nun zum eigentlichen heutigen Thema. Ich lasse mich mal auf die Argumentation ein: „20% mehr Nutzlast sind ein berechtigter Grund eine neue Technologie einzuführen“ und will zeigen, dass dies auch einfacher geht indem ich nur eine einzige Stufe leicht umrüste. Wer es spannend liebt, wartet nun bis er den Artikel ganz aufmacht und überlegt was ich meinen könnte… Continue reading „Meine Alternative zu 20% mehr Nutzlast durch LOX/Methan“

Die ESC-A/B und moderne Technik

Niels hat mich in einer Mail gefragt, warum ich seine Oberstufe mit 30,35 / 4,35 t Masse für zu leicht erachte. Nun Niels hat den „Fehler“ gemacht, sich an Oberstufen aus aller Welt zu orientieren. Die ESC-A/B werden aber nicht wie z.b. die EPC oder H10 Oberstufe von Astrium in Frankreich, sondern von Astrium Bremen gefertigt und die haben sehr schwere Oberstufen konstruiert. Die ESC A wiegt 4,545 kg trocken bei 14,6 t Treibstoffzuladung. Für die ESC B werden 6-6,25 t trocken bei 27,5 bis 28 t Treibstoffzuladung genannt. Bei der ESC-A kommt noch die 0,95 t schwere VEB dazu, bei der ESC-B soll diese integriert sein. Continue reading „Die ESC-A/B und moderne Technik“

Galileo: Musste es die Sojus sein?

Nun war der Jungfernflug der Sojus 2K (K für Kourou) vom CSG aus. Und in allen Nachrichten wurde das gefeiert. Thomas Reiter antwortete in einem Interview, dass die Ariane nicht zum Einsatz gekommen ist, weil dort vier der Satelliten auf einmal gestartet würden, was zu viele auf einmal wären. Eine Argumentation die ich nicht nachvollziehen kann, schließlich liegt man im Zeitplan zurück und die Chinesen bauen auch ihr System auf – es gibt ein Wettrennen, da beide Systeme dasselbe Frequenzband nutzen und bei Störungen wohl der nachgeben muss der noch kein operationelles System hat. Continue reading „Galileo: Musste es die Sojus sein?“

Zurück an die Zeichenbretter!

Nun hat es auch die ESA gemerkt: Die ESC-B Stufe ist zu schwer. Ich habe das im Blog schon mal thematisiert: Die ESC-B ist wie die ESC-A viel zu schwer, sprich hat eine im Vergleich zum  zugeladenen Treibstoff zu hohe Trockenmasse. Während man das bei der ESC-A noch tolerieren konnte (sie war ja mal als Lückenbüßer gedacht, weil die ESC-B Entwicklung einige Jahre dauert. So war 1998 geplant 2001 die ESC-A einzuführen und sie dann 2006 durch die ESC-B zu ersetzen) halte ich es bei der ESC-B für nicht tolerierbar.

Die Trockenmasse muss Astrium so unangenehm sein, dass ich wirklich ziemlich lange im Webs suchen musste bis ich sie fand. Ach ja, auf Anfragen haben sie auch nicht geantwortet. Nun scheint das auch der ESA aufgefallen sein. Nun will man erst mal neu überlegen.

Hallo geht’s noch? Bei Ariane lief schon in den letzten Jahren einiges schief. Zum einen waren die bisherigen Pläne für den Ausbau recht teuer, verglichen mit dem Performancesprung, die sie gebracht haben. Da macht nun auch die ESC-B keine Ausnahme. Nach den Plänen die 2001 beschlossen wurde sollte sie mal 700 Millionen Euro kosten und in 5 Jahren fertig sein. Nun sind es schon 2 Milliarden Euro und von 2017 ist die Rede – die Ariane 5 ME ist ja nichts anderes als eine umettikettierte Ariane 5 ESC-B (keine andere Veränderung ist geplant). Continue reading „Zurück an die Zeichenbretter!“