Sport, Kommerz und Moral

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Bald beginnt ja die Fußball-WM in Katar, in der Kritik war sie von Anfang an. Das man die Fussball-WM in diesen Staat nicht vergibt, dafür gibt es gleich drei gute Gründe: Die Menschenrechtssituation, die Tatsache das es dort viel zu heiß für eine WM ist und – die Situation der Arbeiter dort.

Ich fange mal mit dem letzten an, auch weil dieser Punkt für mich am unverständlichsten ist. Katar ist wie die anderen Staaten um den persischen Golf die große Öl- und Gasvorkommen haben enorm reich. Damit die absolute Monarchie nicht gefährdet wird, wird viel von dem Einkommen wieder an die Bevölkerung zurückgegeben, allerdings nur die mit katarischer Staatsbürgerschaft und die sind schon lange in der Minderheit. Denn die ganze Arbeit erledigen Fremdarbeiter. Warum man die nicht anständig bezahlt, während man für die Polizei als Dienstwagen Luxussportwagen von Lamborghini, Ferrari und Jaguar anschafft und Milliarden in künstlerische Inseln investiert ist mir ein Rätsel. Dass Geld dazu hätten sie ja. Aber es ist wohl eine Folge des „Mr. Scrooge“ oder „Dagobert Duck“ Prinzips, zumindest nenne ich es so: je reicher einer ist desto geiziger und moralisch verkommener wird er. Die Erkenntnis ist nicht neu. Bei uns gibt es ein Sprichwort: „Bei den Armen kann man das Kochen lernen und bei den Reichen das Sparen“. Continue reading „Sport, Kommerz und Moral“

Sportförderung mal anders

Die olympischen Winterspiele sind ja vorbei und die Medaillenausbeute stimmt glaub ich auch, wenn es auch einige Überraschungen (positiv und negativ) gab. Aber ich weiß schon wie man in zwei Jahren wieder meckert wenn es bei den Sommerspielen wieder mau aussieht. Warum ist dem so. Es ist schlicht und einfach zu erklären: Wer bei Olympia und Weltmeisterschaften erfolgreich sein will, muss über Jahre hinweg trainieren und dies über viele Stunden pro Woche. Während dieser Zeit kommen Ausbildung und Beruf zu kurz. Hochleistungssport und berufliche Karriere schließen sich weitgehend aus. Was ist der Lohn dafür? Nur wenige Olympioniken können selbst beim Gewinn von Medaillen später mit Einnahmen aus Werbung oder mit einer Karriere als Sportreporter rechnen. Das klappt bei Skispringern oder Leichtathleten. Doch wer interessiert sich für Kunstschützen, Turmspringer oder die vielen anderen olympischen Disziplinen?

Daher mal eine meiner Ideen nun zur Sportförderung: Man kombiniere Kapitalismus mit Kommunismus! Kapitalismus: Ich denke man kann mehr Leute dazu bewegen, eine Sportart die sie gerne als Hobby betrieben, „beruflich“ zu betreiben (im Sinne von Vollzeit), wenn sie dadurch keine Nachteile erleiden. Also, solange sie dies tun ein Einkommen haben, dass zumindest dem eines Durchschnittsverdieners entspricht. Für die die bei internationalen Wettbewerben erfolgreich sind und Medaillen gewinnen, sollte es als Ansporn für Gold Medaillen eine (einmalige) zusätzliche Absicherung über 10 Jahre nach Aufgabe der Sportkarriere und für Silber und Bronze 5 bzw. 3 Jahre. Also praktisch ein Gehalt nach Ende der Sportkarriere. Genug zeit sich ein neues Standbein aufzubauen. Continue reading „Sportförderung mal anders“

China und die Menschen

Offensichtlich hat Präjudix in seinem Kommentar etwas falsch verstanden. Es geht nicht um die Sicherheit von chinesischen Trägerraketen. Es geht bei einem kommerziellen Unternehmen sicher auch um Geld in Form von Startkosten, es geht aber auch um Vertrauen und Offenheit. Es ist in der Raumfahrt im Westen Usus, dass ein Fehlstart aufgeklärt wird und das Ergebnis veröffentlicht wird. Mag sein, das die Hersteller des Satelliten (die heute auch als Komplettanbieter auftreten und so Kunde der "China Great Wall Launch Services" (CGWLS) sind von dem Ergebnis informiert wurden. Die Öffentlichkeit wurde es nicht. Das isst nicht vertrauenserweckend. Weder für die Allgemeinheit, noch für andere Kunden.

Bei mindestens einem Satelliten gab es damals keine Aufklärung der Ursache, in der ersten Stellungnahme behauptete China den Satelliten ordnungsgemäß in den Orbit gebracht zu haben. Wenn er nicht funktioniere so läge es nicht an Ihnen. Spätere Auswertungen zeigten, dass die Oberstufe explodiert war und nie einen Orbit erreichte.

Beim Fehlstart von Intelsat 708 am 14.2.1996 starben nach offiziellen Angaben 6 Personen, 52 wurden schwer verletzt. Ingenieure die für die Startvorbereitungen anwesend haben, schätzten angesichts der Zerstörung des Dorfes in dem die Rakete einschlug die tatsächliche Zahl an Toten auf mehr als 100 bis etwa 500. Das Video das dabei gedreht wurde, scheint dies eher zu belegen, denn das Dorf sieht aus wie Dresden nach einem Bombenangriff.

Die Übertragung des chinesischen Fernsehens wurde abgebrochen als die Rakete sich zu neigen begann. Die Videoaufnahmen nach einigen Sekunden stammen von den Ingenieuren und die aufnahmen des Dorfes gingen nur aus dem Autos aus. Austeigen war verboten. Heute erfolgen alle Übertragungen von Starts wie die von Chang E‘-1 mit einigen Minuten Zeitverzögerung. ein System, das man auch bei der Ankunft des olympischen Fackellaufs in Peking anwendete.

Dies widerspricht unseren Vorstellungen von Offenheit und Umgang miteinander. Kunden wollen wissen was passiert. Vor allem aber hinterlässt es einen sehr negativen Eindruck über den Geschäftspartner. Die Öffentlichkeit kann man gerne beeindrucken indem man nachgebaute Sojus Raumschiffe startet und erst nachdem sie den Orbit erreicht haben den Start bekannt gibt, wer sich auskennt, den kann man nicht damit beeindrucken. Für mich als Berichterstatter fällt mehr auf, dass es kaum Daten über die Satelliten gibt. Ich habe das bemerkt als ich nach Daten über Chang E‘-1 suchte. Welchen Sinn macht eine Forschungsmission wenn man nichts über sie veröffentlicht? Sammeln die KP Vorsitzenden denn Mondbilder?

Doch das ist ein Randproblem was wichtig ist für Raumfahrt interessierte ist. Das grundlegende Problem ist, das ein Menschenleben in China nichts gilt. Das Startgelände Xichang liegt in einem landwirtschaftlich genutzten Gelände, mit Dörfern rund um die Startrampen. Deswegen gab es ja auch so viele Tote beim Fehlstart von INTELSAT 708. Selbst in der Sowjetunion liegen die Weltraumbahnhöfe in weitestgehend unbewohnten Gebieten, trotzdem sind z.B. In Baikonur nur bestimmte Azimute möglich.

Raumfahrer nehmen bewusst Risiken auf sich, sie mit Opfern unter Zivilisten zu vergleichen ist sollte man eigentlich wissen. wer trotzdem anfängt die toten Zivilisten gegen tote Astronauten aufzurechnen handelt im besten Fall unwissend. Das ganze hat auch nichts mit der Zivilisation an und für sich zu tun, sondern viel mehr mit der Regierung, der ihre eigenen Bürger nicht viel bedeuten. In China gibt es in vielen Bereichen nicht einmal grundlegende Sicherheitsmaßnahmen für Leib und Leben.  80 % der tödlichen Unfälle im kohlebergbau geschehen in China, mindestens 20.000 Tote pro Jahr. Für den Dreischluchten-Staudamm, der wahrscheinlich eine ökologische Katastrophe für die ganze Region ist wurden Hundertausende Zwangsumgesiedelt. Das sind alles aktuelle Ereignisse. Nur weil China derzeit ein hofierter Handelspartner ist,. bin ich nicht bereit beide Augen zuzudrücken und dieses menschenverachtende, diktatorische Regime von der Kritik auszunehmen. Präjudix  kann sich schon einmal auf meine Kommentare zu Olympia 2008 freuen. Anders als in China, wo Zensur herscht und sogar die Suchergebnisse von Google gefiltert werden, herrscht bei uns ja noch Meinungsfreiheit. (Auch wenn Schäuble einen Überwachungsstaat einführen will. Er kann sich ja mal in China erkundigen wie man das am besten macht).

Kann mir eigentlich Präjudix erklären, warum die Booster der Langen Marsch 2E und 2F dieselben technischen Daten wie die der Ariane 4 haben? Auch dies mag ein Grund für ausbleibende Aufträge sein. Deutsche Unternehmen die in China produziert haben sind nicht umsonst bald wieder zurück gekommen, denn nach kurzer Zeit fanden sich ihre Produkte als Billigplagiate auf dem Markt wieder. Das in China Raubkopien von Software die Regel sind und nicht durch die Legislative verfolgt werden, ist inzwischen auch vielen bekannt.