Die fehlende Story

Ich bin gerade bei den Endkorrekturen des neuesten Buchs mit dem Titel: „Curiosity und Phobos Grunt – die neuesten Marssonden“. Insgesamt ist es recht ordentlich geworden, obwohl sich das Buch-Pech fortgesetzt hat. Wie schon beim letzten Buch musste ein Korekturlesern abbrechen, weil er beruflich stark eingespannt ist – die Aufgabe ist ja eine ehrenamtliche und die meisten haben ja noch einen Beruf oder so was wie ein Privatleben. Es ist also nur eineinhalb mal korrekturgelesen. Daneben gab es Verzögerungen, nicht nur bei den Korrektoren sondern auch bei mir. Es hat sich zwar noch jemand gemeldet, aber irgendwie will ich es nach einem Jahr nun endlich vom Tisch haben.

Das Hauptpech ist natürlich dass die eine Hälfte des Sondenpaars seit 7 Monaten auf dem Grund des Pazifiks ist. Ich habe zeitweise überlegt den Teil rauszuschmeißen, aber weil es dann doch nicht so viel vom Inhalt ausmacht (etwa 90 Seiten), habe ich es drin gelassen. Continue reading „Die fehlende Story“

Phobos Grunt – die Nachlese

Nun ist der Untersuchungsbericht raus, genauer gesagt, schon seit fast zwei Monaten. Doch da er nur in russsich herauskam habe ich mal abgewartet was andere über ihn schreiben und wie sie ihn beurteilen, auch weil die Nomenklatur der Kürzel es fast unmöglich macht mit einer einfachen Übersetzung zu arbeiten. Zeit also den Fehlschlag zu analysieren. Der Bericht der Untersuchungskommission, der schon im Februar vorlag, führt als primäre Ursache den simultanen Reboot von zwei „Arbeitskanälen“ (Elektronikmodulen) des Bordcomputers aus. Verantwortlich für den Reboot waren aber Ausfälle von Elektronikkomponenten durch kosmische Strahlung, die wiederum nur möglich waren, weil nicht weltraumtaugliche Teile verwendet wurden. Es handelte sich im Detail um 512 K x 32 Bit SRAM-Chips des Typs WS512K32V20G2TM, die in beiden Platinen des Bordcomputers verbaut waren. Diese Chips sind nach  Steven McClure vom JPL, Schirmherr der Radiation Effects Group nicht strahlengehärtet. Es handelt sich um Chips mit höheren Grenzwerten gegenüber Temperatur und anderen Umgebungseinflüssen. Sie genügen der „Militärspezifikation“ für den Einsatz in Flugzeugen oder Lenkwaffen. Das bedeutet sie sind robuster als die herkömmlichen Exemplare, da sie auch bei sehr hohen und sehr tiefen Temperaturen funktionieren müssen. Sie sind auch etwas strahlentoleranter, da Flugzeuge in der Stratosphäre einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Sie sind allerdings nicht strahlengehärtet, also für den dauerhaften Einsatz im Weltraum vorgesehen. Der Einsatz wäre nach  Steven McClure noch tolerierbar für Kurzzeitmissionen von einigen Tagen Dauer, nicht jedoch für eine mehrjährige Marsmission. Continue reading „Phobos Grunt – die Nachlese“

Phobos-Grunt und die Misere der russischen Raumfahrt

Am 8.11.2011 um 21:16 mitteleuropäischer Zeit hob die Zenit mit der Raumsonde Phobos-Grunt ab. Die Zenit setzte die Raumsonde mitsamt der Fregat-Oberstufe auch in dem Orbit ab. Mit dem Erreichen des 207 x 346 km hohen Parkorbits war die Mission de Zenit beendet. Danach war Phobos-Grunt alleine für den weiteren Ablauf verantwortlich. Die Integration der Fregatoberstufe in die Raumsonde ermöglichte zwar den leichten Umzug von der Sojus auf die Zenit, aber damit war nun auch die Raumsonde für die Zündung der Fregat zuständig und dies rächte sich nun. Die erste Zündung sollte nach 1,7 Umläufen um 23:55 erfolgen. 10 Minuten lang sollte das Haupttriebwerk der Fregat arbeiten. Danach hat sie en Treibstoff des Zusatztanks verbraucht, welche diese Version von der Oberstufe der Sojus unterscheidet. Dieser Zusatztank ist dann überflüssig und sollte um Gewicht sparen zu können dann abgeworfen werden. Diese erste Zündung sollte Fobos-Grunt auf eine elliptische Erdumlaufbahn von 250 bis 4150 km Höhe bringen. Die zweite Zündung die nun 18 Minuten dauert, erfolgt einen Umlauf später. Nach den Plänen um 2:02 am 9.11.2011. Sie sollte die Raumsonde auf einen Fluchtkurs bringen.

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Ein Nachruf auf Phobos-Grunt

Am Montag schloss sich das Startfenster für Phobos Grunt. Inzwischen gibt es auch inoffizielle Verlautbarungen, dass die Mission gescheitert sei. Ich habe mich mit der Kommentierung zurückgehalten, weil ich das noch abwarten wollte, schließlich war lange Zeit nichts genaues zu erfahren, was allerdings meist ein schlechtes Zeichen ist. Wenige Tage nach dem Start verlautbarte nur, dass die Raumsonde im Erdorbit aktiv sei und funktionsfähig, nur eben nicht die Triebwerke zünden könnte. alle Kontaktversuche scheiterten bisher. Continue reading „Ein Nachruf auf Phobos-Grunt“

Summer of the eighties

So heißt eine Reihe die jetzt in Arte zu Ende ging. Es gab einige Filme aus den Achtzigern, aber vor allem viel Musik. Mal als Dokumentation, mal als aufgezeichnetes Konzert. Das erinnert mich an meinen Radiosender SWR1 (ich höre nur diesen und wechsele nie). Einer ihrer Slogans ist „Die größten Hits aus den Achtzigern“. Ich meinte das liegt vielleicht daran, dass der Sender als Publikum Leute anspricht, die in den Achtzigern jung waren so wie ich. Also alles zwischen 35 und 50. Da er aber nach verschiedenen Meldungen der Sender seit Jahren mehr und mehr Hörer bekommt, kann das nicht sein, denn die Gruppe wird ja nicht größer.

Beides zusammen bringt mich zu meinem heutigen Blog: Ist die Musik der 80 er besser als die heutige? Nun zum einen ist das eine sehr subjektive Sache. Ich vertrete die Meinung dass jeder in seinem Musikgeschmack sehr stark geprägt wird, von dem was er in seiner Jugend hört. Anders kann man sicher nicht meine Vorliebe für NDW Musik erklären, die teilweise recht blöd ist. Aber versuchen wir es mal nüchterner zu sehen: Die 80 er waren ein relativ ruhiges Jahrzehnt. Es gab zwar viele Stilrichtungen, aber sie waren noch nicht so extrem ausgeprägt wie heute. Rap und Hip-Hop haben ihre Ursprünge in den 80 ern, aber die damalige Musik war noch tanzbarer als heute. Die 70 er waren experimentierfreudiger, in den 90 ern begann meiner Meinung nach mehr Musikstile eigenständig und u Mainstreams zu werden, die in den 80 ern aufkamen wie eben Techno oder Hip Hop. Vor allem aber – und das denke ich ist das Geheimnis – waren die 80 er das Jahrzehnts der Popmusik. Popmusik ist populäre Musik, tanzbare Musik, gute Laune Musik. Sie ist damit massentauglich. Rock ist fetziger, aber das will nicht jeder hören. Nur eine Minderheit kann sich an Techno oder Sprechgesang oder rein elektronischer Musik erfreuen und selbst die so beleibten Balladen sind nicht für jeden etwas.

aber natürlich hat sich auch vieles im Musikgeschäft getan. Mit dem Aufkommen der Videos ist vieles optischer geworden. Ich glaube heute würde Freddie Mercury mit seinem Pferdegebiss wohl keinen Plattenvertrag mehr bekommen. Wenn ich mal sehe was so an Gruppen sich heute herumtummeln, dann kommt es mehr auf gutes Aussehen, als gute Musik an. Vor allem scheinen die Einfälle aus gegangen zu sein. Denn ich stelle immer wieder fest dass neue Hits Cover Versionen alter sind. Dabei sind die neuen Versionen nicht unbedingt besser.

Okay Cover Versionen gab es schon in den 80 ern, nur da waren sie noch besser als das Original. Mal vergleiche einmal:

und David Bowie / Mick Jagger (Leider nicht eingebettet verfügbar).. Ach ja Mick Jagger würde wohl heute bei seinem Aussehen wohl auch keinen Plattenvertrag mehr bekommen. Auch bei Bowie bin ich mir nicht ganz sicher. Man achte auch auf die geschmacksvolle 80 er Jahre Kleidung (ja auch ich habe mal T-Shirts in den Farben hellgelb, Türkis und mint getragen).

Dann hat Südkorea seinen ersten Satelliten gestartet, der allerdings nicht den Orbit erreichte. Mich erstaunt an diesem zwei Dinge. Ich habe zum einen nichts von internationalen Protesten gehört, weil Südkorea wie Nordkorea nach einem UN Beschluss keine Langstreckenraketen testen darf. Beim nordkoreanischen Start, der zwei Wochen vorher als Satellitenstart angekündigt und bei der internationalen Flugsicherheitsbehörde angemeldet wurde gab es diese noch. Wird da etwas mit zweierlei Maß gemessen? Nun ich denke wir werden noch einen nordkoreanischen Start sehen, denn das Rennen ist ja nun wieder offen, nachdem der Start der KSLV scheiterte weil sich die Nutzlastverkleidung nicht ganz löste.

Das zweite was ich erstaunlich finde, ist dass der Start möglich war. Die erste Stufe ist weitgehend identisch mit dem URM der Angara. Während diese aber frühestens in 2-3 Jahren fliegen soll ist die KSLV startbereit. Ich weiß nicht woran es liegt an den 200 Millionen Dollar die Südkorea für die Entwicklung zahlt oder an dem RD-151. Wenn es das erst ist, also Russlands Wirtschaft so am Boden ist, dass nicht mal 200 Millionen für die Angara URM Entwicklung zur Verfügung stehen (denn sonst gäbe es sicher auch diese schon), dann zeigt dass doch sehr den Stand Russlands bei der Raumfahrt. Wenn es am RD-151 liegt (über das Triebwerk gibt es praktisch keine Daten, ich vermute es ist eine RD-191 Version mit geringerem Brennkammerdruck und daher etwa 20 % geringerem Schub), dann frage ich mich warum Südkorea eine eigene Lösung will, zumal das RD-191 mit mehr Schub größere Oberstufen zulassen würde. Der verlorene Satellit wog nur 100 kg und das bei über 100 t Startmasse. Da läge also noch Entwicklungspotential drin.

Die Frage dürfte sich bald klären: Im Oktober sollte nach zweijähriger Verzögerung Phobos-Grunt starten. Bisher gibt es nur wenige Infos zur Sonde. Was mich am meisten erstaunt ist das als Träger die Zenit-Fregat vorgesehen ist. Wenn sie zu groß für die Sojus ist, dann wäre die nächstliegende Wahl für Russland normalerweise die Proton, die Zenit muss als teilweise ukrainische Rakete teuer mit Devisen bezahlt werden und die politischen Beziehungen sind nicht die besten zu der Ukraine.